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Vengeance

Originaltitel: Vengeance__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Ross Boyask__Darsteller: Stu Bennett, Anna Shaffer, Mark Griffin, Bryan Larkin, Kevin Leslie, Gary Daniels, Keith Allen, Sapphire Elia, Orion Lee, Daniel Eghan, Lawrence de Stefano u.a.
Vengeance mit Stu Bennett und Gary Daniels DVD Cover

Gary Daniels kickt gegen Wade Barrett in “Vengeance”.

Devotion ist eine kleine Stadt irgendwo in Großbritannien. Das verschlafene Nest ist seit Jahren fest in den Händen einer ehemaligen Spezialeinheit, die hier tun und lassen kann, was sie will. Diese Freiheit nutzen die ehemaligen Soldaten, um einen florierenden Drogenhandel mit Kriegsbeute aus Afghanistan aufzubauen. Auf Leute, die ihnen bei ihren Geschäften in die Quere oder ihnen zu nahe kommen, reagieren sie sehr allergisch.

Das müssen Dan Mason und seine Eltern am eigenen Leib erfahren. Als sie beinahe alle Hintergründe der Veteranen um Anführer Hatcher aufgedeckt haben, schickt der ihnen seine Leute auf den Hals und lässt die ganze Familie meucheln.

Das wiederum ruft einen mysteriösen Fremden auf den Plan, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, seinen ehemaligen Kameraden Dan und dessen Familie zu rächen. Mit aller Macht stellt er die Verhältnisse in Devotion auf den Kopf…

Schaut in “Vengeance” mit Gary Daniels hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=sTSA2bHZjeE

Im Grunde stimmt an „Vengeance“ alles! Die Story ist auf den Punkt und ansprechend simpel gehalten. Der mysteriöse Fremde ist verdammt cool. Die Fieswichte sind durchaus mies drauf. Und irgendetwas sagt dem Zuschauer, dass beide Parteien sich nicht gegenseitig mit Wattebällchen bewerfen werden. Der Weg für einen straighten Actioner ist also bereitet. Doch der Zuschauer findet niemals so wirklich in den Film hinein.

Grund dafür ist, dass „Vengeance“ in einer Art und Weise räudig ausschaut, die es einem unmöglich macht, in die Welt des Filmes einzutauchen. Bei einem Film, der in einer Kleinstadt spielt und dennoch nur Hinterhöfe abfilmt, kann einfach irgendwas nicht stimmen. Dazu gesellt sich ein widerlich abgeranzter Digital-Look, der immer mal wieder mit sinnlosen Filterspielereien „aufgewertet“ wird und in diesen Momenten tatsächlich noch billiger wirkt als ohnehin schon.

Spätestens wenn der Rächer in einen städtischen Pub einkehrt und dort das gesammelte Amateurtheater der Stadt „Kneipengäste“ spielt, zieht es einem vollends die Schuhe aus. Allgemein sind alle Schauspieler abseits des Helden, seiner Helfershelfer und seiner Antagonisten so mies in ihrem Spiel, dass häufiger der Eindruck aufkommt, man hätte sie direkt von unter der örtlichen Brücke weggecastet.

Um fair zu sein, muss man nun allerdings einbeziehen, dass Regisseur Ross Boyask ein ähnliches Profil hat wie ein Mike Möller („Ultimate Justice“) oder ein Nico Sentner („Atomic Eden“) in Deutschland. Er also ein Action-Enthusiast ist, der sich finanziell mühsam von Projekt zu Projekt hangelt und auf den Durchbruch in Form von höheren Budgets hofft. Von daher fühlt man sich fast ein wenig mies, wenn man seinen „Vengeance“ wegen seiner Optik zu hart rannimmt.

Denn dass die Macher um Regisseur und Drehbuchautor Ross Boyask durchaus mehr drauf haben, zeigen sie im Showdown. Hier entstehen aufgrund des gelungenen Schnittes und der fähigen Kontrahenten ein paar durchaus eindrucksvolle Szenen. Vor allem die Fights zwischen Hauptdarsteller Stu Bennett („Eliminators“) und Bryan Larkin („London Has Fallen“) sowie Bennett und Gary Daniels („Hunt To Kill“) sind absolut gelungen. Letzterer Fight zeigt beispielsweise Daniels sogar beim Abfeuern von Roundhouse-Kicks! Gegen die Fights fällt die immer etwas unbeholfen wirkende Balleraction sichtlich ab. Zumal sie arg behäbig wirkt und immer wieder mit lächerlichen CGI-Mündungsfeuern befremdet.

