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Der einsame Kämpfer

Originaltitel: Choke Canyon__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1986__Regie: Charles Bail__Darsteller: Stephen Collins, Janet Julian, Bo Svenson, Lance Henriksen, Nicholas Pryor, Victoria Racimo, Robert F. Hoy, Walter Robles, Kurt Woodruff, Mark Baer, Michael Flynn u.a.
Der einsame Kämpfer

In “Der einsame Kämpfer” tritt Stephen Collins unter anderem gegen Lance Henriksen und Bo Svenson an, wenn er sein Land gegen einen Konzern verteidigt

Der italienische Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Ovidio G. Assonitis schielte in den 1970ern und 1980ern früh auf den US-Markt, in dem er amerikanische Erfolgsfilme in Bella Italia beklaute (etwa das plagiatklagenwürdige „Der Exorzist“-Rip-Off „Beyond the Door“), amerikanische Darsteller verpflichtete (etwa Henry Fonda und John Huston in „Polyp – Die Bestie mit den Todesarmen“) oder US-italienische Co-Produktionen wie James Camerons Regiedebüt „Piranha II“ stemmte. „Der einsame Kämpfer“, ein US-Film von US-Regisseur Charles ‘Chuck‘ Bail mit US-Stars, war da ein erster Höhepunkt der Amerikanisierung seines Schaffens.

Der im Original titelgebende Choke Canyon ist das Revier des Physikers Dr. David Lowell (Stephen Collins), der dort an einem ganz besonderen Experiment arbeitet, mit dessen Hilfe er eine neue Energiequelle gewinnen will, was aber zu nur einem bestimmten Zeitpunkt geht. Wie hier Physik, Astrologie und Geographie ineinandergreifen, das ist kaum erklärter Unsinn, aber irgendeinen Grund muss die Anwesenheit von David im Canyon ja haben. David entspricht kaum dem Klischee eines Wissenschaftsnerds, sondern ist eher ein moderner Cowboy, der reitend die Gegend erkundet, Ledermäntel trägt und seine karge Butze im Stall mit seinem Equipment, einer jungen Ziege und seinem Hottehü teilt.

Der Feind des Cowboys ist im Western von je her der Großgrundbesitzer, hier verkörpert durch einen Konzern, der das Land für 99 Jahre an David verliehen hat. Dummerweise stellen Konzernboss John Pilgrim (Nicholas Pryor) und seine rechte Hand Brook Alastair (Lance Henriksen) fest, dass sie das Gelände gut zur Entsorgung von Atommüll benutzen könnten, wo ihnen wütende Protestler auf die Butze rücken, denen sich Pilgrim-Tochter Vanessa (Janet Julian) fröhlich anschließt. Und was machen fiese Kapitalisten, wenn man auf die Einhaltung von Verträgen pocht, wie David in diesem Fall? Man schickt ihnen Schläger auf den Hals, denn wenn man schon den Helden nicht mit Geld kaufen kann, dann immerhin genug Leute für die Drecksarbeit.

Am Ende sind die Mietschläger zwar hinüber, Davids Labor aber auch nur noch ein rauchender Trümmerhaufen. Die Pilgrim Corporation wähnt sich schon als Sieger und okkupiert das Land, doch David startet einen Guerillakrieg gegen den Konzern und für sein Recht…

httpv://www.youtube.com/watch?v=Kh_PUDgS3Mc

Das hat bisweilen etwas von den „Rambo“-Filmen, wenn der einsame Kämpfer sich phasenweise mit Taktik und Hinterhalten gegen eine Übermacht wehrt, die auch mal mit einem Raketenwerfer-Truck seinen Unterschlupf beschießt. Jedoch fehlt dem Film die Bodenständigkeit und die Härte eines „Rambo“-Films, denn in Sachen Actioninszenierung scheint „Das A-Team“ viel eher Pate für Charles Bail zu stehen. So ist es fast schon grotesk, dass die Schergen David fast zu Tode prügeln, er seine Häscher dafür einem (sehr stark inszenierten) Autocrash über den Jordan schickt, danach aber fast nur Sachbeschädigung durch beide Seiten angesagt ist. Ein Trailer kracht in eine Lagerhalle, David lässt auf dem Gelände versteckte Bomben hochgehen und im Finale gibt es eine lange Verfolgungsjagd zwischen einem Hubschrauber und einem Flugzeug zu sehen, dessen Co-Pilot immer wieder auf den Tragflächen rumkraxelt. Glasklar: „Der einsame Kämpfer“ legt seine Action als Explosions- und Stuntshow an, aber kann dabei durchaus punkten. Gerade die Flugszenen und Autostunts zeugen von gewaltigem Aufwand, selbst dann, wenn sie nur um des Schauwertes willen eingebaut wurden.

