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Carnosaurus 2 – Attack of the Raptors

Originaltitel: Carnosaur 2__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1995__Regie: Louis Morneau__Darsteller: John Savage, Cliff De Young, Don Stroud, Rick Dean, Ryan Thomas Johnson, Arabella Holzbog, Miguel A. Núñez Jr., Neith Hunter, Guy Boyd, Michael McDonald, Rodman Flender u.a.
Carnosaurus 2

Bei dem erneut von Roger Corman produzierten “Carnosaurus 2” nahm Louis Morneau auf dem Regiestuhl Platz

Ein Sequel wie „Aliens“ will ja jeder gerne haben – also eines, das sich mit dem Vorgänger um die Spitzenposition in seinem Genre prügeln darf. Produzent Roger Corman („Deathstalker“), Drehbuchautor Michael Palmer („Watchers 3“) und Regisseur Louis Morneau („Final Judgment“) schienen diesen Wunsch aber falsch verstanden zu haben, denn das Sequel „Carnosaurus 2“ ist insofern ein Film wie „Aliens“, dass es diesen nach Strich und Faden abkupfert.

Da nach „Carnosaurus“ Tabula rasa in Sachen Figuren angesagt war, geht es in der Fortsetzung auch an neuem Ort mit neuer Crew weiter, wenngleich der Vorspann ähnlich zusammengeschnippselt wie der des Vorgängers ist und es später inhaltliche Bezüge auf den Erstling gibt. Schauplatz ist dieses Mal eine alte Uranmine, in der auch noch ein Forschungslabor ist. Die Familien der Arbeiter sind ebenfalls vor Ort, darunter Jesse Turner (Ryan Thomas Johnson), dessen Onkel dort arbeitet. Jesse und ein Kumpel dringen ganz easy ins Dynamitlager vor (sicher doch) und werden dabei erwischt, doch viel Zeit für Schelte ist nicht, denn irgendwas ermordet die Belegschaft. Sehen kann man die Biester nicht, was aber nur bedingt ein Schachzug á la „Alien“ oder „Der weiße Hai“ ist, sondern vor allem der Budgetschonung geschuldet sein dürfte.

Nachdem man wochenlang keine Nachrichten von der Mine erhält, schickt das Militär eine Eingreiftruppe los. Neben dem harten Frontschwein Ben Kahane (Don Stroud), nur Original mit Augenklappe, gehören der Truppe unter anderem der direkt als potentieller Hero erkennbare Jack Reed (John Savage) und der Regierungsaufseher Tom McQuade (Cliff De Young) an – letzterer direkt als Burke-Verschnitt in „Aliens“-Analogie identifizierbar. Am Ziel der Reise finden sie nur Zerstörung und Blutflecken vor – und Jesse, der als Newt-Äquivalent wochenlang allein überlebt hat, aber erst einmal katatonisch ist, weswegen er sie nicht direkt vor den freilaufenden Dinos warnen kann.

Von denen kriegt die Truppe noch früh genug Wind, doch in einer fast eins zu eins einstellungsgenau aus „Aliens“ kopierten Sequenz hat sich ein Velociraptor in den Hubschrauber geschlichen, killt die Pilotin und lässt das Fluggerät abstürzen. Nun muss man auf eigene Faust mit den Viechern fertig werden…

httpv://www.youtube.com/watch?v=hg4IMbfwIBc

Durch den Film hindurch gehen das „Aliens“-Beklauen weiter: Anstelle einer Alienkönigin taucht später ein T-Rex auf, das Selbstopfer via Granate wurde durch ein Selbstopfer via Dynamit ersetzt, nachdem man Jesse in einer frühen Szene für sein Geschick mit dem Gabelstapler gelobt wurde, muss er natürlich im Finale mit einem Baufahrzeug gegen den Saurier antreten usw. Um diese Analogien zu konstruieren ist keine Drehbuchvolte zu blöd: In dem Minenkomplex lagern sowohl die Dinos (Überreste der Forschung aus Teil eins) als auch jede Menge Nuklearmaterial (eine unschlagbare Kombo), das irgendwann aufgrund der Dinoaktivitäten zu explodieren droht (ähh, ja, okay), weshalb es am Ende einen ähnlichen Wettlauf gegen die Zeit und die drohende Explosion des ganzen Komplexes wie in „Aliens“ gibt.

