Originaltitel: The Domestics__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Mike P. Nelson__Darsteller: Tyler Hoechlin, Kate Bosworth, Lance Reddick, Sonoya Mizuno, Dana Gourrier, Laura Cayouette, Brad Leland, Dave Davis, Jeff Chase, Lance E. Nichols u.a. |
In der Zukunft ist die Welt derart überbevölkert und heruntergewirtschaftet, dass der Präsident der Vereinigten Staaten höchstselbt in einem reichlich wahnhaft anmutenden Akt die Handbremse reinhaut. Riesige Flugzeuge versprühen auf seinen Geheiß hin ein brandgefährliches Gift über amerikanischem Boden. Hunderte Millionen Menschen sterben. Nur wenige sind immun.
Die, die überlebt haben, finden sich in einer post-apokalyptischen Welt ohne Regeln wieder. Das Land ist fest in den Händen brutaler Gangs, die raubend und marodierend ihre Reviere immer weiter vergrößern und sich in Kleinkriegen mit anderen Gangs aufreiben.
In dieser brandgefährlichen Situation bricht das Ehepaar Mark und Nina West zu einem gefährlichen Roadtrip aus dem Norden des Landes nach Milwaukee auf. Ninas Eltern leben dort und seit geraumer Zeit ist der Funkkontakt zu ihnen unterbrochen. Natürlich will Nina nach dem Rechten sehen. Mark begleitet seine Frau ohne Murren auf die gefährliche Reise. Auch weil er hofft, dass die vor dem Ende stehende Ehe mit seiner Frau auf dem Trip vielleicht neue Impulse erhält und Nina erkennt, wie sehr er sie noch liebt.
Schaut in “The Domestics” hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=Sn4wUVa5rAY
„The Domestics“ entfaltet sich als Road Movie im anarchischen Setting eines schwer gezeichneten Landes. Bei dem Roadtrip geraten unsere beiden Helden natürlich bei jedem Zwischenstopp in höchste Gefahr. Immerhin treffen sie dann auf Kannibalen, brutale Gangs und fehlgeleitete Glücksspieler und müssen ein ums andere Mal um ihr Überleben kämpfen. Irgendwo in einer Anarcho-Welt zwischen „Mad Max“ und „The Purge“ angesiedelt entfalten sich bei den Zwischenstopps einige wahrlich abgedrehte Situationen, in denen die Spannungsdramaturgie von „The Domestics“ auf den Punkt sitzt und die Daumenschrauben ordentlich anzieht.
Diverse brutale Gewalteskalationen machen diese Situationen in ihrer Wirkung nur noch spannender. Aber zwischen diesen Highlights sackt „The Domestics“ immer mal wieder komplett in sich zusammen. Wo man eigentlich glaubt, der Film müsste die Ruhe zwischen den aufregenden Momenten nutzen, um die dysfunktionale Beziehung zwischen Mark und Nina zu vertiefen oder die apokalyptische Situation noch eindrücklicher zu etablieren, lässt der lieber einen permanent quasselnden Radiomoderator die Tonspur verstopfen. Ohne dass dieser für den Film wichtige Informationen liefern würde. Er ruft dem Zuschauer einfach nur immer wieder in Erinnerung, was der längst weiß und eigentlich gar nicht vergessen kann: Die Welt ist kaputt. Letzten Endes ist der Moderator so nur für einen sehr gelungenen Soundtrack verantwortlich, davon abgesehen aber einfach nur nervig überflüssig.
Auch fehlt eine permanente Bedrohung (etwa ein dauerhafter Verfolger), die als Kitt zwischen den arg episodisch anmutenden Gefahrensituationen hätte dienen können. Auch die ganze Ausgangslage des Filmes mutet schon reichlich kurios an und es wird auch nie erklärt, inwiefern die Ausrottung der USA zu deren Genesung beitragen könnte. Zumal die gesamte Tierwelt von dem „Reset-Plan“ gleich mitbetroffen ist! In Sachen Charakterzeichnung ist „The Domestics auch eher funktional denn glaubwürdig geraten. Gerade Mark und Nina bleiben doch extrem blass, was es freilich schwer macht, vollends mit ihnen mitzufiebern.
