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Mandrill

Originaltitel: Mandrill__Herstellungsland: Chile__Erscheinungsjahr: 2009__Regie: Ernesto Díaz Espinoza__Darsteller: Marko Zaror, Celine Reymond, Alejandro Castillo, Luis Alarcón, María José Prieto, Otilio Castro, Miguel Angel De Luca u.a.
Mandrill

Marko Zaror in seiner Bond Hommage „Mandrill“

Der Chilene Marko Zaror ist in unseren Breiten vor allem für seine High Fly Action im Showdown Fight gegen Scott Adkins in „Undisputed III“ bekannt. Doch es gibt für Zaror auch eine Filmwelt abseits von Hollywood. In seiner Heimat Chile fabriziert er eine filmische Wundertüte nach der anderen. Diese sind prinzipiell zwar durchaus dem Actiongenre zuzuordnen, im Detail aber wuchten sie sich durch die verschiedensten Genres. So war sein „Kiltro“ eine irre Reise durch verschiedenste Fantasymotive und sein „Mirageman kicks ass“ demontierte schon weit vor „Super“ oder „Kick Ass“ das Superheldengenre und mischte sehr finstere Untertöne bei. Sein neuester Streifen, „Mandrill“, bedient sich nun großzügig beim Agentenfilm und dabei vor allem bei James Bond, bei dessen Darstellern man sich im Abspann rundweg bedankt…

Antonio Espinoza musste als kleiner Junge zusehen, wie ein Unterweltkiller seine Familie meuchelte. Einzig Antonios Vater wusste sich kurzzeitig zu wehren und schoss dem Killer ein Auge aus. Fortan lebt Antonio bei seinem Onkel und himmelt sein heimliches Idol, die Filmfigur John Colt (ein Geheimagent), an. Er beginnt zu trainieren, um so hart zu werden wie sein Vorbild. Als er alt genug ist, verdingt sich Antonio als Auftragskiller und nennt sich ab sofort Mandrill. Als solcher eilt er von erfolgreichem Kill zu erfolgreichem Kill, immer in der Hoffnung, dass sich irgendwann seine Wege mit denen des Killers seiner Eltern kreuzen mögen. Und wirklich, eines Tages erhält er den Auftrag, den „Zyklopen“ zu killen. Ein Unterweltboss, gekennzeichnet durch nur ein funktionierendes Auge, da ihm das andere ausgeschossen wurde. Mandrill ist sofort Feuer und Flamme für den Auftrag und beschließt, über die Tochter des Zyklopen an selbigen ranzukommen. Was er nicht bedacht hat, ist, dass er sich bei dem Auftrag verlieben würde. Kann er den Vater seiner großen Liebe meucheln?

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Davon abgesehen, dass man die Filme Zarors genremäßig meist nur schwer verorten kann, sind sie auch durch den Fakt gekennzeichnet, dass man nur ganz schwer vorhersagen kann, wohin im Laufe des Filmes die Reise gehen wird. Auch bei „Mandrill“ ist die eigentlich als Haupthandlung etablierte Grundsituation schnell gegessen und dennoch geht es mehr als spannend weiter und bleibt das Rachemotiv weiterhin präsent. Nur dass diesmal die Fronten vertauscht sind und aus Jägern Gejagte werden. Das mündet in einen Showdown, bei dem man wirklich gar nicht mehr sagen kann, wie das Ganze wohl zum Ende gebracht werden wird. Man weiß nur, dass es eine finale Konfrontation geben muss und diese ist glücklicherweise mit wahren Kampfsportassen gespickt.

Mandrill

Der Mandrill kriegt sie alle!

Denn ja, Zaror kickt in seinem neuen Film. Und wie! „Mandrill“ ist bisher die wertigste Zusammenarbeit von Zaror und Regisseur Espinoza. Das wird schon beim Schauplatz auffällig. Wo „Kiltro“ und der „Mirageman“ noch in der Realität Chiles verankert waren, spielt Mandrill weitgehend in einem teuren Hotel, dessen Räumlichkeiten für die Action allumfassend genutzt werden. Dieses Hotel gibt „Mandrill“ schon von ganz alleine einen leicht dekadenten Anstrich und lässt ihn bedeutend glatter und geradliniger rüberkommen als Zarors bisherige Filme. Auch in technischer Hinsicht verzichtet man diesmal auf zu viele Spielereien. Das auffälligste Stilmittel sind eine zum Ende hin immer knalliger werdende Farbdramaturgie, ein paar aus den Fugen geratende Einstellungen und Freeze Frames, die der Regisseur meist noch einfärbt. Davon abgesehen setzt man auf eine geradlinige, funktionale Inszenierung. Die eben auch Zarors Actionmanqualitäten zelebrieren soll. Denn wo der Film als bisher wertigster rüberkommt, brennt auch Zaror sein bisher spektakulärstes Kickerfest ab. Er besorgte – wie gewohnt – die Choreografie selbst und sein eigenes Stuntteam, das er nach seinem Film „Kiltro“ mit „Kiltro Stuntteam“ betitelte, liefert das Fallobst, das von dem wie entfesselt durch die Lüfte fliegenden, schlaksigen, megaschnellen Zaror in seine Einzelteile zerlegt wird.

