Originaltitel: The Mercenaries__Herstellungsland: USA/Großbritannien__Erscheinungsjahr: 1968__Regie: Jack Cardiff__Darsteller: Rod Taylor, Yvette Mimieux, Peter Carsten, Jim Brown, Kenneth More, André Morell, Olivier Despax, Guy Deghy, Bloke Modisane, Calvin Lockhart, Alan Gifford u.a. |
„Katanga“, im englischsprachigen Raum wahlweise als „The Mercenaries“ oder „Dark of the Sun“ bekannt, ist ein Vertreter jener Ära, in der Söldnerstreifen und Men-on-a-Mission-Filme boomten, egal ob im Western-, Kriegs- oder Actiongewand, was die Verwandtschaft der drei Genres durchaus unterstreicht.
Die zynischen Helden der Italo- und Spätwestern haben auch sichtlichen Einfluss auf die Gestaltung des Protagonisten dieses Films: Bruce Curry (Rod Taylor) steht ganz offen dazu, dass er ein Söldner ist, der allein für Geld kämpft, Krisen zum eigenen Gewinn ausnutzt und wenig Skrupel kennt. Schon allein in der Auftaktszene, in der ein paar UN-Blauhelme ihn und seinen Partner Ruffo (Jim Brown) nicht bewaffnet in den Kongo einreisen lassen wollen, setzt sich Curry mit einer Mischung aus Bauernschläue, Härte und Skrupellosigkeit über deren Mandat hinweg, damit er einen zweifelhaften Auftrag annehmen kann, dessen Prämisse nicht nur auf dem zugrundeliegenden Roman von Wilbur Smith, sondern wie dieser auch auf realen Begebenheiten basiert. Genauer gesagt auf der Kongo-Krise der Jahre 1960 bis 1965, als das Land unabhängig von der Kolonialmacht Belgien wurde und es zu Aufständen und Abspaltungsversuchen im Land kam.
Präsident Mwamini Ubi (Calvin Lockhart) und ein belgischer Vertreter heuern Curry aufgrund dieser Lage an: Er soll in eine umkämpfte Region vorstoßen, in der sich die Rebellengruppe der Simbas sammelt, und eine Gruppe weißer Zivilisten retten. So zumindest offizielle Auftrag. Inoffiziell ist ein zweites Ziel viel wichtiger: In der rohstoffreichen Region gesammelte Diamanten vor dem Zugriff der Rebellen bewahren, obwohl keiner dies so wirklich aussprechen mag. Aber es ist dem Präsidenten, dem Belgier und Curry nur zu bewusst. Einzig und allein der kongolesischstämmige Ruffo hat noch idealistische Motive, auch wenn er sich mit der Art seines Vorgesetzten und Partners engagiert hat.
Der stellt nun eine Eingreiftruppe zusammen, zu welcher der versoffene Arzt Dr. Wreid (Kenneth Moore) und der Ex-Nazi Henlein (Peter Carsten) gehören. Zusammen mit einheimischen Soldaten begeben sie sich in einem gepanzerten, bewaffneten Zug auf die Mission ins mörderische Feindesland…
httpv://www.youtube.com/watch?v=9Rf_vulEuSw
Dabei streut „Katanga“ zahlreiche Verweise auf die realen Ereignisse mit ein, nicht zuletzt durch die Figur Henlein, die auf dem deutschen Söldner Siegfried Müller alias Kongo-Müller basiert, der in den 1960ern tatsächlich in dem Konflikt mitkämpfte. Natürlich hat „Katanga“ bei allem Realitätsbezug immer noch den Charakter eines Söldner-Abenteuers, inklusive Klischees und Vereinfachungen: Henlein ist ein Schlächter, der immer noch Nazi-Idealen anhängt und das Hakenkreuz an der Uniform trägt, die Simbas eine barbarische, gesichtslose Masse von Schlächtern und Vergewaltigern. Das wird immerhin etwas dadurch aufgefangen, dass es hier kaum klassische Sympathieträger gibt. Gerade der (Anti-)Held des Films ist ein Trickser und Betrüger, der den abgeranzten Doc mit einer Kiste Hochprozentigem zur Mitfahrt motiviert, nur um dem Alk bei der erstbesten Gelegenheit über Bord zu werfen, damit der Mann nicht wegen Vollsuff ausfällt. Selbst Ruffo mag das Beste für sein Heimatland im Sinn haben, protestiert aber selten bis nie gegen das Vorgehen seines Kumpels und hält diesen höchstens vom Schlimmsten ab.
Diese Atmosphäre, dieses Ausstellen des Halsabschneidertums gehört dabei dann auch zu den großen Stärken des Films, der auf diese Weise die Grausamkeit des Konflikts verdeutlicht (unter anderem Kindsmord, damit die Mission nicht verraten wird) und schließlich in einer einprägsamen Szene kulminiert: Bei der Flucht vor den Simbas beschädigt eine Mörsergranate den Zug, ein Wagon voller Zivilisten wird dadurch vom Rest abgetrennt und das Gefährt rollt den Berg hinunter, zurück zu den blutrünstigen Rebellen, während man die Angst in den Gesichtern jener lesen kann, deren Schicksal in diesem Moment besiegelt ist. Damit unterscheidet sich „Katanga“ zumindest phasenweise von jenen Werken, die Krieg in erster Linie als großes Abenteuer für echte Männer darstellen, auch wenn der Film dann nicht ohne (nicht immer glaubwürdige) moralische Anwandlungen auskommt: Sowohl der Säufer Wreid als auch der Zyniker Curry entdecken irgendwann doch noch Maßstäbe an sich und ihr Handeln, angespornt durch die Ereignisse.
