Originaltitel: Beyond Skyline__Herstellungsland: Großbritannien, Indonesien, Kanada, Singapur, USA__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Liam O’Donnell__Darsteller: Frank Grillo, Bojana Novakovic, Jonny Weston, Iko Uwais, Callan Mulvey, Antonio Fargas, Pamelyn Chee, Yayan Ruhian, Jacob Vargas, Valentine Payen, Betty Gabriel u.a. |
Machen wir uns nichts vor: Aus halbwegs objektiver Sicht ist der 2010 veröffentlichte Science-Fiction-Film „Skyline“ kein guter Film. Die Handlung, die Dialoge, die unfassbar mies geskripteten Figuren – alles zum Davonlaufen. Zieht man jedoch das niedrige Budget (1 Million Dollar werden immer wieder kolportiert) und den eigentlichen Sinn des Filmes (die Special-Effects-Profis Greg und Colin Strause wollten aufzeigen, zu was sie im Stande waren) ins Kalkül, muss man das harsche Fazit zum Film schon ein wenig relativieren.
Denn gerade die Effekte des Streifens sind von ungeahnter Qualität. Und in deren Umfeld lanciert der Film auch ein paar sehr gelungene Spannungs-/Action-Momente. Hat man dann noch ein kleines Herz für Trash, macht die Summe aus den mal missglückten und mal gelungenen Einzelteilen durchaus Spaß. Doch das sieht nicht jeder so. Vor allem auch, weil der Epilog des Filmes, dargeboten in stylischen Standbildern, auf höchst geteiltes Echo stieß. Von „dumm“ bis „bescheuert“ reichte das Gemoser. Von „nette Idee“ bis „die Standbilder erzählen eine geilere Story als die 90 Minuten Film im Vorfeld“ reichte das Lob.
Kurzum: „Skyline“ hat den Zwiespalt für sich gepachtet. Da nimmt es schon ein wenig Wunder, dass die Macher die Eier hatten, ihrem Film eine Fortsetzung zu verpassen. Die durchaus eigensinnige, so nicht ganz zu erwartende Wege geht…
Das Vater-Sohn-Gespann Matt und Trent hat das Glück nicht zwingend gepachtet. Während Matt, ein ab- und ausgebrannter Cop in L.A., dem Alkohol frönt und eher eine traurige Gestalt abgibt, gerät sein rebellischer Sohnemann immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Just an einem der Tage, als Matt seinen Sohn mal wieder aus der Verwahrungszelle abholen muss, startet eine außerirdische Macht eine Invasion auf unserer Erde. Von blauem Licht angezogene Menschen werden in riesige Raumschiffe gesogen, während ebenjenen immer neue, seltsame Kreaturen entfleuchen, die nur mittels extrem hohen Munitionseinsatzes ausgeschaltet werden können.
Bevor Matt, Trent und einige Schutzbefohlene auch nur ansatzweise herausgefunden haben, was hier eigentlich vor sich geht, wird Trent auch schon in eines der Raumschiffe gesogen. Wenig später erwischt es dann auch Matt. Allerdings nicht ganz unfreiwillig, denn natürlich will der Vater seinen Sohnemann retten…
Schaut in “Beyond Skyline” mit Iko Uwais hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=K-pNJo0e3bE
“Beyond Skyline” besteht aus drei Akten. Der erste Akt läuft dabei parallel zu den Ereignissen in „Skyline“ und bietet exakt dasselbe Szenario: Aliens fallen über die Menschheit her. Verlockend blau leuchtendes Licht lässt die Menschlein wie Motten zum Licht strömen und gigantische Kampfmaschinen/Alienkreaturen sorgen für Chaos und ordentlich Blutzoll.
Akt zwei liefert dann die Bebilderung dessen, was in „Skyline“ nur via Standbildern dargestellt wurde. Wir erfahren infolgedessen ganz genau, wofür die Aliens die Menschlein brauchen, was sie mit ihnen anstellen und was in den Alienschiffen sonst noch so abgeht. Im Grunde remaked “Beyond Skyline” bis hierhin seinen Vorgänger… auf die beste nur denkbare Art und Weise. Nur um direkt im Anschluss die Geschichte auch noch weiterzuspinnen.
Denn nach der vor detailreichen Sets nur so überfließenden Episode im Alienschiff geht es dann in den laotischen Dschungel, wo “Beyond Skyline” kurz durchschnauft, einen neuen Storystrang um den Widerstand gegen die Invasoren lostritt, nebenbei letzte erzählerische Lücken schließt und dann vollends in den Actionmodus inklusive Giga-Showdown überleitet.
Vor allem die ersten 60 Minuten von “Beyond Skyline” werden mit einem Tempo dargeboten, das den Vorgänger im Vergleich geradezu phlegmatisch wirken lässt! Reaktion folgt auf Aktion. “Beyond Skyline” ist immer in Bewegung. Wechselt die Schauplätze im Turbogang. Zündet zwischendurch auch mal eine Atombombe und kommt so gar nicht in die Verlegenheit, blass gezeichnete Figuren zu viel Dünnes erzählen zu lassen.
