Originaltitel: Di Ren Jie Zhi Si Da Tian Wang__Herstellungsland: China, Hongkong__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Tsui Hark__Darsteller: Mark Chao, Feng Shaofeng, Lin Gengxin, Carina Lau, Ma Sichun, Ethan Juan, Yang Yiwei, Tiger Xu u.a. |
„Detective Dee und die Legende der vier himmlischen Könige“ startet wahrhaft furios! Detective Dee wurde für seine Dienste an Kaiser und Vaterland im vorhergehenden Abenteuer „Detective Dee und der Fluch des Seeungheuers“ das sogenannte Drachenschwert überreicht. Eine unvorstellbar mächtige Waffe, die im weiteren Verlauf des neuesten Falles des chinesischen Ermittlers eine wichtige Rolle einnehmen wird. Blöd ist nur, dass die Frau des Kaisers diese enorme Ehrerbietung gegenüber dem Leiter der Ermittlungsbehörde überhaupt nicht nachvollziehen kann.
Darum engagiert sie gedungene Meuchelmörder und beauftragt diese, Detective Dee umzubringen und das Drachenschwert zurück in den Besitz der kaiserlichen Familie zu holen. Alleine diese fünf Mörder sind ein Ausbund an Ideen und Vorstellungskraft. Der eine hat vier Arme. Der andere kann das Wetter beeinflussen. Der nächste kämpft mit riesigen Klingen. Es macht einfach irren Spaß, zuzusehen, wie Kinofantast Tsui Hark („Die letzte Schlacht am Tigerberg“) seinen Ideenreichtum sprühen lässt.
Und wenn er dann die Killer auf Detective Dee hetzt, birst die Leinwand schier vor Details und in Richtung Zuschauer fliegender Gegenstände, wurde doch „Detective Dee und die Legende der vier himmlischen Könige“ für den chinesischen Markt mal wieder in 3D gedreht. Eine knappe halbe Stunde brennt nun die Luft und purzeln die Einfälle. Ein riesiger, ein hemmungsloser Spaß.
Schaut in “Detective Dee und die Legende der vier himmlischen Könige” von Tsui Hark hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=VvGUA1JmERw
Leider geht’s nicht in dieser Form weiter. „Detective Dee und die Legende der vier himmlischen Könige“ arbeitet sich in der Folge immer weiter an der Story um das Drachenschwert und die herrschsüchtige Kaiserin ab und lässt die Verschwörungen rund um diesen Gegenstand immer weitere Kreise ziehen. So recht trägt das Tohuwabohu um die Waffe den Film aber nicht. Zwar installiert Tsui Hark immer neue Figuren, die für Action und Bewegung sorgen sollen, aber irgendwann verliert man über die insgesamt zu lang wirkenden 132 Minuten das Interesse an dem etwas dünnen Plot.
Das bekommt man sogar schon extrem früh zu spüren. Nämlich dann, wenn Tsui Hark auf einmal Detective Dee aus seinem eigenen Film herausnimmt und circa 30 Minuten von dem Film fernhält. Plötzlich fehlt dem Film sein Zentrum, das ihn vorantreibt und welches das Interesse für „Detective Dee und die Legende der vier himmlischen Könige“ aufrechterhält. Und das gereicht dem Fantasy-Streifen definitiv zum Nachteil.
Erst wenn Detective Dee wieder in die Handlung eingreift, läuft diese bedeutend runder. Wirkt aber weiterhin reichlich dünn. Zumindest sorgt die knallbunte, lebendige und enorm dynamische Inszenierung von Tsui Hark für einige Ablenkung. Zumal Hark diesmal noch mehr fantastische Elemente in seinen Film einfließen lässt. Goldene Drachen, indische Riesen, fliegende Kreaturen, ein gewaltiger weißer Gorilla und mächtige Zauberer sorgen für Kurzweil und ordentlich Augenfutter. Zwar sind nicht alle Effekte einwandfrei, aber gerade aus China ist man weitaus Schlimmeres gewohnt. Schlimmer ist eher, dass so manches Fantasy-Element zu kindisch, ja trashig wirkt.
