Originaltitel: Blood: The Last Vampire__Herstellungsland: Frankreich/Japan/Hongkong__Erscheinungsjahr: 2009__Regie: Chris Nahon__Actionregie: Corey Yuen__Darsteller: Jeon Ji-hyeon, Allison Miller, Liam Cunningham, JJ Feild, Koyuki, Yasuaki Kurata, Larry Lamb, Andrew Pleavin, Michael Byrne, Colin Salmon u.a. |
Am Anfang war der rund 45 Minuten lange Anime „Blood: The Last Vampire“ aus dem Jahr 2000, es folgten Mangas, Computerspiele und schließlich der gleichnamige Realfilm von 2009, der als Co-Produktion zwischen Japan, Hongkong und Frankreich entstand.
Mit einer Texttafel wird der Zuschauer darauf hingewiesen, dass sich seit Jahrhunderten blutsaugende Dämonen an menschlichem Leid laben und überall da auftauchen, wo gerade mächtig Bambule ist, aber auch schon seit langer Zeit von einer menschlichen Geheimorganisation bekämpft werden. Deren Speerspitze im Dämonenkampf, die Halbvampirin Saya (Jeon Ji-hyeon), schnetzelt einen getarnten Dämon gleich in der Eingangsszene dahin, wobei die Dämonen aus dem Filmtext und der Vampir aus dem Titel des Films eigentlich identisch sind: Es sind halt Blutsauger, auch Saya ist eine von ihnen, kämpft aber gegen sie – da bleiben kleine Überschneidungen in der Terminologie nicht aus, wenn man so offensichtlich bei Vorbildern wie „Blade“ oder „Buffy – Im Bann der Dämonen“ klaut.
Jedenfalls hat die Geheimorganisation im Jahr 1970 einen neuen Auftrag für Saya, die noch ein Hühnchen mit der Dämonenchefin Onigen zu rupfen hat. Dämonen werden auch an der Schule einer amerikanischen Militärbasis in Tokio vermutet, wo auch Alice (Allison Miller), die Tochter von General McKee (Larry Lamb) zur Schule geht. Also schleust sich Saya als neue Klassenkameradin ein, zieht sich ein Schulmädchenoutfit an, damit pickelige Nerds mit importierten japanischen Fetischen die Freudentränen kommen, und köpft schon kurz darauf die weiblichen Schulbullies, die sich als Dämonen entpuppen, als diese Alice ans Leder wollen.
Die Organisation vertuscht das Ganze, doch Alice weiß was sie gesehen hat und denkt gar nicht daran die Füße stillzuhalten. Dummerweise bedeutet das sowohl Knatsch mit den Dämonen als auch mit der Organisation, die so gar nicht auf Mitwisser steht. Glücklicherweise kommt ihr Saya als Beschützerin zu Hilfe…
httpv://www.youtube.com/watch?v=EMWlXiC2VlA
„Blood: The Last Vampire“ ist absolut schamloses Zielgruppenkino für Freunde des bunten Firlefanz mit Nerdfaktor, also gibt es eben japanlastiges Martial-Arts- und Schwertgefechte gegen Dämonen, garniert mit Geheimorganisationen, einer Heldin im Schuldmädchenoutfit und pubertärer Wunscherfüllung, etwa wenn die Schulrüpel einen Kopf kürzer gemacht werden oder die rebellische Teenagerin Alice gleich am großen Weltenrettungsabenteuer teilnimmt. Vorbilder wie die bereits erwähnten oder die „Underworld“-Reihe sind nicht zu verkennen, mancher Plottwist (etwa um Sayas Verbindung zu Onigen) ist direkt aus ebenjenen Werken geklaut, während die Mythologie hinter der ganzen Metzelei bei genauem Hinsehen nur begrenzt durchdacht daherkommt, gerade was die eigenen Ideen angeht.
