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The Hunt

Originaltitel: The Hunt__Herstellungsland: Schweiz__Erscheinungsjahr: 2012__Regie: Thomas Szczepanski__Darsteller: Clara Vallet, Jellali Mouina, Sarah Lucide, Zuriel De Peslouan u.a.
The Hunt

Gelangweilte Reiche gehen auf Menschenjagd in “The Hunt”

Seit „Graf Zaroff – Genie des Bösen“ ist die Menschenjagd ein immer wieder gern genommenes Motiv für die verschiedensten Filmgenres: Egal ob Creature Feature („Predator“), Science Fiction mit milder Medienkritik („Running Man“) oder der Actionfilm, wo die bekanntesten Streifen auf Titel wie „Surviving the Game“, „Night Hunter“ oder „Hard Target“ hören, man(n) geht gerne mal auf die Jagd nach der ultimativen Beute. Der aktuellste Output zu dem Thema kommt aus der Schweiz, heißt „The Hunt“ und sucht sich eine eigene Nische irgendwo zwischen Action- und Terrorstreifen.

Dabei mutet „The Hunt“ wie ein Konglomerat aus den Streifen „13 Tzameti“ und „Hostel 2“ an. Von „13 Tzameti“ übernimmt der Streifen die Zufälligkeit und die kompletten Abläufe (etwa geheime Telefonate, geheime Treffpunkte, usw.), wie der Hauptcharakter des Filmes vollkommen naiv und zufällig in eine Situation stolpert, die das Dunkelste in ihm herauskehren wird und ihn irgendwann dazu zwingt, Menschen zu töten. Von „Hostel 2“ übernimmt der Film seine Perspektive der Täter, denn der Hauptcharakter in „The Hunt“ ist nicht etwa der Gejagte, sondern ein Jäger …

Alex ist ein Journalist, der für die zwielichtigsten Zeitschriften die seltsamsten, meist abartig sexuell motivierten Storys recherchiert. Doch seine Verlegerin hat genug von diesen Storys, wollen ihre Kunden doch lieber Blut und Gewalt als Thema. Dem umtriebigen Alex macht dieser Kurswechsel gar nichts aus. Ganz im Gegenteil. Er schließt sich mit seiner Freundin, die im Rotlichtmilieu arbeitet, kurz und erfährt von ihr, dass sie einen hochrangigen Kunden habe, der auf brutale SM Spiele stehen soll. Alex ist sofort angefixt. Als seine Freundin den Mann wieder „besucht“ schleicht er sich ebenfalls in dessen Haus und will ein wenig in dessen Leben herumschnüffeln.

Da klingelt ein Telefon. Aus Angst, entdeckt zu werden, hebt Alex blitzschnell ab und bekommt Weisung, sich an einem bestimmten Ort einzufinden. Alex greift sich, neugierig geworden, die Tasche, in der das Telefon lag und aus der er noch diverse Euronoten und Tarnklamotten hervorzaubert, und geht zu dem Treffpunkt. Hier erhält er weitere Anweisungen und bevor er sichs versieht, findet er sich maskiert in einer Runde von Männern wieder, die eine Art Wettbewerb zu planen scheinen. Erst viel später, als einer aus der Runde einen ohnehin blutüberströmten Mann tötet, ahnt Alex, in was für eine Art „Wettbewerb“ er hier geraten ist. Er ist Teil einer Menschenjagd und durch sein auffälliges Verhalten gerät er selbst unversehens auf die Abschussliste…

