Originaltitel: Gangcheolbi aka Steel Rain__Herstellungsland: Südkorea__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Woo-seok Yang / Ivan Passer__Darsteller: Woo-sung Jung, Do-won Kwak, Eui-sung Kim, Kyeong-yeong Lee, u.a. |
Mit seinem zweiten Film “Steel Rain” (basierend auf Yangs Webtoon von 2011) greift der südkoreanische Regisseur Woo-seok Yang die realpolitischen Spannungen zwischen Nord- und Südkorea auf und inszeniert unter dieser Prämisse einen rohen Actionthriller, der an Klassiker wie “Shiri” erinnert.
Als der nordkoreanische Agent Eom (Jung Woo-sung) reaktiviert wird, um eine Bedrohung der nationalen Sicherheit zu eliminieren, richten zwei gestohlene US-Raketen ein Massaker in Kaesong an, bei dem auch der Oberste Führer schwer verletzt wird.
Inmitten des nordkoreanischen Staatsstreichs sieht sich Eom gezwungen, mit dem bewusstlosen Führer und zwei überlebenden Frauen in den Süden zu fliehen. Dort versucht er gemeinsam mit dem südkoreanischen Präsidentschaftssekretär Kwak (Do-won Kwak), den drohenden Atomkrieg zu verhindern.
Schaut in den südkoreanischen Actionfilm “Steel Rain” hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=hM4L8vIPjfk
Der Drehbuchinhalt lässt sich bei “Steel Rain” auf den vier Ebenen Humor, soziale Beziehung, Realpolitik und Action verorten. Auf humoristischer Seite bietet sich freilich das Nord-Süd Gefälle an, welches jedoch respektvoller arrangiert wurde als im glorifizierenden “Shiri” (im Original “Swiri”). Um die Würde des Nordens zu wahren, bleibt das Gesicht des verletzten Obersten Führers stets im Verborgenen. Dennoch gibt es köstliche Seitenhiebe in Richtung nordkoreanischer Propaganda und Nahrungsmittelknappheit, die vor allem beim Verhalten der Begleiterinnen für witzige Momente sorgen. Die beiden Protagonisten Eom und Kwak könnten indes unterschiedlicher nicht sein. Eom, der trainierte Prototyp des Einzelkämpfers, trifft auf den intelligenten, aber klobigen Kwak, der nicht einmal von seiner Familie respektiert wird. Diese Gegensätzlichkeiten sind freilich bewährte Zutaten für das klassische Buddy-Konzept mit all seinen launigen Anlaufschwierigkeiten und anknüpfender Verbrüderung. Dabei erweist sich gerade Kwaks Verstand als jene praxistaugliche Ressource, um dem Konflikt zu begegnen.
Wem das Hollywoodkino in den letzten Jahren zu viel Hurra-Patriotismus versprühte, dem sei “Steel Rain” auch aus realpolitscher Sicht empfohlen. Spätestens wenn der US-Präsident seinem südkoreanischen Pendant reißerisch einen US-geführten Atomschlag als kostengünstige Dienstleistung verkaufen will, wird die Trump-Spitze offensichtlich. Die filmische Eskalationsspirale bedarf somit keines Drehbuchs und zieht ihren Nährboden längst aus den täglichen Nachrichten. In Anbetracht dieser Brisanz funktioniert “Steel Rain” also auch abseits der gelungenen Action und das trotz seiner Überlänge.
Die abwechslungsreichen Actionsequenzen warten mit einer ordentlichen Härte auf und bieten, neben etlichen Feuergefechten mit großkalibrigen Waffen, auch allerlei rohe Nahkämpfe nebst dem verheerenden Einsatz eines MLRS (Mehrfachraketenwerfer). Untermalt mit einem orchestral-pathetischen Score von Kim Tae-seong, dürften sich lediglich jene Zuschauer an der Action stören, die per se nichts mit einer comichaften Überzeichnung anfangen können.
Trotz der Lobpreisung besitzt auch “Steel Rain” seine Schwächen. Obwohl die vier Filmebenen dieselbe Geschichte vorantreiben, wirkt der Film, bedingt durch deren gleichförmige Gewichtung, zu episodenhaft. Das mag der Comicvorlage geschuldet sein, erzeugt aber auch etwas Leerlauf. Dennoch handelt es sich bei “Steel Rain” um einen gelungenen Genre-Beitrag, bei dem jeder Actionfilmfan einen Blick riskieren sollte.
“Steel Rain” ist seit dem 14.03.2018 auf Netflix im Originalton mit deutschen UT verfügbar und dort mit einer FSK-16 versehen.
Timo Heidl
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