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Hemoglobin

Originaltitel: Bleeders__Herstellungsland: USA/Kanada__Erscheinungsjahr: 1997__Regie: Peter Svatek__Darsteller: Rutger Hauer, Roy Dupuis, Kristin Lehman, Jackie Burroughs, John Dunn-Hill, Joanna Noyes, Felicia Schulman, Janine Theriault, Michelle Brunet, John Harold Cail, David Deveau u.a.
Hemoglobin

Creature-Horror mit Rutger Hauer: “Hemoglobin” von Peter Svatek

Gemeinsam schrieben die Drehbuchautoren Dan O’Bannon und Roland Shusett an den Klassikern „Alien“ und „Total Recall“, verfassten „Dead and Buried“ und taten sich ein letztes Mal für „Hemoglobin“ alias „Bleeders“ zusammen, einen preisgünstigen Horrorfilm nach Motiven von H.P. Lovecraft, vor allem dessen Kurzgeschichte „Lurking Fear“.

Für dieses B-Movie standen im Vergleich zu den genannten Klassikern natürlich wesentlich übersichtlichere Budgetsummen zur Verfügung, doch an sich hat die Geschichte das Potential zu einer gelungenen Lovecraft-Variante, die sich mit Adelsdekadenz und deren Folgen auseinandersetzt. Das niederländische Blaublut Eva Van Daam (Gillian Ferrabee) lässt sich in der anfänglichen Vergangenheitsszene nackig von Vermeer malen, hüpft auch mit der eigenen Verwandtschaft ins Bett und verabschiedet sich in Richtung der neuen Welt, nachdem die Luft daheim zu eng wird, auch ihrer Umtriebe wegen. Was für eine Verbindung das wohl zu dem bleichen John Strauss (Roy Dupuis) hat, der in der Gegenwart nach seinen familiären Wurzeln sucht, die auf einer kleinen Insel im US-Bundesstaat Maine liegen?

Während der Zuschauer sich das Offensichtliche zusammenbastelt, suchen John und seine Frau Kathleen (Kristin Lehman) nach den Antworten. Weil Kathleen eine ganze Helle ist und das Drehbuch es so will, platziert diese die Medizin für die seltene Blutkrankheit ihres Männe direkt am Rand des Bootes, sodass dieser sie bei einem Anfall herunterkicken kann und in Ermangelung von Nachschub nun zum ortsansässigen Onkel Doktor muss, dem pensionierten Säufer Dr. Marlowe (Rutger Hauer). Der kann mit einigen Tests gleich die Verwandtschaftsverhältnisse Johns klären und sie zum Haus der Familie Strauss dirigieren, während der Zuschauer von seltsamen Todesfällen und Leichenrauben auf der Insel erfährt und POV-Shots aus Lüftungsschächten und Bodenritzen schon darauf verweisen, dass hier etwas im Busch bzw. im Boden ist.

Ein Besuch im früheren Domizil von Johns Familie bringt dann die Gewissheit: Er ist ein Nachfahre der Van Daams. Außerdem waren Inzest und Abgeschiedenheit für den Rest der Familie nicht so bekömmlich, weshalb jetzt missgestaltete Nachkommen auf der Insel rumkrajohlen, Leichen futtern und nach geplanter Umbettung des Friedhofs auch vor dem lebenden Objekt nicht mehr haltmachen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=PalVfCD50EM

Eine abgeschiedene Insel ohne Aussicht auf schnelle Rettung, eine Horde Monster, ein sich zuspitzender Überlebenskampf – auf dem Papier hat „Hemoglobin“ alles, was ein spannendes B-Picture braucht. Der eher begrenzt begabte Regisseur Peter Svatek („Silver Wolf“) macht aber das Gegenteil von dem daraus, was etwa ein John Carpenter erschaffen hätte: Wo Carpenter die Etablierung der Bedrohung auf das Nötigste beschränkt und dann einen Belagerungsfilm gedreht hätte, da besteht Svateks Film fast nur aus Exposition, ehe es zu einer vielleicht einmal zehn Minuten langen Belagerungssituation im Showdown kommt, die weder sonderlich spannend noch besonders actionreich ist. Zumal sich die Figuren dümmer verhalten als man im Horrorkino tolerieren mag, wo panische Menschen vielleicht nicht immer die klügsten Entscheidungen treffen. Doch wenn ein weiblicher Wachposten vor einem belagerten Leuchtturm lieber minutenlang zu den eigenen Leuten hochguckt anstatt in Richtung der restlichen Insel, damit die langsam kraxelnden Kreaturen sie dann von hinten erledigen können, dann wird es echt absurd.

