Originaltitel: Platoon Leader__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1988__Regie: Aaron Norris__Darsteller: Michael Dudikoff, Jesse Dabson, Michael DeLorenzo, Daniel Demorest, Dean Raphael Ferrandini, Rick Fitts, Brian Libby, Robert F. Lyons, Tony Pierce u.a. |
Würde man einen Actionfan bitten, möglichst objektiv zu sagen, welche Filme aus dem Oeuvre Michael Dudikoffs wirklich gut sind und sich beispielsweise auch für einen Otto-Normal-Seher eignen würden, würden wohl Titel fallen wie „American Fighter“ oder „Night Hunter“. Doch während diese beiden Streifen für den Massengeschmack eher schlecht gealtert sind, ist da noch ein Film, der durchaus Beachtung verdient hat. Einer, der aufgrund seiner Thematik eher zeitlos geraten ist und der in der Filmographie Dudikoffs einen durchaus interessanten „Ausrutscher“ darstellt. Die Rede ist von „Platoon Leader“. Ein untypischer Film für Dudikoff und gleichzeitig ein starker B-Film über den Vietnamkrieg, der sich seiner Thematik erstaunlich ernst nähert.
In selbigen geht es um Lt. Jeff Knight, versetzt zu der 173. Airborne, die in Vietnam ein Dorf bewacht, das in dieser Gegend das einzige darstellt, das nicht kommunistisch ist – und gerade deshalb dem Vietcong ein Dorn im Auge. „Schleudersitz“ wird dieser Posten auch genannt, verschleißt er doch die Menschen wie kein anderer. Knight, der als neuer Vorgesetzter anrückt, wird von den alten Hasen des Platoons nicht wirklich für voll genommen, weshalb er zunehmend fahriger und unbeholfener agiert. Bis es zu einem Unfall kommt, bei dem er schwer verletzt wird. Als er, wieder genesen, seinen Posten erneut antritt, beginnt er das Vertrauen und den Respekt der Männer zu gewinnen, muss selbst aber zunehmend feststellen, dass er und seine Männer auf verlorenem Posten kämpfen …
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Schon in den ersten Minuten wird klar, dass Regisseur Aaron Norris, Bruder von Chuck Norris und als Regisseur für einige von dessen Rumtata-Actionbrettern verantwortlich, diverse Ambitionen umtrieben und er keinen x-beliebigen Vietnamactioner zusammenschustern wollte. Denn er lässt diverse Möglichkeiten liegen, mal richtig Rambazamba zu machen und für Action im vietnamesischen Dschungel zu sorgen. Stattdessen gelingen ihm einige eindrucksvolle Szenen, in denen ein Trupp Vietcong sprichwörtlich an den Amerikanern vorbeirennt oder die Amerikaner ein ganzes Maisfeld abbrennen, um zwei flüchtige Vietcongs zu stoppen. Es verirren sich sogar Dialoge über den Sinn des Krieges in den Film und Pathos und Heldenkitsch verwehrt sich Norris obendrein. Das dürfte auch ein Verdienst der Vorlage sein: Das 1985 erschienene Buch „Platoon Leader“ von James R. McDonough, in dem dieser von seinen Erfahrungen in Vietnam berichtete und auch Themen wie Ethik und Moral zu Zeiten des Krieges nicht ausklammerte. Und man spürt „Platoon Leader“ an, dass er respektvoll mit der Vorlage umzugehen versucht. Mal abgesehen von der Musik zum Film, die zwar ein wirklich tolles, düsteres Thema an Bord hat, ansonsten aber mit seinem seltsamen und inflationär oft eingespielten Hauptthema fast ein wenig die Grundaussage des Filmes konterkariert.
