Originaltitel: The Annihilators__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1985__Regie: Charles E. Sellier Jr.__Darsteller: Christopher Stone, Gerrit Graham, Lawrence Hilton-Jacobs, Paul Koslo, Dennis Redfield, Jim Antonio, Andy Wood, Bruce Evers, Millie Fisher, Tom Harper, Becky Harris u.a. |
Charles E. Sellier Jr. hatte bereits den beliebten Slasherfilm „Silent Night, Deadly Night“ in die Kinos gebracht, als er 1985 den B-Actionfilm „The Annihilators“ veröffentlichte. Dieser erschien hierzulande im Jahr 1986 als „City Commando“; eventuell um sich an die Titel der großen Actionvehikel „Phantom Kommando“, „Die City Cobra“ und „Der City Hai“ anzuhängen.
Thematisch ist „City Commando“ eher mit „Death Wish 3“ aus dem Jahr 1985 verwandt, kam aber noch vor diesem ins Kino, weshalb er wohl nicht als Plagiat angelegt war. Bevor es allerdings in den Großstadtdschungel geht, erlebt der Zuschauer erst einmal einen Einsatz der verschworenen Heldentruppe in Vietnam, die sich dort allerdings manchmal eher wie auf dem gefährlichsten Abenteuerspielplatz der Welt verhält. Doch mit Freude und Tatendrang ballern die G.I.s die Vietcong um, wenn es zur Konfrontation, und sind da auch sehr erfolgreich, nur Joe Nace (Dennis Redfield) hat Pech, als er einen Warnschrei für seine herumjuckelnden Kameraden ausstößt, denn den belohnt ein Vietcong direkt mit einem Blattschuss, der ihn in den Rollstuhl schickt. Das nimmt dem Nimbus der amerikanischen Unbesiegbarkeit, den die Auftaktsequenz fröhlich vor sich herträgt, aber wenig.
Jahre später sitzt Joe im Rollstuhl, betreibt mit seinem Vater einen Laden in seiner Heimatstadt und findet es nicht so dolle, dass rivalisierende Jugendgangs sich im Viertel bekriegen und die Anwohner terrorisieren. Das führt zu einem Akt von versuchtem Heroismus, als er Roy Boy Jagger (Paul Koslo) und seine Crew bei einem Überfall aufhalten will um eine weibliche Kundin vor deren Belästigungen zu schützen. Das Unternehmen ist dann so erfolgreich wie erwartet: Die Kundin wird abgestochen, Joe bekommt den Schädel eingeschlagen und Roy Boy samt Entourage darf das Klischeeprogramm der unkontrollierbaren Asozialen runterspulen, damit auch der berühmt-berüchtigte Anlass für reichlich Vigilantenaction da ist.
Also traben Joes Vietnamkumpel nicht nur zur Beerdigung, sondern auch zur Viertelbefriedung an: Bill (Christopher Stone), Garrett (Lawrence Hilton-Jacobs), Ray (Gerrit Graham) und Woody (Andy Wood). Unter Umgehung offizieller Polizeikanäle starten sie einen Privatkrieg mit den Gangs…
httpv://www.youtube.com/watch?v=yqdxrDCsrwQ
Wer sich jetzt im Vigilantenfilm der 1980er auskennt, der weiß schnell wie der Hase läuft. Offiziell protestiert die Polizei gegen Selbstjustiz, ist aber selbst relativ ineffektiv wegen lästiger Gesetze, weshalb inoffiziell viele gut finden, was die private Eingreiftruppe da so veranstaltet. Die bekriegen nicht nur die Gangs, sondern bringen Ladenbesitzern und anderen Zivilisten dolle Verteidigungstechniken aus dem Vietnamveteranenvorrat bei, die diese schon bald extrem effektiv gegen die Gangs einsetzen, was diese nicht so mögen, weshalb die Lage immer weiter eskaliert usw. usf. Das bekannte Programm also, das hier allerdings in einen etwas episodenhaften Privatkrieg zerfällt, denn großen Drive hat „City Commando“ nicht. Das mag auch an den Plänen der Helden liegen. Zum einen setzen sie den Gangs erst nur Nadelstiche zu und entschließen sich erst später fürs obligatorische Abknallen ohne viel Federlesen, zum anderen halten sie sich oft nicht an ihre viel beschworenen Supertaktiken und improvisieren lieber, was den einen oder anderen Misserfolg nach sich zieht.
