Originaltitel: The Player__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1992__Regie: Robert Altman__Darsteller: Tim Robbins, Greta Scacchi, Fred Ward, Whoopi Goldberg, Peter Gallagher, Brion James, Cynthia Stevenson, Vincent D’Onofrio, Dean Stockwell, Richard E. Grant, Sydney Pollack, Lyle Lovett, Jeremy Piven, Gina Gershon, Bruce Willis, Julia Roberts, Burt Reynolds, John Cusack, Anjelica Huston, Gary Busey, Scott Glenn, Jeff Goldblum u.a. |
Die 1980er waren nicht gut zu Robert Altman („Der Tod kennt keine Wiederkehr“), da die meisten seiner Filme bei Kritik und/oder Publikum durchfielen, allen voran der große Flop „Popeye“. Doch mit der Hollywoodsatire „The Player“ gewann Altman 1992 die Herzen der Kritiker, brachte Gewinn in die Kassen und erhielt mehrere Awards für diesen Film.
„The Player“ basiert auf einem Roman des Schriftstellers und Drehbuchautors Michael Tolkin („Deep Impact“), der auch gleich das Script für die Adaption besorgte und selbst eine kleine Rolle übernahm. Nachdem eine (anfangs nicht erklärte) Filmklappe „The Player“ startet, steigt Altmans Werk auch direkt in den Alltag des Hollywoodproduzenten Griffin Mill (Tim Robbins) und seiner Mitarbeiter ein, die in einem angesagten Studio an neuen Hits werkeln. Während Autoren ihre Ideen gegenüber Big Shots wie Mill pitchen, führen Mitarbeiter Gäste durchs Studio und Sicherheitschef Walter Stuckel (Fred Ward) diskutiert mit einem Kollegen schnittlose Sequenzen und Filme, etwa „Cocktail für eine Leiche“ oder den Auftakt von „Im Zeichen des Bösen“. In einem Metagag ist der Einstieg selbst als schnittlose, rund 8 Minuten lange Sequenz inszeniert.
Mill ist fast ganz oben, doch er hat zwei Probleme. Zum einen schickt ihm jemand Drohungen auf Postkarten – augenscheinlich ein Drehbuchautor, dessen Idee er abgelehnt hat oder den er nie zurückrief. Zum anderen will das Studio gerüchteweise mit Larry Levy (Peter Gallagher), einen anderen Produzenten, anwerben, was natürlich Konkurrenz im eigenen Hause für Griffin bedeuten würde. Und es gilt: Gerüchte sind grundsätzlich als noch nicht spruchreife Wahrheit anzusehen und es gilt darauf zu reagieren. Doch Griffin findet eine Lösung: Er jubelt Larry ein vermeintlich tolles Projekt unter, das er aber als sicheren Flop ansieht. Ein Todeszellendrama, das ohne Stars und ohne Happy End auskommen soll, sich also von der sonstigen Kommerzware des Studios unterscheidet.
Als potentiellen Autor der Drohpost macht er David Kahane (Vincent D’Onofrio) aus, versucht diesen bei einem Treffen erst um den Finger zu wickeln, tötet ihn dann aber bei einem Streit in einem Hinterhof. Als Mordverdächtiger rückt er bald ins Visier der Polizei, außerdem verguckt er sich in June Gudmundsdottir (Greta Scacchi), die Freundin des Verstorbenen, und zu allem Überfluss war Kahane gar nicht der Kartenschreiber…
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Als Filmemacher, der stets möglichst unabhängig blieb, konnte sich Altman einen Außenblick auf Hollywood leisten, der böse sein durfte. Die Stars kamen trotzdem in Scharen, spielen sich in unzähligen Cameos selbst und durften diese meist improvisieren – Burt Reynolds („Raven“), John Cusack („Arsenal“), Angelica Huston („John Wick 3“) und unzählige andere spielen sich selbst, Bruce Willis („Air Strike“) und Julia Roberts („Fletchers Visionen“) als die vielleicht größten Stars zum Drehzeitpunkt wird ein inhaltlich wichtiger Gastauftritt gegönnt und das nimmt noch nicht einmal die zahllosen entfallenen Gastauftritte, unter anderem von Patrick Swayze („Die rote Flut“), Jeff Daniels („Pleasantville“) und Franco Nero („Stirb langsam 2“), in den Blick, die man bei den entfallenen Szenen auf der DVD findet. Und doch muss man nach „The Player“ sagen: Vielleicht fielen den Stars die Auftritte nicht nur wegen Altmans Ruf so leicht, sondern vielleicht auch deshalb, weil der Film über weitere Strecken weitaus weniger böse als sein Ruf ist.
Denn tatsächlich buchstabiert „The Player“ dann doch das aus, was eigentlich jedem klar ist, der sich ansatzweise mit Hollywood beschäftigt: Es geht beim Filmemachen um den Gewinn, entweder in finanzieller Form oder durch gute Reputation in Form von Awards. Deshalb werden Projekte nicht nach dem künstlerischen Standpunkt beurteilt, wobei „The Player“ vor allem das Pitchen von High-Concept-Filmen aufs Korn nimmt: Diese müssen in weniger als 25 Wörtern in unter 20 Sekunden vorgestellt werden, werden oft als „Film A trifft Film B“ beschrieben und findige Produzenten wie Griffin können schon beim Pitchen alle Twists vorausahnen. Weitere Eigenheiten des Hollywood der frühen 1990er kommen zur Sprache: Der Erfolg actionreicher Polizeifilme, die Bieterwettstreite mit den Rekordsummen um die Spec Scripts von Drehbuchautoren wie Shane Black und Joe Eszterhas, die steigenden Budgets, der abnehmende Output der Studios. Auch manche Anekdote fließt ein, etwa dass das Ende von „Eine verhängnisvolle Affäre“ aufgrund der Reaktion des Testpublikums geändert wurde.
