Originaltitel: Renegades__Herstellungsland: Deutschland, Frankreich__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Steven Quale__Drehbuch + Produktion: Luc Besson__Darsteller: Sullivan Stapleton, Ewen Bremner, J.K. Simmons, Clemens Schick, Sylvia Hoeks, Charlie Bewley, Diarmaid Murtagh, Dimitri Leonidas, Alain Blazevic u.a. |
Die Luc-Besson-Produktion „Renegades – Mission of Honor“, zu weiten Teilen mittels deutscher Gelder finanziert und mit Hilfe des Studio Babelsberg in Szene gesetzt, ist in ihrer grundlegenden Anlage als Heist-Movie wahrlich nichts Neues.
Auch das militärische Setting des Heist-Movies ist dank Filmen wie „Stoßtrupp Gold“ oder „Three Kings“ nichts Besonderes mehr. Aber der Schauplatz der Bank, die geknackt werden muss, ist definitiv mal etwas Neues und sorgt beständig für großartige Bilder…
Paris im August des Jahres 1944. Eine Niederlage der Deutschen im Zweiten Weltkrieg beginnt sich überdeutlich abzuzeichnen. Vor allem drängen die Alliierten im Westen mit Macht gen Deutschland. Eilig beginnen die Nazis alle Wertgegenstände aus Frankreich raus zu schaffen. Darunter ein beeindruckender Berg an Goldbarren. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion werden die Reichtümer in ein kleines jugoslawisches Städtchen namens Grahovo verfrachtet und hier eingelagert.
Damit niemand etwas verraten kann, veranstalten die Deutschen unter den Einwohnern ein Massaker. Womit sie nicht gerechnet haben, ist, dass sie selbst ins Visier einer versprengten Partisaneneinheit geraten sind. Diese sprengt den nahegelegenen Staudamm und ersäuft die Nazis mit Mann und Maus. Gleichzeitig wird der unvorstellbare Schatz mit begraben…
Schaut in die Luc Besson Produktion “Renegades – Mission of Honor” hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=RfrbS9ogKl0
Jahrzehnte später ist die NATO mit ihren Truppen in diesem Landstrich unterwegs, um serbischen Ex-Generälen die Leviten für ihre Untaten in den Balkankonflikten zu lesen. Zu den NATO-Truppen gehört auch ein Team US Navy Seals unter Führung von Matt Barnes. Die haben es aktuell auf einen besonders fiesen serbischen General abgesehen und dessen Unterschlupf mithilfe eines gefakten Nachrichtenteams infiltriert…
Was Regisseur Steven Quale („Storm Hunters“) die Gelegenheit gibt, mal so richtig die Actionkuh fliegen zu lassen! Langsam lässt er die Situation mehr und mehr eskalieren. Auf kurze Hand-to-Hand-Fights folgt Geballer mit Automatikwaffen, was die Serben irgendwann mit Raketenwerfer-Beschuss beantworten. Und da unsere Navy Seals Lust auf mehr haben, entern sie einen in der Gegend herumstehenden Panzer und legen richtig los!
Häuserwände werden durchbrochen, Autos plattgewalzt, LKWs abgeschossen, Funktürme umgenietet und Transporter zum Überschlagen entlang der Längsachse verführt. Was ein Spaß! Einen Mexican Standoff auf einer Brücke zwischen dem Panzer der Seals und zwei feindlichen Panzern lösen die Seals auf, indem sie die Brücke zu Klump ballern und sich mit dem Panzer in den unter der Brücke durchfließenden Fluss stürzen.
Man kann sich sicher vorstellen, dass die Vorgesetzten von Barnes und Co. über diese Auslegung ihres Befehls der Sicherstellung des Generals ohne großes Aufsehen nicht sonderlich erfreut sind. Unsere Helden werden vom Dienst supendiert, was die aber eher als Urlaub betrachten und sich Wein, Weib und Gesang hingeben. Einer von ihnen, Stanton, pflegt beispielsweise sein Verhältnis mit der örtlichen Kellnerin Lara. Während Stanton mit ihr den Beischlaf vollführt, taucht deren Bruder auf und beginnt Lara zu bedrängen.
Natürlich rettet Stanton die junge Dame, will aber natürlich wissen, wieso sie von einem Blutsverwandten derart bedrängt wird. Da erzählt ihm Lara von dem Nazi-Goldschatz in Grahovo und dass ihr Großvater der einzige Mensch sei, der das Massaker und die anschließende Überflutung der Stadt überlebt habe und sogar einen Goldbarren entwenden konnte. Ebenjenen wollte wohl ihr Bruder von ihr, der ansonsten nichts auf die Erzählungen seines Opas gibt.
Als Stanton seinen Kameraden von der Geschichte erzählt, sind die sofort angefixt. Nur ein paar Barren wie jener von Lana und man wäre mehr als reich. Man beschließt, den Schatz heimlich zu heben… Womit „Renegades – Mission of Honor“ in den Heist-Movie-Modus übergeht. Der beginnt natürlich genregemäß mit den ausführlich dargelegten Planungen.
