Originaltitel: Incoming__Herstellungsland: Serbien__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Eric Zaragoza__Darsteller: Scott Adkins, Aaron McCusker, Alaa Safi, Dominic Power, Arkie Reece, Milorad Kapor, Michelle Lehane, Lukas Loughran, Milan Jovanovic Strongman, Vladan Dujovic u.a. |
Als das erste offizielle Artwork zu Scott Adkins’ neuem Streifen „Incoming“ auftauchte, war die Häme groß. Was auch nicht verwunderte, hatte das Ganze doch die Anmutung eines echten Photoshop-Fails. Doch es wurde noch schlimmer. Ein nachgeschobener Trailer zu der serbischen! Produktion sah noch billiger aus als das erste Artwork! Im Grunde „gefiel“ nur das Setting des neuesten Adkins-Actioners. Der sollte nämlich im All steigen.
Oder auch nicht? Denn ein eilig nachgeschobenes zweites Artwork ging dann in eine komplett andere Richtung. Der bislang vollbärtige Adkins trug auf einmal Dreitagebart. Und vom Weltall sah man gar nix mehr. Stattdessen explodierte der Big Ben. Die Verwirrung war groß. Die Erwartungen aufgrund des Trailers im Bodenlosen versunken. Im Grunde konnte „Incoming“ nur gewinnen…
„The Hammer“ heißt ein internationales Geheimgefängnis. Hier werden sechs Terroristen einer „Wolfpack“ genannten Terror-Organisation seit fünf Jahren gefangengehalten und gefoltert. Man erhofft sich von den Terroristen Informationen zum Standort von Alpha, dem großen Anführer der Organisation. Immerhin einmal im Jahr werden die Terroristen einem Rundum-Gesundheitscheck unterzogen.
Diesen soll in diesem Jahr die Ärztin Dr. Stone durchführen. Mit einem CIA-Agenten und einem Shuttle-Piloten bricht sie zu ihrem Job auf. Einem Shuttle-Piloten? Jau, denn „The Hammer“ ist „hinter dem Mond“ in der Umlaufbahn der Erde situiert! Das nenne ich mal Berufsreise.
Die arg naive Ärztin ist von den Zuständen auf „The Hammer“ geschockt und ignoriert bald alle Sicherheitshinweise, die ihr gegeben worden. Unter anderem informiert sie einen der Gefangenen, dass er nicht alleine in diesem Gefängnis sei, die Gefangenen nur strikt voneinander ferngehalten würden. Genau das wollte der Kerl hören und startet einen Ausbruchsversuch. Der natürlich gelingt. Mit seinen befreiten Kameraden will er „The Hammer“ auf Moskau stürzen lassen und so einen dritten Weltkrieg auslösen…
Wir reiten auf einer Bombe in Richtung Erde!
Schaut in “Incoming” mit Scott Adkins hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=klqZn-HC0Cg
Warum die Russen einen Weltkrieg starten sollten, weil „The Hammer“ auf sie knallt, wird nie so recht klar. Immerhin sind die Russen an dem Gefängnisprojekt direkt beteiligt und dürften es daher nicht wirklich als USA-Bombe begreifen. Warum „The Hammer“ im All situiert sein muss, ist die nächste große Frage, die „Incoming“ nie zu beantworten gedenkt. Wie eine so dumme Frau wie Mrs. Stone Ärztin werden konnte, ist das nächste große Geheimnis. Und was der Film mit einem „Heelturn“ (=Bösewichtwerdung, für alle Nicht-WWE’ler) eines Helden gegen Ende bezweckt und was dessen Beweggründe dafür sein könnten, lässt „Incoming“ natürlich auch offen. Ganz abgesehen davon mutet es einfach bescheuert an, fünf Jahre ein paar Terroristen zu foltern, um den Aufenthaltsort eines Kollegen zu erfahren. Der wird innerhalb von fünf Jahren ja sicherlich NIE umziehen oder so…
Kurzum: „Incoming“ ist ein mal wirklich richtig dummer Film. Dabei aber konsequent, mutet er doch von der ersten bis zur letzten Minute einfach nur dummbatzig an. Das beginnt schon bei den Weltall-Szenen. Da sitzen unsere Helden im Weltall-Shuttle als wären sie auf Klassenfahrt: Lederjacke, Jeans, keinerlei Raumfahrer-Utensilien. Das Shuttle ist auch so ziemlich das unglaubwürdigste der Filmgeschichte. Zumindest versucht man, die überall vorherrschende Schwerkraft mit einem „Schwerkraftregler“ zu erklären und muss so keine Schwerelosigkeit simulieren. Einer der wenigen „schlauen“ (und geldsparenden) Momente im Film.