Natürlich ist der Bürgerkrieg dann doch in erster Linie Kulisse für einen frühen Söldner-Actionreißer, dessen Krawall sich vor allem auf drei große Set-Pieces verteilt: Ein Fliegerangriff auf den Zug, die Invasion der Simbas und der spätere Gegenschlag mit versuchter Rettungsmission. Hinzu kommen kleinere Zweikämpfe, etwa jener, in dem Henlein mit einer Kettensäge auf Curry losgeht. Das finale Scharmützel, erneut zwischen Henlein und Curry, fällt da etwas ab, unter anderem da sich eine Verfolgung per Jeep etwas zieht. Der Rest vom Fest bietet aber, gerade für die Entstehungszeit, harte Action mit blutigen Einschüssen, derben Stichwunden und reichlich Munitionsverbrauch, wobei die Härte teilweise zum Problem für den Film wurde – sowohl das Studio als auch das Rating Board verlangten ein paar Anpassungen. Genau diese sieht man dem fertigen Film auch an, weshalb mancher Szenenanschluss beim Kampf im besetzten Dorf mehr als holprig und unübersichtlich ist. Da hätte man den Endschnitt nach den Kürzungen besser noch etwas angepasst, denn die Action leidet in diesen Passagen unter dem unsauberen Schnitt. Dabei hat sie sonst durchaus Kraft und Dynamik.
Zwischen den Actionszenen ist „Katanga“ dann wenig überraschende Söldnerware vor ausgesprochen schicker Kulisse: Henlein bastelt an einem Plan, um selbst an die Diamanten zu kommen, man liest die Überlebende eines Massakers auf (die für den Plot allerdings null Bewandtnis hat) und stellt sich den zahlreichen Gefahren. Nach und nach wird die Truppe dezimiert, wobei Regisseur Jack Cardiff („L – Der Lautlose“) und seine Drehbuchautoren Ranald McDougall („Jefferson Bolt“) und Adrian Spies („The Scorpio Letters“) auf ein paar Kunstgriffe zur Spannungssteigerung greifen. Wenn Curry und seine Truppe bei den bedrohten Siedlern ankommen, sind einige nicht transportfähig, außerdem sind die Diamanten in einem Tresor mit Zeitschloss untergebracht. Also heißt es drei Stunden warten, während die Simbas im Anmarsch sind. Das mag zwar ein Taschenspielertrick der Macher sein, verdeutlich aber auch die zynische Stimmung des Films: Ohne die Diamanten abzuhauen ist nicht drin.
Rod Taylor („Die Vögel – Attack from Above“) gibt den verhärmten Protagonisten des Films dann auch mit entsprechend schlitzohrigem und zynischem Charisma. Eine starke Vorstellung, gerade im Zusammenspiel mit Jim Brown („Running Man“), mit dem er sich die Bälle hervorragend zuspielt. Yvette Mimieux („Endstation Hölle“) tut ihr Möglichstes, um dagegen anzuspielen, dass das Drehbuch kaum etwas anzufangen weiß, und schlägt sich durchaus wacker dabei, während Peter Carsten („Sturmtrupp in die Hölle“) als vierter wichtiger Darsteller zwar vollkommen ins Klischee taucht, aber so einen wirklich hassenswerten Antagonisten abliefert. Solide ist auch der Rest vom Fest, der wesentlich weniger zum Zuge kommt – selbst Kenneth Moore („Der längste Tag“) wirkt immer etwas nebensächlich in dem Film.
„Katanga“ ist gut besetzt und stimmig in Szene gesetzt, in seiner schonungslosen, zynischen, aber nicht unrealistischen Darstellung der damaligen Zustände im Kongo durchaus beeindruckend, auch wenn Jack Cardiff dann doch nicht ganz der Versuchung widerstehen kann daraus einen eher handelsüblichen Söldnerfilm zu machen, an dessen Ende der Protagonist dann doch noch den Wandel zum Besseren vollzieht, während die Antagonisten wandelnde Klischees oder anonymes Kanonenfutter sind. Ein paar Holprigkeiten im Schnitt mancher Actionszene, auch bedingt durch die Produktionsgeschichte, verhindern den Aufstieg zur Oberklasse der Söldnerfilme, durchaus spannende Sixties-Action mit dichter Atmosphäre liefert „Katanga“ aber immer noch.
In Deutschland gibt es „Katanga“ bisher nur auf VHS von MGM/UA, freigegeben ab 16 Jahren und eventuell gekürzt. Außerdem ändert die deutsche Synchronfassung ein paar Sachen, macht z.B. aus Rod Taylors Figur einen ehemaligen Wehrmachtssoldaten und früheren Kameraden Henleins. In den USA dagegen ist der Film auf DVD und Blu-Ray erhältlich.
© Nils Bothmann (McClane)
Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: MGM/UA__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Unbekannt__Blu Ray/DVD: Nein/Nein |