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A Nightmare on Elm Street

Originaltitel: A Nightmare on Elm Street__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2010__Regie: Samuel Bayer__Produktion: Michael Bay u.a.__Darsteller: Jackie Earle Haley, Kyle Gallner, Rooney Mara, Katie Cassidy, Thomas Dekker, Kellan Lutz, Clancy Brown, Connie Britton, Lia D. Mortensen, Julianna Damm, Christian Stolte, Katie Schooping Knight, Hailey Schooping Knight, Leah Uteg u.a.
A Nightmare on Elm Street

Im von Michael Bay produzierten Remake “A Nightmare on Elm Street” gibt “Watchmen”-Rorschach Jackie Earley Haley den Freddy

Michael, Jason und Leatherface waren als maskierte Meuchelmörderikonen schon dran, auf der Suche nach Stoffen hatte man schon Klamotten aus der zweiten Reihe wie „The Crazies“ und „Amityville Horror“ recycelt – es grenzt fast schon an ein Wunder, dass man erst nach Jahren des Remakens 2010 eine neue Variante von „A Nightmare on Elm Street“ auf die Leinwand brachte.

Hinter dem Remake des Craven-Klassikers stehen Produzent Michael Bay und seine Firma Platinum Dunes („Horsemen“, „A Quiet Place“), die Inszenierung überließ man Musikvideoregisseur Samuel Bayer und fürs Drehbuch zeichneten Wesley Strick („The Loft“) und Eric Heisserer („Arrival“) verantwortlich. Letztere schauten sich einen Trick aus einem weiteren Craven-Klassiker, nämlich „Scream“, ab. So geht in der Eingangssequenz gleich die bekannteste Nase drauf, in diesem Falle Kellan Lutz, dank der „Twilight“-Filme damals noch am ehesten populär. Er gehört zu jener Gruppe Elm-Street-Kids, die des Nächtens von Freddy Krüger (Jackie Earle Haley) träumen und wird dessen erstes Opfer, als er im Diner einpennt, in dem auch Nancy Holbrook (Rooney Mara) arbeitet. Allerdings ist der Überraschungsfaktor 14 Jahre nach „Scream“ nicht mehr ganz so groß, zumal alles am Gebaren des von Lutz dargestellten Dean Russell nach Auftaktopfer schreit, was er dann auch wird.

Im Diner und auf Deans Beerdigung hängen gleich alle weiteren wichtigen Figuren rum: Neben dem offensichtlichen Final Girl Nancy sind das Deans Freundin Kris Fowles (Katie Cassidy), Kris‘ Ex-Freund Jesse Braun (Thomas Dekker) und der in sich gekehrte Loner Quentin Smith (Kyle Gallner). Sie alle kennen sich aus Kindertagen, wurden in der Elm Street groß und träumen schlecht von Freddy, dem Mann mit dem verschröggelten Gesicht, der ihnen im Traum bevorzugt in einem Heizungskeller auflauert. Ergo eine fast identische Clique wie im Original, nur eben ergänzt um Vornewegopfer Dean, zu dem man aber in seinen wenigen Filmminuten eh keine Bindung aufbaute.

Bald merken die Jugendlichen, dass jede Verletzung durch Freddy im Traum auch in der Realität stattfindet und der Traumdämon sie so töten kann. Sie machen sich also auf die Suche nach Freddys Ursprüngen und stoßen dabei auf Geheimnisse aus der Vergangenheit…

httpv://www.youtube.com/watch?v=mSXdqO8_AIc

Jedes Remake steht am Scheideweg zwischen Originaltreue und neuen Ansätzen, wobei jede zu viel von ersterem ein Remake schnell redundant erscheinen lässt, zu viel von letzterem immer die Frage „Warum dann überhaupt ein Remake und kein eigener Film?“ aufkommen lässt. Der 2003er „Texas Chainsaw Massacre“ machte aus Terrorkino einen düsteren Teenslasher, der 2007er „Halloween“ war ein unausgegorener Mix aus Rob-Zombie-Einflüssen und Nacherzählung des Originals, der 2009er „Freitag, der 13te“ ein ultradummer Schlitzerfilm, der Motive aus diversen Vorgänger munter vermischte. „A Nightmare on Elm Street“, anno 2010, entscheidet sich für die vielleicht am wenigsten eigenständige Interpretation des Ursprungsmaterials, bietet nicht nur fast identische, leicht geupdatete Figuren, sondern ist auch in Bodycount, Opferzahl und Todesreihenfolge dem Craven-Original sehr ähnlich. Der signifikanteste und (allem Fan-Gemecker zum Trotz) interessanteste Aspekt ist sicher die Umdeutung von Freddys Untaten: Der Kindermörder von einst wurde zum vermuteten Kinderschänder von heute. Damit greift „A Nightmare on Elm Street“ nicht nur aktuelle Debatten auf, sondern verpasst dem Schuld-und-Sühne-Diskurs des Craven-Films eine weitere Ebene: Bis kurz vor Schluss bleibt ungeklärt, ob Freddy die Kinder tatsächlich belästigte, ob er Opfer einer falschen Anschuldigung wurde, was die Thematisierung von Selbstjustiz durch die Elterngeneration noch einmal eine Schraube weiterdreht. Allerdings kann man angesichts der allgemeinen Mutlosigkeit des Films die Auflösung der Frage schon erahnen.