Dementsprechend sind die Helden von “Beyond Skyline” auch eher Typen. Typen, die sich über ihre Taten und weniger über Dialoge definieren. Eine echte Wohltat im Vergleich zu „Skyline“ und eine dankbare Aufgabe für Frank Grillo („Wolf Warrior 2“) in der Rolle des zupackenden Cops und Jonny Weston („Project Almanac“) als dessen Sohn, der mehr und mehr in eine Heldenrolle hineinwachsen muss. Keine Oscarware, braucht es an dieser Stelle aber auch nicht. Was auch für den solide performenden Supportcast gilt.
Wie bereits angedeutet, schmeißt Regisseur und Drehbuchautor Liam O’Donnell, der schon für „Skyline“ das Drehbuch verfasst hatte, mit der Ankunft in Laos erst einmal die Bremse rein. Erzählt ein wenig. Lässt die Figuren gefühlt ein wenig zur Ruhe kommen. Hübsch abgefahrene Story-Details sorgen trotz verringertem Tempos für Aha-Momente. Zudem nutzt der Regisseur den Abschnitt, um die von ihm verehrten Darsteller der „The Raid“-Actionbomben im Film zu verorten. Dabei hat Iko Uwais (“Headshot“) ordentlich Screentime abbekommen, während sein Wegbegleiter Yayan Ruhian (“The Raid 2“) erst im Showdown aufdrehen darf.
In dem bekommt die Action nun einen ganz anderen Dreh, denn Uwais und Co. dürfen den fiesen Außerirdischen deutlich dynamischer entgegentreten, als die im Vergleich richtiggehend hilflos wirkenden bisherigen Helden. Mit Messern und knallharten Martial-Arts-Moves stutzen die Kampfsportasse die Aliens Stück für Stück auf ihre Größe zurecht, um sie dann final abzuservieren. Spätestens hier wirkt “Beyond Skyline” wie ein überbordender Anime, in dem der eigentliche Held mit einer Waffenapplikation am Arm auf die Aliens los geht und irgendwann haushohe Gegner im „Power Rangers“-Kampfrobotermodus bzw. im Kaiju-Kloppemodus aufeinanderprallen und sich Saures geben.
Das wird von Greg und Colin Strause mit Wucht in Szene gesetzt. Die beiden beschränkten sich bei der Fortsetzung ihres Filmbabys neben dem Produzentenjob ausschließlich auf das, was sie am besten können: Special Effects. Und sie lassen es wieder ordentlich krachen. Effektschwächen erkennt man kaum. Zudem gibt es immer wieder coole Details zu entdecken. Beispielsweise wenn andere Gefährte förmlich aus den Transportschiffen der Aliens herausbrechen oder sich zerstört geglaubte Fluggeräte aus herumliegenden ganzen Bauteilen wieder zusammensetzen.
Erstaunlich oft setzen die Brüder Strause bei “Beyond Skyline” aber auch auf praktische Effekte. So werden die im Originalfilm ausschließlich via CGI in Szene gesetzten Außerirdischen hier sehr oft als extrem überzeugende Man-in-a-suit-Effekte zum Leben erweckt. Den Vogel schießen die Effektmaestros aber mit den Schauplätzen in dem Raumschiff ab. Hier scheint alles zu pulsieren und zu leben. Gleichzeitig wirken alle Sets aufgrund der scharfkantigen und mit zig Spitzen bewehrten Interieurs höchst lebensfeindlich. Ein reizvoller Kontrast, dargereicht in überwiegend blau leuchtenden Farben und garniert mit Dreck, Schlamm, Schleim, zerfetzten Leichen und derben Enthirnungsszenen.
Tja, und nach Los Angeles und dem Alienschiff wirkt der laotische Dschungel mit einer wunderschönen religiösen Kultstätte, wo der Showdown gezündet wird, noch einmal wie eine vollkommen neue Welt. Jetzt denke man noch einmal an „Skyline“ und dessen arg begrenzten Schauplatz zurück… Was für eine Entwicklung.
Was unisono für den gesamten, technisch sauber und mit Sinn für große Bilder inszenierten Film gilt. Der wirkt zumeist richtig atemlos und wie von der Kette gelassen! Als könne er jetzt endlich die Geschichte erzählen, die bereits in „Skyline“ schlummerte, da aber noch nicht raus durfte, weil die Rahmenbedingungen nicht stimmten. In der Folge bekommt man ein buntes Überraschungsei mit Motiven des Desastermovies, eines Alienentführungs- und -invasionsfilms, eines Martial-Arts-Actioners und eines Creature-Features. Drumherum packte man ganz viel Science-Fiction-Brimborium und coole Effekte. Dazu ein zackig rumpelnder Score, ein paar kernige Darsteller sowie Tempo satt und schon muss man(n) sich gar nicht dafür schämen, diesen Film gut zu finden. Probleme dürften nur die haben, die eben „Skyline“ richtig blöd fanden und den Epilog noch blöder. Denn leider (zumindest für diese Meckerer) sind beide Problemherde wichtige Basis dieses großen Funrides.
Die deutsche DVD/Blu-ray zum Film ist ab 16 freigegeben worden, kommt von Splendid Film, hat ein nettes Making Of und Deleted Scenes zu bieten und ist seit dem 5. Januar 2018 erhältlich.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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