Wenn der Chilene zum Flug ansetzt, halten sicherlich auch Größen wie Adkins oder Jaa die Luft an und der Actionfan jauchzt verzückt. Dabei steigern sich die Actionszenen von Minute zu Minute. Wo am Anfang noch ein schneller Drehkick reichte, dauern manch andere Konfrontationen irgendwann mehrere Minuten und der großartige Final Fight gegen gleich drei Wirbelwinde ist nur noch spektakulär und wird von einer dynamischen Kamera sehr elegant eingefangen. Von den tollen Martial Arts Einlagen abgesehen wird hier und da mal geballert, andere Formen der Action bleiben aber vollends aus. Autoverfolgungsjagden und Explosionen mögen Bond stehen, „Mandrill“ kann sie sich aber sichtlich nicht leisten. Doch das stellt nicht wirklich ein Problem dar. Denn selbst wenn die Action mal Pause hat, weiß der Streifen zu gefallen.

Mandrill

„Mandrill“ zieht diverse Bond Klischees liebevoll durch den Kakao.

Das liegt einerseits daran, dass Zaror durchaus in der Lage ist, zu spielen, wenn es gefordert wird, und andererseits macht er einfach einen kreuzsympathischen Eindruck mit seinem extremen Silberblick und dem definitiv vorhandenen selbstironischen Potential. Egal ob er sich in einer Tanznummer zur Feile machen muss oder ultramachomäßig und mit allem Ernst Frauen so angräbt, dass der Zuschauer peinlich berührt vor sich hinfeiert, Zaror nimmt sich selbst nicht zu ernst. Wie der ganze Film. Schon die kultigen John Colt Einlagen, die das bondige Vorbild liebevoll karikieren, deuten an, dass man sich hier nicht über ein Franchise lustig machen will, dass man es aber auch nicht verbissen ernst nimmt. Demgegenüber stehen dann diverse Szenen, denen diese Leichtigkeit vollkommen abgeht. Etwa der düstere Mord an Mandrills Eltern oder der beklemmende Tod eines Freundes von Mandrill. Und hier haben wir ein weiteres Merkmal der Zaror Filme: Heftigste Stimmungsschwankungen. Diese erreichen nicht ganz das Niveau von beispielsweise asiatischen Streifen, in denen auf Slapstick brechend harte Action folgt, aber die Marschrichtung ist recht ähnlich. Nur dass man bei Zarors Filmen die Extreme auslässt. So wirken die Stimmungsschwankungen nicht wie Fremdkörper oder erzwungen, aber sie treffen einen ziemlich, da man bei aller luftigen Leichtigkeit diverse dramatischere Momente in der dann dargereichten Form meist nicht erwartet hätte.

Kurzum: Mandrill ist das, was schon „Kiltro“ und „Mirageman“ waren. Eine kunterbunte filmische Wundertüte, die man einfach über sich ergehen lassen sollte, um einmal zu schauen, wo die Reise am Schluss endet. Und es lohnt sich wirklich. Denn der Weg zum Finale ist mit zwei netten Rachefeldzügen gespickt, hat eine wirklich tolle Romanze im Mittelteil zu bieten, transportiert durchaus richtig guten Humor, ist souverän inszeniert und gespielt und explodiert in Zarors Kampfsportdemonstrationen förmlich. Dass man bei diesem Ride vom herzlichen Lachen zum betroffenen Klos im Hals auch noch die verschiedensten Stimmungen durchläuft, ist hier im Preis inbegriffen. Was bleibt, ist sympathisches, definitiv nicht fehlerloses oder gar perfektes, dafür hochgradig liebevolles Genrekino.

Die deutsche DVD kommt von Ascot Elite, ist mit einer FSK 16 uncut und hat diesmal leider keinerlei Making Of Material im Gepäck. Dies ist besonders deshalb so traurig, weil Zaror sich sonst eigentlich gerne in die Kampfsportkarten schauen lässt.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Los Banditos Films / Ascot Elite__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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