Originaltitel: Sàidékè balái__Herstellungsland: Taiwan__Erscheinungsjahr: 2011__Regie: Wei Te-Sheng__Produktion: John Woo u.a.__Darsteller: Masanobu Andô, Vivian Hsu, Lin Ching-Tai, Umin Boya, Michio Hayashida, Chie Tanaka, Landy Wen u.a. |
Die Seediq, ein indigenes Volk Taiwans, sehen es nicht gerne, als die Japaner ihr Land besetzen. Doch sie beugen sich der Übermacht. Was auch daran liegt, dass die einzelnen Stämme der Seediq so stark untereinander verfeindet sind, dass konzertierte Aktionen so gut wie unmöglich scheinen. Doch der Widerstand gegen die japanischen Besatzer beginnt mehr und mehr zu schwelen.
Irgendwann gelingt es dem Stammes-Häuptling Mona Rudao doch, die Krieger mehrerer Stämme unter seiner Führung zu vereinen. Mit 300 kampferprobten Kriegern zieht er gegen die japanischen Usurpatoren in die Schlacht und richtet unter ihnen ein beispielloses Gemetzel an. Die zahlenmäßige Überlegenheit des Feindes zwingt Rudao und seine Anhänger in einen brutalen Guerillakrieg. Als der den Japanern mehr und mehr zu entgleiten droht, entfesseln die ihre Kriegsmaschinerie…
Schaut in “Warriors of the Rainbow” von Produzent John Woo hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=-biF53Jcqao
„Warriors of the Rainbow“ beruht auf dem historisch verbürgten Aufstand von 300 Seediq gegen die japanische Besatzung im Jahre 1930. Selbiger ging als „Wushe-Zwischenfall“ in die Geschichtsbücher ein und lieferte die Grundlage für eine 4,5 Stunden lange filmische Aufarbeitung durch den Regisseur und Drehbuchautor Te-Sheng Wei. Der durfte für die Geschichtsstunde 700 Millionen Taiwan Dollar (circa 20 Millionen Euro) ausgeben, von denen ein ordentlicher Teil von Regie-Superstar John Woo („Manhunt“) beigesteuert wurde.
Leider wurde „Warriors of the Rainbow“ im Ausland weitgehend in der Fassung ausgewertet, die man nachträglich erstellte, um den als Zweiteiler in die taiwanesischen Kinos gebrachten Film als Oscar-Beitrag für den besten ausländischen Film einreichen zu können. Die internationale Fassung geht nur noch knapp 2,5 Stunden und liegt diesem Review zugrunde. Man kann sich sicher denken, dass die zwei Fehlstunden diverse Probleme in der Handlung verursachen.
Die internationale Fassung von “Warriors of the Rainbow” setzt stark auf Action
So erfährt man als Zuschauer viel zu wenig über die Seediq. Über ihr Leben, ihre Traditionen, ihre Denkweisen. Nicht einmal die für den Film alles andere als unerhebliche Kopfjagd wird in ausreichendem Maße erklärt. Zudem hat man das Gefühl, dass in dem stark gerafft wirkenden Film die Charaktere keinen Raum zum Atmen bekommen. Viele Gesichter, die in der Folge in Richtung Finale pathetisch sterben dürfen, kann man als Betrachter der internationalen Fassung überhaupt nicht zuordnen.
Schade ist auch, dass die teils verheerend brutalen Rivalitäten der Seediq untereinander mit keiner Silbe aufgedröselt werden. Was leider genauso für die Motivation bestimmter Seediq gilt, bei denen nie klar wird, warum sie für die Japaner kämpfen und sich da auch ordentlich verheizen lassen. Auch die zu verstörend intensiven Szenen führenden suizidalen Neigungen der Seediq bleiben komplett unerklärt. In der Folge ist man bei „Warriors of the Rainbow“ häufiger mal komplett außen vor. Man versteht nicht wirklich, was da auf der großen Leinwand passiert.
