Originaltitel: Unfriended: Dark Web__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2018__ Regie: Stephen Susco__ Darsteller: Colin Woodell, Stephanie Nogueras, Betty Gabriel, Rebecca Rittenhouse, Andrew Lees, Connor Del Rio, Savira Windyani, … |
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Bei dem 2018er Horror-Streifen “Unfriended: Dark Web” – fürs hiesige Publikum übrigens in “Unknown User: Dark Web” umbenannt – haben wir es mit einem Handlungs-unabhängigen Sequel des von Levan Gabriadze in Szene gesetzten Kino-Hits aus dem Jahr 2014 zutun, der damals für nur rund eine Million Dollar produziert wurde sowie weltweit am Ende stolze $64,056,643 einzuspielen vermochte. Das Besondere an dem Werk war, dass dem Zuschauer die Geschehnisse nahezu ausschließlich via einer Desktop-Oberfläche präsentiert wurden – was u.a. deshalb gut funktionierte, da jene spezielle Ansicht inzwischen ja zum gängigen Alltag gehört. Ein zeitgemäßer Faktor also – ebenso wie die im Rahmen dessen aufgegriffene Thematik “Cyber-Mobbing”. Für die hier nun im Fokus stehende Fortsetzung sind erneut die beiden Produzenten Jason Blum (“the Lazarus Effect“) und Timur Bekmambetov (“Hardcore“) verantwortlich und wurde zudem sowohl die geringe Budget-Höhe als auch das zentrale “stilistische Gimmick” beibehalten – während dieses Mal Stephen Susco den Regie-Posten sowie das Verfassen des Skripts übernahm, er die neue Geschichte (anders als beim ersten Film) frei einer “übernatürlichen Komponente” konzipierte sowie anstelle von Teenager ein wenig ältere “Leidtragende” als Protagonisten auserkor…
Um besser mit seiner taubstummen Freundin Amaya (Stephanie Nogueras) kommunizieren zu können, bastelt Matias (Colin Woodell) an einem Programm, das Gesprochenes in Zeichensprache zu übersetzen in der Lage ist. Dafür benötigt er jedoch einen Computer mit stärkerer Leistung – und so hat er kürzlich einen modernen Laptop aus dem “Fundbüro” des Cafés entwendet, in welchem er arbeitet. Parallel zu einer per Skype geführten Video-Schaltung mit seiner aus Damon (Andrew Lees), Nari (Betty Gabriel), AJ (Connor Del Rio), Lexx (Savira Windyani) und Serena (Rebecca Rittenhouse) bestehenden Clique bemüht er sich am Abend nun darum, das Gerät vernünftig einzurichten – wobei er etliche versteckte Dateien entdeckt und zugleich ständig irgendwelche eigenwillige Nachrichten erhält, die für den eigentlichen Besitzer bestimmt sind. Neugierig erkunden er und die anderen die betreffenden Ordner und deren Inhalte genauer, nachdem Matias auf ein Portal namens “the River” stößt: Einem verschlüsselten “geheimen Ort” im Internet, an dem Menschen u.a. “Snuff”-Clips konsumieren sowie allerlei “illegale Aktivitäten” in Auftrag geben können. Und als wäre das nicht schon beunruhigend genug, nimmt der Bestohlene (Bryan Adrian) unmittelbar darauf plötzlich direkten Kontakt zu Matias auf: Der Anfang einer garstigen Eskalation der Dinge…
“Unknown User: Dark Web” gelingt es prima, das Online-Verhalten vieler heutzutage relativ treffend darzustellen – wobei es im Vorliegenden aber natürlich ein Stück weit “auf die Spitze getrieben” wird. Mit mehreren Anwendungen und Seiten auf einmal geöffnet, zwischen denen ein regelmäßiges Hin-&-her-Wechseln stattfindet, liest oder sucht man etwas im Internet, entscheidet sich zwischendurch für einen neuen Song aus seiner Playlist, antwortet auf einen just eingegangenen Messenger-Text (etc.) und kennt sich mit Produkten á la Facebook, Google und YouTube einfach “aus der Gewohnheit heraus” aus. All jene, denen Begriffe wie “Bitcoins”, “Blockchains” oder “Swatting” nicht viel bis rein gar nichts sagen, brauchen sich jedoch keinerlei Sorgen zu machen: Sie werden jeweils erläutert, so dass die zugehörigen Story-Abschnitte stets verständlich verbleiben. Wie erwähnt, wird dem Betrachter dabei strikt bloß die Desktop-Ansicht des Laptops (inklusive der offenen Fenster) geboten, so dass man Matias’ Handlungen stets nachvollziehen kann sowie simultan auch seine (wiederum auf ihre Monitore starrende) Freunde “im Blick hat” – worüber hinaus es kaum mehr zu sehen gibt als deren Zimmer (im Background) sowie Videos einzelner Entwicklungen, die sich an weiteren Locations (unter ihnen in einer U-Bahn-Station und Lagerhalle) entfalten…
