Originaltitel: the Apparition__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2012__Produzent: u.a. Joel Silver__Regie: Todd Lincoln__Darsteller: Ashley Greene, Sebastian Stan, Tom Felton, Julianna Guill, … |
Als der übernatürliche Horror-Thriller „the Apparition“ – seines Zeichens das Regie-Debüt des vormaligen Kurzfilmers Todd Lincoln sowie das vorerst letzte gemeinsame Projekt von „Warner Bros. Pictures“ und Joel Silver´s „Dark Castle Entertainment“ – im August 2012 in die amerikanischen Lichtspielhäuser gebracht wurde, geschah dies erst rund zwei Jahre nach dem Ende der eigentlichen Dreharbeiten sowie im Rahmen der (mit nur 810 Kinos) bis dato kleinsten „Wide-release“-Veröffentlichung eines „Major Motion Pictures“ in der Geschichte der betreffenden (erstgenannten) Vertriebsfirma. Unabhängig dessen, dass der Streifen, der gar zu großen Teilen im Potsdamer „Filmstudio Babelsberg“ realisiert wurde, im Laufe der folgenden sieben Wochen bloß 4,9 seiner 17 Millionen Dollar Produktionskosten einspielte und von der Kritik nahezu einhellig verrissen wurde, blieb mein Interesse an dem Werk dennoch vergleichsweise hoch – u.a. weil das im Trailer Präsentierte durchaus ansprechend aussah, ich grundsätzlich eine „Schwäche“ für Genre-Flicks jener stylisch-düster-modernen Machart habe sowie Hauptdarstellerin Ashley Greene per se eine von mir stets gern erblickte Person ist…
In den ’70ern hatte eine Gruppe Forscher versucht, den Geist ihres verstorbenen Freundes und Kollegen Charles Reamer im Zuge einer wissenschaftlich speziell ausgearbeiteten Variante einer Séance heraufzubeschwören – genau genommen mit dem Ziel, ihm durch das Bündeln ihrer jeweiligen Konzentration (auf diesem Wege) einen Zugang zur „Welt der Lebenden“ zu verschaffen. Trotz einer unleugbaren, gar per Bildmaterial dokumentierten „Reaktion“ auf ihre Bemühungen – in erster Linie ein sich wie von selbst bewegender Tisch – wurde das Vorhaben anschließend „ohne einem konkreten Ergebnis“ beendet. Etwa 30 Jahre später wiederholen vier Studenten das Experiment dann unter Verwendung der ihnen (an ihrer prima ausgestatteten Uni) zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten, mit denen die erzeugte Kraft ihrer Gedanken um das 400-fache verstärkt werden kann: Ihr „generiertes Resultat“ ist ungleich intensiver und substantieller – allerdings gerät die Situation schon bald außer Kontrolle, als eine der Mitwirkenden (Julianna Guill) plötzlich von einer „unsichtbaren Macht“ ergriffen, in eine Steinmauer hinein gezogen sowie im Nachhinein nie wieder gesehen wird…
Etliche Monate sind inzwischen vergangen, die Handlung hat nun die Gegenwart erreicht: In einer neu angelegten, noch sehr spärlich bevölkerten Fertighaus-Siedlung irgendwo im Süden Kaliforniens ist ein junges Pärchen – bestehend aus der angehenden Veterinär-Ärztin Kelly (Greene) und dem Service-Techniker Ben (Sebastian Stan) – gerade erst in eines eben jener (echt schicken wie geräumigen) Gebäude eingezogen, welches eigentlich ihren Eltern (quasi als „Investmentgut für die Zukunft“) gehört. Die ungetrübte Zweisamkeit währt jedoch nicht allzu lange, denn nach und nach beginnen sich auf einmal mysteriöse Dinge zu ereignen – á la sich „eigenständig“ öffnende Türen oder gar sterbende Pflanzen und Tiere. Parallel zur Angst und wachsenden Besorgnis steigert sich die Intensität der paranormalen Phänomene zunehmend – bis hin zu einem Punkt, an dem sie akut um ihr Leben fürchten müssen. Es ist in dieser Phase, dass Kelly u.a. herausbekommt, dass Ben seinerzeit am zweiten Experiment beteiligt war, dass sein damaliger Kommilitone Patrick (Tom Felton) die Versuche seither (in erweiterter Anordnung) fortgeführt hat und dass „alles“ dadurch nur noch schlimmer geworden ist – wie sie nun am eigenen Leibe erfahren müssen…
