Originaltitel: Bleeding Steel__Herstellungsland: China, Hongkong__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Leo Zhang__Darsteller: Jackie Chan, Tess Haubrich, Erica Xia-Hou, Callan Mulvey, Nana Ou-Yang, Show Lo, Kaitlyn Boyé, Damien Garvey, Kim Gyngell, Brahim Achabbakhe, Olga Miller u.a. |
Eigentlich ist Officer Lin auf dem Weg ins Krankenhaus, liegt doch seine Tochter Xixi im Sterben. Da ereilt ihn ein Anruf. Lin soll mit seiner Spezialeinheit Dr. James, einen auf Genetik spezialisierten Wissenschaftler, in Sicherheit bringen. Der Cop stellt seinen Job tatsächlich über das Wohl seiner Tochter und eilt zu dem Einsatz. Der läuft schnell aus dem Ruder, als Lin und seine Mannen von Andre und dessen Henchmen, einer Handvoll Lumpen in futuristisch anmutenden Körperpanzerungen, angegriffen werden.
Unter hohen Verlusten können die Angreifer neutralisiert werden und der schwer angeschlagene Dr. James wird zum Rettungsanker für Lins Tochter. Er pflanzt ihr nämlich ein mechanisches Herz ein, das fortan biotechnisches Blut durch ihre Adern pumpen wird. In selbiges hat Dr. James all seine Erinnerungen und Forschungen einprogrammiert.
13 Jahre später heißt Xixi Nancy und lebt in Australien. Das vorgebliche Waisenkind wird so gut wie jede Nacht von Albträumen geplagt. Von diesen erzählt sie einer „Hexe“, die vorgibt, sie könne Nancy helfen. Doch in Wirklichkeit verkauft sie Nancys Ausführungen um mechanische Herzen und Bioroboter an einen Science-Fiction-Autor.
Der zirkelt aus diesen Inspirationen einen Bestseller mit dem Titel „Bleeding Steel“ und bringt damit Andre auf die Spur von Nancy. Der braucht die junge Dame, um mithilfe der in ihrem Blut gespeicherten Informationen eine Armee aus Biorobotern zu produzieren und diese höchstbietend zu verkaufen. Zum Glück hat Nancy einen heimlichen Beschützer: Lin…
Schaut in “Bleeding Steel” mit Jackie Chan hinein:
httpv://www.youtube.com/watch?v=jkJzjW0XTuw
Steigen wir direkt mit dem Highlight des Filmes in dessen Besprechung ein. Dabei handelt es sich um die eröffnende Actionszene, die mal mächtig gewaltig rockt. Wenn Lin und seine Kameraden von Andre und dessen Mitstreitern attackiert werden, brennt die Luft. Autos explodieren und werden von der Wucht derselben in die Luft geschleudert. Polizisten und Angreifer werden von den Druckwellen ergriffen und durch die Gegend geworfen. Obendrein fliegen den Kombattanten die blauen Bohnen nur so um die Ohren.
Die Kugeln schlagen blutig in Körper ein oder hinterlassen sichtbare Trefferwirkungen in herumstehenden Autos. Harsche Kopfschüsse lassen den Actionfan frohlocken. Wenn irgendwann Kugeln Autokarossen durchschlagen und sich daraufhin ihren Weg in den Schädel einer hinter dem Auto in Deckung gegangenen Person bahnen, wird’s richtig derb.
Mittendrin: Jackie Chan. Der slidet durch den Matsch. Verteilt blaue Bohnen. Gerät mit Andre aneinander und präsentiert sich wie in seinen besten Tagen. Diese Szene hat so viel Wumms, dass die kleineren Problemherde – beispielsweise mittels CGIs gepimpte Explosionen und kaum getarntes Wirework – gar nicht so sehr ins Gewicht fallen. Die Konsequenz der Szene, ihre Dynamik und ihre eindeutige Ausrichtung auf ein erwachsenes Publikum lassen für den weiteren Verlauf wirklich Großes erhoffen.
Doch mehr als Hoffnung ist nicht. „Bleeding Steel“ verkommt nach dieser großartigen Szene zu einer Anhäufung unglaubwürdiger Drehbucheinfälle, dummer Dialoge, unwitziger Humor-Momente und wenig packender Actionszenen. Vor allem die total verklausulierte Art und Weise der Darreichung der Handlung nervt total und macht das Durchhalten teilweise wirklich zur Qual.
Beständig ploppen neue Fragen auf. Die Wichtigste: Warum lebt Lin nach der Rettung seiner Xixi nicht mit ihr zusammen? Warum zum Teufel schafft er sie in ein Waisenhaus, um hernach als ihr Schatten nicht von ihrer Seite zu weichen? Weder versucht der Film dafür eine Erklärung zu finden (weder Xixi oder Lin thematisieren es!) noch kommen dem Zuschauer plausible Ideen zur Ausräumung dieses Problems.
Stattdessen folgen wir einem Kasper namens Leeson auf dessen peinlich geskripteten Wegen ins Herz von Nancy, womit dann nach dem knalligen Einstieg mal eben eine vollkommen andere Zielgruppe anvisiert wird: Teenies! „Bleeding Steel“ ist nun knallendst bunt, mit ödester Musik untermalt und transportiert einen stupiden Humor, der seinesgleichen sucht. Lowlight ist ganz sicher die Tarnung von Nancy als Baby… Was haben wir gelacht…
Chan macht sich in diesem Abschnitt äußerst rar. Vermutlich genoss er seine Zeit in Australien, wo „Bleeding Steel“ gedreht wurde – wie auch schon der deutlich bessere “Mr. Nice Guy” von 1997. Das Drehbuch stellt derweil jedwedes Erzählen ein und würde da nicht immer mal eine Fetischtante durchs Bild hüpfen und Keile verteilen, man wüsste vermutlich gar nicht mehr, dass es hier ja eigentlich um einen Actionfilm mit Biorobotern (was auch immer das sein soll) gehen soll. Zumindest schaut Tess Haubrich („Alien: Covenant“) als Latexlady durchaus scharf aus und weiß ihren Körper einzusetzen.
