Originaltitel: Dollman__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1991__Regie: Albert Pyun__Darsteller: Tim Thomerson, Jackie Earle Haley, Kamala Lopez, Humberto Ortiz, Nicholas Guest, Judd Omen, Michael Halsey, Frank Doubleday, Frank Collison, Vincent Klyn, Samantha Phillips, Albert Pyun u.a. |
Oft dreht Albert Pyun ja einfach nur B-Action wie „Cyborg“ oder „Kickboxer 2“, doch teilweise gibt er sich begeistert den trashigeren Gefilden des billigen Ballerfilms hin wie im Falle von “Dollman”.
Schon die Vorstellung des Helden, der Pyun-typisch mal wieder Brick Bardo (Tim Thomerson) heißt, ist absolut schräg. In bester „Dirty Harry“-Manier geht der Spacecop Brick trotz Suspendierung gegen einen Geiselnehmer vor, der sich an fette Frauen gekettet hat, besiegt ihn, ohne einmal seine Megawumme abzufeuern, und wäscht dabei noch Wäsche. Da gucken Bürgermeister und Polizeichef sparsam, doch Brick Bardo ist die coolste Sau auf seinem Heimatplaneten Arturos.
Doch Sprug (Frank Collison), ein fliegender Kopf, der seinen Körper in mehreren Kämpfen gegen Brick verlor, will Brick töten und mittels Bombenterror aus der Regierung Geld pressen. Doch Brick befreit sich und verfolgt den Bösewicht bis zur Erde – Bruchlandung in der Bronx. Hier geht es genauso trashig-lustig weiter, denn Pyun zeigt die Kriminalität total übertrieben: Kriminelle rauben am helllichten Tag einen Laden aus, werden aber schon an der nächsten Ecke von einer anderen Gang niedergeknallt usw.
Brick will hier also Sprug aufhalten, doch hat ein Problem: Er ist auf der Erde nur 13 Inch groß. Er und Sprug geraten den Streit einer Gang und friedliebenden Bürgern, doch zum Glück kann des Dollmans Megawumme auch fieselige Subjekte in Menschengröße umpusten…
httpv://www.youtube.com/watch?v=sWN6aeXGMEY
“Dollman” ist nichts für Normalseher, hier sind hart gesottene Pyunfreunde gefragt, denn der hier ist eine echt schräge Angelegenheit. Pyun-Spezi Tim Thomerson („Nemesis“) spielt den klein geratenen Aggrocop aber mit viel Spaß, reißt Oneliner in großen Mengen und hat hier eine Rolle, die an seinen „Trancers“-Part erinnert (eine Reihe, die „Dollman“-Produzent Charles Band ebenfalls verantwortete). An Pyun-Regulars sind noch Nicholas Guest („Hetzjagd in St. Lucas“) als Polizeichef auf Arturos und Vincent Klyn („Cyborg Warriors“) als Gangmitglied dabei; beide haben aber nur sehr wenig Screentime. Die restlichen Darsteller hingegen sind kaum der Rede wert, selbst die Fieslinge und die weibliche Hauptdarstellerin nicht.
Den schrägen Witz offenbart “Dollman” vor allem in den Action- und Effektszenen, die bewusst übertrieben sind. Widersacher auf dem Planeten Arturos zerspringen bei einem Treffer in blutige Fetzen, der Dollman knallt ein ganzes menschliches Killerkommando aus Pseudogangstern über den Haufen und im Finale liefert er sich ein Gefecht mit der kompletten Gang. Die FX sind handgemacht und sehen trotz des geringen Budgets recht gut aus, auch wenn einige Ausnahmen hier die Regel bestätigen.
Mit dem kleinen Budget trickst Albert hier aber recht geschickt rum. Die rund drei Szenen, in denen man 13-Inch-Bardo und Menschen in einem Bild sieht, sind auch eher mau zusammengefügt, deshalb zeigt er den Dollman und die Menschen meist separat, was sogar recht gut funktioniert. Auch die Tatsache, dass hier mal wieder leere Fabrikhallen und Hinterhöfe als Hauptschauplätze herhalten müssen, nutzt Albert ganz gut aus.
Doch zum wahrhaft großen Trashvergnügen reicht es bei “Dollman” auch nicht, denn irgendwie hat Alberts Streifen zu wenig zu erzählen. Nur rund 72 Minuten Laufzeit ohne Abspann, davon zwei Minuten nur mit Weltall unterlegte Credits und eine recht lange Einleitung – da kann Pyuns Werk gar nicht so recht in Fahrt kommen. So besteht der Part auf der Erde nur aus ein paar Auseinandersetzungen, aber enttäuschend schnell sind alle Bösewichte platt. Da helfen auch nette Gags nichts, z.B. wenn die Nachbarn ob der Tatsache jubeln, dass Brick Bösewichte einfach über den Haufen ballert statt die Sache weniger rabiat zu lösen.
Recht spaßiger Trash ist “Dollman” dann schlussendlich auch geworden, sehr schräg, aber für Pyunfreunde ganz nett. Natürlich gibt es reichlich budgetbedingte Unzulänglichkeiten und kein vernünftiges Drehbuch, aber Pyun macht das Beste draus. Bei weitem nicht sein bester Film, aber er hat schon weitaus schlimmeren Schrott verbrochen.
