Originaltitel: Hunter Killer__Herstellungsland: China, USA__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Donovan Marsh__Darsteller: Gary Oldman, Gerard Butler, Common, Michael Nyqvist, Toby Stephens, Ryan McPartlin, Caroline Goodall, Michael Trucco, Zane Holtz, Taylor John Smith, Linda Cardellini u.a. |
In der Barentssee spielt ein amerikanisches U-Boot mit einem russischem Katz und Maus. Die Amerikaner wollen herausfinden, wie weit sie gehen können, bevor sie vom „Feind“ aufgespürt werden würden. Da reißt eine gewaltige Explosion ein Loch ins U-Boot der Russen. Der Captain des amerikanischen U-Bootes versucht gerade, zu eruieren, inwiefern den russischen Matrosen geholfen werden könnte, als ein lautes „Torpedos im Wasser“ durch den Kommandostand gellt…
In den USA laufen nun diverse Prozesse an, um zu klären, was mit dem US-U-Boot geschehen ist. Unter anderem wird mit der USS Arkansas unter dem Befehl von Joe Glass ein Hunter Killer entsandt, um etwaige Überlebende zu bergen. Zudem machen die Amerikaner eine seltsame Entdeckung: Der russische Präsident besuchte just im Moment des Zwischenfalls eine Armeebasis in unmittelbarer Nähe. Da man sich darauf keinen Reim machen kann, entsendet man auch ein kleines Seal-Team, damit dieses Live-Bilder von den Ereignissen vor Ort liefert.
Das Seal-Team bemerkt schnell, dass auf dem Armeestützpunkt gerade ein Putsch in vollem Gange ist. Die Amerikaner beschließen darum, ihre gesamte Flotte gen Russland zu entsenden und so für einen eventuellen Erstschlag gerüstet zu sein. Zudem erhält das Seal-Team den Auftrag, den russischen Präsidenten aus den Händen der Putschisten zu befreien. Derweil soll die USS Arkansas durch ein Minenfeld hindurch in die Armeebasis eindringen und die Seals mit ihrer präsidialen Fracht aufnehmen. Eine Himmelfahrtsmission für alle Beteiligten nimmt ihren Lauf…
Schaut in “Hunter Killer” mit Gerard Butler hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=3yopjf2aCxE
Direkt zu Beginn von „Hunter Killer“ wähnt man sich wieder zurückversetzt in die Zeit des Eisernen Vorhangs. Amis jagen Russen. Russen sprengen Amis. Sämtliche US-Militärfunktionäre singen das Lied vom Irren Iwan und poltern mit ihrem Kriegsgerät, dass es eine wahre Freude ist. Und obschon die Welt gefühlt aktuell mit großen Schritten in einen neuerlichen Kalten Krieg zu steuern scheint, wird den Drehbuchautoren selbst ihre Prämisse irgendwann spürbar zu heiß. Also installieren sie auch nette Russen und schieben den Schwarzen Peter ein paar fiesen, fehlgeleiteten Lumpen zu.
So oder so, die eigentliche Story von „Hunter Killer“ ist so dünn wie funktional und wird durchaus plausibel vor den Augen des Zuschauers entwickelt und ausgebreitet. Zudem wird die sich mehr und mehr verkomplizierende Lage mit ausreichend Spannung gereicht, um nicht das Interesse an „Hunter Killer“ zu verlieren. Zwar bedient man sich dazu hinlänglich bekannter Klischees, aber in diesem Fall werden mal genau die richtigen aufgewärmt.
Das beginnt schon bei den zig U-Boot-Film-Stereotypen (eingedrückte Stahlwände, beinahe ertrinkende Matrosen, eindringendes Wasser, herumfliegende Nieten) und endet definitiv nicht bei den Hauptfiguren des Filmes. So ist der von Gerard Butler („Criminal Squad“) gegebene U-Boot-Captain Joe Glass ein köstlicher, geerdeter Seebär, der inmitten der haarigsten Situationen kühlen Kopf bewahrt und seine jungen Mannschaftsmitglieder immer an der kurzen Leine hält. Ideales Identifikationsfutter. Was auch für Toby Stephens’ („13 Hours“) ständig miesgelaunten Navy Seal gilt, der im Sekundentakt einen Oneliner nach dem anderen raushaut.
Dagegen darf Gary Oldman („Killer’s Bodyguard“) als militärischer Hardliner Gift und Galle spucken und in gewohnter Unsympathenmanier alle halbwegs menschlich erscheinenden Pläne niederbrüllen. Er bekommt mit Common („John Wick 2“) als umsichtigem General und Linda Cardellini („Daddy’s Home 2“) als NSA-Agentin viel Reibungsmaterial entgegengestellt, das dafür sorgt, dass man auch als Zuschauer bei dem Pläne-Geschmiede der Amerikaner am Ball bleibt und sich freut, wenn Oldman wieder eine eingeschwenkt bekommt.
