Originaltitel: Missing in Action 2 – The Beginning__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1985__Regie: Lance Hool__Darsteller: Chuck Norris, Soon-Tek Oh, Steven Williams, Bennett Ohta u.a. |
Ursprünglich als Chuck Norris’ Debüt in der Rolle des Colonel Braddock gedacht, endete der Gefangenenlager-Radau „Missing in Action 2 – Die Rückkehr“ schließlich als ein Jahr später releastes Prequel zum Joseph-Zito-Klassiker „Missing in Action“, welcher zunächst als Fortsetzung veranschlagt war. Die Änderung der Reihenfolge erweist sich als Glücksgriff, denn so ist die „Missing in Action“-Reihe geprägt von einer steten qualitativen Steigerung: Zwischen dem eher lahmen, hauptsächlich vom Kultbonus zehrenden ersten und dem dritten Teil, der zugleich einen der besten Norris-Kracher überhaupt darstellt, nimmt „The Beginning“ eine gefällige Position unterhaltsamen oberen Genredurchschnitts ein. Viel kann ohnehin nicht schief gehen, wenn Chuck Norris für Cannon in die Schlacht zieht.
Während des Vietnamkriegs wird der Helikopter von US-Colonel Braddock (Chuck Norris) und seinen Leuten in der grünen Hölle abgeschossen und sie geraten in Kriegsgefangenschaft. Zehn Jahre später versauern die Amerikaner lange nach Kriegsende noch immer als Gefangene in einem vietnamesischen Dschungelcamp. Der Kommandant müht sich vergeblich, Braddock dazu zu bringen, ein Geständnis amerikanischer Kriegsverbrechen zu unterzeichnen. Als sich nach einer Dekade Qual und Folter schließlich die Gelegenheit ergibt, proben Braddock und seine Jungs den Aufstand und legen das Lager in Schutt und Asche…
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Warum diese Gelegenheit zehn Jahre auf sich warten ließ, ist angesichts von Braddocks simpel getrickster Einleitung der Flucht und Gegenwehr zwar absolut schleierhaft und unglaubwürdig und die Story ein dezenter Hauch von nichts, doch dafür schaut man sich eine 80er-Jahre-Norris/Cannon-Kooperation ja auch nicht an.
Bis der gute Chuck allerdings loslegen darf, vergeht eine geschlagene Stunde, die der Film mit sadistischen Psychospielchen im Lager füllt, welche unter anderem die ungemein kultige Ratte-im-Sack-Szene beinhalten, weitgehend allerdings ohne grafische Folter auskommen. Gerächt wird dann in der letzten halben Stunde, jedoch bedauerlicherweise zu zerfahren, um allzu große Intensität zu entfalten: Braddock flieht in den Busch, schaltet einige Wächter aus dem Hinterhalt aus, versteckt sich wieder, sprengt ein paar Hütten in die Luft, sammelt ein paar Leute ein und kehrt in den Busch zurück und so weiter und so fort. Wo ein Film wie der fünf Jahre später folgende Überkracher „Delta Force 2“ seinen Showdown ebenfalls eine halbe Stunde vor Schluss beginnt, diese dann aber auch mit Nonstop-Action ausfüllt, zerhackt „Missing in Action 2“ seinen absolut solide inszenierten Krawall immer wieder mit unnötigen Ruhepausen. Da wäre eine auf den unmittelbaren Schluss komprimierte Metzel-Ballung wirkungsvoller gewesen als die hier gebotene Abfolge für sich gesehen stets zu kurz geratener Einzelscharmützel. Immerhin qualitativ gibt es an diesen jedoch wenig auszusetzen: Die Explosionen sind groß und chic, die Shootouts von charakteristischem 80er-Charme und das finale Martial-Arts-Duell zwischen Braddock und dem Kommandanten einer der besten Fights der gesamten Norris-Filmografie.
