Originaltitel: The Nest__Herstellungsland: Australien, China, Russland, Thailand__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Kimble Rendall__Darsteller: Kelsey Grammer, Kellan Lutz, Li Bingbing, Wu Chun, Ryan Johnson, Yasmin Kassim, Tim Draxl, Jason Chong, Shane Jacobson, Stef Dawson u.a. |
„Bait – Haie im Supermarkt“ erwies sich für seine Macher als unverhoffter DtV-Hit. Vor allem in Asien konnte der Horrorhappen mit der verrückten Ausgangsidee ordentlich punkten. So sehr, dass asiatische Produzenten an Regisseur Kimble Rendall herantraten und ihm anboten, einen Nachfolger zu finanzieren. Doch Rendall schwebte etwas anderes vor: Nämlich familienkompatibler Tierhorror mit hohem Abenteueranteil. Den Chinesen gefiel der Ansatz und bald fiel die erste Klappe für “Guardians of the Tomb”…
Der Pharmariese Biotech steckt in extremen Geldsorgen. Um diese loszuwerden, treibt Mason, der Chef des Unternehmens, die Forschung nach lebensverlängernden Pharmaka unnachgiebig voran. Denn was werden sich die Leute wohl mehr kosten lassen als ewiges Leben? Dementsprechend schickt er Luke und dessen kleines Team nach Westchina, wo er an extrem abgelegener Stelle ein solches Wunder-Elixier vermutet.
Vor Ort verschwinden Luke und seine Männer spurlos. Als Mason Lukes Schwester Jia über das Verschwinden ihres Bruders informiert, bricht die sofort voller Tatendrang gen Westchina auf. Sie will ihren Bruder auf keinen Fall verlieren. Mason schließt sich der jungen Dame zwar an, scheint aber sein eigenes Süppchen zu kochen.
In Westchina eingetroffen, führt Mason Jia mit dem restlichen Expeditionsteam zusammen. Selbiges gemahnt zur Eile, denn über der nahegelegenen Wüste Gobi habe sich ein gefährlicher Sandsturm zusammengebraut. Wolle man eine Chance haben, Luke lebend wiederzufinden, müsse man vor dem Sturm am letzten bekannten Aufenthaltsort des jungen Mannes sein.
Der Weg dahin ist gesäumt von toten, vollkommen ausgetrockneten Tieren, die eigenartige Bissspuren aufweisen. Da schlägt auch schon der Sandsturm unerbittlich zu und schließt das Expeditionsteam in einem einsamen Haus ein. Hier wird eines der Teammitglieder von einer Trichterspinne angegriffen. Die ist nicht nur meilenweit von ihrem eigentlichen australischen Lebensraum entfernt, nein, sie ist auch besonders aggressiv, extrem giftig und nicht alleine…
Schaut in den Spinnenhorror “Guardians of the Tomb” mit Kellan Lutz hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=Eo8-kIJSfoI
In seiner ersten Hälfte bietet “Guardians of the Tomb” mal wirklich flotte Unterhaltung. Luke verschwindet. Die Expedition um Jia wird angeschoben. Das Expeditionsteam wird schnell verortet und der alles vorwärtspeitschende Sandsturm installiert. Da selbiger noch nicht reicht, wird auch noch behauptet, dass leicht entzündliche Gase in dem Gebiet ausströmen, in dem Luke verschwunden ist. Und da so ein Sandsturm gerne auch mit Blitz und Donner einhergeht, könnte dieser in Kombination mit dem Gas für ein explosives Ende der Mission sorgen.
Beständig in Bewegung kommt der Film auch dann nicht zur Ruhe, wenn das Team in dem einsamen Haus eingeschlossen wird. Ständig explodiert etwas. Drängen Feuerwände gegen das Gebäude und hält selbiges giftige Überraschungen für das Team um Jia bereit. Erst als die Expedition ein Tunnelsystem unter dem Haus ausmacht, über das man dem Sandsturm entkommen kann, schaltet der Film ein wenig runter.
“Guardians of the Tomb” läutet nun seine zweite Hälfte ein. Diese ist deutlich abenteuerlastiger geraten. Unter Tage findet man alte chinesische Stadtanlagen. Es gilt Fallen auszuweichen, über Lava-Schlunde zu gelangen, hier die richtige Steinplatte zu drücken und da keine Signalnetze der Trichterspinnen zu berühren.
