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Cypher

Originaltitel: Double Tap__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1997__Regie: Greg Yaitanes__Produktion: Joel Silver, Richard Donner, Gilbert Adler__Darsteller: Stephen Rea, Heather Locklear, Peter Greene, Mykelti Williamson, Kevin Gage, Robert LaSardo, Richard Edson, A Martinez, Greg Collins, Doug Kruse, Michael Paul Chan, Terrence Howard, Kimber Sissons, Nicky Aycox u.a.
Cypher

Joel Silver, Richard Donner und Gilbert Adler produzierten Greg Yaitanes’ noirigen Actionthriller “Cypher”

Das Produzentengespann Joel Silver, Richard Donner und Gilbert Adler hatte anno 1997 bereits gemeinsam die TV-Serie „Geschichten aus der Gruft“ und deren Spielfilmableger „Ritter der Dämonen“ und „Bordello of Blood“ produziert, als es sich für die Finanzierung des Actionthrillers „Cypher“ erneut zusammentat.

Im Original heißt der Film „Double Tap“ und zielt damit auf eines der zwei Markenzeichen des Profikillers Cypher (Stephen Rea) ab, der seinen Opfern immer gleich zweimal in den Kopf schießt. Das andere ist eine Hasenpfote, die er nach erledigter Arbeit hinterlässt. Beides kann Geldwäscherin Katherine Hanson (Heather Locklear) hautnah miterleben, als sie mit ihren Triaden-Geschäftspartnern vor der Besiegelung eines Deals Drogen in einem Pornokino raucht und von Cypher gestört wird, der die anwesenden Gangster umbringt. Gemäß Katherines Rauschzustand inszeniert Regisseur Greg Yaitanes die Szene dann auch abgehakt und trippy, während gern gecastete Fieslingsvisagen wie Michael Paul Chan („Rapid Fire – Unbewaffnet und extrem gefährlich“) und der nur als Stuntman in den Credits geführte James Lew („G.I. Joe – Die Abrechnung“) dem Profikiller zum Opfer fallen, der Katherine jedoch am Leben lässt.

Katherine stellt sich für den Zuschauer im Nachgang als FBI-Agentin heraus, die zusammen mit ihren Kollegen Hamilton (Mykelti Williamson), Burke (Kevin Gage) und Rodriguez (Robert LaSardo) die Drogenbosse der Stadt überwacht, die derzeit eine unerwartet hohe Sterblichkeitsrate vorzuweisen haben – Cypher sei Dank. Damit gerät der Killer ins Visier der Behörden, die jedoch aus seinem Verhalten nicht ganz schlau werden. Im Gegensatz zum Zuschauer, der schon ahnt, dass er hier wieder einen jener Killer mit Ehrenkodex und waidwunder Seele vor sich hat, wie er nach „Leon – Der Profi“ reichlich beliebt im Genrekino war.

Nachdem das FBI die observierten Gangster nicht schützen kann, greifen Katherine und ihre Jungs zu einer List: Sie engagieren Cypher und setzen ihn auf einen Gauner an, der ihm einst entkam. Doch dabei entsteht eine seltsame Bindung zwischen Katherine und Cypher, welcher wiederum seinem aktuellen Auftraggeber Nash (Peter Greene) suspekt ist…

httpv://www.youtube.com/watch?v=4g_jSDwL_ps

Wenn es eines gibt, das an „Cypher“ verwundert, dann ist es sein sichtlich knappes Budget in Sachen Locations und Schauwerte, das im krassen Gegensatz zum recht erlesenen Cast steht. Größter Coup ist natürlich der unterkühlte Charakterdarsteller Stephen Rea („Until Death“), den man hier ungewohnterweise als Profikiller besetzt hat, was Rea jedoch gelungen meistert. Da kann eine bestenfalls solide Heather Locklear („Der Feuerteufel“) nur begrenzt mithalten, die eh immer wie eine Nebendarstellerin im eigenen Film wirkt. Peter Greene („Das Kind“) zieht ein routiniert-überraschungsarmes Baddie-Programm ab, während die erfahrenen Nebenrollengesichter Mykelti Williamson („The Purge: Election Year“), Kevin Gage („The Killing Jar“) und Robert LaSardo („Puncture Wounds“) trotz begrenzter Screentime mehr Akzente setzen können. In einer frühen Rolle ist zudem Terrence Howard („Sabotage“) als Gangsterboss zu sehen, der sich aber alsbald aus dem Film verabschiedet.

