Originaltitel: Happy Death Day 2U__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Christopher Landon__Darsteller: Jessica Rothe, Israel Broussard, Phi Vu, Suraj Sharma, Sarah Yarkin, Ruby Modine, Rachel Matthews, Steve Zissis, Charles Aitken, Wendy Miklovic u.a. |
Zeitschleifen-Filme machen einfach Spaß. Egal, ob sie actiontechnisch eskalieren („Retroactive“), die Lachmuskeln reizen („Und täglich grüßt das Murmeltier“), hochtourig thrillen („Source Code“), dramatisch und hochemotional daherkommen („Wenn du stirbst, zieht dein ganzes leben an dir vorbei, sagen sie“), mörderisch thrillen („Timecrimes“) oder außerirdisch spektakulär über die Leinwand knallen („Edge of Tomorrow“). Sogar die Südkoreaner können Zeitschleifenfilme, wie sie mit „A Day“ bewiesen haben.
Da ist es nur logisch, dass auch Horrormacher überlegen, wie sie das Element einer Zeitschleife für ihr Genre nutzen können. Produzent Jason Blum fand mit Regisseur Christopher Landon einen Weg.
In „Happy Deathday“ wird die Studentin Theresa „Tree“ Gelbman ausgerechnet an ihrem Geburtstag von einem Killer mit seltsamer Maske um die Ecke gebracht. Zu ihrem Glück darf Tree nach diesem wortwörtlich einschneidenden Erlebnis wieder erwachen, als sei nie etwas gewesen. Nur um festzustellen, dass sie fortan ein ums andere Mal ihren Geburtstag durchleben muss, nur um an dessen Ende wieder und immer wieder unter der Erde zu landen. Das Ergebnis war ein Slasher im Zeitschleifengewand, der dank hohen Tempos und herrlich schwarzen Humors richtig zu zünden wusste. Ein Kinoerfolg war dem Film sicher, eine Fortsetzung musste folgen.
Diese beginnt mit Tree und Carter, die nach den Ereignissen im Vorgänger ihre neue Liebe genießen wollen und dabei – fast schon wie gewohnt – von Ryan, dem Mitbewohner von Carter, unterbrochen werden. Als der beiden berichtet, das Gefühl zu haben, gerade ein gewaltiges Déjà-vu zu erleben, wird Tree sofort hellhörig. Ryans Ausführungen klingen für sie ganz klar danach, als würde er in einer eigenen Zeitschleife festhängen. Im weiteren Gespräch erfährt sie auch noch, dass der Wissenschaftsnerd die Zeitschleife selbst verursacht haben könnte.
Denn Ryan experimentiert mit seinen Freunden an einer Maschine, die theoretisch die Zeit beeinflussen kann. Dass sie nur zu gut funktioniert, muss Ryan gerade am eigenen Leib erfahren. Und Tree weiß nun endlich auch, was die Ursache für ihre Zeitschleife war: Ryans Versuche. Auf jeden Fall will Tree Ryan helfen, alles gerade zu rücken. Doch dabei geht etwas so richtig schief. Nachdem Tree und Co. von einer gewaltigen Druckwelle erfasst wurden, erwacht Tree im altbekannten Sabberfleck im Zimmer von Carter! Sie ist wieder in ihrer Geburtstagszeitschleife gelandet, die sie längst überwunden glaubte. Mehr noch: Der Babyface-Killer wetzt bereits das Messer, um sie wieder und immer wieder zu erhaschen…
Schaut in “Happy Deathday 2U” hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=O1f7sGXPUkY
Was in der Inhaltsangabe wie ein Abklatsch des ersten Teils klingt, fährt so viele Twists und Kniffe auf, dass sich niemals auch nur ansatzweise das Gefühl einstellt, hier einem uninspirierten Neuaufguss zuzusehen. Die Idee um die Zeitschleifen wird nahtlos weitergeführt und um (pseudowissenschaftlich erklärte) Paralleldimensionen und Spielereien mit der Zeit erweitert. Selbst wenn „Happy Deathday 2U“ es geschafft hat, Tree wieder in ihre altbekannte Zeitschleife zu stürzen, vermag der Film immer wieder zu überraschen und neue Ideen aufzufahren.
