Originaltitel: Skyscraper__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Rawson Marshall Thurber__Darsteller: Dwayne Johnson, Neve Campbell, Chin Han, Roland Møller, Pablo Schreiber, Byron Mann, Hannah Quinlivan, Noah Taylor, Kevin Rankin, Tzi Ma, Matt O’Leary u.a. |
Will Sawyer arbeitete bis vor zehn Jahren für das FBI. Als er eines Tages als Teil einer schnellen Eingreiftruppe der Behörde an einen Tatort häuslicher Gewalt gerufen wurde, lief allerdings schief, was schieflaufen konnte. Am Ende des Tages hatten einige seiner Kameraden ihr Leben und er sein linkes Bein verloren. Seitdem schlägt er sich als Chef einer kleinen Sicherheitsfirma durch.
Die steht kurz davor, einen ganz großen Fisch an Land zu ziehen. Denn ein ehemaliger Kollege Wills hat ein gutes Wort für ihn eingelegt und ihm die Möglichkeit verschafft, als Sicherheitsexperte das Projekt „Pearl“ zu betreuen. Das „Pearl“ ist das in Hongkong stehende, höchste Hochhaus der Welt. Und selbiges soll in den nächsten Tagen komplett eröffnet werden.
Wills erster Auftrag: Er soll die Sicherheitsvorkehrungen des Gebäudes für den Fall eines Brandes überprüfen. Kann er deren Funktionieren bestätigen, wird die Versicherung das Gebäude als sicheres Bauwerk deklarieren und es mit einer irre hohen Versicherungspolice bedenken. Der Job, für den Will extra gen Hongkong gezogen ist und seine Familie mitgenommen hat, läuft super. Wills Boss bekommt seine Versicherungspolice zugesichert und Will den Job als Sicherheitsexperte für das „Pearl“.
Was er jedoch nicht ahnen kann, ist, dass er hintergangen wurde. Denn ein Fiesling namens Kores Botha hat eine offene Rechnung mit Wills neuem Boss Zhao Long Ji offen. Um diese zu begleichen, legt er im „Pearl“ ein Feuer, deaktiviert sämtliche Sicherheitsmaßnahmen und sorgt so dafür, dass das Feuer ungehindert um sich greifen kann. Mitten im Feuer eingeschlossen: Wills Familie! Der setzt nun alles daran, die Sicherheitsvorkehrungen des Gebäudes wieder zu aktivieren und seine Familie zu retten.
Schaut in “Skyscraper” mit Dwayne – The Rock – Johnson hinein
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Liest man über „Skyscraper“, ist immer wieder von „Stirb Langsam“ meets „Flammendes Inferno“ die Rede. Obwohl das nicht ganz abwegig ist, sollte man sich als Actionfan vor allem von dem „Stirb Langsam“-Anteil nicht zu viel erwarten. Denn in erster Linie ist der in drei Teile zerfallende Streifen ein Katastrophenfilm von altem Schrot und Korn.
Teil 1 von „Skyscraper“ widmet sich dabei der Exposition. Die Figuren werden kurz und funktional verortet. Das „Pearl“ wird uns eingehender vorgestellt. Und natürlich werden die Weichen für das große Katastrophenszenario gestellt. Eine hübsche Actionsequenz um einen Shootout in den Straßen Hongkongs, in den Will Sawyer gerät, als er bemerkt, dass er hintergangen wurde, sorgt für Abwechslung in der Einführung.
Dann startet der Katastrophenpart mit aller Macht durch. Stichflammen, Explosionen, Feuerwände, Chaos und einstürzende Gebäudebestandteile sorgen für Eye Candy. Der beständig in teils hochspannende Cliffhanger-Situationen geratende Will sorgt für die Adrenalin-Einspritzungen. Zwar werden hier immer mal wieder die Gesetze der Physik ignoriert und setzt es auch krass unlogische – ja, dumme – Szenen, der Spannung aber tut das keinen Abbruch. „Skyscraper“ sorgt für spektakuläre, perfekt getrickste Szenen und hält die Ereignisdichte absolut auf Anschlag.
Von „Stirb Langsam“ ist bis hierhin keine wirkliche Spur. Weder nehmen die Fieslinge Wills Familie als Geisel, noch werden sie unserem Helden irgendwann gefährlich. Und der räumt dann auch erst im letzten Drittel die Lumpen ab, wenn „Skyscraper“ in seinen Showdown durchstartet und die Fronten geklärt werden müssen. Leider ist das Setting des Showdowns besser gemeint als umgesetzt, denn dank „John Wick 2“ und freilich „Enter the Dragon“ sind Spiegelkabinette nicht mehr so innovativ oder überraschend, als das ein Film wie „Skyscraper“ ihnen neue Aspekte abgewinnen könnte. Da mutet ein zweiter, parallel montierter Showdown mit einem weiteren Shootout in Hongkongs Straßen deutlich interessanter an, kommt aber viel zu kurz.