Dabei kickt der gute Chuck in „Missing in Action 2“ nicht nur gewohnt überzeugend, einmal variiert er sogar seinen Gesichtsausdruck, als die Ermordung eines Kameraden Braddock beinahe Tränen in die Augen treibt – ein dem Weinen naher Chuck Norris, das stelle man sich einmal vor.
Fazit: „Missing in Action 2“ ist besser als der erste, wenngleich weit schwächer als der großartige dritte Teil der 80er-Kultreihe und erweist sich damit als grundsolide Unterhaltung für Fans des Genres und vor allem seiner kultigen Ausprägung in dieser wundervollen Dekade: Die Action startet spät und kommt nicht geballt genug, lässt qualitativ aber wenig Wünsche offen und gipfelt in einem absolut großartigen Martial-Arts-Showdown-Duell. Ein absolut gefälliges Werk aus der Hochzeit des Kampfkunst-Stoneface. Chuck Norris doesn’t shower. He takes blood baths.
Knappe:
© Ed Hunter
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„Missing in Action 2 – Die Rückkehr“ erzählt die Vorgeschichte zu „Missing in Action 1“, wurde aber – wie im Review zu „MIA I“ erwähnt – bereits vor diesem „ersten“ Teil gedreht. Und wenn man diesen Film sieht, kann man sich auch denken, warum dieser Film zunächst zurückgehalten wurde. Er tut ganz einfach weh und hätte die Serie um Braddock wohl recht früh zu Grabe getragen.
Hauptsächlich handelt es sich um einen Lagerfilm in dem Braddock und einige Kameraden von den bösen Vietnamesen gefangengehalten werden. Tja und Lagerfilme sind ja meist Filme, die sich einfach kein Gefängnissetting leisten konnten, einem aber trotzdem jedes Knastfilmklischee vor die Füße rotzen, dass man sich denken kann: Ein Gefangener mit exaltierten Haustier, an dem sein Herz hängt (ein Huhn!!! LOL). Der Gefangene, der mit den „Wärtern“ (hier Vietnamesen) sympathisiert und seine eigenen Leute drangsaliert. Die absolut bösen und unmenschlichen Wärter und freilich der gutherzige Gefangene, der versucht, sich so was wie Menschlichkeit zu bewahren. Auftritt Braddock! Und freilich wird der für seine Attitüde oft verhauen und gequält und das die ganze erste Hälfte des Filmes lang. Irgendwann reicht es ihm dann. Er bricht aus, befreit die verbliebenen Gefangenen und macht das Lager platt. Hooooooorray America.
Die dargebotenen Grausamkeiten (Ratte im Sack, Schädelplatten mittels Kugeln wegfliegen lassen, Menschen ankokeln und Hühnerhälse umdrehen) sind wahrlich nicht ohne, hinterlassen hier aber einen mehr als selbstzweckhaften Eindruck, weshalb es nicht wirklich verwundert, dass es der Film bisher nicht ein einziges Mal uncut nach Deutschland geschafft hat! Was ebenfalls nicht überzeugen kann, ist die Action, die zudem viel zu spät einsetzt. Zwar wird ab und zu mal geballert, Tempo kommt aber zu keiner Sekunde auf, die Scharmützel sind extrem kurz und Geld scheint es auch keines gegeben zu haben, immerhin gibt es so gut wie keine einzige vernünftige Explosion. Lachhaft ist auch das Setting des Dschungels, der immer wirkt wie ein Laubwald hinterm heimischen Anwesen. Der Film sieht obendrein optisch auch noch megabillig aus. Und Geld für ein vernünftiges Drehbuch war wohl obendrein richtig knapp. Hier passt wahrlich gar nichts. Man hätte diesen Film in seinem Giftschrank lassen können, vermissen würde ihn niemand.
Die deutsche DVD zum Film ließ ebenso lange auf sich warten, wie eine offizielle Uncut-Veröffentlichung. Dank der „Action Cult Uncut“ Reihe von der Twentieth Century Fox ist es ab 11.1.2013 endlich soweit: „Missing in Action II“ erscheint uncut und ab 18 Jahren freigegeben in Deutschland auf DVD.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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