Originaltitel: Killing Gunther__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Taran Killam__Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Cobie Smulders, Hannah Simone, Allison Tolman, Taran Killam, Aaron Yoo, Bobby Moynihan, Alex Duncan, Peter Kelamis u.a. |
Die Macher und Verleiher von „Killing Gunther“ werben natürlich vornehmlich mit dem größten Namen im Cast: Arnold Schwarzenegger. Doch obwohl dessen Präsenz den ganzen Film über spürbar ist, taucht er tatsächlich erst nach 70 Minuten auf. Reißt dann aber das gesamte Projekt an sich, spricht im Original sogar Deutsch und hat sichtlichen Spaß an der überdrehten Chose…
In der spielt er Gunther. Einen Killer. Mithin der beste Vertreter seiner Branche. Der, der Filmtitel deutet es unmissverständlich an, ist auf die Abschussliste anderer Killer geraten. Diese werden angeführt von Blake. Einem dandyhaft gekleideten, aber so gar nicht dandyhaft rüberkommenden Killer, der Gunther unbedingt abknallen will, um der Killerwelt endlich zu beweisen, dass tatsächlich er, Blake, der beste aller Killer ist. Dass Gunther Blakes Ex Lisa gebürstet hat, ist angeblich kein echter Grund für Blakes Groll gegen Gunther.
Wie gut Gunther ist, zeigt die Tatsache, dass Blake für den Job ein richtiges Team braucht. Dieses besteht aus:
- Sanaa: Topp gebautes Schnuckel aus Persien, das von seinem Vater, einem nur „The Nightmare“ genannten Überkiller, alles gelernt hat, was es über das Killer-Handwerk zu wissen gibt. Blöd nur, dass ihr Vater sie inzwischen auf jeden Kill begleitet. Als ihr größter Fan…
- Donnie: Experte für Sprengstoffe, der gemeinhin als bester Buddy von Blake gilt, diesen aber ohne mit der Wimper zu zucken umnieten würde, wenn nur die Kohle stimmt.
- Gabe: Tech- und PC-Experte, der sowohl in Sex- als auch in Killer-Dingen als Jungfrau an den Start geht.
- Yong: Asiatischer Gift-Experte, dessen Lieblingsschlange einst von Gunther getötet wurde. Blöderweise fasst Yong keine Schusswaffen an und Blut bringt ihn zum Kotzen.
- Izzat: Ehemaliger Extremist, der irgendwann bei einem seiner Jobs einen Arm verloren hat und diesen durch einen mechanischen Arm ersetzte. Mit dem kann er alle möglichen Dinge zerquetschen und wird seitdem nur noch „The Crusher“ genannt.
- Und last but not least die Bellakalakova-Geschwister: Die Russen Mia und Barold sind vollkommen waffengeile Psychos, die eine seltsame sexuelle Beziehung zu pflegen scheinen.
Mit diesen Experten fühlt sich Blake gewappnet, um gegen Gunther in den Krieg zu ziehen. Doch bald muss Blake feststellen, dass er sich mit Gunther übernommen haben könnte, scheint der doch jeden Schritt seiner „Verfolger“ vorauszuahnen. Bald gibt es die ersten Toten in Blakes Dreamteam…
Schaut in “Killing Gunther” mit Arnold Schwarzenegger hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=GeLp9-k9-LQ
„Killing Gunther“ kommt im Gewand einer Fake Doku daher. Wer auf Formate wie „The Office“ oder die deutsche Entsprechung „Stromberg“ steht, der wird sich in dem von „Killing Gunther“ gereichten Mischmasch aus direkt in die Kamera gesprochenen Interviewsituationen und Spielszenen, die sozusagen den Alltag der Interviewten zeigen, Aussagen aus den Interviews unterstreichen oder konterkarieren, schnell zurechtfinden.
Installiert wird der Ansatz der Fake Doku aufgrund des Wunsches von Blake, für die Nachwelt respektive eventuelle Zweifler unwiderlegbare filmische Beweise zu haben, dass er Gunther umnieten konnte. Dass sein Kamerateam immer mal wieder nur mit vorgehaltener Waffe zum Weitermachen „überredet“ werden kann, sorgt sogar in solchen Szenen, in denen vor allem Found-Footage-Produktionen gerne scheitern, weil ihre Figuren in der höchsten Not einfach weiter filmen, anstelle beispielsweise anderen zu helfen, für eine gewisse Plausibilität.