Auf Seiten der Russen darf Michael Nyqvist („John Wick“) in einer seiner letzten Rollen als vernunftbegabter General mit wenigen Blicken alle anderen Darsteller an die Wand spielen. Abseits dieser Klischeefiguren aus dem Drehbuchbaukasten wird es leider teils arg problematisch. So wollen die Bösewichter einfach nicht funktionieren. Vor allem ihr Anführer ist eine absolut uncharismatische Flitzpiepe und auch seine Henchmen verbreiten keinerlei Gefühl von Bedrohlichkeit. Das schadet vor allem dem Part um die Navy Seals deutlich.
Mit einem ordentlichen Tempo und diversen Actionmomenten weiß „Hunter Killer“ während seiner Laufzeit aber über diverse Problemherde hinweg zu holpern. Zu den actionreichen Momenten gehören natürlich U-Boot-Duelle mit wilden Manövern (fernab jedweder physikalischer Nachvollziehbarkeit), durchs Wasser zischenden Torpedos, Torpedo-Abwehrmaßnahmen und druckvoll inszenierten Volltreffern, bei denen sogar das arktische Eis in seine Einzelteile gesprengt wird. Dazu gesellen sich spannungstreibende Minenfelddurchquerungen und natürlich kleine und große Konflikte an Bord der USS Arkansas.
Fast noch besser gerät die Action, die die Navy Seals veranstalten! Blutige Kopfschüsse, ausufernde Shootouts, explodierende Fahrzeuge, ein netter Bodycount und coole Momente, in denen die Seals beispielsweise eine alte Staumauer runterrutschen, sorgen für Augenfutter. Dass die Action der Seals überwiegend auf und um den Marinestützpunkt der Russen gezündet wird, sorgt zudem für unverbrauchte beziehungsweise gefühlte Ewigkeiten nicht mehr gesehene Settings.
Zudem wird die Action sowohl an Land als auch unter Wasser souverän in Szene gesetzt. Eine dynamische Kamera sorgt für flotte Bilder, in der Action geht die Übersicht nie verloren und die CGIs rund um die U-Boot-Einlagen funktionieren. Zudem gibt es Szenen im Film, die anmuten, als seien sie via Modelltrick in Szene gesetzt worden. Einen Ausreißer gibt es allerdings zu verzeichnen: Der finale Big Bang kommt leider in derselben eher schwachen Effektqualität daher, die man zuletzt bei „London Has Fallen“ vom produzierenden Millennium-Studium gereicht bekommen hat. Zu punkten vermag „Hunter Killer“ mit seinem realistischen U-Boot-Setting, verkackt es dafür dann aber mit suboptimal eingebundenen Stock-Footage-Aufnahmen amerikanischer Kampfverbände, die zu zackiger Musik ein wenig zu lange durchs Bild tuckern.
“Hunter Killer” bietet dem Actionfan feine Unterhaltung
Was am Ende bleibt, ist ein unterhaltsamer Ritt durch die U-Boot-Film-Klischees, gereicht an ordentlich funktionierenden Spannungsspitzen sowie einer funktionalen Handlung und aufgewertet um nette Navy-Seals-Action. Das wird von Regisseur Donovan Marsh („Con Game“) nahezu technisch perfekt präsentiert und reißt für zwei Stunden gut aus dem langweiligen Alltag heraus. Schade ist letzten Endes vor allem, dass die Bösewichter total öde ausfallen und dass die namhaften Hauptdarsteller so unvorteilhaft über die Schauplätze verteilt sind.
Gerade dem stark und charismatisch durch das absolut überzeugende U-Boot-Setting wuchtenden Gerard Butler hätte man einen charismatischen Sidekick oder gar Gegenspieler an Bord der USS Arkansas gegönnt. So spielt er gegen mal wirklich absolut farblose Büblein an. Das hat sogar eine gewisse realistische Note, da Armee-Angehörige im überwiegenden Maße nun einmal sehr junge Leute sind. Aber ein Mann vom Format eines Gary Oldmans an Bord des U-Bootes hätte sicherlich für weitaus interessantere Momente gesorgt.
„Hunter Killer“ taucht seit dem 25. Oktober 2018 auf deutschen Leinwänden ab. Uncut und mit einer FSK 16 versehen kommt der Film von Concorde Film.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Concorde Film__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Nein/Nein, seit dem 25.10.2018 im Kino |