Woran es „City Commando“ dabei fehlt, ist vor allem ein echtes Profil für seine Hauptfiguren. Bill ist der Teamleader, weil er es schon in Vietnam war, der Rest kommt über kennzeichnende Einzeleigenschaften wie Spaßvogel, Sprengmeister oder Säufer nicht hinaus, wobei die Vietnamszene und ein paar kurze einführende Momente zur Charakterisierung (oder was der Film dafür hält) reichen müssen. Schauspielerisch sieht es da kaum besser aus: Christopher Stone („Firebird-Tornado“), Lawrence Hilton-Jacobs („31“), Gerrit Graham („Sidekicks“) und Andy Wood („Rambo II“) sind alle keine schauspielerischen Schwergewichte, lassen das nötige Actionstarcharisma vermissen und spielen so eher durchschnittlich ihren Stiefel herunter. Für den Rest vom Fest gilt das Gleiche, mit einer Ausnahme: Paul Koslo („Robotjox“) gibt seinen durchgedrehten Oberschurken mit feinstem Overacting, keifend, geifernd und tobend, dass es eine echte Freude ist, auch wenn man sich manchmal fragt, ob dieses cholerische Schreikind es in der Realität wirklich zum Gangleader gebracht hätte.
Andrerseits ist es mit Realität bzw. Realismus eh nicht weit her, denn die Gangs laufen hier teilweise mit dem Flammenwerfer durch die Straßen, können aber angeblich nicht gut vom Gesetz belangt werden. Außerdem begehen sie natürlich jede Art von Verbrechen, vom Raubüberfall über Schutzgelderpressung bis hin zum Drogenverkauf in großem Stil, bei dem sie natürlich direkt mit Kartell Geschäfte machen. Das ist natürlich klischeehaft und überzogen wie nichts, ist aber immer noch wesentlich goutierbarer als Subplots wie jener um die aufkeimende Liebe zwischen einem Mitglied des Stadtkommandos und einer Maid aus dem Viertel, der zuliebe er sogar die Sauferei von einem Tag auf den anderen lassen kann.
Doch immerhin liefert „City Commando“ bei seiner Kernkompetenz Brauchbares, nämlich bei der Action. Die wird von Charles E. Sellier Jr. und seiner Stuntcrew jetzt nicht unbedingt filigran oder sonderlich nachhaltig angerichtet, aber brauchbares Actiongulasch nach bekanntem Muster und mit geringen finanziellen Mitteln serviert „City Commando“ dem geneigten Genrefan schon, garniert mit gelegentlichen Zeitlupen. In erster Linie gibt es Shoot-Outs zu bewundern, ansonsten mal eine Klopperei hier oder eine Verfolgungsjagd da, wobei sich der Film steigert und im Finale ein recht langes Set Piece raushaut, bei dem die Fronten zwischen Veteranen und Roy Boys Gang endgültig geklärt werden – dummerweise kommt Roy Boys Flammenwerfer viel zu wenig zum Tragen, das ist schon ein Versäumnis. Aber für einen einigermaßen zünftigen Privatkrieg im Viertel ist dann immerhin Material da.
Insofern ist „City Commando“ ein ebenso durchschnittlicher wie brauchbarer 08/15-Actionfilm für die fortgeschrittenen User, der immerhin regelmäßig Krawall bietet und in seinem total klischeehaften Gestus, gerade was die Schurkendarstellung angeht, durchaus zu amüsieren weiß. Darstellerisch ist weniger zu holen, der Plot ist altbekannt und logisch nicht immer durchdacht. Damit muss man leben können – aber es kann ja nicht immer die geile Actionkirmes „Death Wish 3“ oder der ähnlich gelagerte Trashknaller „Das Söldnerkommando“ sein.
In Deutschland nur auf VHS von CBS/Fox. Diese ist ab 18 Jahren freigegeben und indiziert. Ob sie gekürzt ist, ist mir nicht bekannt: Zumindest von der Lauflänge entspricht sie ungefähr der britischen DVD, die um 2 Sekunden verkürzt wurde. Daher ist davon auszugehen, dass dieser eh nicht besonders harte Actionfilm gar nicht oder nur leicht gekürzt hierzulande veröffentlicht wurde. Wer komplett auf der sicheren Seite in Sachen Uncut-Status sein will, der muss zur US-DVD von Imagine greifen.
© Nils Bothmann (McClane)
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