So blöd der Film ist, so ernst nimmt er sich leider. In der Folge langweilt er den Zuschauer in seinen ersten 50-55 Minuten mit ganz viel sinnlosem Gewäsch, dämlichen Aktionen der Frau Doktorin und einem teils arg unsympathisch durch die Kulissen grantelnden Scott Adkins („Pay Day“), der recht früh im Film recht unzufrieden wirkt. Vermutlich hat er ganz schnell mitbekommen, in was für einem Karriere-Knick er hier gelandet ist. Ziel war ganz sicher ein Wiedergänger von spaßigem Humbug wie „Lockout“. Oder eine Hommage an die unterhaltsamen Stirb-Langsam-im-All-B-Trasher des Videotheken-Zeitalters wie „Velocity Trap“, „Dome 4“ oder „USS Legacy“. Die winken aber allesamt maximal aus der Ferne.
Selbst als die Action steigt, berappelt sich „Incoming“ nicht wirklich. Scott Adkins darf zwar zwei der Lumpen in einem ausführlicheren Fight fertig machen, dabei aber keinen seiner Signature Moves zeigen. Die ersten Einlagen wirken sogar seltsam hektisch und ungelenk. Was man von Adkins ja nun wahrlich nicht kennt. Das legt sich zwar zum Glück mit der Zeit, mehr als Schläge, ein oder zwei Tritte und viel Messergeschlitze zeigt der Meister aber nicht. Dennoch sind seine zwei längeren Actionszenen ganz nett choreografiert. Die restlichen Bäddies werden hingegen beinahe schon gelangweilt beseitigt. Spektakulär geht dann doch gaaanz anders!
Zudem nutzt die Action das Setting null aus. Überhaupt hat man den Eindruck, dass „The Hammer“ nur aus vier Räumen besteht: Dem Kontrollraum, in dem die Bösewichter campen. Einem Lagerraum, in dem die Helden ihre Zelte aufschlagen. Ein Verbindungsgang zwischen beiden Räumlichkeiten, in dem die Action steigt, und eine Zelle. Das sorgt flott für enorme Eintönigkeit. Und in Sachen Spannung bleiben Gangschleichereien ebenso aus wie überraschende Attacken der Helden oder Bösewichter. Die kargen Interieurs der vier Räume lassen die Versuche des Vorgaukelns einer Raumstation total scheitern.
Zumindest wirkt „Incoming“ in technischer Hinsicht nicht gar so billig, wie es der Trailer befürchten ließ. Zwar muss man sich dazu erst einmal an einen relativ tristen, mausgrauen Look gewöhnen, hat das jedoch geklappt, kann man „Incoming“ einen halbwegs filmischen Look nicht abstreiten. Auch die wenigen Special Effects (Außenansichten von „The Hammer“) machen einen ganz ordentlichen Eindruck. Dafür sehen in die Fenster der Raumstation projizierte Aufnahmen des Weltalls reichlich cheesy aus. Ordentlicher Durchschnitt ist der Score. Zwar manchmal etwas zu lärmig, aber insgesamt durchaus ok.
Mit “Incoming” hat sich Scott Adkins keinen Gefallen getan
Was am Ende bleibt, ist eine totale Krampe in der zuletzt eigentlich stetig an Qualität zulegenden Filmografie von Scott Adkins. „Incoming“ mutet wie ein krass verunglückter Rückfall ins selige Videotheken-Zeitalter an. Dabei gibt sich die Handlung von „Incoming“ noch tumber und blöder als bei den Vorbildern und kennt keinerlei Selbstironie oder gar Humor. Die Action, die genau davon ablenken soll, ballt sich ungünstig am Ende des Filmes und hat immerhin einen blutigen Kehlenschnitt und viel Messer-Gesteche zu bieten – die FSK 18 Freigabe mutet aber dennoch sehr harsch an.
Adkins selbst ist in so gut wie allen Actionszenen involviert, mag aber nichts von dem zeigen, was in ihm steckt. Dabei hätten ein paar richtig spektakuläre Fights „Incoming“ weiß Gott nicht geschadet. Dämliches Geschwätz, ein total lahmarschiges Tempo, schwache Darsteller, dumme Figuren und absolut öde Bösewichter mit null Bedrohungspotential brechen dem lahmen Raumausflug von Adkins dann vollends das Genick.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien am 25. Mai 2018 von Spirit Media / WVG im deutschen Handel und ist mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten. Außer einer ganzen Wagenladung an Behind the Scenes Fotos gibt es keine Extras zum Film zu verzeichnen. Dank des Wendecovers kann man sich auch den Photoshop-Fail als Cover aussuchen! Yeah! Im Übrigen spielt Big Ben tatsächlich eine kleine Rolle im Film. Ganz daneben liegt das zweite offizielle Artwork also nicht.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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