Originaltitel: Between Worlds__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Maria Pulera__Darsteller: Nicolas Cage, Franka Potente, Penelope Mitchell, Garrett Clayton, Lydia Hearst, Brit Shaw, Hopper Penn, Thom Williams, Philip Fornah, Paris Bravo u.a. |
Trucker Joe ist seit dem viel zu frühen Tod seiner Frau und seiner Tochter so richtig abgefuckt. Seitdem hat er eigentlich nur noch einen Lebensmittelpunkt: Seinen Truck. In dem reist er mit einer Ladung nach der anderen durchs Land. Eines Tages macht er an einer Raststätte Halt und rettet, zumindest nach seiner Auslegung, eine junge Frau davor, auf der örtlichen Toilette von einem riesigen Kerl erwürgt zu werden.
Doch die erzählt ihm eine ungeheuerliche Geschichte. Sie habe den Mann explizit darum gebeten, sie zu würgen. Denn im Zustand zwischen Ohnmacht und Tod sei sie in der Lage, umherirrenden Seelen den Weg in ihren Körper zu weisen. Aktuell versuche sie, ihre Tochter zu retten, die nach einem Motorradunfall im Koma liege und nicht mehr aufzuwachen scheine. Obschon Joe der Frau kaum glauben mag, macht sie auf ihn nicht den Eindruck einer Irren. Weshalb er sich auch von ihr breitschlagen lässt, sie zu würgen…
Und wirklich: Die Tochter von Julie wacht wenige Augenblicke später tatsächlich aus ihrem Koma auf. Fortan kümmert sich Joe um die beiden Frauen. Die ihn sogleich in ihrer Mitte aufnehmen. Vor allem Julie scheint sich mehr und mehr in das Raubein zu verlieben. Gleichzeitig stellt sie aber auch Veränderungen an ihrer Tochter fest. Die schmeißt sich derweil an Joe heran und weiß Sachen über ihn und seine Vergangenheit, die sie überhaupt nicht wissen kann!
Schaut in “Between Worlds” mit Nicoals Cage hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=eolBrp3nkBE
Nicolas Cage scheint im Zuge der Dreharbeiten zu „Mandy“ seine Lust am für ihn typischen Overacting wieder entdeckt zu haben. Wie sonst ist zu erklären, dass der Mime in „Between Worlds“ quasi aus dem Stand von Null auf Hundert geht und so richtig abdreht? Weit aufgerissene Augen, viel zu große Gesten und ganz viel Geschrei. Cage geht für „Between Worlds“ absolut All-In und generiert dabei unvergessliche Szenen wie jene, in der er zur Musik von Marilyn Manson mit einem Wasserschlauch abgespritzt wird und sich in wilde Posen stürzt. Nicht nur in dieser Szene meint man fast, Cage karikiere sich selbst. Das muss einem gefallen, ansonsten wird man es mit „Between Worlds“ schwer haben. Immerhin ist der über die gesamte Laufzeit hinweg eine einzige große Cage Show.
Und obendrein eine recht wilde Räuberpistole. Es geht um Verlust, ums Loslassen-Können, aber eben auch um Seelenwanderung und ähnlich übersinnlichen Kokolores. Selbiges wird weder erklärt noch irgendwie untermauert, sondern als gegeben vorausgesetzt. Was in dem ansonsten heftig geerdeten Setting, das stark in Richtung White Trash tendiert, dazu führt, dass „Between Worlds“ in der Folge immer wieder heftig zwischen Drama, Mystery-Streifen und Groteske (immer wieder auch befeuert durch einen Score irgendwo zwischen retro und rockig) hin und her mäandert. Sich sichtlich nicht entscheiden zu können scheint, wo die Reise hingehen soll.
Das wird dem Film vor allem gegen Ende zum Verhängnis, wenn es Regisseurin Maria Pulera versäumt, die zunächst subtilen Andeutungen in ihrer Handlung zuzuspitzen und Spannung ins Spiel zu bringen. Deshalb klingt das eigentliche Mysterium des Filmes viel zu lapidar aus. Es gibt gefühlt gar keinen echten Höhepunkt und wäre da nicht die saucoole letzte Szene um Cage, der Showdown wäre mit enttäuschend noch schmeichelhaft umschrieben.
Nicht schön ist auch eine relativ schmeichelhafte Umschreibung für den Look des Filmes. Der suhlt sich über weite Strecken in seinem leider extrem schmucklosen Digitallook. Der lässt den speckig und abgefuckt aussehenden Nicolas Cage gleich noch hässlicher aussehen. Dennoch kann man der Regisseurin einen gewissen Stilwillen definitiv nicht absprechen. Sie experimentiert häufiger mit der Bildeinteilung, arbeitet mit abgefahrenen Perspektiven und unterstreicht die Wirkung vom wild wütenden Cage mit ihrer Kamera- und Schnittarbeit.
„Between Worlds“ spielt sich beinahe komplett im Haus von Julie und deren Tochter ab. Darum und aufgrund der Figurenkonstellationen und der untereinander ausbrechenden Konflikte erinnert der Film häufiger an ein Kammerspiel. Bei dem aus unerfindlichen Gründen extrem penibel versucht wird, die Schwangerschaft von Franka Potente („Die Bourne Identität“), die Julie spielt, auszublenden. Was eher suboptimal klappt. Die hätte man lieber offensiv in die Handlung einbinden sollen. Ansonsten ist Potente als Gegenpart zu Nicolas Cage eine der größten Stärken des Filmes, verpasst sie selbigem doch immer wieder Erdung und lässt ihn nicht komplett abheben.
Dabei turnt die deutsche Mimin auch mehrfach mit Nicoals Cage durch ziemlich deftige Erotiknummern. Das eint sie mit Penelope Mitchell („Curve“), der Darstellerin von Julies Tochter Billie, die von der Regisseurin als Lolita-Wiedergängerin/Femme fatale krass übersexualisiert in Szene gesetzt wird. Und damit sich Cage so richtig austoben darf, springt er auch mit Model Lydia Hearst in der Rolle seiner verstorbenen Frau in die Kiste. Ein viel beschäftigter Mann, der Herr Cage.
“Between Worlds” startet nie durch
„Between Worlds“ ist ein unterhaltsames Stück Film. Gar keine Frage. Zumindest, wenn man mit Nicolas Cage im Overacting-Modus und einer etwas unfokussierten Erzählweise keine Probleme hat. Leider wird einem auch dann auffallen, dass der Film im Vergleich zu seinem Hauptdarsteller immer mit angezogener Handbremse zu fahren scheint. Aus seinen Anlagen nicht das Maximale herausholt und eben nicht irgendwann komplett abdreht. Genau das hätte dem etwas höhepunktlos und im Mittelteil durchaus auch zäh voranschreitenden Mystery-Drama-Mix mit Hang zum Grotesken ziemlich gut getan.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film kommt am 28. Februar 2019 von Eurovideo und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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