Sowieso: Sind die Leichenschmaus-Monster mal im Bilde, dann sind sie behäbig und langsam, aber trotzdem überwältigen sie die (teilweise mit Schusswaffen ausgerüsteten) Menschen spielend leicht. Und wenn man ihnen durch die Tunnel folgt, dann scheinen sie zwischenzeitlich die Sieben-Meilen-Stiefel angezogen haben. Das mag auch an den praktischen Effekten liegen, welche die Monster nicht besonders agil zum Leben erwecken, auch wenn sie in der inneren Logik des Films wohl viel schneller und tödlicher sein sollen. Dummerweise ist Svatek unfähig dies zu vermitteln. Die kruden Gnome sind dann trotz offensichtlicher Herkunft aus der Trickwerkstatt noch ganz cool designt und haben immerhin den Charme des Handgemachten. Man mag bei ihrem Aussehen manchmal an Belial, den Klump mit Armen aus der „Basket Case“-Reihe, denken, aber „Hemoglobin“ orientiert sich eh an offensichtlichen Vorbildern wie Lovecraft, Carpenter und Wes Cravens „The Hills Have Eyes“, denn um Originalität ging es hier keinem der Beteiligten.

Leider fehlt es hier an elementarem Handwerk bei Regie und leider auch Drehbuch, an dem neben O’Bannon und Shusett noch Charles Adair mitschrieb, dessen einzige Arbeit dieser Film blieb. Nicht nur verwendet „Hemoglobin“ unheimlich viel Zeit darauf, dass die Figuren das Offensichtliche erkennen, es ist noch nicht einmal eine klare Hauptfigur erkennbar. Dr. Marlowe, immerhin mit dem prominentesten Castmitglied besetzt, verabschiedet sich nach seiner Einführung für weite Teile aus dem Film, ehe er dann im Schlussakt auf einmal Hero-Qualitäten beweist, die man aber mangels Gewöhnung an die Figur kaum abfeiern kann. Die meisten Inselbewohner sind nur passagenweise wichtig, bleibt also das Ehepaar Strauss. In deren Beziehung steckt ein wenig tragisches, düsteres Drama, doch die Figurenentwicklung ist sprunghaft und dementsprechend unglaubwürdig, gerade was Johns finale Entscheidungen angeht. Kathleen hingegen ist über weite Strecken so weinerlich und passiv, dass sie keine gute Horrorheldin abgibt – man vergleiche sie nur mit den kompetenten Final Girls der Slasherfilme.

Zwischendrin muss immerhin der eine oder andere Inselbewohner dran glauben, was jedoch selten gruselt oder schockiert, da man die Figuren eben kaum kennt. Zumal Charaktere wie die herrische Chefin des Beerdigungsinstituts nicht unbedingt Sympathiepunkte sammeln. Außerdem sind die Mordszenen auch meist handwerklich nur Standard, selten spannend oder überraschend, auch wenn „Hemoglobin“ sich immerhin dem Mainstream-Diktum verweigert, dass Kindern und kleinen Hunden nie etwas passiert. Doch was bringen solche vermeintlichen Tabubrüche, wenn sie einfach nur ein uninspiriertes B-Horrorfilmchen aufpeppen sollen?

Der alte Recke Rutger Hauer („24 Hours to Live“) tut dann noch sein Bestes, damit er die Rolle des versoffenen Zausel mit verborgenen Heldenqualitäten noch mit einem gewissen Charisma stemmen kann und spielt so gut es geht gegen das Drehbuch an. Damit sticht er den Rest der Besetzung aus, bei dem vor allem apathische Klotz Roy Dupuis („Screamers“) und die eher mittelprächtig agierende Kristin Lehman („Altered Carbon“) noch größere Rollen innehaben. Der Rest vom Fest ist dann zwar körperlich anwesend, aber selten mit Herzblut dabei, weshalb die Darstellerleistungen durch die Bank weg kaum der Rede wert sind.

Aber es handelt sich hier ja auch um keinen Schauspielerfilm, sondern um B-Horror. Nur sollte der dann auch liefern, anstatt sich bloß mit ellenlanger wie nutzloser Exposition aufzuhalten, eine Unglaubwürdigkeit nach der anderen zu präsentieren und größtenteils zu langweilen. Ein paar ansatzweise brauchbare Spannungsszenen und recht gelungenes Creature-Design helfen „Hemoglobin“ dann ebenso wenig über die Runden wie ein Rutger Hauer, der noch das Beste aus der Situation macht. Denn das ist nicht viel.

In Deutschland ist „Hemoglobin“ bei Atlantis Film/AL!VE auf DVD erschienen und ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben. Das Bonusmaterial umfasst Trailer, eine Slideshow und Filmographien.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Atlantis Film/AL!VE__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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Categorised in: Creature Feature, Reviews

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