Was für ein guter Film hinter dieser gerafften Fassung zu stecken scheint, bekommt man vor allem in der zweiter Filmhälfte von „Warriors of the Rainbow“ zu spüren, wenn der Film seine zunehmend mehr eskalierenden Schlachtengemälde zündet und mit teils verheerender Brutalität zu Werke geht. Gerade in der Action meint man dann auch häufiger Produzent John Woo durchscheinen zu sehen: Es wird richtig blutig verreckt, immer wieder schaltet das Geschehen in den Zeitlupen-Modus und immer wieder mischt sich eine Menge Pathos unter. Der, obschon man bei den Figuren nicht so involviert ist, wie man es sein sollte, teilweise richtig krass zündet.
Die Action selbst besteht zu weiten Teilen aus rohem Hack & Slay. Der Vorliebe der Seediq für die Kopfjagd wird in Form unzähliger Enthauptungen mitten im Kampfgetümmel Rechnung getragen. Ein Trinkspiel, das auf die Enthauptungen abgestellt ist, dürfte problemlos im Koma enden. Bekommen die Seediq dann Feuerwaffen in die Hand, verliert der Film keinen Deut an Brutalität. Eher ganz im Gegenteil… In der Folge fühlt sich „Warriors of the Rainbow“ roh, kraftvoll und durchweg bedrückend brutal an. Zumal die Dramaturgie hinter dem Film auch mal unvermutet Charaktere aus dem Spiel nimmt.
Die packend inszenierte Action überstrahlt dann mit wunderschönen Einzelszenen (etwa die Kanonade der Japaner) den gesamten Film. Der ist allerdings auch abseits der Action patent in Szene gesetzt und rückt vor allem den natürlichen Lebensraum der Seediq immer wieder gelungen in den Mittelpunkt. Diverse misslungene CGI-Effekte (so manches Getier, die Kriegsmaschinerie der Japaner) reißen zwar immer mal wieder aus dem Film heraus, sind aber so punktuell gesetzt, dass sie den Filmgeschmack nicht vermiesen. Der pathetische Score, der auch auf Folklore-Elemente der Seediq zurückgreift, macht in manchen Szenen die Gänsehaut so richtig rund.
“Warriors of the Rainbow” ist ein bedrückend brutales Schlachtengemälde
Darstellerisch kann man sich bei „Warriors of the Rainbow“ zu keinem Moment beschweren. Der weitgehend unbekannte Cast lebt seine Rollen und füllt selbst die pathetischste Ansprache überzeugend und mit Wucht mit Leben. Wie bereits angedeutet, wird in der internationalen Fassung vermutlich auch so manch starke Schauspielszene verlorengegangen sein.
Was am Ende bleibt, ist eine packende Geschichtsstunde, die in der internationalen Fassung vor allem auf die Bedürfnisse eines actionaffinen Publikums abgestellt wurde. Diese steht in Wucht und Brutalität überdeutlich im Zentrum und macht es hier und da schwer, die eigentlichen Beweggründe der handelnden Charaktere vollends zu begreifen. Dadurch wird dem Film natürlich auch eine Menge seiner Kraft genommen. Zudem ist durchweg unklar, ob die Darstellung der Kontrahenten in der Originalfassung auch so einseitig geraten ist. Denn in der internationalen Fassung bleiben die Japaner weitgehend gesichtslos und auf ihre kriegerischen Taten beschränkt.
Dementsprechend sei der von John Woo mitproduzierte Film vor allem jenen Filmfans ans Herz gelegt, die auf technisch perfekte, ausufernde und zunehmend brutaler werdende Schlachtengemälde stehen, in denen immer wieder auch die intelligenten Taktiken der Seediq durchscheinen dürfen. Alle anderen finden in der internationalen Fassung vielleicht einen Anreiz, sich mehr mit dem Volk der Seediq zu beschäftigen. Was eindeutig im Sinne des Filmes liegt – egal ob internationale oder originäre Fassung.
Die deutsche DVD / Blu-ray von Senator / Wild Bunch / Universum Film kommt mit einer FSK 18 Freigabe und beinhaltet die ungeschnittene internationale Version von „Warriors of the Rainbow“.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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