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Rampage – Big Meets Bigger

Originaltitel: Rampage__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Brad Peyton__Darsteller: Dwayne Johnson, Naomie Harris, Malin Akerman, Joe Manganiello, Jake Lacy, Marley Shelton, Jeffrey Dean Morgan, Will Yun Lee, Jack Quaid, Breanne Hill u.a.
Rampage – Big Meets Bigger Deutsches Filmplakat

Dwayne – The Rock – Johnson zerstört mit seinem Buddy George ganz Chicago: “Rampage – Big Meets Bigger”.

Amüsant war es ja schon, als Dr. Uwe Boll erbost tobte, weil die Multimillionen-Dollar-Produktion „Rampage – Big Meets Bigger“ die Schriftart seiner dreiteiligen Amokläufer-Filmreihe „Rampage“ „kopierte“ und für ihre Artworks nutzte. Interessant wäre es nun, zu wissen, wie Uwe Boll über den finalen Film denkt. Immerhin beweist der, dass eine Videospielverfilmung, die noch stumpfer als die überwiegend hart gescholtenen Videospielverfilmungen von Boll daherkommt, richtig Geld machen kann. Man sieht den Schaum vor Bolls Mund förmlich vor sich…

Davis Okoye hat es nicht so mit Menschen. Zu oft haben sie ihn in seinem Leben enttäuscht. Stattdessen gehört sein Herz der Tierwelt. Dementsprechend arbeitet er als Primatologe und kümmert sich in einem Tierpark in San Diego aufopferungsvoll um die hier lebenden Affen. Dreh- und Angelpunkt seines Tuns ist der Albino-Gorilla George, den Davis einst vor Wilderern beschützte und mit dem er heute über Zeichensprache kommuniziert.

Doch die Freundschaft der beiden wird auf eine harte Probe gestellt, als Proben eines Experimentes, welches in der Erdumlaufbahn durchgeführt wurde und auf verheerende Art und Weise schief lief, ihren Weg auf die Erde finden und George verändern. Der wächst innerhalb kürzester Zeit deutlich, verhält sich aggressiver und kann auch von Davis nur schwerlich beruhigt werden.

Erst eine plötzlich auftauchende Wissenschaftlerin bringt etwas Licht ins Dunkel: Ihr ehemaliger Arbeitgeber versuche sich schon länger an der Geneditierung, um Lebewesen zu „optimieren“. Georges Veränderungen könnten nur auf diese Experimente zurückzuführen sein. Für Ungläubigkeit bleibt Davis wenig Zeit, da auch recht schnell Regierungsagenten auftauchen und George mitnehmen wollen. Diese erklären zudem, dass es mindestens ein weiteres, unkontrolliert wachsendes und grundlegend verändertes Tier gäbe, das im Landesinneren für blutiges Chaos sorge…

Schaut in “Rampage – Big meets Bigger” mit Dwayne Johnson hinein

Das 1986 veröffentlichte Arcade Game „Rampage“ wurde von dem Studio Bally Midway entwickelt und folgte einem simplen Spielprinzip: Bis zu drei Player steuerten jeweils ein Monster (Gorilla George, Wolf Ralph und Echse Lizzie) und sollten von Level zu Level immer größere Städte dem Erdboden gleichmachen. Die Jagd nach dem Highscore sorgte für den Antrieb, immer weiter zu spielen, und mit Granaten und blauen Bohnen um sich schmeißende Militärs sorgten für Adrenalinschübe (Hier mal ein Video).

Eine Handlung wurde den Drehbuchautoren der Filmadaption also nicht vorgegeben und sie hatten theoretisch freie Hand. Was sie nicht auszunutzen wussten. „Rampage – Big Meets Bigger“ ist schon arg dumpf geraten. Vor allem nimmt sich der Film selbst viel zu ernst und bombardiert den Zuschauer mit pseudowissenschaftlichen Erklärungen, die einem echt die Ohren bluten lassen. Einzig Dwayne – The Rock – Johnson darf als Davis mit Ironie punkten, die auch die Dummbatzigkeit des Filmes selbst attackiert – leider geschieht dies aber recht selten.

Rampage – Big Meets Bigger Gorilla George

Nachdem Georges Gencode manipuliert wurde, dreht der richtig auf!

Doch so dumm die Handlung auch sein mag, sie wird von Regisseur Brad Peyton („San Andreas“) mit viel Schmackes vorangetrieben. Einem nett getricksten Prolog im Weltall folgt die effektive Verortung von Davis und dessen Beziehung zu George. Der kommt richtig schnell mit dem geneditierenden Stoff in Berührung, woraufhin Peyton gekonnt alle weiteren für den Film wichtigen Figuren zusammenzieht und anhand simpler Klischees funktional etabliert.

Die neu hinzugekommenen Figuren dürfen alle eine Menge Schwachsinn palavern, ohne dass es dem Zuschauer langweilig werden würde. Auch weil Peyton immer wieder für Augenfutter sorgt und Vorfreude dahingehend sät, was da noch kommen wird. Die ganze Energie des Filmes entlädt sich über Chicago. Wo dann das eigentliche „Spielprinzip“ der Spielvorlage endgültig durchbricht und George, Ralph und Lizzie die Skyline zerdeppern, Hochhäuser umstürzen lassen und mit Panzern Helikopter vom Himmel holen.