Während Kate Bosworth („Homefront“) als Nina damit noch einigermaßen klarkommt und vom Drehbuch gegen Ende auch eine hübsche Wandlung auf den dürren Leib gezimmert bekommt, wirkt Tyler Hoechlin („Stratton“) von der Situation durchweg überfordert und hilflos. Die Nebendarsteller des Filmes dürfen teilweise stark overacten, was allerdings gut zur transportierten Stimmung des Filmes passt, die ja immer mal wieder ordentlich abdrehen darf. Eine gesonderte Erwähnung ist sexy Sonoya Mizuno als Betsy wert, die als taffes Actionchick eine gute Figur macht, vom Drehbuch aber leider ziemlich vernachlässigt wird.
In der Bildgestaltung gibt sich der Film bewusst düster und rau. Besondere Kameraspielereien gibt es weniger zu beobachten. Das offensichtlich etwas schmale Budget kaschiert der Film gerne mal mit simplen Mitteln. Um beispielsweise keine komplett zerstörte/menschenleere USA zeigen zu müssen, werden große Teile der eigentlichen Reise als vorwärtsdrängende rote Linie auf einer Landkarte präsentiert. An den Stopps des Ehepaares muten die Schauplätze glaubwürdig an. Die Ausstattung ist um stimmige Details bemüht und die zunehmend irreren Maskierungen der Anarcho-Banden sind richtig geil.
Die an den einzelnen Schauplätzen steigenden Gewalteskalationen sind überwiegend handgemachter Natur und fallen durchaus drastischer aus. Schraubenzieher werden durch Köpfe und in Augen getrieben. Hände an Waffen angeschraubt, Köpfe mit Schrottflinten zerstört. Immer wieder übersähen Einschusslöcher diverse Charaktere. Richtig Freude kommt dahingehend im actionreichen Showdown auf, bei dem Körper im Kugelhagel tanzen und fetteste Blutwolken in den Szenerien herumwabern.
Allgemein ist „The Domestics“ angenehm actionreich ausgefallen. Aufgrund seines Road-Movie-Anstriches ist der Film eh permanent in Bewegung. An den Zwischenstopps wird zumeist erst einmal ordentlich Atmosphäre gepumpt, bis sich alles in actionreicheren Szenarien (Ballereien, Raufereien, Geschlitze und Gesteche) entlädt. Alles nicht sehr aufwändig, aber immer angenehm effektiv.
“The Domestics” ist kein Kind von Traurigkeit
Was am Ende bleibt, ist ein nicht immer sinniger, hier und da brutal zusammengeklauter, dennoch unterhaltsamer und partiell ebenso spannender wie abgedrehter Action-Horror-Roadtrip, dem eine durchgehende Dramaturgie gut gestanden hätte. So weist „The Domestics“ immer wieder großartige Einzelszenen und fiese Ideen (Kannibalismus!) auf, bekommt aber nie einen geschlossenen, runden Gesamteindruck hin. Dafür gibt es zwischen den Highlight-Szenen so manches Spannungsloch zu viel, bleiben die Hauptcharaktere zu egal und beschleicht einen immer wieder der Eindruck, dass hier in einigen Sparten einfach noch deutlich mehr drin war und das ganze Szenario einfach nicht vollkommen zu Ende gedacht wirkt. Vor allem für Freunde von Filmen der härteren Gangart könnte sich „The Domestics“ trotz allem durchaus lohnen.
„The Domestics“ wurde uncut mit einer FSK 16 Freigabe von Kinostar in die deutschen Kinos gehievt.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Kinostar__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__ Blu Ray/DVD: Nein/Nein, seit 23.8.2018 im Kino |