Dummerweise erschöpft sich die Kreativität des Films dann auch in der Ausgestaltung seiner durchaus spektakulären, wenn auch etwas harmlosen und nicht immer dynamischen Actionsequenzen. Der Rest vom Fest ist Malen nach Zahlen, komplett vorhersehbar von A bis Z. Dass sich die rebellische Tochter und der kernige Naturburschenphysiker irgendwann verlieben, ist keine Überraschung. Eher, dass der Held in einer bemerkenswert unsympathischen Geste die Tochter seines Widersachers entführt, gefangen hält und als Druckmittel benutzt, aber da ja später Amore angesagt ist, geht das in der simplen Logik des Films wohl in Ordnung, so befremdlich das für den Zuschauer wirken mag.

Dass Grinsebacke Stephen Collins („Jumpin‘ Jack Flash“) und sein Gschpusi Janet Julian („King of New York“) eher farblose Schauspieler sind, macht diese vom Script erzwungene Liebesgeschichte auch nicht gerade besser, eher im Gegenteil. So wie sie auch sonst kaum zu glänzen wissen. Dafür sieht es auf der Gegenseite deutlich besser aus. Vor allem der verlässliche Lance Henriksen („Pumpkinhead – Das Halloween Monster“) gibt seinem Konzernanwalt, der gelegentlich sogar Verantwortungsbewusstsein und Skrupel durchblicken lässt, sein natürliches Charisma mit, während sich das erfahrene Raubein Bo Svenson („Delta Force“) in der Rolle des zupackenden Chefhandlangers sogar besser macht als in vieler seiner Heldenrollen. Nicholas Pryor („Einsame Entscheidung“) als Konzernfatzke ist ebenfalls nicht schlecht, leider aber darunter, dass seine Rolle vom Script kaum genutzt wird.

Denn es ist nicht unbedingt klar, warum man gleich drei Schurken braucht. Dass man neben dem Mann fürs Grobe, im diesem Falle Oliver Parkside (Bo Svenson), oft noch einen eher planenden Oberschurken hat, ist ja Usus im Actiongenre, aber braucht man gleich zwei davon? Zumal meist Alastair mit David interagiert. Aber dem Film geht es ja auch in erster Linie um seine Stunts, was man stellenweise an der Lustlosigkeit merkt, mit der das Dazwischen serviert wird. Die Vorbereitung von Vanessas Entführung, die Verhandlungen zwischen Pilgrim und David, die Lovestory – all das wirkt wie eine Pflichtübung, bevor es dann wieder rummsen darf. Dabei gibt sich „Der einsame Kämpfer“ ja durchaus Mühe, dampft seine Exposition auf ein Minimum ein, haut nach dem Fliegershowdown sogar noch mal eine eher hausbackene Fäustelei als Nachtisch raus, aber kann dieses Tempo eben nicht auf den ganzen Film übertragen.

Als kleines B-Picture mit erfreulich aufwändigen Flugszenen und Stunts geht „Der einsame Kämpfer“ immer noch in Ordnung, zumal Lance Henriksen und Bo Svenson als Antagonisten ein paar Kohlen aus dem Feuer holen. Den Restfilm mit seinem 08/15-Plot, den beiden farblosen Leads und diversen Hängern zwischen den Actionszenen hebt das zwar auch nicht über den Durchschnitt hinaus, aber für einen putzigen, schnell wieder vergessenen Actionsnack reicht das im Falle von „Der einsame Kämpfer“.

Hierzulande hat Warner „Der einsame Kämpfer“ auf VHS veröffentlicht, ungekürzt an 12 Jahren freigegeben. Wer den Film auf Scheibe sehen will, der kann zur US-DVD von Code Red mit PG-Freigabe greifen. Das Bonusmaterial umfasst neben einem Interview mit Bo Svenson und Trailer einen launigen Audiokommentar, in dem Peter Shepherd, der Associate Producer von „Der einsame Kämpfer“ und sein Interviewer immer mal wieder über den Film sprechen (den sie beide nicht so hervorragend finden), vor allem aber andauernd abschweifen und über andere Filme sprechen, an denen Shepherd mitgearbeitet hat.

© Nils Bothmann (McClane)

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