Darstellerisch muss man diesmal keinen Wechsel bei der Hauptfigur hinnehmen, schließt „Detective Dee und die Legende der vier himmlischen Könige“ doch direkt an den Vorgänger „Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers“ an. In dem Prequel zu „Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen“ hatte Mark Chao die Rolle des Detective Dee von Andy Lau übernommen, der im ersten Blockbuster der Reihe den Ermittler gegeben hatte. Das Charisma eines Andy Laus hat Mark Chao („Die Chroniken des Geistertempels“) zwar nach wie vor nicht, doch die Rolle des jungen Ermittlers steht ihm gut und er wirkt im aktuellen Auftritt als Detective Dee schon deutlich souveräner.
Rund um Mark Chao gibt es aber einige Problemherde zu verzeichnen. Zwar agierten auch schon in den Vorgängerfilmen so manche Figuren mit ausladendem Gestus, aber fand man diese zumeist eher in der zweiten Reihe. Diesmal fallen auch Hauptfiguren dem Overacting anheim, beziehungsweise wirken in manchen Situationen reichlich überfordert. Vor allem Feng Shaofeng, der schon im Vorgänger an der Seite von Mark Chao agierte, geht einem als mehr und mehr in den Vordergrund rückender General der Kaiserin, der irgendwann wieder mit Dee paktiert, reichlich auf den Zünder mit seinen unbeholfenen Schauspielmomenten. Auch Carina Lau, die Darstellerin der Kaiserin und mithin der Superschurkin, wirkt im Vergleich zu ihren Auftritten in den Vorgängerfilmen auf einmal reichlich dilettantisch in ihrem Spiel.
Die Darsteller der Schurken bleiben derweil extrem gesichtslos. Wirklich gefährlich kommen sie zu keinem Zeitpunkt rüber. Dass der Film gefühlt alle fünf Minuten neue Fieswichte präsentiert, hilft da auch nicht weiter, sondern unterstreicht nur, wie ziellos der dritte Detective-Dee-Film anmutet. Alleine die im Titel so dominant eingeführten himmlischen Könige sind für den Streifen mal so etwas von egal…
Dafür macht die Action in „Detective Dee und die Legende der vier himmlischen Könige“ in ihrer überkandidelten Form einfach nur Spaß. Es wird geflogen und gefochten. Es wird gegen Fantasiewesen gekämpft. Es werden Zauber gesprochen und gebrochen. Tsui Hark hat sichtlichen Spaß am Generieren immer neuer Ideen. So manches ist dabei wirklich drüber (die Riesen, der Gorilla), ganz anderes sitzt dafür dann aber wieder einfach nur punktgenau (der Einstieg, der goldene Drache). Ein Traum ist in jedem Fall die Ausstattung, innerhalb derer die Action gezündet wird. Da gehen dem Zuschauer mehr als einmal die Augen über. Die Ohren bekommen allerdings keine Vollstbedienung, denn Star-Komponist Kenji Kawai ist für diesen Film nicht wirklich viel eingefallen.
“Detective Dee und die Legende der vier himmlischen Könige” ist teilweise zu überdreht
Eines ist Fakt: „Detective Dee und die Legende der vier himmlischen Könige“ fällt im Vergleich zu seinen Vorgängern ein wenig ab. Die waren erzählerisch zwar auch keine Oscar-Ware, aber im Vergleich zu „Detective Dee und die Legende der vier himmlischen Könige“ hatten sie dann doch eine Geschichte zu erzählen. Zwar kann Tsui Hark so manche Story-Mankos mit hübschen Ideen ausgleichen, so richtig rund fühlt sich sein neuester Detective-Dee-Film aber dennoch nicht an.
So manche Idee mutet ein wenig zu kindlich und überkandidelt an. Der Abschnitt, in dem Detective Dee von der Bildfläche verschwindet, bremst den Film komplett aus. Und so manche Nebenfigur verfängt einfach nicht beim Zuschauer. Tsui Harks optisches Gespür, eine irre Ausstattung, vor Farben und Formen schier berstende Bildkompositionen, der starke Einstieg und insgesamt nette Martial-Arts-Action lassen zumindest während des Filmgenusses über die diversen Probleme mühelos hinwegsehen.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 25. Oktober 2018 von Koch Media und ist mit einer Freigabe ab 12 ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
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