Die Spinnen sind ab sofort allgegenwärtig. Nicht immer perfekt getrickst, treiben sie den nun deutlich ruhigeren Film immer dann an, wenn er zuuu langsam zu werden droht. Der familienkompatiblen Ausrichtung geschuldet, bleiben besonders eklige Momente und wirklich bedrohliche Szenarios aus. Die schiere Masse an Spinnentieren muss für Phobiker reichen. Das beunruhigende Sounddesign, das vom Krabbeln der Tiere kündet, ist so ziemlich das Einzige, was wirklich für Beklemmung zu sorgen vermag. Echte Spannung kommt so leider selten auf. Auch weil man mit den maximal funktional gezeichneten Figuren nur bedingt mitfiebern mag.
Zudem denkt man ab Hälfte zwei permanent, man schaue einer Art Remake des Finales von „Die Mumie“ (mit Brendan Fraser) zu, nur dass hier eben die Pyramide durch asiatische Bauten und die Skarabäen durch Spinnen ersetzt werden. Vor allem Letzteres führt zu beinahe identischen Effektshots. Dafür ist die rund um die Tiere aufgespannte Mythologie angenehm verstiegen und schön mit dem handlungsauslösenden Moment von “Guardians of the Tomb” verwoben. Schade ist, dass der Showdown um die Spinnen seltsam lieblos geraten ist und unangenehm gehetzt wirkt.
Inszenatorisch ist vor allem der Beginn furios geraten. Am Rande der Wüste Gobi findet Regisseur Kimble Rendall angenehm unverbrauchte Settings, die er mit aller Kraft auf Film bannt. Drohnenflüge zelebrieren die lebensfeindliche Umgebung geradezu. Mit dem Eintreffen des ordentlich getricksten Sandsturms und der Begrenzung des Schauplatzes auf das Haus und das Tunnelsystem darunter verliert der in erdigen Farben erstrahlende “Guardians of the Tomb” an optischer Opulenz.
Zumindest wissen vor allem die unterirdischen Schauplätze durchaus zu gefallen. Zumal sie fernab von Pappmaché-Kulissen in natürlicher Umgebung gefilmt wurden – und trotzdem immer mal wieder etwas rummelig wirken. Fast schon trashig geraten dann die Rückblicke in längst vergangene Zeiten. Derart lieblose Szenarios rund um adlige Titelträger aus China habe ich selten gesehen.
Darstellerisch darf man sich von “Guardians of the Tomb” nicht allzu viel erwarten. Was auch mit den sehr klischiert dargereichten Figuren des Filmes zu tun hat. Diese fordern niemanden heraus. Zumindest machen Kellan Lutz („The Expendables 3“) und Li Bingbing („Transformers – Ära des Untergangs“) als Helden der Chose einen ordentlichen Job und bestreiten auch das ein oder andere gelungene, weil leicht sarkastische Wortduell. Dass man allerdings bis auf deren Traumatas, die sich auch noch sehr ähnlich anfühlen, nichts weiter über sie erfährt, macht sie nicht unbedingt zu echter Identifikationsmasse. Der Rest des Castes spielt gängige Abenteuerfilmklischees wie das zynische Arschloch (Kelsey Grammer), den lustigen Dicken (Shane Jacobson) oder das verschreckte Kind (freilich mit Trauma!).
Was am Ende bleibt, ist ein deutlich in zwei Hälften zerfallender, leidlich unterhaltsamer Abenteuer-Horror-Hybrid, bei dem vor allem der Horror-Anteil trotz hübscher Mythologie doch arg harmlos geraten ist. Arachnophobiker werden mit den unzähligen, ziemlich fies aussehenden Spinnenviechern zwar ihre liebe Not haben, werden allerdings auch bald bemerken, dass die weitgehend aus dem Rechner stammenden Tierchen keinerlei Spuren (selbst im Sand) hinterlassen und allgemein gerne mal über den Oberflächen schweben. Die Familienausrichtung von “Guardians of the Tomb” bewahrt dann auch den größten Spinnenhasser vor zu ekligen oder gar brutalen Momenten. Dementsprechend überwiegt immer der Abenteueranteil und der ist ganz profund umgesetzt wurden. Die Schauplätze und die Ausstattung sind passig, die Inszenierung ist wertig und die Darsteller machen als durchaus zur Ironie befähigte Expeditionsteilnehmer auch eine bessere Figur als als Opfermasse. An den Unterhaltungsfaktor des alles in Bewegung gesetzt habenden „Bait“ allerdings reicht dieser Film niemals heran.
Die deutsche DVD/Blu-ray von “Guardians of the Tomb” erscheint am 23. März 2018 von Universum Film und ist mit einer Freigabe ab 12 ungeschnitten. Die auf den ersten Blick zahlreichen Extras erweisen sich leider als unangenehm inhaltsleeres Marketinggeschwafel.
In diesem Sinne:
freeman
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