Originaltitel: Black Panther__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Ryan Coogler__Darsteller: Chadwick Boseman, Michael B. Jordan, Lupita Nyong’o, Danai Gurira, Martin Freeman, Daniel Kaluuya, Andy Serkis, Angela Bassett, Forest Whitaker, Letitia Wright, Winston Duke, Sterling K. Brown, John Kani, Florence Kasumba, Denzel Whitaker, Stan Lee, Sebastian Stan u.a. |
“Black Panther” ist nicht der erste Kinofilm mit einem schwarzen Superhelden als Titelfigur, aber dennoch eine Besonderheit. Waren „Blade“, „Spawn“ und „Steel“ noch Mid-Budget-Produktionen, so ist “Black Panther” nach „Hancock“ gerade einmal der zweite schwarze Superheldenfilm mit dreistelligem Millionen-Budget. Noch dazu basierte „Hancock“ auf keiner bekannten Vorlage, war eher eine Parodie und ist schon zehn Jahre her.
Nachdem T’Challa (Chadwick Boseman) die Rolle des Wakanda-Beschützers Black Panther in „Captain America: Civil War“ nach der Ermordung seines Vaters eher kommissarisch übernahm, geht es in “Black Panther” nun um sein Hereinfinden in die neue Superheldenrolle, während dem Zuschauer die Mythologie um den Black Panther nähergebracht wird: In dessen Rolle schlüpft der jeweils aktuelle König von Wakanda, einem fiktiven afrikanischen Staat, der durch das vielseitig einsetzbare Metall Vibranium, das dort abgebaut wird, eigentlich zu den technisch führenden Ländern der Welt gehört. Wakanda gibt sich jedoch als Entwicklungsland aus, verbirgt seine futuristische Hauptstadt hinter einem Schildgenerator und spaltet sich in fünf Stämme auf, die für verschiedene Verwaltungsaspekte des Landes zuständig sind.
Dass das Geheimnis von Wakanda sorgfältig gehütet wird und die oberste Doktrin Nichteinmischung ist, verdeutlicht eine Rückblende zu Beginn des Films: T’Challas Vater T’Chaka (John Kani) sucht im Jahr 1992 seinen Bruder auf, der in Amerika lebt und einen weltweiten schwarzen Widerstand mithilfe von Vibranium-Waffen organisieren will. Es kommt zum Streit, an dessen Ende T’Chakas Bruder stirbt, womit “Black Panther” zu Beginn gleich eine ganze Reihe von miteinander verknüpften Themen anreißt: Erbschuld, der Konflikt von Isolation und Einmischung, die Vermischung von Privatem und Politischem. Denn der Getötete lässt in Amerika einen Sohn zurück.
Dieser Sohn, Erik ‘Killmonger‘ Stevens (Michael B. Jordan), macht in der Gegenwart mit dem bereits in „Avengers: Age of Ultron“ aufgetauchten Waffenhändler Ulysses Klaw (Andy Serkis) gemeinsame Sache. Beide sind an Wakanda und dessen Vibranium-Schätzen interessiert, während T’Challa sich noch in seine Rollen als König und als Black Panther einfinden muss…
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“Black Panther” ist ein schwieriger Film, da seine verschiedenen Ebenen unterschiedlich gut funktionieren. In Sachen Geschlechterdarstellung und Gesellschaftspolitik ist er ein sehr erfreulicher Film. Da wäre die Selbstverständlichkeit mit der hier auch Frauen als Erfinder, Leibwächter und Spione arbeiten, ohne Thematisierung wie sie nun in diesen „Männerberuf“ kamen, wie sonst so oft. Und es sind wichtige Figuren wie T’Challas Love Interest, die Spionin Nakia (Lupita Nyong’o), Okyoe (Danai Gurira), die Chefin der durchweg weiblichen Leibgarde des Königs, und T’Challas vorlaute Schwester Shuri (Letitia Wright), die als Q für T’Challas bondartigen Black Panther fungiert. Hinzu kommt das recht gewitzte, aber nuancierte Auf-den-Kopf-Stellen von Fragen um Grenzöffnung, Reichtum des eigenen Landes und Beziehung zu den Nachbarn: Hier haben Afrikaner Angst, dass sie bald nur noch Flüchtlinge und Bittsteller in der Bude haben. Dabei lässt “Black Panther” seine Figuren diese Positionen im Rat diskutieren, ehe am Ende – wie so häufig in der Politik – der Kompromiss steht. Im Antagonismus von T’Challa und Killmonger spiegelt sich dies nicht nur, sie treten zudem ein bisschen als moderne Inkarnationen des Konflikts von Martin Luther King und Malcolm X auf wie man für Gleichberechtigung und Freiheit der schwarzen Bevölkerung (hier: weltweit) kämpfen sollte.
Dummerweise hält der Film da dramaturgisch und inszenatorisch nicht mit. Die Geschichte ist Superheldenstandard und leidet unter den zwei Bösewichten: Ist Killmonger anfangs beinahe ein Handlanger von Klaw, so wird er erst in Hälfte zwei als Hauptschurke etabliert und kommt daher (trotz durchdachter Hintergrundgeschichte) nie so ganz im Film an. Zumal da alles Knall auf Fall geht: Kaum ist Killmonger so richtig auf der Bildfläche erschienen, da steht fast schon direkt der Showdown an. Daher wirkt manches übers Knie gebrochen, vor allem wie schnell T‘Challas bester Kumpel W’Kabi (Daniel Kaluuya) da auf einmal die Seiten wechselt, überzeugt nicht. Noch schlechter in den Film integriert ist der aus „Captain America: Civil War“ bekannte CIA-Agent Everett K. Ross (Martin Freeman), der in erster Linie ein paar (wenig aussagekräftige) Hintergrundinfos zu Killmonger liefert und sonst eher wie ein Fremdkörper wirkt – schon seine Mitarbeit im Showdown wirkt geradezu vom Drehbuch erzwungen. Doch trotz zweiter aus den Vorgängern bekannter Charaktere (Ross und Klaw) sowie einem Kurzauftritt des Winter Soldier (Sebastian Stan) in der Post-Credit-Sequenz kann “Black Panther” erfreulicherweise als Film für sich stehen, der nicht zwanghaft neue Marvelfilme anteasert oder irgendwelches Vorwissen benötigt.