Die Akteure bekleckern sich wie ihre Vorgänger aus „Carnosaurus“ nicht gerade mit Ruhm, sind als Militärfritzen von der Stange aber immerhin nicht ganz so überfordert wie die Belegschaft des Erstlings. Grimmig zu gucken ohne peinlich zu wirken kriegen John Savage („Codename Viper“) und Don Stroud („Zwei unter Volldampf“) hin, Arabella Holzbog („Hologram Man“) als weiblicher Bad Ass im Team ist sogar ganz gut, während Rick Dean („Kick & Fury“) als Militärproll und Ryan Thomas Johnson („The Bomber Boys“) als Wunderkind, das beim Überlebenskampf auch mal eben das Hacken von Militärcomputern gelernt hat, ziemlich nerven. Cliff De Young war auch in Loius Morneaus Regiedebüt „Crackdown – Tödlicher Auftrag“ mit von der Partie, schlägt sich aber bestenfalls semi-überzeugend, was aber auch am Script liegt: Das lässt ihn erst die Aktionen der Soldaten sabotieren, nur um ihm in Sekundenschnelle einen Sinneswandel zu verpassen und ihn gemeinsam mit der Truppe die Dinos bekämpfen zu lassen.

Von den Biestern gibt es weniger zu sehen als in „Carnosaurus“, was angesichts der dürftigen Effekte des Erstlings keine ganz so schlechte Entscheidung gewesen sein dürfte. Die Special Effects des Films sind dieses Mal von David Barrett, der bereits neben John Carl Buechler an den Tricks von Teil eins mitarbeitete, und sie sehen sogar etwas besser aus. In erster Linie deshalb, weil die Dinos hier nicht von einer Szene zur anderen die Größe wechseln. Ansonsten schauen die FX immer noch Gummibomber deluxe aus, selbst wenn von den Raptoren oft (budgetsparend) nur ein Kopf oder eine Klaue zu sehen ist. Den Gorepegel und Bodycount hat man dagegen etwas runtergeregelt – der Tod im und am Fahrstuhl und ein verknurpster Retter im Finale bieten die einzigen zwei kleinen Splattermomente des Films. Sonderlich spannend, aufregend oder actionreich ist aber keine der Dinobegegnungen, wobei am ehesten das Finale T-Rex vs. Baumaschine etwas hermacht, wenngleich man das ja in ähnlicher Form schon aus dem Vorgänger kennt.

Ansonsten hat sich Louis Morneau, der mit Werken wie „Soldier Boyz“ oder „Retroactive“ ein Händchen für knallig-launige B-Stoffe bewies, nicht gerade mit Ruhm bekleckert: Aus den eh schon dürftig zurechtgemachten und immer gleichen Locations holt er inszenatorisch nichts heraus, Szenen wie die Hubschrauberexplosion sind sehr einfach als Modelltrick zu erkennen. Und dann ist der Film zum großen Teil mit uninteressantem Gesabbel mit Dialogzeilen aus der Hölle gefüllt, wobei das auch am Script liegt. Das hat eh nicht viel auf dem Kasten und schmeißt die Logik fröhlich über Bord: Da taucht ein riesiger Raptor urplötzlich und zuvor unbemerkt in mit drei Personen besetzten Einsatzzentrale auf, da ändern die menschlichen Figuren andauernd und komplett unmotiviert ihr Verhalten, da sind die Raptoren immer so aggressiv oder defensiv wie das Drehbuch sie gerade braucht usw.

In einem Punkt mag sich „Carnosaurus 2“ im Vergleich zum Erstling vielleicht tatsächlich verhalten wie „Aliens“ zu „Alien“: Er ist eine Spur besser. Doch wo dort auf ein Meisterwerk ein noch größeres Meisterwerk folgte, da folgt hier auf kaum erträglichen Vollschrott geringfügig weniger beschissener Vollschrott. Minimale Verbesserungen bei Tricks und Schauwerten, eine nicht mehr ganz so debile Handlung und der Verzicht auf Geschmacklosigkeiten wie Ei-Geburten sind zu verzeichnen. Dafür ist auch „Carnosaurus 2“ stinklangweilig und bärig schlecht geschrieben, ein totales Rip-Off von „Aliens“ noch dazu und weniger blutig als der Erstling.

Im Gegensatz zum Vorgänger war „Carnosaurus 2“ hierzulande bereits auf Video ab 18 Jahren freigegeben. Diese Fassung ist auch auf den Special Uncut DVDs von Carol Media/Best Entertainment und Marketing gelandet. Erstere bietet den Film lediglich auf Deutsch, mit einer Roger-Corman-Kurzbiographie und ein paar Trailern als Bonus, letztere mit deutscher Sprache und Originalton (mit deutschen Zwangsuntertiteln) sowie Trailern, einer Sildeshow und Darsteller-Biographien als Bonus. Zusätzlich wurden um die wenigen blutigen Szenen bereitete FSK-16-DVDs hergestellt – nach einer Neuprüfung der FSK ist diese Fassung sogar ab 12 Jahren freigegeben worden.

© Nils Bothmann (McClane)

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Categorised in: Creature Feature, Reviews

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