Oft sieht man Matias’ Gesicht im Bild eingeblendet – von der Kamera des Geräts für die Chat-Übertragung aufgenommen – was an sich “leicht merkwürdig” anmutet, denn ich selbst würde mich beim Skypen nicht unbedingt dermaßen häufig und großflächig selbst anschauen wollen. Zumindest offeriert einem diese arrangierte Gegebenheit die Möglichkeit, überhaupt mal Zeuge seiner Mimik und Reaktionen zu werden. Ohne Frage liebt er Amaya – allerdings stimmen sie seine mangelnden Anstrengungen, die Gebärdensprache zu erlernen, traurig: In der Hinsicht hat er nämlich einen für ihn unaufwändigeren, eventuell auch reizvolleren Weg gewählt, diese “Kommunikations-Hürde” anzugehen – und zwar mit einem technischen Hilfsmittel anstelle entsprechender Kurse und Übungen. Das raubt ihm prompt einige “Sympathie-Punkte” – zumal Amaya echt nett wirkt – doch bessert sich das im Verlauf und führt zum Finale hin (zum Glück) schließlich auch dazu, dass man durchaus solide mit ihm mitfiebert. Damit verknüpft, würde ich die Performances von Colin Woodell (“Unsane”) und Stephanie Nogueras (TV´s “Switched at Birth”) beidesamt als “in Ordnung” einstufen bzw. bewerten: Innerhalb der “Grenzen”, die ihnen das Drehbuch vorgegeben hat (u.a. auf die Dialoge sowie das grundlegende Konzept bezogen), agieren sie glaubwürdig…
Erfreulicherweise lässt sich vermelden, dass die Charaktere in “Unknown User: Dark Web” weniger nervig sind als die im ersten Streifen. Ja, stereotype Eigenschaften sind augenfällig registrierbar, sie sind fern einer “drei-dimensionalen Beschaffenheit”, entwickeln sich nahezu keinen Zacken weiter und werden zum Teil “spleenig-unfiligran” verkörpert – was primär auf Connor Del Rio (“Shoot”) als noch im Keller seiner Eltern lebender Verschwörungs-Theoretiker AJ zutrifft – bloß kauft man ihnen anstandslos ab, dass sie gemeinsam eine länger schon bestehende Clique bilden: Ein evidentes “Plus”, da ihre Interaktionen, Preisgaben und “Erschütterungen” dadurch einen ersprießlich “authentischen” Eindruck erzeugen. Mit von der Partie sind: Andrew Lees (TV´s “the Originals”) als IT-Spezi Damon, Savira Windyani (“Ink & Rain”) als DJane Lexx sowie Rebecca Rittenhouse (TV´s “Blood & Oil”) und Betty Gabriel (“the Purge: Election Year“) als lesbisches Pärchen Serena und Nari. In Nebenparts treten überdies noch Chelsea Alden (TV´s “13 Reasons why”) als Amaya´s Mitbewohnerin Kelly, Alexa Mansour (“Earthtastrophe”) als Entführungsopfer Erica sowie Bryan Adrian (“Trial by Fire”) als aggressiv-einschüchternder (sich “Charon IV” nennender) Vorbesitzer des Laptops in Erscheinung…
Der Film markiert das Regie-Debüt des gestandenen Skript-Autors Stephen Susco, der zuvor u.a. “Beyond the Reach” sowie das 2004er “the Grudge”-Remake verfasst sowie auch in diesem Fall die Vorlage beisteuert hat. Der Titel-gebende Bereich des Internets – welcher mit regulären Suchmaschinen nicht zu finden und nur mit spezieller Technik zugänglich ist – wird einem als ein “Tummelplatz” für Krimimelle, Perverse und/oder psychisch Kranke präsentiert. Diese “Büchse der Pandora” öffnet Matias mit ein paar Clicks – was zuerst ihn, Amaya und Kelly in akute Gefahr bringt, bevor graduell der Umfang der betreffenden (auf Anonymität und Verschlossenheit bedachten sowie über eine Menge Einfluss und “Ressourcen” verfügenden) “sinistren Community” deutlich wird und sich die Mitglieder der lockeren “Cards Against Humanity”-Skype-Spiele-Runde plötzlich mit einer vollkommen realen Bedrohung konfrontiert sehen. Dem klassischen “Genre-Schema” nach werden sie von den “Finsterlingen” einzeln heimgesucht: Von Anfang an ist die Gruppe hier jedoch räumlich voneinander getrennt – und so mangelt es ihnen an dem Schutz physischer Nähe, obgleich sie gemeinsam überlegen und taktieren. Was mit ihnen geschieht, wird ebenfalls aufgenommen und übertragen – für Matias und die anderen meist hilflos betrachtbar…