Optisch macht „Skyscraper“ eine Menge her. Die Special Effects sind richtig gelungen. Das Katastrophenszenario ist infolgedessen immer glaubwürdig. Auch punktuell gesetzte weitere Highlights wie abstürzende Helikopter machen richtig was her und sorgen für tolles Leinwandchaos. Sobald „Skyscraper“ in den Actionmodus umschaltet, arbeitet Regisseur und Drehbuchautor Rawson Marshall Thurber („Central Intelligence“) mit irre dynamischen Kamerafahrten und hat auch ein paar überraschendere Perspektiven an Bord.
Was bei dem Regisseur, der bisher vornehmlich durch komische Stoffe aufgefallen ist, verwundert, ist, mit welchem Ernst er „Skyscraper“ umsetzt. Einzig Dwayne Johnson darf hier und da mal ein wenig Selbstironie aufblitzen lassen. Auch Szenen rund um den heimlichen „Skyscraper“-Hauptdarsteller Klebeband erzeugen den einen oder anderen Schmunzler. Davon abgesehen hat Humor in dem Katastrophenfilm weitgehend Pause. Hier und da nimmt sich der Film gar deutlich zu ernst.
Darstellerisch ist das hier erneut eine einzige Dwayne Johnson („Rampage“) Show. Mit seiner wuchtigen Präsenz reißt er den Film bereits in den ersten Minuten an sich und lässt sich auch vom vermeintlichen großen Showsteeler des Filmes, dem wie wild wütenden Feuer, niemals die Butter vom Brot nehmen. Neve Campbell („Scream“) ist dabei die einzige, die nicht von The Rock überfahren wird, denn trotz ihres äußerst dünn gezeichneten Charakters wirkt sie in ihren leider zu wenigen Szenen sehr präsent und spielt sehr einnehmend auf.
Alle anderen Darsteller laufen derweil unter ferner liefen. Nicht einmal Pablo Schreiber („13 Hours“), Byron Mann („Mercenary: Absolution“) oder Chin Han („Ghost in the Shell“) können da irgendwelche Akzente setzen. Aus Actionsicht macht zumindest Hannah Quinlivan („The Shanghai Job“) eine hervorragende Figur und Roland Møller („Atomic Blonde“) kommt als Fieswicht angenehm charismatisch rüber – wird vom Drehbuch aber komplett verschenkt.
So richtig mag “Skyscraper” mit Dwayne Johnson nicht zünden
„Skyscraper“ hat ein paar wirklich wundervolle Spannungsmomente. Spannungsmomente, die vor allem Zuschauern mit Höhenangst einiges abverlangen dürften. Zumal das ansonsten komplett überflüssige, in manchen Actionszenen gar nicht zur Geltung kommende 3D hier am besten funktioniert und bei entsprechend empfänglichen Menschen für schweißnasse Handflächen sorgen dürfte. Zudem macht Dwayne Johnson als Held der Chose wieder einen starken Job und sitzen die Bilder des Feuerinfernos auf den Punkt.
So richtig mag der Funke aber dennoch niemals auf den Zuschauer überspringen. Vor allem auch, weil der oft propagierte „Stirb Langsam“-Anteil überhaupt nicht durchstartet. Stattdessen werden die Bösewichter des Filmes vollkommen verschenkt. Der Film beraubt sich so permanent selbst diverser Möglichkeiten zur Verschärfung der Spannungskurve. Interessanterweise sind in den ersten Trailern zum Film Szenen enthalten, die im fertigen Film nicht vorkommen und andeuten, dass The Rock in einer ursprünglich geplanten Fassung häufiger mit den Lumpen aneinandergerät. Vielleicht macht „Skyscraper“ also in den Heimkinos noch Boden gut? In der aktuellen Fassung bietet er optisch ansprechende Action, die man problemlos weggucken kann, die aber auch kein Stück in den Hirnwindungen des Zuschauers verfängt. Typische Hirn-raus-Film-ab-Unterhaltung mit allen Vor- und Nachteilen.
„Skyscraper“ läuft seit dem 12. Juli 2018 in den deutschen Kinos, kommt von Universal und hat eine Freigabe ab 12.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Universal Pictures__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__ Blu Ray/DVD: Nein/Nein, seit 12.7.2018 in deutschen Kinos |