Die Laufzeit von „the Apparition“ beträgt bloß knappe 72 Minuten – inklusive beider Prologe, jedoch ohne der Dauer des (audiovisuell übrigens sehr cool gestalteten) Abspanns gerechnet – was in Kombination mit so einigen „auffälligen inhaltlichen Aspekten“ die Befürchtung bzw. den „verdächtigen Anschein“ hervorruft, dass an dem Film im Rahmen der Post-Production eine Menge gewerkelt (sprich: geschnitten und verändert) wurde. Dem Promo-Material nach geht (bzw. ging) es in der erzählten Story ja um eine bedrohliche übernatürliche Einwirkung, die sich nur dann/deshalb manifestieren sowie zu einer realen physischen Gefahr entwickeln kann, wenn/weil der menschliche Geist (wahrhaftig) daran glaubt. Unterstrichen wurde das Ganze seitens der offiziellen Tagline „Once you believe, you die”. Tja, in der vorliegenden Version spielt dieser zugleich reizvolle wie mit gehörig Potential gesegnete, sich u.a. erfreulich von den Inhalten ähnlicher Werke abgrenzende Plot-Ansatz allerdings kaum mehr eine Rolle – was im Prinzip sogar schon so weit geht, dass der Einstieg (die ursprüngliche Séance) einen beinahe überflüssigen Eindruck vermittelt und das finale Drittel „in dieser Form“ nun unverkennbare Schwierigkeiten damit hat, eine halbwegs nachvollziehbare Geschichte darzureichen. Es wirkt fast so, als hätte jemand nachträglich versucht, den Streifen zu einem gradlinigeren (sprich: gängigeren) „Spuk-Flick“ umzumodeln bzw. zurechtzuschneiden – mit nur eingeschränktem Erfolg…
Merklich hat sich Regisseur und Drehbuchautor Lincoln bemüht, Ben und Kelly erst einmal in Ruhe ins Geschehen einzuführen, um dem Publikum auf diese Weise den Aufbau einer „ersprießlichen Verbindung“ zu ihnen zu ermöglichen. Leider aber sind die Charaktere weder mehrschichtig noch allzu charismatisch gezeichnet worden, so dass diese (fraglos löbliche) Intention bereits nach einer kurzen Weile im Sande verläuft. Eingangs verwundert das Paar die eine oder andere Beobachtung nur in einem „gewissen Maße“ – wie dass ihr neuer Kaktus prompt eingeht oder die Schlafzimmer-Kommode plötzlich ein Stück weit verschoben steht – bevor nicht lange darauf offene Haustüren erste Sorgen um ihre Sicherheit erkeimen lassen, welche aber eher in Richtung einiger Kids tendieren, die offenbar schon des Öfteren (zum Spaß bzw. aus Langeweile) in leer stehende Immobilien der Siedlung eingebrochen sind. Als der Hund des Nachbarkindes dann jedoch inmitten ihrer Küche verstirbt, führt das nicht nur zur „unfreiwillig amüsantesten“ Szene des Werks – nämlich zum klagenden Vorwurf der jungen Besitzerin: „Your house killed my dog!“ – sondern auch zum Entdecken einer Art „Schimmelpilz“, der von der Struktur her durchaus einem Insektennest (jedenfalls zum Teil) ähnelt und im Folgenden verschiedene Stellen an Decken, Wänden und Böden befällt. Was genau es damit auf sich hat, bleibt zwar unaufgeklärt – aber immerhin erzeugt es ein „ungemütliches Feeling“…
Obgleich Ben ahnt, womit diese „abnormen Begebenheiten“ wohl in Verbindung stehen, u.a. da ihn Patrick (indes) ebenso dringlich wie beharrlich zu erreichen versucht, erwähnt er Kelly gegenüber nichts in jener Hinsicht – schließlich hat er ihr auch kein einziges Wort von dem betreffenden „Kapitel“ seiner Uni-Zeit erzählt. Mit neuen Sicherheitskameras und Aussagen wie „Our house is too new to be haunted: It has no history.“ versucht er sie zu beruhigen – zeltet mit ihr sogar im Garten, statt drinnen zu übernachten, nachdem sie all ihre Kleider (mitsamt deren Aufhänger) fest und wirr miteinander verknotet im Schrank vorfinden musste. Trotz allem brechen beide nicht in Panik aus, versuchen die Dinge stattdessen eher rational zu betrachten – was einige Zuschauer vielleicht als „unclever“ ansehen mögen, in meinen Augen aber nicht unbedingt mal so unglaubwürdig anmutet und sich zudem von den „hysterisch-nervigen“ Reaktionen so mancher Figuren in artverwandten Genre-Produktion abhebt. Okay, die Klügsten sind sie nun ebenfalls nicht gerade – aber zumindest checken sie wenig später in ein Hotel ein, als Ben Kelly gegenüber die Karten offen legen muss und sich die „Phänomene“ fortan immer stärker hin zu „direkten persönlichen Übergriffen“ wandeln. Die Sache ist jedoch, dass ihnen das Weglaufen (unter diesen speziellen Umständen) absolut nichts bringt – denn wie ihnen noch gesagt werden wird: „Your house isn´t haunted: You are!“