Starke:
Während die ab 18 Jahren freigegebene Videofassung um zwei Szenen gekürzt war und eine gekürzte 16er-DVD von Starlight zirkuliert, hat ’84 Entertainment den Film hierzulande ungekürzt und ungeprüft auf DVD veröffentlicht, teilweise im Verbund mit anderen Charles-Band-Produktionen, die später in Crossovern wie “Dollman vs. Demonic Toys” mündeten. Das Bonusmaterial besteht aus einem Making of, Hintergrundinfos und Trailern.
© Nils Bothmann (McClane)
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Dollman in der “Full Moon Classic Selection Nr. 01”
Kleiner Mann, große Führungspersönlichkeit: „Dollman“ führt die neu ins Leben gerufene „Full Moon Classic Selection“ von Wicked Vision als neue Nr. 1 an.
Für einige Titel aus der Full-Moon-Schmiede wurde vorher bereits die „Full Moon Collection“ ins Leben gerufen, deren Präsentation (2-Disc Mediabook) nahezu identisch zur „Collector’s“-Serie ausfiel. Mit zunehmender Anzahl wuchs aber wohl die Erkenntnis, dass man nicht jeden Titel auf diese Art würde umsetzen können. Es soll zwar noch in diesem Jahr eine weitere Produktion aus Charles Bands Haus im Mediabook erscheinen, doch in der Zwischenzeit geht es schon mal im Plastikgehäuse weiter.
„Dollman“ erscheint als Single-Disc in einer transparenten Scanavo-Box, die wie schon beim gerade erschienenen „Graf Zaroff“ die Breite einer Standard-DVD-Hülle mit der höhe einer handelsüblichen Blu-ray-Amaray vereint. Das Original-Cover ist durch das Layout in einen dunkelgrauen Rahmen mit Leder-Optik eingefasst, der nun für alle Full-Moon-Standard-VÖs verwendet werden soll. Auf der Innenseite wartet jedoch ein Wendecover, auf dem das Artwork in voller Größe zur Geltung kommt. Ein FSK-Logo ist für den ab 16 Jahren freigegebenen Film erfreulicherweise auf keiner Seite zu finden, lediglich die Disc selbst hat einen FSK-Aufdruck.
Anders als bei „Graf Zaroff“ wird in dieser Reihe auf ein begleitendes Booklet verzichtet; auch eine zusätzliche DVD ist nicht dabei. Dennoch ist der Datenträger prall mit Extras gefüllt, die insgesamt eine noch längere Laufzeit aufweisen als der eigentliche Hauptfilm. Seit „Puppet Master II“ aus 1991 ließ Charles Band regelmäßig kleine Featurettes unter dem Namen „Videozone“ produzieren, in denen ein Blick hinter die Kulissen der Drehs geworfen werden konnte. Das Material zum vorliegenden Film ist unter dem Titel „Original VideoZone“ als 22-minütiges Feature verfügbar und wirkt wie eine Zeitreise zurück in die prä-digitalen Früh-90er, als Videos noch vom schmuddeligen 16mm-Look dominiert wurden. Im fast einstündigen Rohschnitt kann man sich dann die Interviews und B-Rolls mit den Beteiligten noch einmal in voller Länge anschauen, inklusive fehlgeschlagener Takes und witziger Improvisationen der Interviewten. Gerade Hauptdarsteller Tim Thomerson erweist sich als äußerst ironischer Geselle, aber auch vom stets übellaunig dreinschauenden Jackie Earle Haley hätte man nicht so viel Humor erwartet. Charles Band und Tim Thomerson trafen sich Jahre später noch einmal, um Spielzeugpuppen für die Sammler-Gemeinde auszutauschen. Dieses Treffen ist binnen knapp 6 Minuten ebenfalls dokumentiert.
Ein deutscher und englischer Trailer ist neben einer Bildergalerie natürlich auch enthalten – einmal in der unbearbeiteten Originalfassung, einmal in der restaurierten Version. Wer noch keine Gelegenheit hatte, in die schmuddeligen Vollbild-Fassungen zu schauen, die bislang in Deutschland veröffentlicht wurden, bekommt hier einen schönen Eindruck davon, welche Verbesserung die Blu-ray mit sich führt. Diese führt den Film nun endlich im breiten 1,78:1 und mit bestechender Bildqualität. Wie wichtig gerade bei diesem Film der Bildausschnitt ist, zeigt sich vor allem in jenen Sequenzen, in denen mit Größenverhältnissen gespielt wird, aber auch in den Szenen mit Frank Collison, der einen schwebenden Kopf spielt (dass der Schnitt beim Wechsel zwischen Collison und seinem animatronischen Modell nicht besonders überzeugend ausgefallen ist, dafür kann die Präsentation letztlich wenig).
Der Ton liegt in DTS-HD Master Audio 2.0 für Deutsch und Englisch vor, wobei letztere in manchen Momenten fast sogar 5.1-Räumlichkeit erzeugt. Der deutsche Ton ist naturgemäß etwas lauter bzw. dialoglastiger und weniger organisch ins Ambiente eingebunden.
Trotz der unscheinbaren, dadurch aber angenehm dezenten Verpackung verbirgt sich also eine Menge Material auf „Dollman“ in der „Classic Selection“-Ausgabe. Eigentlich trennt sie nur der nicht vorhandene Audiokommentar und das fehlende Booklet vom Status „Deluxe“.
© Sascha Ganser (Vince)
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