Der ohnehin sehr kurze Film hält sich nicht lange mit einer Einführung usw. auf, sondern kommt recht schnell zum eigentlichen Kern seiner Handlung. Dabei verpasst er es ein wenig, den Charakter von Alex greifbarer zu machen. Und dass der Zuschauer immer einen deutlichen Wissensvorsprung vor Alex hat, trägt auch nicht zwingend dazu bei, das Involvement für Alex zu erhöhen, der hier und da einfach ein wenig zu naiv in der Gegend herumsteht und staunt, ob der Dinge, die da um ihn herum passieren. Doch die Extremsituation alleine reicht durchaus aus, um zumindest ansatzweise mit Alex mitzufiebern, was noch dadurch verstärkt wird, dass der Film bis zuletzt ein paar harsche Wendungen für seinen Hauptcharakter aufzubieten versteht. Vor allem gegen Ende läuft der Film dann wahrlich Amok und mündet sowohl für den Zuschauer als auch Alex in ein wüstes Splatterszenario mit explizit zerstückelten und an Schweine verfütterte Menschen.

Leider werden die Bösewichte komplett vergessen. Durch ihre Maskerade ohnehin vollkommen entmenschlicht, bleiben sie gesichts- und weitgehend antriebslos. Einzig der vor Dekadenz schier zu ersticken drohende Ausrichter der „Jagden“ deutet an, was hier für Menschen jagen: entmenschlichte Zivilisationskrüppel, reich und gelangweilt. Eine gefährliche Mischung. Die auch ausreicht, um zu erklären, warum die Jäger sogar aufeinander losgehen und den anderen ihre Erfolge nicht ansatzweise gönnen.

Technisch ist „The Hunt“ solide umgesetzt. Er verzichtet auf den glatten Hochglanzlook der letzten Terrorbomben aus Frankreich oder den USA und gibt sich deutlich rauer. Im Zusammenspiel mit der äußerst minimalistischen Musik erzeugt „The Hunt“ so eine bedrückende und beunruhigende Atmosphäre, die, nach dem eher lockeren Einstieg einmal etabliert, nie wieder aufgebrochen wird und den Film mehrere Male das Horrorgenre streifen lässt. Die gebotene Action ist eher verhalten inszeniert. Die Kills von Alex muten immer eher zufällig an, es gibt keine ausladenden Choreographien, keine Waffenpornoeinlagen (getötet wird nur mit Messern und Bögen) oder ähnliches. Von klassischer Action oder gar Actionhöhepunkten im eigentlichen Sinne kann als keine wirkliche Rede sein. Dafür sind die blutigen Momente sehr schonungslos, direkt und mit handgemachten Effekten umgesetzt. Diesen wirklich blutigen Momenten stellt der Regisseur wunderschöne, fast schon lyrische Momente entgegen: Da kraucht eine Biene an einer frischen Blutlache entlang oder Alex befeuchtet sich an einem Bach minutenlang das Gesicht, um die Situation irgendwie zu begreifen bzw. um aufzuwachen – vom Regisseur raffiniert rückwärtslaufend montiert!

Das ist dann auch die größte Stärke des Filmes: Dass er den typischen Genrekonventionen ab und an deutlich zuwiderläuft. Leider vergisst er dabei ein wenig seine Figuren, was es schwer macht, vollends in „The Hunt“ hineinzufinden. Dafür kommt bei 70 Minuten Nettolaufzeit niemals Langeweile auf und die ungewöhnliche Perspektive, zunächst auf Seiten der Jäger zu stehen und dann dabei zuzusehen, wie aus einem Jäger der Gejagte wird, halten in „The Hunt“ die Spannungskurve mühelos oben. Auch die ausweglose Atmosphäre gefällt, von dem garstigen Ende ganz zu schweigen. Dennoch vermisst man durchaus ein paar zupackendere Actionmomente und in ein zwei Nebenrollen ist der Film auch nicht wirklich optimal besetzt.

Die deutsche DVD kommt uncut von WGF/Schroeder Media, ist mit einer FSK 18 uncut, leider recht schwach synchronisiert und macht auf dem Backcover Werbung mit Bildern, die im Film keinerlei Entsprechung finden …

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
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Copyright aller Filmbilder/Label: WGF/Schröder Media__FSK Freigabe:ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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