Originaltitel: Demon Knight__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1995__Regie: Ernest R. Dickerson, Gilbert Adler__Produktion: Joel Silver, Walter Hill, Richard Donner, Robert Zemeckis, Gilbert Adler u.a.__Darsteller: Billy Zane, William Sadler, Jada Pinkett Smith, Brenda Bakke, CCH Pounder, Dick Miller, Thomas Haden Church, John Schuck, Gary Farmer, Charles Fleischer, Tim De Zarn, Sherrie Rose u.a. |
Während die TV-Serie „Geschichten aus der Gruft“ ihrem Ende zuging, dachte das Produzententeam aus Gilbert Adler, Walter, Hill, Richard Donner, Robert Zemeckis und Joel Silver an neue Vermarktungsmöglichkeiten, weshalb sich Kinoausflüge hinzugesellten. Der erste und ganz klar bester davon ist „Ritter der Dämonen“ der versierten Regie von Ernest Dickerson („Surviving the Game“).
Es beginnt so dermaßen billig als Primitivhorrorfilm, dass man aufstöhnen möchte – doch das entpuppt sich als Film im Film, den der Cryptkeeper gerade dreht. Damit hat „Ritter der Dämonen“ schon mal die Lacher auf seiner Seite, zumal der Auftakt vor schrägen Humor nur so strotzt (die Sprüche des Cryptkeeper sind einfach genial). Der Cryptkeeper erzählt, er habe einen neuen Film gemacht, „Ritter der Dämonen“ und zeigt ihm dem Zuschauer.
Damit beginnt dann erst die eigentliche Handlung und der Zuschauer wird direkt mittenrein geworfen: Brayker (William Sadler) flieht vor dem geheimnisvollen Collector (Billy Zane), der ganz klar nicht von dieser Welt ist. Denn der namenlose Jäger überlebt selbst eine Explosion unversehrt. Der Zuschauer weiß zwar noch gar nicht, was Sache ist, aber der Auftakt bietet so schon mal was fürs Auge (die Action) und fürs Ohr (im Hintergrund läuft „Hey Man, Nice Shot“ von Filter).
In dem Irrglauben den Collector abgehängt zu haben, verzieht sich Brayker in ein abgeschiedenes Hotel in einer verlassenen Kirche und will dort ein Zimmer mieten. Doch der Collector taucht auf, sodass bald für alle Personen in dem Gebäude ein Kampf ums Überleben losgeht…
httpv://www.youtube.com/watch?v=S-Eaelx_M7Q
„Ritter der Dämonen“ ist ein schräges Vergnügen, das zwar auch seine Gags hat, aber weniger klamaukig als der Nachfolger „Bordello of Blood“ rüberkommt. So bietet in erster Linie die Rahmenhandlung mit dem Cryptkeeper ein paar nette Gags, der Rest sind meist fiese Sprüche vom Collector. In Richtung von Funsplatter gehen die grotesken Todesszenen, wenn Dämonen durch Schüsse in die Augen getötet oder Opfer via Faust durch den Kopf zum Schweigen gebracht werden. Zudem sie die Effekte allesamt wirklich klasse aus, im Gegensatz zum durchwachsenen Nachfolger.
Vor allem aber ist „Ritter der Dämonen“ überraschend düster und spannend: Schnell entsteht eine typische Belagerungssituation (in der Tradition von Vorbildern wie „Assault on Precinct 13“ und „Night of the Living Dead“) und die Dämonen attackieren von allen Seiten, was stellenweise an „Tanz der Teufel“ erinnert. Langsam wird die Horde nach Schema F dezimiert, aber da keiner der Darsteller damals ein echter Star war, bleibt es noch recht unvorhersehbar, wer dran glauben muss. Hinzu kommen ein paar gut platzierte Schockeffekte, wenn mal wieder ein Dämon unerwartet aus dem Hinterhalt hüpft.
Zur Genregroßtat reicht es dann jedoch auch nicht, denn zu mehr als netter Unterhaltung fehlt „Ritter der Dämonen“ noch etwas. So krankt der Plot nicht gerade an Üppigkeit und es fällt schnell ins Auge, dass das übliche Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip hier nur in etwas anderer Form runtergespult wird. Die eine oder andere Überraschung mehr würde die Geschichte zudem etwas interessanter machen, denn abgesehen von ein, zwei Momenten kommt keine Wendung hier so wirklich unerwartet.
Immerhin kann „Ritter der Dämonen“ mit einer gut aufgelegten Besetzung aus Hollywoods zweiter Reihe auftrumpfen. Ein Highlight ist klar Billy Zane („Sniper: Ultimate Kill“), der als Fiesling mit viel Laune vom Leder zieht. William Sadler („Stirb langsam 2“) als geplagter Held ist fast ebenso gut, genauso CCH Pounder („Orphan“) als mürrische Wirtin und Jada Pinkett („Collateral“), damals noch ohne Smith, als entnervte Arbeitskraft. Die anderen, weniger bekannten Darsteller, darunter Joe-Dante-Spezi Dick Miller („Night of the Creeps“) und ein junger Thomas Haden Church („Daddy’s Home“), machen hier auch einen nicht ganz so guten Job, doch solide ist ihr Schauspiel schon.
„Ritter der Dämonen“ erfindet das Horrorgenre sicher nicht neu, aber einen kleinen, recht spannenden Belagerungsfilm mit netten Gags bekommt man schon geboten. Tempo und Gore hat das Ganze auch, die Besetzung stimmt und die von Gilbert Adler inszenierten Rahmenszenen mit dem Cryptkeeper sorgen für wohliges „Geschichten aus der Gruft“-Feeling.
„Ritter der Dämonen“ gehört zu den Filmen, die beispielhaft für die Liberalisierung des Jugendschutzes stehen können: Der Film wurde zwar ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben, jedoch indiziert und das Tape aus dem Verkehr gezogen, da man über eine mögliche Beschlagnahme munkelte. Nach einer ersten, ab 18 Jahren freigegebenen DVD-Veröffentlichung durch Universal im Jahr 2003 erfolgte die Deindizierung 2016 und später eine Neuprüfung, bei welcher der Film ungekürzt ab 16 Jahren durchkam. Während die DVD von Universal lediglich Trailer als Bonusmaterial bietet, ist die Blu-Ray von Koch Media gut ausgestattet: Ein Audiokommentar des Regisseurs und einer der Effektcrew, Interviews, mehrere Making Ofs sowie eine Bildergallerie lassen kaum Wünsche offen.
© Nils Bothmann (McClane)
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