Im aufwändigen, stark getricksten Showdown ist der Film vollkommen in seinem Element und bietet Desasterkino vom Allerfeinsten, gegen das – vor allem beim Wüten von Lizzie – sogar der letzte amerikanische Versuch eines Godzillas ziemlich abstinkt. Auch in Sachen Inszenierung stimmt hier alles. Der Score ist zackig und die immer mal wieder untergemischten, recht langen Einstellungen von brachialer Zerstörungswut beeindrucken.

Rampage – Big Meets Bigger Dwayne Johnson

Den Verwüstungen, die George und Co. anstellen, steht The Rock ohnmächtig gegenüber.

Ebenfalls interessant: Die Kaltschnäuzigkeit des Filmes. Wo in anderen Monsterfilmen die Leute zwischen den Füßen der Monstren hindurchstolpern und wie durch ein Wunder überleben, werden sie hier richtig plattgemacht. Die drei tierischen Helden des Showdowns kennen keine Gnade. Werfen die die Menschlein meterweit durch die Lüfte, schlucken sie herunter oder reduzieren sie auf kleine Flecke auf irgendwelchen Oberflächen.

Bei dieser Leistungsschau des WETA-Effektstudios gerät Dwayne Johnson („Jumanji“) ganz schön unter die Räder. Zu weiten Teilen des Showdowns spielt seine Figur überhaupt keine Rolle. Greift gar erst in den letzten Minuten wirklich ins Geschehen ein. Das hat „Rampage – Big meets Bigger“ im Vorfeld besser geregelt bekommen. Da stand der wie gewohnt wuchtig agierende Actionstar weitgehend immer im Mittelpunkt. Ansonsten ist Dwayne Johnson sympathisch wie eh und je, dass seine brachial dünn unterfütterte Figur allerdings am Reißbrett der Drehbuchhölle entstanden ist, kann auch er nicht überspielen.

An seiner Seite agiert Naomie Harris („Spectre“) als Dr. Kate Caldwell. Sie hat die undankbare Rolle des Erklärbärs abbekommen, wirkt als Wissenschaftlerin nie glaubwürdig und hat keine gute Chemie mit The Rock. Ganz im Gegenteil zu Jeffrey Dean Morgan („Desierto – Tödliche Hetzjagd“), der als Regierungsagent mit Wild-West-Sheriff-Attitüde richtig viel Spaß macht, Humor in den Film bringt und leider viel zu wenige Szenen mit Johnson hat. Die beiden harmonieren nämlich wirklich prächtig miteinander.

Rampage – Big Meets Bigger riesiger Aligator Lizzie

Lizzie wird am meisten von der Zerstörungswut gepackt…

Einen coolen, aber leider zu kurzen Auftritt legt Joe Manganiello („Sabotage“) als Söldner hin, der zu Beginn des Filmes Wolf Ralph erledigen soll. Ihn hätte das Drehbuch zu „Rampage – Big meets Bigger“ gerne länger mit durchschleifen dürfen. Als menschlicher Bösewicht sieht Malin Akerman („The Numbers Station“) mit brünetter Frisur einfach richtig heiß aus, agiert allerdings bösewichtmäßig kalt, was echt einen reizvollen Kontrast ergibt. Gegen die wild tobenden Fiesviecher ist sie allerdings NATÜRLICH nur Schurke dritter Wahl…

“Rampage – Big meets Bigger” oder “Rampage – nett getrickst meets schlecht geschrieben”

Was am Ende bleibt, ist ein technisch absolut tadelloser, souverän bebilderter Streifen, der vor allem in seinem ausufernd langen Showdown für spektakuläre, aber inzwischen reichlich abgenutzt wirkende Bilder sorgt. Das Motiv der großflächigen Zerstörung einer Großstadt hat man zuletzt einfach zu oft gesehen. So sorgen im Grunde nur die Viecher für Variationen. Etwa wenn die Echse ein Bürohochhaus nur bis zur Hälfte besteigt, um dann einfach mittendurch zu kriechen und es nachhaltig auszuhöhlen. Oder wenn der Wolf seine Flugkunststücke präsentiert. Was leider sehr selten der Fall ist.

Zu diesem Abnutzungseffekt gesellt sich eine mal wirklich hohle Story, ebensolche Dialoge und vollkommen nichtssagende Figuren. Ohne einen Charmebolzen wie Dwayne Johnson würde man vermutlich gar nicht in den rasant voranschreitenden Film hineinfinden. Wie wenig der den Zuschauer erreicht, beweist ein emotional gedachter und vollkommen versandender Hoax gegen Ende. Als „Hirn raus, Film ab“-Unterhaltung, bei der man schon beim Einsetzen des Showdowns kaum noch weiß, wie der Film überhaupt bis zu diesem Finale gekommen ist, kann man sich „Rampage – Big meets Bigger“ aber durchaus mal geben. Spannender und aufregender wäre aber sicher die Jagd nach einem neuen Highscore in dem Uralt-Game.

5 von 10

Der Film läuft seit dem 10. Mai 2018 in den deutschen Kinos, kommt von Warner Bros. und ist mit einer Freigabe ab 12 ungeschnitten.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Warner Bros.__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__ Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 10.5.2018 im Kino

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