Im finalen Drittel stößt Patrick schließlich zu ihnen und muss sogleich einräumen, dass seine jüngsten Bemühungen, das „Entfesselte“ mit Hilfe noch leistungsfähigerer Technik erneut dorthin zu verbannen bzw. zurückzuschicken, wo es ursprünglich hergekommen war, die Lage nur noch verschlimmert hätten – so dass nun gar die gesamte Welt der Lebenden auf dem Spiel steht! Was folgt, ist eine Aneinanderreihung mehrerer Set-Pieces – u.a. bei Ben und Kelly daheim, in dem mit einer Art „elektrischen Schutzkammer“ ausgestatteten Waldhaus Patricks, inmitten der nächtlichen Wildnis sowie auf dem Gelände eines Großmarkts: Zwar besitzt jede für sich eine bestimmte (mehr oder minder stark ausgeprägte) „Wirkung“ – allerdings erwecken manche dieser Szenen aufgrund ihrer Beschaffenheit und Verknüpfung (Stichwort: „holprige Übergänge“) durchaus den Anschein, als wäre dem Film gerade in dieser Verlaufsphase im Nachhinein tatsächlich die eine oder andere Minute Inhalt (sprich: Story-Kontext) „entnommen“ worden. Obendrein wird vieles zum Schluss schlichtweg vage und unaufgeklärt belassen – ein eingebautes Voiceover ist da auch nur von begrenztem Nutzen. Es wird referiert, dass sich diese „Macht“ in den unterschiedlichsten Formen manifestieren kann – was sie quasi zu einem reinen Mittel zum Zweck verkommen lässt, anstelle einer konkreten Bedrohung mit einem klaren Motiv und/oder „Background“…
Losgelöst von festen Regeln und nachvollziehbaren „Erscheinungsmustern“ war es Lincoln möglich, diverse Genre-Versatzstücke nahezu willkürlich miteinander zu kombinieren – und so verfügt der Streifen dann auch u.a. über „Paranormal Activity“-artige Haunted-House-Elemente, wartet mit Geschehnissen auf, die mitunter an „Poltergeist“ erinnern (vergleichbar mit dem in etwa zur selben Zeit entstandenen „Insidious“), und stellt selbst einige markante J-Horror-Einflüsse zur Schau, á la in Wände hineingezogene Menschen oder eine in der Wäschekammer aus einer dunklen Ecke heraus kriechende („the Ring“-eske) Geistergestalt. Mehr als nur einmal kam mir überdies das 2006er „Pulse“-Remake in den Sinn – sei es im Angesicht eines gewissen technologie- bzw. gesellschaftskritischen Subtexts oder der (zum Ende hin) recht „ausweglos-apokalyptischen“ Plot-Entwicklung. Konfrontiert mit diesen „Schrecken“, agieren die gecasteten Akteure weder besonders gut noch unbedingt schlecht: Ashley Greene (Alice aus der „Twilight Saga“) und Sebastian Stan („Gone“) „verärgern“ einen zwar nicht, verbleiben beide (tendenziell) allerdings eher blass und lassen außerdem eine wirklich „einträgliche Chemie“ vermissen – wobei die beachtliche Schönheit ersterer aber immerhin (unweigerlich) in einer stattlichen Menge „Eye-Candy“ resultiert. Die Performance Tom Feltons (Draco Malfoy aus der „Harry Potter“-Franchise) ist indes als „solide“ zu werten – während der Auftritt Julianna Guills („Altitude“) leider im Prinzip nicht mehr als ein „Cameo“ bezeichnet werden kann…