Ansonsten sind die Unterschiede zum Original in erster Linie optischer Natur: Schaute Craven noch hinter die Kulissen einer lebensnahen Vorstadtwelt, da wirken selbst die in der Realität spielenden Passagen von „A Nightmare on Elm Street“ seltsam entvölkert und leblos. Im Gegensatz zu einem Werk wie „It Follows“ erscheint dies hier aber nicht als verfremdender Kunstgriff, sondern als allgemeine aseptische Ästhetik, eine Übernahme von Videoclip-Optik der schlechteren Art (wie es viel besser geht, das bewies Produzent Michael Bay bei seinen Regiearbeiten). Aber Samuel Bayer versucht sich eh nur als biederer Erfüllungsgehilfe eines Drehbuchs, welches den alten Film mit leichter Akzentverschiebung noch einmal erzählt und die Figuren aber deutlich entrückter, deutlich weniger sympathischer als ihre Pendants aus „A Nightmare on Elm Street“ von 1984 gestaltet.

Was dabei vollkommen verloren geht, ist die nachhaltige Angst, gerade vorm Schlafengehen nach dem Film, die Craven zu erzeugen wusste. Bayers „A Nightmare on Elm Street“ ist Handwerkerhorror, aber als solcher tatsächlich gar nicht mal so schlecht. Die Traumszenarien sehen stimmig aus, die Freddy-Maske ebenfalls, und in den Jagd- und Mordszenen durch die Traumwelt steckt durchaus ansehnliche Arbeit. Gemordet wird nicht viel, aber einigermaßen blutig, wenn auch oft mit nur okayen CGI-Tricks. Manche Passage wird eins zu eins aus dem Original übernommen, sei es das Verfolgen der toten Freundin in der Schule oder die Badewannenszene, aber Bayer verzichtet immerhin auf gröbere Schnitzer in der Inszenierung, was man von Nispels Freitag-Film beispielsweise nicht sagen kann.

Mit Rooney Mara („Carol“) hatte „A Nightmare on Elm Street“ dann sogar einen Star von morgen in der Hauptrolle, wobei man davon nicht viel merkt: Mara wirkt oft so apathisch und aseptisch wie der visuelle Stil des Films, kann erst in der Schlussphase mehr von ihrem Können zeigen, aber dann ist etwas spät dafür. Kyle Gallner spielt seine Rolle als verdruckstes Emo-Milchbrötchen, die er schon in „Veronica Mars“ und „Jennifer’s Body“ kultivierte, hier in der wohl sozialverträglichsten Variante, während Thomas Dekker („Fear Clinic“) und Katie Cassidy („The Scribbler“) vollends blass bleiben. Für echte Akzente sorgt dann dagegen die Erwachsenengeneration, vertreten durch Clancy Brown („Hail, Casear!“) als Quentins Vater und Connie Britton („American Ultra“) als Nancys Mutter, die markant aufspielen. Und dann ist da natürlich Freddy himself, Jackie Earle Haley, damals gerade durch „Watchmen“ in aller Munde und daher Topkandidat für die Rolle. An Robert Englund reicht er nicht heran, versucht sich aber immerhin an einer eigenen, weniger komödiantischen Version des Traumschlitzers und kann allein durchaus bestehen – der großen Schatten seines Vorgängers, den wird er aber nicht los.

„A Nightmare on Elm Street“ ist kein großes Ärgernis wie etwa das Remake von „Freitag, der 13te“, aber es ist auch vollkommen uninspirierter Handwerkerhorror der Fressen-und-Vergessen-Klasse. Hier gibt es wenig zum Aufregen, aber auch nichts, das längerfristig haften bleibt. Solide runtergekurbelt, mit guten Nebendarstellern, aber ohne mehr als einen Funken Eigenständigkeit und vor allem ohne Nachhall, auch wenn man Bayers Film immerhin ganz zackig reinläuft.

Knappe:

„A Nightmare on Elm Street“ wurde hierzulande – wie auch schon die Originale – von Warner auf DVD und Blu-Ray herausgebracht. Auf der DVD gibt es ein Making Of als Bonusmaterial, auf der Blu-Ray zusätzlich Fokuspunkt-Featurettes, entfallene Szenen und ein alternatives Ende.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Warner__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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