Weitere Mitstreiter werden verpflichtet und das notwendige Material wird besorgt. Hier erweist sich der NATO-Stützpunkt als unerschöpfliches Füllhorn an Ausrüstungsgegenständen, denn wo sonst sollte man ausreichend Material finden, um Hunderte Banksafes in die Luft zu jagen? Und da unsere Seals zu Lande, in der Luft und vor allem im Wasser zu Hause sind, schreckt sie auch der Unterwasser-Einsatzort kein bisschen.
Das von Luc Besson („Valerian“) mitverfasste Drehbuch zu „Renegades – Mission of Honor“ treibt diese Vorbereitungen mit hohem Tempo voran. Punktet mit coolen Sprüchen seiner Protagonisten und verortet selbige und deren Dynamik untereinander ohne jedwede Länge. Zudem installiert das Drehbuch auch erste Schwierigkeiten, wie einen besonders fiesen Serben, der ebenfalls von dem Schatz erfährt. Und natürlich macht es dem Zuschauer immer wieder bewusst, dass es kein leichtes Unterfangen ist, mehrere Tonnen Gold unbemerkt aus einem See zu bergen, der obendrein in Feindesland liegt.
Flüssig geht der Film dann in den Heist über. Verkompliziert die Lage geschickt, spitzt die Ereignisse zu und lanciert immer neue Unwägbarkeiten, die den Seals ihren Raubzug erschweren. Doch vor allem optisch legt der Film in diesem Abschnitt furious zu. Das Setting der unter Wasser liegenden Stadt etwa ist einfach großartig (es erinnert an ähnliche Bilder in der französischen Serie „The Returned“) und bietet Augenfutter satt. Großartig ist auch der Moment, in dem eine Kamera aus dem Bauch eines Transportflugzeuges springt, nach gut hundert Metern im freien Fall ins Wasser eintaucht und sofort gen Unterwasserstadt taucht. Ein geiler Shot!
Wenn dann feindliche Taucher auftauchen oder sich vermeintlich korrekte Berechnungen der Luftvorräte als deutlich zu knapp erweisen, zieht der spannende Coup nur noch mehr an. Von einem feinem Twist in Bezug auf den Schatz ganz zu schweigen. Fette Action wie zu Beginn des Filmes kommt zwar leider keine mehr auf, doch kleinere Scharmützel mit feindlichen Kampftauchern und der spektakuläre Einsturz eines Gebäudes aufgrund von unterseeischem Granatenbeschuss bleiben nachhaltig in Erinnerung.
“Renegades – Mission of Honor” bietet starke Bilder, taffe Darsteller und zu viel Political Correctness
Kurzum: „Renegades – Mission of Honor“ ist ein Heist-Movie mit einem wirklich fetten Twist. Das Unterwasserszenario sorgt für ausschließlich spektakuläre Bilder. Auch abseits des Heists kommt „Renegades“ im absolut wertigen Blockbusterlook daher und hat nur kleinere Effektschwächen in der eröffnenden Big-Bang-Action zu verzeichnen. Eric Serra zimmerte dazu einen herrlich zackigen Score, der in jedem Moment die Chose vorwärtstreibt und vor allem beim Heist für zusätzliche Spannung sorgt. Darstellerisch gefallen vor allem Sullivan Stapleton („300: Rise of an Empire“) und Charlie Bewley („The Foreigner“) mit ihrem coolen Spiel. Zudem punktet J.K. Simmons („Terminator: Genisys“) als zwischen kumpelhaft und autoritär changierender Vorgesetzter der Seals. Dagegen rangiert der Rest der Besetzung (darunter auch einige Deutsche wie Clemens Schick („Collide“) als arg schwach aufgebauter und aufgestellter Oberbösewicht) eher unter ferner liefen.
Was man der flotten Chose ankreiden muss, ist ihr simples Schwarz-Weiß-Bild bei den handelnden Charakteren (alle NATO-Mitglieder sind gut, alle Serben, Bosnier und Kroaten zumindest mal höchst verschlagen oder suspekt) und die fast schon widerwärtige politische Korrektheit der Seals. Die ziehen nämlich erst los, als alle vollkommen altruistisch eingewilligt haben, dass ein Großteil des Goldes für den Wiederaufbau des Landes genutzt werden soll. Warum muss man den Coup dann vor den eigenen Vorgesetzten verheimlichen? Hier hätte „Renegades“ gerne deutlich kantigere und eigensinnigere Charaktere auffahren dürfen. Und sagen wir es, wie es ist: Eine weitere Actionszene von der Qualität des Einstieges hätte „Renegades – Mission of Honor“ richtig gut getan.
„Renegades – Mission of Honor“ erschien in Großbritannien von dem Label Signature ausschließlich auf DVD und ist hier mit einer passigen Freigabe ab 12 ungeschnitten. Bis auf reichlich inhaltsleere Interviews werden leider keinerlei Informationen zu der Produktion des Filmes geboten. In Deutschland hat man sich das Label Universum Film erstaunlicherweise für einen arg späten Kinorun entschieden. Der ist für den 28. Juni 2018 vorgesehen.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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Copyright aller Filmbilder/Label: Universum Film__Freigabe: ???__Geschnitten: ???__ Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 28.6.2018 im Kino |