Musikalisch untermalt seitens eines klangvollen Scores von „tomandandy“ („the Strangers“), vermag sich der durchweg straff gehaltene Film im Rahmen seiner Entfaltung relativ gut zu steigern – ohne dabei aber jemals wahre Hochspannung zu erzeugen. Cinematographer Daniel Pearl („the Texas Chainsaw Massacre“) hat tolle Arbeit geleistet: Der Look ist schick, düster und stimmig, man sieht den Innenaufnahmen nie an, dass sie in Deutschland (statt in Kalifornien) gedreht wurden – und auch das eingebundene Bildmaterial im „Found-Footage“-Stil beschränkt sich bloß auf eine Handvoll Momente. Das „PG-13“-Rating markiert für ein Werk dieser Gattung generell ja keinerlei Nachteil – schließlich wären Gore-Effekte hier (offenkundig) ziemlich deplatzierter Natur – und selbst im Zuge jener „jugendfreundlichen“ Freigabe kann man(n) sich im Vorliegenden ganz prima daran erfreuen, dass es sich die Verantwortlichen nicht nehmen ließen, Beauty Ashley die meiste Zeit lang nur recht spärlich bekleidet herumlaufen zu lassen. Im übertragenen Sinne funktioniert die Produktion auf jener „oberflächlichen Ebene“ im Grunde durchaus einigermaßen passabel: Unverkennbar lautet „Style over substance“ die Devise – was in diesem Fall letzten Endes jedoch (unglücklicherweise) nicht genügend ausreicht, um einen über die mannigfachen Probleme und „Verfehlungen“ des Streifens hinwegsehen zu lassen bzw. diese im notwendigen Umfang zu kaschieren…
Die Liste der Schwächen ist nicht gerade kurz – man nehme nur mal die „schlichten“ Dialoge, den „zerklüftet“ anmutenden Handlungsverlauf, die fehlende Story- und Charaktertiefe, den verbreiteten Mangel an Logik oder das gravierende Versäumnis, bestimmtes Potential in einem ergiebigen Maße auszuschöpfen, zum Beispiel die eigentliche Ausgangslage rund um das betreffende Experiment. Etliche andere „Maßnahmen“ und Entscheidungen wären zu wünschen gewesen – wie eine stärkere Konzentration auf den Faktor Vertrauen bei der Beziehung des jungen Paares, eine „beseeltere Verwendung“ des sich verbreitenden „Pilzes“ (etwa als Metapher) oder eine gezieltere Vermittlung des Gefühls von Isolation und Hoffnungslosigkeit, speziell in Anbetracht des Settings jener halb verlassenen sowie von riesigen Strommasten überragten „Retorten-Siedlung“. Die Qualität der (an sich aber nur spärlich eingesetzten) CGI-F/X ist im Ganzen eher durchschnittlich – etwaige „Jump-Scares“ sind mal mehr, mal weniger gut geglückt. Auf der anderen (positiven) Seite der Medaille gibt es allerdings „ebenfalls“ einige umfassend gelungene Sequenzen zu verzeichnen – wie als sich eine Überwachungskamera „selbständig macht“ und sich der schlafenden Kelly nähert, als sie im Hotel „von der Bettdecke“ (wie in einem Vakuum) erstickt zu werden droht, genauso wie ein „creepy-cooler Augenblick“ im abgedunkelten Bad, der Gebrauch eines Thermal-Scanners im finsteren Haus oder die wunderbar unheimliche Einstellung, welche sowohl zum Poster- als auch Covermotiv auserkoren wurde. Echt schade, dass der überwiegende Teil des Rests da einfach nicht mithalten kann…
Fazit: In seiner veröffentlichten Fassung ist der düstere Horror-Thriller „the Apparition“ zwar keineswegs etwas in der Art einer „cineastischen Katastrophe“ – wie von vielen Kritikern gern behauptet – wohl jedoch ein relativ unebener, uninspirierter und klischeebehafteter Streifen, der über weite Strecken klar hinter seinen Möglichkeiten zurück bleibt. Nichtsdestotrotz ist er simultan aber auch kurzweilig, optisch ansprechend, mit dem einen oder anderen Highlight gesegnet sowie handwerklich solide umgesetzt worden. Aufgrund der „gegebenen Umstände“ (á la „mangelndes öffentliches Interesse“) dürfte jede Hoffnung auf einen „Director´s Cut“ wohl vergebens sein – und so wird diese „Dark Castle“-Produktion mit Sicherheit sehr bald schon in Vergessenheit geraten…
knappe
In den USA ist der Film seit Novomber 2012 zu haben – und zwar (vor allem) in Gestalt einer “BluRay & DVD & UltraViolet Digital Copy Combo” aus dem Hause “Warner Home Video” (uncut mit einem “PG-13”-Rating). Hierzulande brachte ihn “StudioCanal” mit einer “FSK-16”-Freigabe (im Dezember 2012) in einige Kinos…
Stefan Seidl
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Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright des Postermotivs und der Bilder: StudioCanal / Warner Bros. Pictures / Dark Castle Ent.__Freigabe der US-Veröffentlichung: PG-13__Geschnitten: nein__Blu Ray/DVD: ja/ja |