Zu diesem Cast kommt noch ein Soundtrack von Moby, weshalb man wohl an anderer Stelle sparen musste. Dementsprechend hocken die FBI-Agenten meist in einem verlassenen Lagerhaus als Hauptquartier herum, die restlichen Locations sind karg ausgestattet und kaum mit Statisten bevölkert. Yaitanes macht aus der Not eine Tugend, orientiert sich an der Inszenierungspraxis früherer B-Pictures der klassischen Studioära, vor allem am Film Noir: Er gibt „Cypher“ einen leicht surrealen, noirigen Touch, lässt den Film bewusst kalt und artifiziell wirken, wenn er die Geschichte zweier einsamer Seelen erzählt. Da ist Katherine, die Agentin ohne Eigenschaften, die abends in ihre menschenleere Wohnung geht und Puzzles als Beschäftigung löst, und da ist Cypher, der sich beim Rasenmähen entspannt und ein persönliches Geheimnis mit sich herumträgt, das sein Verhalten, auch seine vermeintlich irrationalen Ausraster, erklärt. Dass sich diese beiden Figuren annähern, andeutungsweise sogar ineinander verlieben, folgt der Genrelogik des Noir, doch ausgerechnet da stellt sich Yaitanes selbst ein Bein: „Cypher“ ist zu steril, zu artifiziell um dies überzeugend zu verkaufen, so sehr der Film sich auch bemüht – für nachvollziehbare Emotionen ist in dieser Stilübung kaum Platz.

Noch dazu kommt, dass das Script der drei damaligen Drehbuchanfänger Erik Saltzgaber (zuvor unter anderem als Stuntman bei „Tough and Deadly“ und Fight Choreographer bei „Resort to Kill“ tätig), Alfred Gough („Ich bin Nummer Vier“) und Miles Millar („Into the Badlands“) seine verschiedenen Plotfäden mehr schlecht als recht übereinander bekommt. Die Ermittlungen des FBI, Cyphers Fehde mit Nash, seine Beziehung zu Katherine – all das läuft eher parallel als dass es verbunden scheint, zumal der Film extrem inkonsistent ist: Cypher ist einerseits ein auf alle Eventualitäten vorbereiteter Profi, läuft an anderer Stelle aber blauäugig und ohne Überprüfung anderer Personen in gestellte Fallen. Noch dazu ist der Film durch seine Inkohärenz arg fragmentiert, was noch dadurch verstärkt wird, dass Einblendungen das Treiben in einzelne Kapitel unterteilen – ein eher sinnloses Feature, das vermutlich dem „Pulp Fiction“-Erfolg geschuldet war, als die Tarantino-Plagiate um Gangster und Killer die Kinos und den Videomarkt fluteten. Doch wo Tarantino dies mit Witz und Cleverness einsetzte, da wirkt der spannungsarme „Cypher“ dann eher bemüht, nicht wie aus einem Guss.

Wer nun angesichts der krawallgestählten Produzenten und des Regisseurs, der zuvor den B-Kracher „Hard Justice“ und später mehrere Folgen der Actionserie „Banshee“, darunter den Piloten, inszenierte, auf einen schauwertreichen Reißer hofft, der guckt bei „Cypher“ ganz schön in die Röhre. Es gibt wenig Action, in Form kurzer Schießereien, Prügeleien und kleinerer Explosionen, und noch dazu sind diese Konfrontationen unübersichtlich und verschnitten, weshalb man bei dem Gewusel eher erahnt als wirklich sieht was das gerade passiert. Immerhin sind Mordaufträge Cyphers oft kreativ und der finale Kill des letzten Gegners ist ausgesprochen ungewöhnlich wie raffiniert eingefädelt. Jedoch wirkt die Action so unterkühlt und wenig mitreißend wie der restliche Film, mechanisch und pflichtschuldig eingestreut, ohne echte Dynamik.

Insofern ist „Cypher“ eher eine stilistisch manchmal interessante, aber auch vollkommen egale und komplett kalte Fingerübung für Greg Yaitanes, der mit der noirigen Atmosphäre das Beste aus einem zahnlosen Script und sichtlicher Unterfinanzierung herausholt. Einige der Darsteller können Akzente setzen, vor allem Stephen Rea, während die Action wenig und unspektakulär ist – ein eher schwaches Crime-Drama um Killer, Agenten und Gefühle in ihren jeweiligen Berufen.

„Cypher” wurde hierzulande auf DVD von MCP veröffentlicht, als relativ billige DVD: Nur deutscher Ton ist an Bord und die Extras bestehen lediglich aus drei Tafeln, auf denen die Cover anderer MCP-Veröffentlichungen abgebildet sind. Dafür ist der Film immerhin ungekürzt.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: MCP__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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