Originaltitel: Ash vs Evil Dead – Season 2__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: Michael J. Bassett, Tony Tilse, Rick Jacobson, Mark Beesley__Darsteller: Bruce Campbell, Ray Santiago, Dana DeLorenzo, Lucy Lawless, Michelle Hurd, Ted Raimi, Pepi Sonuga, Lee Majors, Stephen Lovatt, Joel Tobeck, Ellen Sandweiss, Nicholas Hope, Alison Quigan u.a. |
Die über hiesige Streaming-Portale sehr flott nachgereichte zweite Staffel um Ash und seinen endlosen Kampf gegen das Böse endet ein wenig fad und definitiv so, als habe man nicht gewusst, ob es noch weitergeht – einen großen Weltuntergangs-Cliffhanger findet man diesmal jedenfalls nicht vor, sondern ein unentschlossenes und dennoch (fast) abgeschlossenes Ende, das allerdings die ganze Zeit nach Plastikblase aussieht und dessen Ausgang man nicht so recht trauen mag.
Inzwischen ist klar, dass eine dritte Staffel kommen wird. Sehr erfreulich, denn abgesehen von den letzten zehn Minuten haut die zweite Staffel nochmal einen Extralöffel Topping auf alles, was schon an der ersten so gut funktioniert hat.
Gleichwohl sind zumindest die Drehbuchschreiber von Faulheit nicht ganz freizusprechen: Nicht nur überschlagen sich die Ereignisse gerade in den letzten beiden Folgen so schnell, als wenn damit Logikfehler kaschiert werden sollen, auch gleicht der hektische Ablauf insgesamt doch sehr der Vorgängerstaffel, inklusive einer erneuten Rückkehr in die Waldhütte, damit sich die „Home Sweet Home“-Tafel an der Wand auch bezahlt macht.
Andererseits befördern die Autoren Ash mit ihrer Bequemlichkeit gewissermaßen in den endlosen Limbus von Horror, Leid, schwarzem Humor und Erlösung, der schon mit den Filmen angedeutet wurde. Campbells kettensägenhändige und boomsticktragende Schöpfung ist dazu vorbestimmt, wieder und wieder gegen endlose Heerscharen von Besessenen anzukämpfen, und der Kampf wird nur witziger, je mehr Ash zusätzlich mit natürlichen körperlichen Gebrechen zu kämpfen hat.
Von „The Walking Dead“ ist das Publikum Blut und Gekröse längst gewöhnt, stets jedoch im Rahmen eines Dramas – wo Figuren sterben, ist der Tod endgültig und man wird auf Leidempfindungen konditioniert. „Ash vs. Evil Dead“ hingegen nutzt Splatter bzw. Gore gemäß seiner Vorlage als schwarzhumorige Verrenkung mit befreiender Wirkung: Obwohl die Dämonenerscheinungen durchaus erschreckend und horrorlastig wirken können, werden sie immerzu ironisch gebrochen. Beides in hoher Dosierung wohlgemerkt: Während die dargestellte Gewalt grafisch sämtliche früher geltenden Gesetze der TV-Unterhaltung bricht, wird sie noch im gleichen Zuge ebenso konsequent der Lächerlichkeit preisgegeben.
Werft einen Blick auf den Trailer zu “Ash vs Evil Dead – Staffel 2”
httpv://www.youtube.com/watch?v=MdZUN8jdY-g
Gerade hier setzt die zweite Staffel noch einen drauf. Pablo-Darsteller Ray Santiago muss zum Beispiel leiden wie eine Sau auf der Schlachtbank (nicht nur sein Charakter, sondern vermutlich auch er selbst direkt am Set), weicht aber nie von dem slapstickartigen Auftreten ab, das etliche Schändungen seines Körpers wieder abmildert. Dana DeLorenzo kombiniert Sexyness mit toughem Auftreten und jener Portion Selbstironie, die bei solchen Kombinationen normalerweise immer fehlt. The King himself, Mr. Bruce Campbell (“Waxwork II“), setzt sogar neue Standards für die Reihe: Sein Kampf mit einer aufgeschnittenen Leiche in Episode 2 zeichnet sich durch eine dermaßen ekelerregende Choreografie aus, dass sie wohl zu ikonischen Höhenflügen ansetzen dürfte, vergleichbar mit den Instant-Classic-Momenten der Filmreihe.
Auch sonst wird ein erlesenes Gespür gezeigt für den speziellen Humor von „Evil Dead“. Ein dämonisches Auto lässt mit einfallsreichen Spezialeffekten seine Kollegin Christine wie ein in der Garage geparktes Mauerblümchen wirken, eine monströse Handpuppe Konkurrent Kermit gelb anlaufen vor Neid. Überragend auch der komplett durchgeknallte Kellerkampf gegen eine gewaltige Dämonenkreatur, die nicht nur Raimis Werk, sondern vor allem Peter Jacksons „Braindead“-Finale jeden gebührenden Respekt erweist.
So hat praktisch jede der zehn neuen Folgen diverse Highlights zu vermelden, zu denen sicherlich auch die Gastauftritte von Lee Majors (“Die Geister, die ich rief…“) und Ted Raimi (“Harte Ziele“) gehören. Richtige Durchhänger wie kurz vor dem ausgedehnten Finale von Staffel 1 gibt es auch nicht mehr. Irrenhaus- und Zeitreiseplots, die nun an dieser Stelle platziert sind, wirken zwar immer etwas bequem, aber als Ash in verrottenden Gemäuern mit den eigenen Piepmätzen zu kommunizieren beginnt und auch hier natürlich wieder blutige Spuren hinterlässt, wird die Quintessenz der Reihe ebenso gut eingefangen wie in hässlich tapezierten Hausfluren, auf Kneipen-WCs oder im Zentrum des Bösen, der legendären Waldhütte.
Fazit? So langsam beginnt man zu glauben, dass sich das Konzept von „Ash vs Evil Dead“ noch ein paar Staffeln lang ohne Abnutzung halten könnte. Season 3 darf kommen.
“Ash vs Evil Dead – Staffel 2 ist seit September 2016 auf Amazon Prime verfügbar. Im Oktober 2018 folgte außerdem eine Auswertung auf DVD und Blu-ray über 20th Century Fox.
Sascha Ganser (Vince)
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