Originaltitel: Safe House__Herstellungsland: USA/Südafrika__Erscheinungsjahr: 2012__Regie: Daniel Espinosa__Darsteller: Ryan Reynolds, Denzel Washington, Vera Farmiga, Brendan Gleeson, Liam Cunningham, Joel Kinnaman, Robert Patrick, Sam Shepard, Tanit Phoenix, Sebastian Roché, Stephen Bishop, Nora Arnezeder u.a. |
Safe Houses dienen Regierungen und Geheimdiensten dazu, Zeugen oder Spionen für eine gewisse Zeit Unterschlupf zu gewähren und sie so lange wie möglich aus den verschiedensten Gefahrensituationen herauszuhalten oder sie ungestört verhören zu können. Eines dieser Safe Houses in Südafrikas Kapstadt wird von dem jungen CIA Agenten Matt Weston beaufsichtigt. Ein unspektakulärer Job: Sicherheitsanrufe entgegennehmen, das Gebäude und die darin befindliche Technik in Schuss halten und sich die Zeit außerhalb des Safe Houses in das Alltagsleben Kapstadts integrieren. Leider ist diese Routine für Matt einfach viel zu wenig, was noch dadurch verstärkt wird, dass er nach mittlerweile 12 Monaten noch immer keinen „Untermieter“ hatte und sich so für ihn nie die Gelegenheit ergab, sich zu beweisen. Deshalb, und weil der Aufenthalt seiner französischen Freundin in Kapstadt demnächst enden wird, will er nach Paris versetzt werden. Doch wie so oft kommt es ganz anders. Denn plötzlich steht eine Abordnung von Agenten vor seinem Safe House und begehrt um Einlass. Sie beaufsichtigen Tobin Frost, den berüchtigsten Händler von Staatsgeheimnissen, der obendrein gewaltiges Potential beim Umdrehen von Agenten haben soll. Die Agenten wollen aus Tobin herausfoltern, wo er eine Datei versteckt hat, die er kurz zuvor von einem MI6 Agenten gekauft hat. Da wird das Safe House von gedungenen Söldnern gestürmt und bis auf Matt und Tobin werden alle Amerikaner getötet. Die beiden nutzen eine sich bietende Gelegenheit und fliehen. Matt setzt nun alles daran, Tobin unbeschadet zum nächsten Safe House zu geleiten. Doch nicht nur die Killer sind fortan hinter ihnen her, auch das CIA befürchtet, der charismatische Tobin habe den naiven Matt längst umgedreht. Und welche Informationen enthält die MI6 Datei?
httpv://www.youtube.com/watch?v=YldT5eTbC9g
Die Jagd ist eröffnet und ich höre die Actionfans der “alten Schule” schon jetzt weithin heulen, denn man fragt sich beim Genuss von Safe House schon, ob Regisseur Daniel Espinosa seinen eigenen Bourne 4 drehen wollte oder ob er die letzten Zusammenarbeiten von Denzel Washington und dessen Haus- und Hofregisseur Tony Scott zu intensiv studiert hat bzw. ob gar Denzel Washington mit einem ganzen Füllhorn an Tony Scottschen Empfehlungen in Sachen Actionregie an den Set kam. Sei es wie es sei, Safe House ist nun einer der besten Tony Scott Filme, die Tony Scott nie gedreht hat. Dementsprechend wird gezoomt und mit der Kamera gewackelt, dass es eine helle Freude ist. Die Farben werden extrem manipuliert und rangieren zwischen erdig und knalligen Komplementärfarben, dazu gibt es hektische Reißschwenks und alles wurde auf richtig grobkörniges Filmmaterial gespeichert (ich höre schon das Lamentieren ob der miesen Bildqualität bei Amazon). Das Ergebnis ist unglaublich dynamisch, schnell, hektisch und lebendig und in seiner Wirkung ungemein direkt. Was vor allem der ungeschönten und ziemlich brachialen Action zugute kommt, die vor allem in den grobschlächtigen Fightszenen sogar dem Zuschauer richtiggehend weh tut. Der Rest der Action besteht aus druckvollen und auf Realität getrimmten Shootouts, einer deftigen Explosion und einigen Verfolgungsjagden zu Fuß und mit dem Auto, die jeweils enorme Wucht entwickeln. Und trotz Wackelkamera erstaunlich übersichtlich wirken!
