Originaltitel: Sweepers__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1999__ Regie: Keoni Waxman__Darsteller: Dolph Lundgren, Bruce Payne, Claire Stansfield, Ian Roberts, Fats Bookholane, Sifiso Maphanga, Ross Preller, Nick Boraine, Cecil Carter, David Dukas u.a. |
Fragt man Dolph-Lundgren-Fans nach ihrem Lieblingsfilm vom Schwedenhammer, wird „The Sweeper“ garantiert nie eine wirkliche Rolle spielen. Dazu hat er ein paar echte Gassenhauer zu viel auf dem Kerbholz. Deutschen Fans stieß zudem immer auf, dass „The Sweeper“ immer nur in verstümmelten Fassungen dargereicht wurde. Selbst die FSK 18 freigegebene Fassung war noch um knapp drei Minuten kastriert.
Da der Film an und für sich keine besonderen Härten aufzuweisen hat, kann man nur mutmaßen, dass VPS Video schon vor der FSK-Prüfung diverse vermeintlich zu harte Szenen aus dem Film entfernte. Wohlwissend, dass die FSK von jeher ein Problem mit den Filmen von Lundgren hatte. Eurovideo hat sich nun, knapp 20 Jahre später, die Rechte an „The Sweeper“ gesichert, legte ihn uncut der FSK vor und kassierte eine absolut passige FSK 16 Freigabe. Nun kann man den Film auf DVD und Blu-ray neu entdecken. Und gerade vor dem Hintergrund der aktuell so krass darbenden B-Filmszene könnte diese Neuentdeckung durchaus lohnenswert ausfallen!
Schaut in “The Sweeper” mit Dolph Lundgren hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=IcxN_THqhGo
Christian Erickson ist Mitglied eines internationalen Minenräumkommandos in Angola. Hier stolpert er eines Tages bei einem seiner Entschärfungsrundgänge über eine Mine, die er in dieser Form noch nie gesehen hat. Doch bevor er sich dem explosiven Todbringer richtig widmen kann, werden er und seine Kameraden von Rebellen angegriffen. Christian versucht, dem Chaos irgendwie ungeschoren zu entkommen, als er urplötzlich erstarrt! Ist das sein kleiner Sohn Johnny, der da quer über das Minenfeld rennt?
Er ist es. Der Junge hatte sich in Christians Auto geschlichen, weil er Zeit mit seinem Vater verbringen wollte. Als die Rebellen angriffen, geriet er in Panik und rannte los. Mit verheerenden Folgen… Fünf Jahre später ersäuft Christian den Kummer über den verlorenen Sohn in Unmengen an Alkohol. Da taucht eine junge Dame namens Michelle Flynn auf. Die entwickelt Minen und will herausfinden, ob in Angola eine ganz besondere, von ihr geschaffene Mine bar jedweder Erlaubnis zum Einsatz kommt.
Ebenjene Art von Mine, die Christian vor fünf Jahren vor dem Tod seines Sohnes gefunden hatte. Je tiefer Michelle ihre Nase in den Minenfall vergräbt, umso mehr zwielichtiges Gesindel beginnt ihr nachzusteigen und sie zu bedrohen. Irgendwann bittet sie Christian, ihr zu helfen. Der willigt nach etwas Überredungskunst ein, nichtsahnend, dass ihn Michelles Ermittlungen mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontieren werden.
In Szene gesetzt hat „The Sweeper“ Keoni Waxman. Der spätere Steven-Seagal-Haus-und-Hof-Regisseur („A Good Man“) tat sich hier unter dem Pseudonym Darby Black mit der B-Action-Schmiede Nu-Image (aus dem die heutigen Millennium-Studios hervorgingen) zusammen und verlegte seine Produktion ins optisch reizvolle Südafrika, das ein vom Bürgerkrieg gezeichnetes Angola doubelt. Hier feiert er eine Story ab, die generischer kaum sein könnte und keinerlei Überraschungen bereithält. Selbst ein personeller Twist gegen Ende ist aufgrund des Type-Castings mehr als vorhersehbar.
Doch in Zeiten, in denen pseudokomplizierte Storys das Genre beherrschen, kann eine solch generische Suppe durchaus als sehr bekömmlich empfunden werden. Was auch in Maßen der Fall ist. Leider gelingt es Waxman aber nicht, richtigen Zug in seinen Film zu bekommen. Dabei geht es gut los, denn kurz nach dem Einstieg brennt auch schon die Luft. Zig Explosionen erschüttern die Szenerie, Rebellen und Soldaten werden umgenietet, MTWs und Panzer kommen zum Einsatz, Transporter werden zerfetzt. Immer wieder eingewobene Zeitlupen zelebrieren die krachigen Folgen der Eskalation.
