Originaltitel: The Recall__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Mauro Borrelli__Darsteller: RJ Mitte, Wesley Snipes, Jedidiah Goodacre, Niko Pepaj, Graham Shiels, Vicellous Shannon, Elisha Kriis, Laura Bilgeri, Hannah Rose May, Guy Griffithe u.a. |
Mauro Borrelli, dem Regisseur von “The Recall”, schwebte eigentlich ein Science-Fiction-Film mit Horror-Elementen vor. Herausgekommen ist letzten Endes ein preiswertes Remake von „Skyline“. Dazu verlegte man einfach die komplett gleiche Geschichte in ein abgelegenes Waldstück und sicherte sich die Dienste von Wesley Snipes, um zumindest für Actionfans einen Anguckgrund zu liefern…
Eine Gruppe junger Leute will zu einer Hütte im Wald reisen, um hier ein wenig vom Alltag abzuschalten und die Seele baumeln zu lassen. Doch schon auf dem Weg zur Hütte geraten sie beinahe in Schwierigkeiten, als sie an einer Raststätte mit einem spleenigen Kerl zusammen rasseln, der ihnen direkt zu verstehen gibt, dass er die jungen Leute nicht in „seinem“ Wald haben will.
Dieser Vorfall ist jedoch schnell vergessen, als man die hübsche Hütte erreicht hat und sich hier wohnlich einrichtet. Zwar müssen unsere Helden schnell bemerken, dass der spleenige Angreifer von der Tankstelle ihr nächster Nachbar ist, doch wenn man ihn nicht ärgert, wird er schon fernbleiben – hofft man zumindest.
Am nächsten Tag erfahren unsere Urlauber über die Nachrichten von einem seltsamen Unwetter, das sich über der gesamten Welt zusammengebraut hat und sich nun auch über der Hütte formiert. Groß ist die Überraschung, als sich plötzlich ein Raumschiff aus dem Unwetter schält und einige seiner Insassen auf die Erdoberfläche schießt! Und die machen sogleich Jagd auf unsere Urlauber! Denen ist schnell klar, dass ihnen nur der spleenige Kerl in der Nachbarschaft wird helfen können. Als sie bei ihm ankommen, merken sie sofort, dass der deutlich mehr weiß, als er zugeben will…
Schaut in “The Recall” mit Wesley Snipes hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=BScaH0oxlkc
Was man “The Recall” in jeder Einstellung anmerkt, ist, dass sein Regisseur eigentlich einen künstlerischen Background hat. Infolgedessen schaut “The Recall” mit seinen kompetent arrangierten Bildern und der sich mehr und mehr Bahn brechenden Komplementärfarben-Optik deutlich filmischer aus, als es der etwas billig anmutende Trailer erkennen lässt. Der die Hütte umgebende Wald wird anheimelnd ausgeleuchtet, die gesamte Szenerie ansprechend in Szene gesetzt. Auch das Design der Raumschiffe und vor allem der Aliens überzeugt.
Letztere kommen als „Man in a Suit“-Effekte daher und werden effektiv umgesetzt. Borrelli vermeidet zumeist Komplettansichten seiner Kreaturen, fokussiert lieber auf einzelne Parts, lässt Schatten huschen und bugsiert seine Angreifer aus dem All gerne aus dem sichtbaren Bereich seiner Fotografie. Die Raumschiffe und dessen Drohnen (fliegende Gehirne!) sind mittels CGIs in Szene gesetzt und funktionieren prächtig.
Würde jetzt noch die Story funktionieren sowie die Spannungskurve einige Male ordentlich ausschlagen und wären einem die handelnden Charaktere nicht vollkommen egal, “The Recall” wäre ganz sicher eine kleine Entdeckung im Genre. Ist er aber nicht. Die müllige Story von „Skyline“ und deren wenige brauchbare Ideen 1:1 zu übernehmen, ist schon sehr mutig. Die Variationen sind dabei marginal: Die Heldenparty ist kleiner. Als Schauplatz fungiert keine Großstadt, sondern ein Wald. Und statt blauen Lichts, das die Leute paralysiert, ist es hier rotes. Große Kampfmaschinen konnte man sich nicht leisten, also lässt man sie weg. Und großes Desasterkino wäre auch zu teuer gewesen.
Ergo haben wir es storytechnisch mit einem bedeutend kleiner skalierten „Skyline“ zu tun, der tatsächlich nur in den letzten 4-5 Minuten eigene Wege zu gehen versucht. In Sachen Figuren-Interieur imitiert “The Recall” ebenfalls „Skyline“, indem er dem Zuschauer eine als Identifikationsmasse absolut unbrauchbare Darstellertruppe vor die Nase setzt, die durchweg irrational handelt, ganz viel Müll labert und eine Dynamik untereinander aufweist, bei der man nur höhnisch lachen kann, wenn der Film einem selbige als „Freunde“ verkaufen will.
Immer und immer wieder ertappt man sich bei der Frage, warum man mit diesen Vollidioten in irgendeiner Weise mitfiebern sollte. Prominentestes Opfer dieser Misere: Die Spannung! “The Recall” lässt einen vollkommen kalt. Die vom Regisseur beabsichtigte Verschmelzung von Horror und Science Fiction bleibt kaum mehr als Behauptung, denn die Aliens agieren als Aggressoren derart luschig und zurückhaltend, dass sich nie wohliger Horror geschweige denn Terror oder auch nur ein einziger Nägel-Kaumoment einstellen will.
Zumindest ein Joker sticht aber mal so richtig: Wesley Snipes („Passagier 57“)! Die Actionikone hat einen wahrhaft unvermuteten Spaß an ihrer eigenwilligen Rolle des spleenigen Hinterwäldlers mit höchst seltsamen Haarputz. Immer mit einem Augenzwinkern und einem ganz leichten Lächeln auf den Lippen gehört vor allem der Mittelteil komplett Snipes, der hier zwischen Erklärbär und Mann der Tat für ein paar coole Momente sorgen darf und dabei die restlichen Schauspieler mit Verve an die Wand spielt. Beim Zuschauer kommt so schnell die Frage auf, wieso der Film nicht direkt ausschließlich auf seine Figur fokussierte. So hätte man sich spielend von „Skyline“ absetzen und das ganze Unterfangen in selbstironischere Bahnen lenken können. Tja, Chance vertan.
Was am Ende bleibt, ist ein Film, von dem ich mir im Vorfeld aufgrund der gurkigen Trailer wirklich gar nichts erwartet habe. “The Recall” profitiert nun ungemein von den abgesenkten Erwartungen, denn so schlimm wie erwartet, ist er beileibe nicht geworden. Klar, er ist schamlos zusammengeklaut, schlecht geschrieben, schlecht gespielt und frei von Spannung oder wirklicher Action. Aber er schaut erstaunlich gut aus und hat mit Wesley Snipes einen echten Pluspunkt, der in seiner Screentime den gesamten Film an sich reißt und ihm durchaus auch ein paar originelle Momente und Phrasen verschafft.
In Deutschland soll der Film am 23. Februar 2018 von dem Label Falcom Media im Verleih erscheinen und ab 9. März 2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich sein. Mit einer FSK 16 Freigabe werden die Datenträger des wenig brutalen Streifens höchstwahrscheinlich uncut sein. Dieses Review basiert auf der „Final Recall“ betitelten britischen Blu-ray von dem Label Signature. Diese kommt mit einer Freigabe ab 15 Jahren und drei kleineren Featurettes zum Film.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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