In Actionhinsicht macht Espinosa definitiv verdammt viel richtig und auch das Abfeiern von Denzel Washington geht ihm irre gut von der Hand. Der wirkt endlich mal wieder so unnahbar und unkaputtbar wie in “Man on Fire” und wurde selten cooler in Szene gesetzt. Selbst die anfangs etwas ungewohnte Frisur lässt den Coolnessfaktor Washingtons niemals sinken. Doch auch Reynolds gefällt in seiner Rolle. Was auch keine große Kunst ist, denn das eh ziemlich gute Drehbuch legt großen Wert darauf, niemals in vorausschaubare Bahnen bei der Figurenentwicklung abzugleiten. So sind einige nette Wendungen ebenso möglich wie die Tatsache, dass die Figuren nicht verbogen werden müssen, um zum augenblicklichen Geschehen zu passen. Und so wird aus Matt und Tobin niemals ein Buddy Movie Gespann. Beide bleiben in ihrer Einstellung zueinander immer ambivalent. Sie haben Respekt vor dem jeweils anderen, Freunde werden sie allerdings nie, was gehörig spannende Dynamik in die Figurenkonstellation Matt / Tobin pumpt. Dabei fokussiert der Film etwas zu stark auf die Beiden, was sehr zu Lasten des stark aufspielenden, dennoch ein wenig verschenkt wirkenden Supportcastes geht. Vera Farmiga sei genannt, deren hübsche Fassade man nie so recht durchschaut, oder Brendan Gleeson, den man zugunsten von Vera ruhig hätte zurücknehmen können, um nicht so sehr dem Verdacht des Typecastings aufzusitzen. Vollkommen verpuffen tut bis auf die Schlussszene leider Sam Shepard, der ebenfalls gut spielt, aber für den Film keinerlei Bedeutung hat. Umso wuchtiger kommt Robert Patrick daher, der deutlich angegraut und –gedickt einen wenig zimperlichen CIA Agenten gibt und schon früh für ein paar hübsch zynische Momente sorgt, bei denen die Geheimdienste dieser Welt ob ihrer Abgewichstheit nicht wirklich gut davonkommen.
Dies ist ein ziemlich wichtiges Motiv von Safe House und treibt in gewissem Grad auch die Handlung selbst stark an. Diese wird von Daniel Espinosa bis auf eine Ausnahme mit Konsequenz und hohem Tempo vorangepeitscht und verliert sich so gut wie nie in Nebenschauplätzen oder anderen, der Spannung abträglichen Unarten. Doch einmal gibt er die sonst so straff gehaltenen Zügel zu deutlich aus der Hand. In diesem Abschnitt werden Matt und Tobin getrennt und plötzlich fällt der Film in ein seltsames Loch. Weder versteht man den Grund für diese Trennung (rein von der Logik her gesehen) noch warum Espinosa hier auf einmal gefühlsduselige Abstecher zu Matt und seiner Freundin einbaut, die man gut und gerne eh einer strafferen Abwicklung der Handlung hätte opfern dürfen. Der Grund, wie Tobin und Matt wieder zusammenfinden, wirkt ebenfalls ziemlich konstruiert, doch ab da läuft Safe House wieder richtig rund und steuert direkt auf den harten, brutalen und erstaunlich unspektakulären (von den Schauwerten her) Showdown zu, der an die harten 70er Jahre Reißer erinnert und beinahe zu einer intimen Mano a Mano Konfrontation mutiert.
Kurzum, Safe House ist ein spannender Streifen geworden, der mit einigen Wendungen inmitten der Dauerverfolgungsjagd aufzuwarten versteht, tolle Darsteller aufbietet, den coolsten Washington seit Jahren auffährt und dank fiebriger Optik mitten in die Magengrube schlägt (Die Wackelkamera wird allerdings gleichzeitig der größte Kritikpunkt der meisten Zuschauer sein.). Leider verliert Espinosa hier und da ein wenig den Blick für seine eigentlich sehr straighte Story und opfert er die stark aufspielenden Nebenfiguren teils zu sehr dem – allerdings wirklich reizvollen – gegenseitigen Belauern von Reynolds und Washington. Das Ergebnis ist ein intelligenter Actionthriller, der nur im Schlussakt unfreiwillig komisch wirkt, da der hier abgefeierte „Enthüllungsakt“ arg naiv wirkt. Erst recht, da Espinosa vorher die Geheimdienste dieser Welt so sehr dämonisiert hat, dass man als Zuschauer kaum glauben mag, dass auf dem präsentierten Weg irgendetwas erreicht werden könnte. Obwohl, die Medien haben ja auch Guttenberg und Wulff zu Fall gebracht …
Safe House gibt es auf DVD und Blu-ray von dem Label Universal. Beide Datenträger sind mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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