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Nemesis – Der Angriff

Originaltitel: Threshold__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2005-2006__Creator: Bragi F. Schut__Regie: David S. Goyer, Peter Hyams, Norberto Barba u.a.__Darsteller: Carla Gugino, Charles S. Dutton, Brent Spiner, Rob Benedict, Brian Van Holt, Peter Dinklage, Matt Sigloch, Mark Berry, Scott MacDonald, Diane Venora, Jeffrey Donovan, Catherine Bell, William Mapother, Elizabeth Berkley, Viola Davis, Kevin Durand, Seamus Dever, Cliff De Young, Raphael Sbarge, James Parks, Jon Polito, Erin Cummings u.a.
Nemesis - Der Angriff

Bei “Threshold” alias “Nemesis – Der Angriff” führten unter anderem Peter Hyams und David S. Goyer bei je einer Folge Regie

Als Chris Carters Serienmeilenstein 2002 (vorerst) endete, da ging die Suche los: Wer hat das nächste „Akte X“ am Start? Am ehesten dürfte den Titel wohl das 2008 gestartete „Fringe“ bekommen, das es auf fünf Staffeln brachte, während Versuche wie die von Bragi F. Schut („Der letzte Tempelritter“) erdachte Serie „Nemesis – Der Angriff“ nur eine Kurzstaffel auf die Kette bekamen.

Dabei ging man bei „Nemesis – Der Angriff“ auf Nummer sicher: „Blade“- und „Batman Begins“-Autor David S. Goyer kam als ausführender Produzent an Bord, inszenierte die erste Hälfte der zweigeteilten Auftaktfolge und schrieb die zweite, deren Regie man in die vertrauensvollen Hände von Peter Hyams („Das Relikt“) legte. Hier wird das Grundgerüst der Serie etabliert: Ein außerirdisches Signal verstrahlt eine Schiffsbesatzung, während der Vorfall wiederum das Threshold-Protokoll in Gang setzt, das für den Fall eines Alien-Erstkontakts von der Wissenschaftlerin Dr. Molly Anne Caffrey (Carla Gugino) ersonnen wurde. So gehört auch sie zum Threshold-Team, das J.T. Baylock (Charles S. Dutton) befehligt. Weitere Teammitglieder: Der Linguist und Mathematiker Arthur Ramsey (Peter Dinklage), der Mikrobiologe Dr. Nigel Fenway (Brent Spiner) und der Techprofi Lucas Pegg (Rob Benedict) als Wissenschaftler, der hartgesottene Sean Cavennaugh (Brian Van Holt) als Mann fürs Grobe und Befehlshaber der Einsatzkräfte. Doch schon bei der Untersuchung des Schiffs kriegen Molly, Cavennaugh und Lucas eine leichte Strahlung des Aliensignals ab, was ihnen aber beim Verständnis der fremden Macht hilft – denn die will die Erde durch Verseuchung der Bevölkerung erobern…

httpv://www.youtube.com/watch?v=S90aF3kD1dg

Wie man eine Invasion auf Serienlänge aufziehen kann, das bewies etwa die erste Staffel von „The Strain“, auch wenn es Vampire anstelle der Außerirdischen waren – mit einer sich steigernden Bedrohung, mit zunehmend apokalyptischeren Szenarien, mit übergreifenden Handlungssträngen. „Nemesis – Der Angriff“ dagegen ist viel mehr dem klassischen Network-Fernsehen verpflichtet und so konzipiert, dass man durchaus mal die eine oder andere der insgesamt 13 Folgen verpassen könnte. So erscheint es oft so als wären die Erkenntnisse voriger Folgen kaum wichtig, auch wenn sie mal am Rande erwähnt werden; meist wird aber in jeder Folge einfach eine neue Art eingeführt, in der die Aliens Menschen kontaminieren wollen – über Frequenzen, die in den Club-Mixes einer infizierten DJane versteckt sind, oder über verseuchtes Essen beispielsweise. So fehlt es an einem übergreifenden Spannungsbogen, zumal die Folgen oft ähnlich aufgebaut sind: Seltsame Ereignisse, das Threshold-Team bzw. einzelne Mitglieder ermitteln vor Ort, stoßen irgendwann auf die Natur der Bedrohung, bald steht ihnen das Wasser angesichts der zornigen Alien-Infizierten bis zum Hals und zum Schluss kommt die Kavallerie und rettet den Bedrohten den Hintern. Neue Folge, neues Spiel.