Deshalb verschenken Regisseur Chris Nahon („Lady Bloodfight“) und Drehbuchautor Chris Chow („Fearless“) auch kaum einen weiteren Gedanken an den Plot oder wirklich glaubwürdige Figurenhandlungen, man siehe etwa den Konflikt zwischen den Geheimagenten Luke (JJ Feild) und Michael (Liam Cunningham). Stattdessen wird das Tempo hochgehalten, auf einen leicht konsumierbaren 90-Minüter hingearbeitet, bei dem der Inhalt wenig und der Style alles ist. Also erstrahlen die Sets oft in knalligen Farben, während Ausstatter und Trickspezialisten sich im Rahmen des knappen Budgets austoben dürfen, das ihnen aber deutliche Hürden auferlegt – gerade wenn die Dämonen ihre menschliche Form abwerfen und als graue Flügelwesen auftreten, dann sieht man die suboptimalen CGI-Effekte des Ganzen in aller Deutlichkeit.
Auch nicht ganz optimal ist die Action, gerade angesichts der Tatsache, dass Chris Nahon sein Regiedebüt mit dem gelungenen Jet-Li-Reißer „Kiss of the Dragon“ gab und kein geringerer als Corey Yuen („The Transporter“) für die Actionszenen des Films verantwortlich zeichnete. In Sachen Choreographie sind die Nah- und Schwertkämpfe auch nicht schlecht gemacht, die aufgrund der Comicvorlage des Ganzen natürlich nicht auf Wire-Fu verzichten möchten. Jedoch sind die meisten Actionszenen eher kurzer Natur, gerade der Showdown enttäuscht daher, während ein voriges Gerangel auf einem in einer Schlucht klemmenden LKW durchaus Ideenreichtum beweist, aber unter den schwachen (CGI-)Tricks bei der Umsetzung leidet. So bleiben in erster Linie zwei Massengefechte im Gedächtnis: Im ersten erlegt Saya Horden von Gegnern in den Straße Tokios, im zweiten setzt sich Sayas Vater und Mentor gegen Dämonen in Ninja-Outfits zur Wehr, die teilweise unterhalb der Erdkruste gleiten. Das macht durchaus Laune, wäre aber noch deutlich besser, wenn der Schnitt des Ganzen nicht so hakelig wäre und öfter die Dynamik des Ganzen zerstören würde. Das wiegt wesentlich schwerer als das deutlich erkennbare CGI-Blut, das bei jedem Treffer gleich schwallweise durch die Rabatte fliegt – aber das soll vielleicht eine Hommage an den japanischen Schwertkampffilm sein.
Inmitten des kunterbunten Gemetzels sind Darstellerleistungen natürlich kaum gefragt, was angesichts der Besetzung auch keine so schlechte Idee ist. Jeon Ji-hyeon („The Berlin File“) guckt grimmig und hat sonst nicht viel zu tun, Allison Miller („17 Again“) spielt sich durchschnittlich und wenig einprägsam durch den Film, während Koyuki („Last Samurai“) als Gegenspielerin kaum im Film ankommt und der Rest vom Fest größtenteils nicht mehr bessere Stichwortgeber ist. Es fallen einzig und allein Liam Cunningham („24 Hours to Live“) und der altgediente, in Japan geborene Actiondarsteller Yasuaki Kurata („Notwehr“) mit ihrem Charisma auf, während sich JJ Feild („Centurion“) mit eher negativ mit seinem Overacting einprägt.
Wer also kaum mehr erwartet als eine „Buffy“-Doppelfolge mit weniger einprägsamen Figuren und mit erhöhtem Schnetzelfaktor, aber nicht unbedingt deutlich höherem Budget, der bekommt bei „Blood: The Last Vampire“ okaye Action-Horror-Unterhaltung auf niedrigem Niveau. Mit auslandenderen Actionszenen, einem deutlich besseren Schnitt und mehr Sorgfalt in Sachen Drehbuch wäre aber mehr gewesen als ein blasses, leidlich unterhaltsames Imitat von „Blade“ und Co.
Knappe:
In Deutschland hat Constantin/Highlight den Film auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht, ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben. Das Bonusmaterial umfasst ein Making Of, Darstellerinfos und Trailer.
© Nils Bothmann (McClane)
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