Etwa nach 60 Minuten Rumgehampel und einem Nichts an Story drängt Jackie Chan wieder mehr ins Bild. Fortan versucht „Bleeding Steel“ – kurz vorm Showdown -, noch schnell all das zu erzählen, was die Produzenten des Streifens ursprünglich dazu bewegte, 65 Millionen Dollar für diesen Film zu verbrennen. Zumindest holte man sich einen großen Teil des Budgets über einen Product-Placement-Deal mit Audi wieder rein. Der deutsche Autohersteller hatte wohl einige Diesel-Autos zu verschrotten und stellt in so gut wie jeder Szene alle Autos.
Einige werden hübsch spektakulär zerlegt. Das geschieht in den immer mal kurz aufbrandenden Action-Momenten, die leider niemals die Wucht der Einstiegsszene erreichen und erstaunlich oft Effekt-Schwächen offenbaren. Vor allem das Einfügen von Green-Screen-Material bereitete den Chinesen sichtliche Probleme. Zumindest eine Szene lässt noch einmal versonnen an frühere Zeiten denken. In dieser klettert Jackie Chan auf dem Dach der Oper von Sydney herum und darf freilich irgendwann auch die Schrägdächer runterrutschen. Ehrensache. Das sieht zwar alles deutlich ungelenker aus als früher, aber hier fühlt man sich als Fan dann dennoch verstanden.
Verständnis, das man für den Rest von „Bleeding Steel“ kaum aufbringen mag. Die Science-Fiction-Aspekte des Filmes wirken durchweg trashig und keinesfalls futuristisch. Dass die Schergen in besseren Motorradkluften herum hechten, geht dabei noch als halbwegs brauchbar durch, aber der Look von Oberlump Andre und der Fetischlady ist schon arg drüber. Das gegen Ende auftauchende Fluggefährt ist dann aber der größte Burner. Im ganzen Film wird nicht ansatzweise ein derartiger technologischer Sprung sichtbar, dass man ein derartiges Fluggerät, das an einen gedrungenen Shield-Helicarrier erinnert, als plausibel betrachten könnte. Zumindest ist das Fluggerät selbst gut getrickst – also solange nichts damit passiert.
In selbigem steigt dann auch der „Star Wars“-Showdown, der dann erst recht wirkt, als hätte man ihn komplett aus einem anderen Film entwendet. In dem Lasergeballere, oder was auch immer das sein soll, wirkt Jackie Chan vollkommen verloren, schwerfällig und überfordert. Dafür darf seine Begleiterin Erica Xia-Hou, die auch das Drehbuch verbrochen hat, ein paar steile Moves auspacken, gegen die Chan dann total abkackt. Dessen finaler Fight mit Andre (Callan Mulvey („300: Rise of an Empire“)) kann auch nur als schlechter Witz bezeichnet werden. Die übel getricksten Szenen nach dem Showdown sowieso…
“Bleeding Steel” ist kaum mehr als Sci-Fi-Action-Kuddelmuddel
Was am Ende bleibt, ist ein absolut auf Hochglanz poliertes, in seiner Optik mit brutal übersteuerten Farben arbeitendes Stück Science-Fiction-Action-Kuddelmuddel, das immer wieder sehenden Auges über seine öde, total bekloppt erzählte, wiederholt ins Trashige mäandernde Story stolpert. Wer, was, wann und vor allem warum, das juckte hier offenkundig keinen. Jackie Chan wird von diesen Problemen eiskalt erwischt. Nach einem furiosen Auftakt fliegt er erst einmal Ewigkeiten aus dem Film, der nun zu einem seltsamen Humorstück mutiert, Show Lo als Leeson viel zu viel Screentime zuschanzt, diesen gnadenlos overacten lässt und so irgendwann noch hilfloser wirkt als ohnehin schon.
Kehrt Chan dann wieder aktiver in den Film zurück, bringt er auch ein paar kleinere Actionszenen mit, die aber niemals wieder an die großartige und falsche Hoffnungen weckende Eröffnungsaction-Sequenz herankommen. Zumindest müht sich der erneut mit grauem Haarschopf (siehe „The Foreigner“) agierende Chan nach Leibeskräften und überlässt die Action nicht mehr ausschließlich der jungen Garde. Schauspielerisch wird er hingegen nie gefordert.
Kurzum: Wer nach der ersten, mit einem mal wirklich fetten Big Bang endenden Actionszene den „Ausknopf“ seiner Fernbedienung drückt, der hat alles Wesentliche und Gute von „Bleeding Steel“ gesehen. Chan-Fans können auch noch den Abspann mit den gewohnten, leider öden Outtakes mitnehmen. Unter diesen trällert Chan einen seiner eingängigen Popsongs. Und am Ende folgt dann für all jene, die „Bleeding Steel“ bis hierhin tatsächlich durchgehalten haben, die ultimative Drohung: Ein zweiter Teil soll folgen… Da weint selbst Stahl blutige Tränen…
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien am 27. April 2018 von Splendid Film und ist mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten. Die Datenträger haben neben Trailern und einem Musikvideo von Jackie keinerlei Extras zu dieser Big-Budget-Produktion zu bieten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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