Vielleicht wäre es anders gekommen, wäre die Serie nicht eingestellt worden, als man gerade die 13. Episode drehte – im US-Fernsehen wurden beim ersten Run daher nur neun Folgen ausgestrahlt. Die abrupte Absetzung sieht man dem Finale, „Alienville“, überdeutlich an: An einem handelsüblichen Fall der Woche wird noch eine Vision Mollys drangetackert, in der ein Alienkind ihr verrät, dass ihr Plan in Zukunft Erfolg haben wird – was als Abschluss genauso unbefriedigend ist wie es klingt. Dementsprechend hängen auch viele Fäden in der Luft, etwa jener aus der zwölften Episode, „Vigilante“: Darin taucht Dr. Julian Sloan (Jeffrey Donovan) auf, ein Arzt, der durch einen Gendefekt nicht erfolgreich von den Aliens infiziert wurde, diese nun erkennen kann und Jagd auf sie macht, wodurch er den Weg des Threshold-Teams kreuzt. Ein Ansatz, der nach weiterer Ausarbeitung schreit, den man sicher weiterentwickelt hätte, wäre die Serie weitergelaufen. So ist es nur unbefriedigendes Flickwerk, Exposition für etwas, das nie kam.

Neben dem späteren „Burn Notice“-Star Jeffrey Donovan gibt es noch ein paar Gastauftritte bekannter Gesichter, etwa William Mapother („Tell Me How I Die“) als infiziertes Crewmitglied, Elizabeth Berkley („Showgirls“) als potentiell infizierte Gattin aus reichem Hause, Viola Davis („Widows“) als Polizistin, Catherine Bell („Men of War“) als Genetikexpertin, die das Team für eine Folge verstärkt. Und ähnlich wie bei Donovan gilt: Viele schienen für Wichtigeres eingeplant zu sein, sind aber meist nur für eine Folge dabei. Dankbarer ist es da für den Hauptcast, bei dem vor allem Charles S. Dutton („Surviving the Game“) und Peter Dinklage („Avengers: Infinity War“) punkten: Der alteingesessene Dutton als weiser, charismatischer Vorgesetzter, der damals aufstrebende Dinklage als brillanter Lebemann mit Hang zu Suff, Sex und bewusstseinserweiternden Substanzen, was in der Rückschau wie eine Übung für seine „Game of Thrones“-Paraderolle aussieht. Gut schlagen sich auch Carla Gugino („Gerald’s Game“) und Brian Van Holt („Den of Thieves“) als klassisches gemischt-geschlechtliches Heldenduo: Er der Mann fürs Grobe, sie die Denkerin, beide potentielle Love Interests füreinander, weshalb selbst beim obligatorischen Kompetenzgerangel immer der Flirt in der Luft liegt. Das sind natürlich Standardrollen ohne die dankbaren Ecken und Kanten, die vor allem Dinklages Part hat, werden aber recht gut von beiden gespielt. Wacker bis launig schlägt sich auch „Star Trek“-Data Brent Spiner als schnippisches bis sauertöpfisches Superhirn, während Rob Benedict („Supernatural“) als verhuschter, jungenhafter Geek doch etwas abfällt und im Vergleich zu den Kollegen blass aussieht.

Doch die Riege spielt sich wacker durch die Serie, die mit ihren formelhaften Plots und ihrer nur rudimentär ausgearbeiteten Alien-Mythologie (was auch an der abrupten Absetzung liegen könnte) aber leider nur teilweise Interesse beim Zuschauer erzeugt, aufgrund der Vorhersehbarkeit in späteren Folgen auch zunehmend öde wird. Mit Schauwerten ist leider auch nicht viel los. Hin und wieder gibt es nette Make-Up-Effekte zu sehen, vor allem bei schiefgelaufenen Alien-Mutationen, die CGI-Tricks sehen jedoch auf eine Art und Weise nach Fernsehniveau aus, bei der Fernsehniveau nicht an den derzeitigen qualitativen Höhenflug des TVs denkt. Wenn es mal zu handfesten Auseinandersetzungen mit den Aliens kommt, dann gibt es Action-Hausmannskost in Form kleiner Handgreiflichkeiten, Schießereien und Verfolgungsjagden, nie von langer Dauer und immer als braver Standard inszeniert, aus dem nur der eine oder andere gut choreographierte Nahkampf herausragt. So wirklich fett macht das den Kohl aber auch nicht mehr.

Man kann sicher mutmaßen was aus „Nemesis – Der Angriff“ hätte werden können, hätte man die Serie nicht so zeitig abgesetzt. Vielleicht wäre das nächste „Akte X“ drin gewesen. Vielleicht wäre sie aber auch so mäßig aufregend geblieben, mit den sich wiederholenden Schema-F-Plots in jeder Folge und den begrenzt aufregenden Schauwerten. Der Cast gibt sich Mühe, vor allem Peter Dinklage ist ein Highlight, die guten Ansätze sind da, aber allzu viel gemacht wird daraus nicht. Insofern ist die frühe Einstellung des Ganzen nicht so schwer zu verstehen.

Hierzulande lief „Nemesis – Der Angriff“ lediglich im Fernsehen auf Pro 7, dort aber die kompletten 13 Folgen. In den USA gibt es die Serie bei Paramount auf DVD, in ungeprüfter Form (Not Rated). Das Bonusmaterial umfasst Featurettes, entfallene Szenen, eine Doku und einen Audiokommentar zur Pilotfolge.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Paramount__FSK Freigabe: ungeprüft__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein

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