Doch dann fällt der Film ins Wachkoma. Fast 30 Minuten lang mäandert „The Sweeper“ vollkommen ziellos umher. Michelle erscheint vor Ort. Christian säuft. Zwischendurch verwammst Christian irgendwelche Leute… und säuft. Nach den sich teils etwas anstrengend anfühlenden 30 Minuten findet Waxman zwar zu seiner ursprünglichen Geschichte zurück, bekommt aber immer noch keine Dynamik in die Story. Fast schon gelangweilt trotten unsere Helden von Schauplatz zu Schauplatz, werden hier von irgendwem angegriffen, erwehren sich da ihrer Haut und trotten dorthin weiter. Die Verfolgungsjagd zwischen einem Auto und einem Helikopter, Prügeleien und Ballereien sorgen zusammen mit ständigen Explosionen immer wieder für Eyecandy, kriegen den Film aber auch nicht kickgestartet.
Selbst im Showdown schafft es Keoni Waxman nicht, eine richtige Spannungskurve zu etablieren. Was schade ist, da der Showdown prinzipiell schon reichlich fett ist. Immerhin darf Dolph Lundgren an gleich drei Orten aufräumen! Einmal im Haus der Bösewichter, in dem es schöne Körpertreffer setzt und Lundgren beidhändig ballernd eine Treppe runterslidet und dabei Lumpen umnietet. Teil zwei des Showdowns steigt im reizvollen Setting einer Diamantenmine, in der Lundgren ebenfalls recht harsch mit dem Kroppzeug umspringen darf.
Das große Finale findet auf einem dahinrasenden Zug statt, auf dem eigentlich jeder Schuss Lundgrens zu einer Explosion führt. Am Ende steht dann eine fette Kettenexplosion auf dem Zug, der gerade über eine Eisenbahnbrücke quer über einen afrikanischen Fluss fährt. Actionfutter für die Augen, wie man es heute gar nicht mehr zu sehen bekommt.
Dabei macht vor allem Dolph Lundgren („Caged to Kill“) eine gute Figur. Nach seiner anfänglichen Selbstmitleidstour mit leidlich amüsanten Einlagen, in denen er rattenstraff über den Set wankt, darf er wie gewohnt den zupackenden Helden geben, der teilweise beinahe beiläufig zig Lumpen killt und mehr darauf bedacht zu sein scheint, seinen Hut zu retten, als mit heiler Haut aus den Konfrontationen herauszukommen. An seiner Seite agiert Claire Stansfield („Drop Zone“) als Michelle. Die im Erscheinungsbild recht herbe Dame hat eine erstaunlich gute Chemie mit Lundgren und gibt ihm hier und da ordentlich Kontra. Eine interessante Personalie ist zudem der vornehmlich auf Bösewichter abonnierte Bruce Payne („Passagier 57“), der hier mit beachtlich wenig Lust den besten Buddy von Dolph Lundgren gibt.
“The Sweeper” ist definitiv eine (Wieder-)Entdeckung wert
Was am Ende bleibt, ist ein B-Film, der nach heutigen Maßstäben und Sehgewohnheiten richtiggehend aufwändig herüberkommt. Keoni Waxman lässt seine Bilder ordentlich von dem Licht der südafrikanischen Sonne durchfluten. Die Schauplätze funktionieren und wirken authentisch. Die Showdown-Mine rockt. Das Finale auf dem dahin rasenden Zug schaut aufgrund der durchfahrenen Landschaft richtig schmuck aus. Und in der Action explodierende Panzer, Autos und gleich mehrere Hubschrauber nimmt der Actionfan immer gerne mit.
Allgemein steigen in „The Sweeper“ immer wieder hübsche Feuerbälle gen Himmel. Handgemacht, versteht sich. Und damit Mangelware im aktuellen Actionkino der B-Klasse. Dazu gesellt sich eine geradlinig erzählte Story und ein super Held. Würde der Film es jetzt noch schaffen, richtig Tempo zu machen, eine echte Spannungskurve zu erzeugen und den Zuschauer mehr mitzureißen, man könnte unumwunden einen Anguckbefehl für „The Sweeper“ aussprechen. So bleibt es bei meiner Empfehlung vom Einstieg, die Gelegenheit der Neu-Veröffentlichung zu nutzen und den Film neu oder wieder zu entdecken – jetzt endlich auch ungeschnitten!
„The Sweeper“ erscheint am 23. August 2018 von Eurovideo und ist mit einer FSK 16 Freigabe endlich uncut! Bis auf den Originaltrailer gibt es sowohl auf DVD als auch auf Blu-ray leider keinerlei Extras zum Film.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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