Das hält zum einen das Tempo auf einem hohen Niveau und sorgt zudem für spannende Ver- und Entwicklungen. Die der Film für seine Spannungskurve auch braucht, da er sich nicht mehr auf den Slasher-Unterbau des Vorgängers verlässt. „Happy Deathday 2U“ ist in der Folge noch mehr schwarzhumorige Komödie als der Vorgänger. Obschon es nach wie vor einen Killer mit unheimlicher Maske gibt und um ihn herum auch immer mal wieder das Prinzip von Teil 1 durchscheint, ist der Killer diesmal tatsächlich kaum mehr als eine weitere gewitzt variierte Anbindung an das Original.
Was erstaunlich gut funktioniert, sind die sentimentalen Einschläge in „Happy Deathday 2U“. Sie bringen einem der großartigen Hauptfigur Tree erstaunlich nahe und lassen sie sogar noch sympathischer als im Vorgänger wirken. Was natürlich auch am herrlichen Spiel von Jessica Rothe liegt, die mit der Leichtigkeit eines Fingerschnippens von überspannt zu megasüß zu switchen vermag und einen in jeder Szene abholt. Um sie herum haben grandioserweise alle Darsteller aus dem Vorgänger ihre Rollen wieder aufgenommen und fühlen sich in selbigen sichtlich wohl. Einige Erweiterungen, etwa Ryans Wissenschaftsfreunde, funktionieren zudem tadellos.
Tadellos ist auch die Kameraarbeit von Toby Oliver, dessen Bilder von Soundtrack-Maestro Bear McCreary gut nach vorne gepeitscht werden. Besonders in Erinnerung bleiben zwei Szenen, in denen die Bilder von Oliver und die ausgesuchte Musik von McCreary besonders kongenial ineinandergreifen. In beiden spielen zwei sehr bekannte klassische Musikstücke eine große Rolle. Doch auch clevere Montagen, bei der ein Kirchturmsturz nahtlos übergeht in eine Szene, in der die Hauptfigur erwacht, bleiben haften.
“Happy Deathday 2U” führt den Vorgänger clever weiter
Leider stellt sich zum Ende von „Happy Deathday 2U“ ein leichtes Übersättigungsgefühl ein. Eigentlich befindet man sich gefühlt inmitten eines netten Showdowns, als der Film noch einmal ein Kaninchen aus dem Hut zaubert und das Ende unangenehm hinauszögert. Zwar fängt sich der Film recht schnell wieder, aber um diesen Moment herum schaut man doch auf die Uhr und fragt sich, wie lang „Happy Deathday 2U“ eigentlich noch gehen soll. Und das ist eigentlich schade.
Denn abgesehen von diesem Störfeuer, ist „Happy Deathday 2U“ eine absolut clevere, hochtourige und wundervoll schwarzhumorige Fortsetzung, die den Vorgänger trefflich weiter spinnt, ihm neue Seiten abringt und einfach enorm unterhaltsam geraten ist. „Happy Deathday 2U“ geht gewitzt eigene Wege, arbeitet sich nicht am Status Quo von „Happy Deathday“ ab und bietet seiner wunderbaren Hauptdarstellerin Jessica Rothe genau die Bühne, die sie nicht nur dank großartiger Einzelszenen (Selbstmorde, Wutausbruch) noch ganz oft verdient hat.
PS.: Es lohnt sich, zumindest die ersten Minuten des Abspannes nicht auf den inneren Saalflucht-Reflex zu horchen. Da der Abspann passenderweise mit „Staying Alive“ untermalt wird, fällt das Sitzenbleiben mit einem fetten Grinsen im Gesicht ziemlich leicht.
„Happy Deathday 2U“ läuft ab dem 14. Februar 2019 in den deutschen Kinos, kommt von Universal Pictures und ist mit einer FSK 12 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Universal Pictures__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Nein/Nein, ab 14.02.2019 in den Kinos |