Bis die Protagonisten in “Unknown User: Dark Web” persönlich aufgespürt werden, verfolgen sie das sich Entfaltende rein über ihre Monitore bzw. Datenleitungen – doch selbst dabei werden sie bereits beobachtet, da ohne ihrem Wissen ihre Webcams und Messenger gehackt wurden. “Suspension of Disbelief” ist gefragt, wenn es um diverse mit den gezeigten “Computer-Künsten” in Verbindung stehende Plot-Elemente geht – allerdings wurde sich darum bemüht, die einzelnen Geschehnisse und Schritte möglichst “fassbar” darzubieten; egal wie abstrus sie mit der Zeit zu werden beginnen. “Charon IV” (z.B.) vermag in einen bestehenden Chat Nachrichten-Zeilen einzufügen, die nach wenigen Sekunden stets wieder verschwinden, ein Online-Video wird derart umgeschnitten, dass daraus eine veränderte Botschaft entsteht, es werden unbemerkt aufgenommene Geheimnisse veröffentlicht, wird die Kontrolle über die Lebens-erhaltenden Geräte einer Patientin im Krankenhaus übernommen – und die meisten Male, dass ein Angreifer “vor eine Kamera” ins Bild tritt, verschleiern Artefakte dort seine Gestalt. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist das ergiebige Sound-Design, welches u.a. immerzu mit einem lauten Ton aufwartet, wenn eine neue Nachricht von “Charon IV” eingeht: Beileibe nicht subtil – wohl aber wirkungsvoll…
Anspannung wird keineswegs “auf inspiriert-clevere Weise” generiert, sondern auf der Basis der unangenehmen Natur des Gebotenen – etwa wenn die taube Amaya nicht hören kann, dass sich hinter ihr jemand in der Wohnung umherbewegt, oder ein Mann durchs Fenster ins Zimmer eines schlafenden Mädels einsteigt, worauf er schweigend neben ihrem Bett verharrt. Und dann erst die fiesen Videos, von denen eine Handvoll kurz angespielt werden: Szenen wie eine festgekettete Frau, die verzweifelt eine Dose Essen zu erreichen versucht, oder eine andere, welche man in ein Ölfass eingeschlossen hat, sind eindringlich und schwören ein flaues Gefühl im Magen herauf – von einer zur Diskussion gestellten (überaus garstigen) “Folter-Methode” ganz zu schweigen (Stichwort: “Loch im Kopf”). Man wird mit wahrhaft tiefen “menschlichen Abgründen” konfrontiert, die einen erschaudern lassen: Keine “hohe cineastische Kunst” – wohl aber punktuell durchaus packend und effektiv (im Gegensatz zu einzelnen eher lahmen “Jump Scares”). Zu erwähnen ist obendrein noch, dass mir eines der “alternativen Enden” des Films gar einen Zacken besser gefiel als das reguläre, da eben jenes “in zynisch-bösartiger Form” noch einmal die “Kommunikations-Schwierigkeiten” zwischen Matias und Amaya aufgreift…
Fazit: “Unknown User: Dark Web” ist ein oberflächlicher, nichtsdestotrotz straffer, düsterer, solider kleiner Horror-Streifen, den man sich (bei generell vorhandenem Interesse an der Materie und/oder dem konzeptionellen Stil) ruhig mal zu Gemüte führen kann…
Hierzulande ist “Unknown User: Dark Web” auf DVD und BluRay erhältlich.
Stefan Seidl
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zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright der “Unknown User: Dark Web” Postermotive und Pics: Bazelevs Production, Blumhouse Productions, Universal Pictures__ Infos zur dt. VÖ:__ Freigabe: FSK-16__ DVD/BluRay: noch nicht__ |