Glücklicherweise setzt Stu Bennett als Rächer vornehmlich auf seine Physis, treibt seine Daumen in die Augenhöhlen der Gegner, lässt Äxte ihre Arbeit verrichten, verschießt Pfeile und lässt Knochen krachen. Das geht dem ehemaligen Wrestling-Star (Wade Barrett alias King Barrett in der WWE) gut von der Hand. Und auch darstellerisch ist er in „Vengeance“ absolut okay. Dabei kommt ihm natürlich die Maulfaulheit seines Rächers mehr als gelegen. Im Grunde muss Bennett einfach nur Coolness pur ausstrahlen und schafft das spielend.

Erstaunlicherweise konnte sich Regisseur und „Vengance“-Mastermind Ross Boyask sogar noch einen weiteren großen Namen leisten, der in B-Actionkreisen einen weitaus höheren Stellenwert genießt als Bennett: Gary Daniels! Mit kultiger Magnum-Gedächtnis-Popelbremse darf Daniels den überlegen und cool agierenden Boss einer Bande von hitzköpfigen Superkillern geben und hat daran sichtlich Spaß. Actiontechnisch darf er zweimal ran. Direkt zu Beginn und im Showdown und jeweils präsentiert er ein paar nette Kicks und Punches inklusive spektakulärerer Aktionen.

Auch die Killer um Daniels Hatcher machen durchaus Laune. Sind echte Brecher und haben, abgesehen von einer Dame, genug auf dem Kasten, um nicht nur als Fallobst zu fungieren. Und weil ein echter Held auch scharfe Ladys braucht, hat „Vengeance“ gleich drei holde Maiden für ihn aufzubieten. Der Sinn von zwei Ladys erschließt sich zwar eher weniger, dafür darf „Harry Potter“-Nebendarstellerin Anna Shaffer mit ihrer locker flockigen Art den Rächer auf sympathische Weise aufbrechen und zugänglicher machen.

“Vengeance” bietet Amateur-Action mit erstaunlich namhafter Besetzung

Was am Ende bleibt, ist ein amateuriger Actioner aus Großbritannien. Wie bei vergleichbaren Produktionen aus Deutschland wollte hier ein Action-Geek seine Vision von einem straighten Actioner abliefern. Sowohl in der geradlinigen Story als auch in den Figuren und deren Handlungsmotiven macht Ross Boyask viel richtig. Legt sie natürlich bewusst klischiert an. Und nimmt ebenso bewusst in Kauf, dass gerade die Story-Entwicklung als reichlich dümmlich wahrgenommen werden könnte. Aber das hier sollte ja auch B-Action werden und nicht „Spotlight 2“.

Doch genau in den Sparten, wo mangelndes Budget immer auffällt, findet er keinerlei Ansatz, um diesen „Mangel“ zu überspielen. In der Folge ist „Vengeance“ wirklich extrem hässlich anzuschauen und bleibt die Action immer viel zu klein skaliert, um richtig mitzureißen. Erst in Richtung Showdown gelingen dem Film ein paar eindrucksvollere Actionmomente. Neben der obligatorischen „Held behängt sich mit allen möglichen Knarren“-Szene stechen die finalen Konfrontationen des Helden mit seinen Widersachern hervor. Billigst angetäuschte Explosionen und Schießereien verärgern einen auch in diesem stärkeren Abschnitt des Filmes.

Der ist kaum mehr als eine Billigproduktion, die immerhin mit einem cool auftretenden Gary Daniels aufzuwarten versteht. Gary liefert mit Stu Bennett einen derart gelungenen Finalkampf, dass der Zuschauer währenddessen häufiger denkt, der gesamte Film drumherum wurde erst nachträglich zusammengestümpert, um dem Fight einen passigen Rahmen zu geben. Der Fight hätte wie der großartige Soundtrack der Künstler Greenhaus einen weitaus besseren und schöner anzusehenden Film verdient.

4 von 10

Über eine deutsche Veröffentlichung ist mir bislang nichts bekannt. Die amerikanische DVD / Blu-ray kommt von dem Label Lionsgate unter dem Titel „I am Vengeance“. Sie trägt ein R-Rating und hat Deleted und Extended Scenes als Extras an Bord.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label der US-VÖ: Lionsgate__Freigabe: R-Rating__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Ja/Ja

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