Leider sind die Actionszenen teilweise erschreckend schwach. Wirklich gut sind die Casino-Klopperei und der zweite Initiationsfight, während der erste noch etwas unübersichtlich ist. Der erste Black-Panther-Einsatz gegen den Konvoi ist relativ verschnitten und das Finale solala, zumal es unter dem einem ähnlichen Problem leidet wie die Busan-Autojagd: Unnötiger CGI-Einsatz. Die Technik ist im Superheldenfilm nicht unnötig, gerade wenn es um Dinge wie fliegende Heroen geht, die Aliens den Hintern versohlen. Aber Filme wie die „Captain America“-Reihe haben gezeigt, dass man bei Nahkämpfen und Autojagden immer noch sehr viel von Hand machen kann, und sehen dementsprechend gut aus, während man bei “Black Panther” an der Fahrphysik und den Bewegungen der Kämpfer immer sehr deutlich erkennt, wann sie animiert sind (Szenen wie der nicht-animierte Autocrash ragen dann als Fremdkörper heraus). Und animiert sind sie leider oft. Wenn man sich vor Augen führt wie elegant und souverän Regisseur Ryan Coogler „Creed“ in Szene setzte, gerade in dessen famosen Boxkämpfen, ist das schon enttäuschend.
Ansonsten bleibt Marvel seinem Rezept treu, liefert schicke Bilder, die in der Verbindung von moderner Science-Fiction-Technik und afrikanischer Tradition und Folklore immerhin optisch etwas Ungewohntes servieren. Etwa mit Stahlplatten aufgerüstete Kampfnashörner, deren Animationen leider etwas unecht wirken. Ein paar lockere Sprüche, gerade von Shuris Lippen, lockern das Geschehen auf, während der Film sich immer mal wieder ironische Brechungen leistet, etwa wenn ein Stammeshäuptling eine pathetische Ansprache unterbricht. Im Hintergrund tönt ein generischer, aber druckvoller Soundtrack von Ludwig Göransson („Central Intelligence“), gekoppelt mit wesentlich einprägsameren Tracks von Kendrick Lamar, die den Film musikalisch in Richtung Hip Hop und Afrobeats bewegen, während die Kameraarbeit von Rachel Morrison verantwortet wird, die für ihre Arbeit an dem Rassismusdrama „Mudbound“ die erste Oscarnominierung einer Frau in der Kamera-Kategorie ergatterte.
So sind haben viele der Beteiligten schon an rassismuskritischen Werken mitgearbeitet, darunter einige Spezis von Regisseur Ryan Coogler, der seinen Hauptdarsteller aus „Fruitvale Station“ und „Creed“, Michael B. Jordan, als Schurken in Szene setzt, welchen Jordan stark verkörpert. Fast noch besser ist Andy Serkis („Planet der Affen – Survival“), der als spielfreudige Rampensau in seinen Szenen dermaßen den Film klaut, dass man sich ihn fast als Oberschurken wünschen würde. Chadwick Boseman („Message from the King“) macht sich gut in der Titelrolle, für die er extra Akzente in afrikanischen Sprachen wie Xhosa lernte, um noch authentischer rüberzukommen. Das Damentrio aus Lupita Nyong’o („Non-Stop“), Danai Gurira („The Walking Dead“) und Letitia Wright („The Commuter“) steht ihm in nichts nach, während sowohl Daniel Kaluuya („Kick-Ass 2“) als auch Martin Freeman („Hot Fuzz“) noch versuchen das Beste auf ihren Rollen zu machen, die vom Drehbuch aber leider zu stiefmütterlich behandelt werden als dass sie noch eine Chance hätten. Für altehrwürdigen Support sorgen mit Forest Whitaker („Zulu“) und Angela Bassett („Olympus Has Fallen“) zwei schwarze Stars, die aber nur wenige Szenen haben, in denen sie dafür aber glänzen.
So hinterlässt “Black Panther” zwiespältige Gefühle: Nicht nur, dass er sich clever wie nuanciert mit Themen wie Rassismus, Nationalismus und Geschlechterrollen auseinandersetzt, er setzt seine Hauptfigur würdig in Szene. Leider wird diese Figur in eine handelsübliche Geschichte gesteckt, deren Dramaturgie phasenweise holprig ist, und deren Actionszenen sowohl für Marvel- als auch für Coogler-Verhältnisse meist überraschend schwach inszeniert sind. Es bleibt eher durchschnittliches Entertainment und damit leider einer der schwächeren Filme des Marvel Cinematic Universe.
“Black Panther” läuft seit dem 15. Februar 2018 in den deutschen Kinos und wurde ab 12 Jahren freigegeben.
© Nils Bothmann (McClane)
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Copyright aller Filmbilder/Label: Walt Disney__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, seit dem 15.2.2018 in den deutschen Kinos |