Von dem technischen Ansatz abgesehen gerät „Killing Gunther“ sehr episodisch. Das Zusammenstellen des Teams wird so flott abgefrühstückt. Die einzelnen Konfrontationen zwischen Gunther und Blakes Mannen wirken planlos und ohne jeden Zusammenhang. Da Schwarzenegger in den Momenten auch nicht in Szene tritt, wirken die „Verfolgungsszenen“ teilweise sehr abstrakt. Zwar löst „Killing Gunther“ das gegen Ende gewitzt auf, der aktuellen Spannungskurve im Film hilft das aber nicht weiter.
Zudem sollte klipp und klar sein, dass „Killing Gunther“ in erster Linie eine teilweise schön abstrus gehaltene Komödie ist und niemals ein actionreiches Vehikel darstellen will. Dementsprechend herrscht hier immer ein komischer Grundton vor, der sich im Geblödel von Blakes Männern untereinander entlädt oder zu Gaga-Szenen führt, in denen beispielsweise Yong ein Fläschchen mit Gift in Richtung eines gut 1-2 Kilometer entfernten Gunthers wirft, in Deckung geht und fragt, ob er Gunther erwischt habe. Nur um sich direkt danach zu übergeben, weil Gunther einen von Yongs Mitstreitern mittels Kopfschuss ausschaltet und dabei Blut spritzt.
Und so explodieren in „Killing Gunther“ zwar Karren, wird aufeinander eingeprügelt und wird auch mal blutiger gestorben, aber ein Actionfilm wird „Killing Gunther“ nie. Ein zwei unschöne CGI-Shots (eine ganz übel getrickste Explosion einer Yacht gleich zu Beginn des Filmes lässt einen heftig zusammenzucken) belegen auch, dass die Produktion sicher gar nicht das Geld für größere Actioneskalationen gehabt hätte.
Der komische Grundton kommt den Darstellern rundweg entgegen. Die haben sichtliche Freude an ihren teils wundervoll manierierten, grotesken Blödsinn labernden „Superkillern“, was ab und an auch zu den von „The Office“/„Stromberg“ gewohnten Fremdschäm-Momenten führt. Zudem achtet Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Regisseur Taran Killam („Ted 2“) auch darauf, dass jede Figur ihren einen großartigen Moment abbekommt. Killam dürfte auch das Mitwirken von Cobie Smulders („The Avengers“) als Ex seines Charakters Blake geschuldet sein, ist sie doch mit ihm seit 2012 liiert.
Tja, und dann betritt Schwarzenegger („Escape Plan“) als Gunther die Szenerie und rockt einfach mal so richtig los. Absolut relaxed und souverän gibt er als Gunther den Überkiller. Lanciert zudem einen genialen Metagag rund um das Format des gesamten Filmes. Darf Blake verdreschen, einen Countrysong aufnehmen, Rentner betreuen, Deutsch labern und und und… Nur genial. Er ist, wenn man so will, der menschgewordene Showdown von „Killing Gunther“… und rockt als solcher schwer.
“Killing Stromberg” ääääh “Killing Gunther”
Was am Ende bleibt, ist ein witziger „The Office“/„Stromberg“-Klon im Killer-Sujet, mit episodischer, teilweise gar fragmentarischer Story, die immer darauf ausgerichtet ist, möglichst viele Gags pro Minute im Film unterzubringen. Das funktioniert richtig gut, auch und vor allem dank spielfreudiger Darsteller, aus denen Hannah Simone („New Girl“) als sexy Tough Cookie Sanaa, Aaron Yoo („Demonic“) als kotzwütiger Giftexperte Yong und natürlich Arnold Schwarzenegger als Gunther überdeutlich herausragen.
Gleichzeitig wirkt „Killing Gunther“ aufgrund seiner Anlage immer wie Stückwerk, dem ein rechter Zusammenhang und eine schlüssige Dramaturgie weitgehend abgeht. Zudem schränkt das gewählte Format der Fake Doku den Film auch technisch ein, der dadurch kaum optische Schmankerl bereithält und erst gegen Ende mit umher gestoßenen Kameras mal für eine überraschendere Bilddynamik sorgt.
Die mangelnde Bereitschaft, „Killing Gunther“ einen Kinoturn zu gewähren, deutet schon an, dass selbiger in seiner Gesamtheit nicht der Überfilm geworden ist. Dennoch würde ich fazitatorisch behaupten wollen, dass all jene, die sich im Klaren darüber sind, dass „Killing Gunther“ weniger der typische Schwarzenegger und mehr ein „Stromberg“ mit Knarren geworden ist, mit dem Film definitiv ihren Spaß haben können.
Über eine deutsche VÖ ist mir bislang nichts bekannt. In den USA erschien „Killing Gunther“ von Lionsgate auf DVD und Blu-ray und hat ein R-Rating erhalten. Outtakes und Deleted Scenes stellen die wenigen Extras dar.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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