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“Hit-Girl in Kolumbien” von Mark Millar

Der schottische Comic-Autor Mark Millar hat mit seiner „Kick-Ass“-Reihe einen echten Volltreffer gelandet. Zwei Kinofilme („Kick-Ass“ und „Kick-Ass 2“) bedienten sich bereits bei seinen Storys. Mit ungebremster Kreativität treibt Millar sein eigenes „Superhelden“-Universum weiter voran. Früh widmete er sich beispielsweise Leser-Liebling Hit-Girl und veröffentlichte ein Comic, das sich der Vorgeschichte der mordlüsternen Kleinen widmete. Dessen Story ging zu weiten Teilen auch in den Film „Kick-Ass 2“ ein. Die Geschichte von Hit-Girl entwickelt er nun in „Hit-Girl in Kolumbien“ weiter.

Hit-Girl in Kolumbien Cover

Mark Millar erweitert mit “Hit-Girl in Kolumbien” sein “Kick-Ass”-Universum. Copyright: Panini Verlag

Hit-Girl räumt in Kolumbien auf

Hit-Girl ist nach dem Tod ihres Vaters, ihren Feldzügen gegen das Verbrechen mit Dave, alias Kick-Ass, und ihrer Flucht aus der Einzelhaft in der großen weiten Welt unterwegs. Hier will sie im Sinne ihres Vaters mit nach wie vor brachialen Mitteln für Gerechtigkeit sorgen. In Kolumbien wird sie von einer Frau angeheuert, deren Sohn von den ansässigen Gangs gemeuchelt wurde. In einem ungewöhnlichen Schachzug sichert sich Hit-Girl die unfreiwilligen Dienste eines der gefährlichsten Bandenmitglieder und metzelt sich ab sofort mit ihm durch die kolumbianische Unterwelt.

Dabei merkt ihr neuer Mitstreiter Fabio schnell, dass er und Hit-Girl sich mit immer größeren Schritten seiner Bande und seinen „Freunden“ annähern. Kurz bevor Hit-Girl diese ausdünnen kann, wendet sich Fabio gegen sie. Hit-Girls Auftrag droht brutal zu scheitern…

„Hit-Girl in Kolumbien“ trägt alle Ingredienzien eines Mark Millar Comics. Die grundlegende Story ist flott installiert und strotzt nur so vor schwarzem Humor und teils unvorhersehbaren Wendungen und Ideen. Alleine sämtliche Entwicklungen rund um die „Partnerschaft“ zwischen Hit-Girl und Superkiller Fabio sind absolut großartig und gegen Ende atemberaubend konsequent zugespitzt.

Dabei hält Millar das Tempo immer irre hoch. Hetzt von Eskalation zu Eskalation. Wobei Hit-Girl leider ein wenig unter die Räder kommt. In der teils extrem zynischen Story gerät Millar seine Schöpfung mehr und mehr zur gewaltgeilen Soziopathin. Der obendrein jedes Maß fehlt. Da reicht es leider bei weitem nicht, dass Millar seinem Hit-Girl den ermordeten Big-Daddy erscheinen lässt, der sie scheinbar einnordet.

Bei “Hit-Girl in Kolumbien” arbeitete Mark Millar mit einem neuen Zeichner zusammen

Hit-Girl in Kolumbien Artwork

Gewöhnungsbedürftig: Das neue Artwork. Copyright: Panini Verlag

Erstaunlich ist, dass Mark Millar bei dieser „Hit-Girl“-Story nicht mit seinem gewohnten „Kick-Ass“-Partner John Romita Jr. zusammenarbeitete. Ein sehr anderes, durchaus gewöhnungsbedürftiges Artwork ist die Folge. Das in den Weiten des Netzes teils hart kritisiert wird. Was mir gefällt, ist der ungeheuer dynamische Strich von Ricardo Lopez Ortiz, der Millars temporeiche Story gefühlt noch mehr beschleunigt. Zudem fängt er die Blutrünstigkeit der Story von Mark Millar trefflich ein und spart nicht mit roter Farbe. Immerhin kommen hier Waffen zum Einsatz, die Menschen von innen heraus kochen oder sich in blutigen Matsch auflösen lassen.

Womit ich nichts anfangen konnte, war das Charakterdesign von Ortiz. In vielen Panels entgleisen diverse Gesichtszüge immer wieder zu seltsamen Fratzen. Zudem wirkt so manches Gesicht per se eher skizzenhaft grotesk und seltsam unfertig. Auch die Kolorierung gerät nicht annähernd so satt, wie man das bislang von den „Kick-Ass“-Comics kennt.

Unterhaltsam, schnell und brutal blutig: “Hit-Girl in Kolumbien”

„Hit-Girl in Kolumbien“ macht auf seine brutal blutige Art und Weise definitiv Spaß. Millar hält sich kaum mit Erklärungen oder Charakterentwicklungen auf und drückt einfach vier Hefte lang komplett auf die Tube. Dabei lässt er es so krass splattern, dass sogar die bisherigen „Kick-Ass“-Comics dagegen harmlos wirken. Problematisch sind zum einen das Artwork der Serie, das durchaus Entgegenkommen von Seiten des Lesers verlangt, und zum anderen die Charakterisierung Hit-Girls als formvollendete Soziopathin. Hier würde ich mir wieder ein paar menschlichere Wesenszüge für weitere Fortsetzungen wünschen.

7 von 10

Alle Einzelheiten zu “Hit-Girl in Kolumbien”

Die in den USA als vierteilige Mini-Serie erschienene Story „Hit-Girl in Kolumbien“ wird in Deutschland von dem Verlag „Panini“ als Comic-Band veröffentlicht. Dieser enthält neben den vier Einzelheften diverse Variant-Cover und Charakter-Design-Skizzen von Ortiz.

Hit-Girl: Bd. 1: Hit-Girl in Kolumbien
von Mark Millar (Autor), Ricardo Lopez Ortiz (Zeichner), Bernd Kronsbein (Übersetzer)
Taschenbuch: 112 Seiten
Verlag: Panini; Auflage: 1 (22. Januar 2019)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3741610219

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