Zudem kommt „Platoon Leader“ um diverse Klischees einfach nicht herum. Das Greenhorn, das in eine bestehende Truppe eindringt und sich deren Respekt erkämpfen muss. Die Einheit, die aus dem harten Hund, dem Quotenschwarzen und –latino, dem Feingeist, dem Drogenabhängigen und dem gebrochenen Krieger besteht und die ungehörten Hilferufe an die obersten Befehlshaber, die mit Durchhalteparolen antworten. Doch die altbekannten Klischees funktionieren hier ganz gut, sorgen für Involvement, und vor allem der bunte Haufen an Charakteren weiß zu gefallen, was auch daran liegt, dass sie von sehr unverbrauchten, eher unbekannten, aber sehr charismatischen Gesichtern gegeben werden. Und mittendrin Michael Dudikoff, dem sein Bubiimage in diesem Film so gut steht, wie in keinem anderen davor und danach. Denn das Greenhorn nimmt man ihm unbesehen ab und obwohl ihn das Drehbuch im weiteren Verlauf härter werden lässt, bewahrt sich Jeff Knight ein Stück weit seinen jugendlichen Leichtsinn. Und nichts könnte Dudikoff mehr entgegen kommen, als das. Leider hatte der sympathische Mime nie wieder solch ein stilsicheres Händchen bei seiner Rollenauswahl …
Außerdem darf Michael Dudikoff hier auch nichts von dem machen, was seinen Ruhm einst begründete: Kein Kick, keine einzige Keilerei. Stattdessen gibt es vor allem im letzten Drittel extrem ausladende Actionscharmützel, in denen die Großkaliber sprechen und in denen der Dschungel ordentlich gerodet wird. Die Action inszeniert Norris zupackend und geradlinig, mit den notwendigen Härten, um zu illustrieren, dass dort in Vietnam kein sauberer Krieg gekämpft, sondern blutigste verreckt wurde. Was nicht nur für die Soldaten beider Lager sondern auch und vor allem für die Zivilbevölkerung galt. Und selbst in der harten Action ist in „Platoon Leader“ kein Raum für den typischen Rechtsaußenmist der Traumfabrik, bei dem im Nachhinein auf der großen Leinwand Kriege gewonnen werden, die eigentlich einst verloren wurden. Ganz im Gegenteil, denn „Platoon Leader“ verwehrt dem Zuschauer ein echtes Happy End und endet, wie er begann: Mit militärischer, eher stumpfsinniger Routine und Befehlsausführerei an einem Ort, der für den Ausgang des Krieges niemals wichtig sein wird, aber vor allem aus Imagegründen gehalten werden muss …
Und genau hier ähnelt „Platoon Leader“ sehr stark dem ein Jahr vorher entstandenen Antikriegsfilm „Hamburger Hill“, in dem auch ganze Heerscharen von Soldaten aufgerieben wurden, um einen strategisch eher unwichtigen Punkt auf der Landkarte zu erobern. Die tragischen Dimensionen und auch die emotionale Wucht vom besser budgetierten „Hamburger Hill“ erreicht „Platoon Leader“ freilich nie, schlägt sich aber im Rahmen seiner Möglichkeiten mehr als beachtlich! Das liegt auch an der ungemein dichten Atmosphäre, die der Film mit der Ankunft im vietnamesischen Dschungel aufbaut und die er auch nicht wieder aufgibt. Auch der Verzicht auf die üblichen Heldentode und das gewohnte pathetische Gelaber weiß zu gefallen, von der geradlinig und sauber inszenierten Action ganz zu schweigen. Da verzeiht man nur zu gerne ein paar sattsam bekannte Klischees. Einer von Dudikoffs besten Streifen und einer der besten B-Streifen zum Thema Vietnam überhaupt …
Die unlängst endlich erschienene deutsche DVD kommt von Infopictures, wird über Ascot Elite vertrieben und weist eine solide Bildqualität und einen annehmbaren Ton auf. Die FSK 16 freigegebene DVD ist ungeschnitten und hat das kultige VHS Cover als Wendecover dabei, das schon klar machte, worauf die Produzenten des Filmes eigentlich gehofft hatten: Dicke Muskeln und noch dickere Knarren, die in Vietnam wirken. Zum Glück kam es dann doch etwas anders …
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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