Das ist alles ganz nett, doch Satire lebt ja eigentlich von der Überzeichnung und „The Player“ überzeichnet in vielen Punkten eben nicht. Wenn Larry vorschlägt, dass man zur Einsparung hoch- bzw. überbezahlter Drehbuchautoren lieber wahllose Storys aus der Zeitung verfilmen sollte, dann blitzt kurz ein Moment der Überzeichnung auf, ehe Joel Levinson (Brion James), der Chef der Stoffentwicklung, dies verwirft, anstatt dass der Film diesen Gedanken weiterdenkt. Immerhin: „The Player“ stellt sein Personal als einen Haufen moralisch verkommener Opportunisten dar, der Arthouse- und Autorenfilmklassiker wie „Fahrraddiebe“ zwar kennt, aber selbst doch nur Konsensware produziert, dessen Bekenntnisse zur Filmkunst hohle Phrasen sind und der nach dem Radfahrer-Prinzip nach oben buckelt und nach unten tritt. Kaum sinkt Griffins Stern und Larrys steigt, so schleimt sich Assistentin Witney Gersh (Gina Gershon) schon an den neuen Durchstarter heran. Selbst Kahane, das Mordopfer, ist nicht sonderlich sympathisch: Ein unfreundlicher, selbstherrlicher und aggressiver Jammerlappen, der bei allem Kunstbekenntnis „Fahrraddiebe“ nur im Halbschlaf schaut.
Doch trotz all dieser Ansätze läuft „The Player“ nach dem brillanten Anfang erst auf der Schlussgerade wieder zu Höchstform auf: Mill, der Unsympath ohne Skrupel oder Empathie, gewinnt tatsächlich an allen Fronten, der Rest der Belegschaft ordnet sich unter oder verkauft seine Ideale und die einzige integre Figur des Films muss büßen. In einem weiteren (Meta-)Twist entpuppt sich „The Player“ dann gewissermaßen als Entstehungsgeschichte von „The Player“. Ein durchaus beliebter Kniff in Filmen übers Filmemachen (siehe „Achteinhalb“), von denen „The Player“ einige zitiert, etwa „Sunset Boulevard“, mit dem er sich das Motiv des toten, im Wasser liegenden Drehbuchautoren teilt – bei Billy Wilder war es ein Swimming Pool, bei Robert Altman ist es eine Pfütze.
Doch dazwischen scheint der Film mit seinen ganzen, oft auch nur um des Effektes willen eingebauten Cameos zu sehr vom eigentlichen Thema abzukommen, wenn er Meetings schildert und der Krimiplot mehr so nebenbei dahinplätschert. Griffin kommt dann weder durch pures Glück noch durch brillantes Taktieren durch, sondern mit einer Mischung von beiden, was zur Schwäche des Films gerät: Hätte er nur Glück, wäre das zutiefst ironisch, wäre er ein Mastermind, so wäre er wahrhaft schurkisch. So ist er ein Teflon-Typ, an dem alles abperlt, der zwar auf wahrhaft eiskalte und hinterfotzige Weise seine Freundin abserviert, Kahane gegenüber aber nahezu unterwürfig wirkt, als er in diesem den Drohbriefbeschreiber vermutet. Regelrecht enervierend sind alle Szenen mit June: Von Kahane nur als Eiskönigin bezeichnet verhält sie sich unnahbar und handelt oft kaum nachvollziehbar, was vielleicht ein Stemmen gegen die Konventionen sein soll, aber kein erzählerisches oder inszenatorisches Konzept erkennen lässt. In einem Interview erklärt Altman, dass er June so inszeniert habe, dass sie vielleicht nur ein Hirngespinst, Griffins Vorstellung einer Traumfrau, darstellt, doch diese Interpretation reißt wiederum dicke Lücken in den Plot.
Dafür ist das Cast famos und das bezieht sich nicht nur auf die geballte Starpower. Tim Robbins („Green Lantern“) ist durchaus stark als arschiger Karrierist, dem man in erster Linie folgt und in gewisser Weise die Daumen drückt, weil er a) der Protagonist ist und b) sonstige Sympathieträger dünn gesät sind. Mit Brion James („Blade Runner“), Fred Ward („Remo – Unbewaffnet und gefährlich“) und Peter Gallagher („Haunted Hill“) spielen drei Darsteller aus Hollywoods zweiter Reihe in dankbaren Rollen groß auf, während Gina Gershon („Best of the Best 3 – No Turning Back“) und Jeremy Piven („Sin City 2“) ihr Talent als kleine Lichter im Studiosystem des Films zeigen. Whoopi Goldberg („Jumpin‘ Jack Flash“) und Lyle Lovett („Fear and Loathing in Las Vegas“) als mehr oder weniger schräge Polizisten brillieren ebenfalls, während Richard E. Grant („Killer’s Bodyguard“) und Vincent D’Onofrio („Death Wish“) als Drehbuchautoren weitere Akzente setzen. Nur Greta Scacchi („Tod im Spiegel“) fällt merklich ab, was aber auch an ihrer distanzierten, unwirklichen Rolle liegen mag, die immer wie ein Fremdkörper im Film wirkt.
„The Player“ ist ohne Frage ein versiert inszenierter, famos besetzter und fast durchweg toll gespielter Film, der die Atmosphäre Hollywoods zum Drehzeitpunkt treffend wiedergibt und Eigenheiten sowie Missstände des Studio-Filmemachens durchaus pointiert auf den Punkt bringt. Aber er zeigt dann doch in erster Linie das, was Zuschauer eh schon wissen oder vermuten, bleibt in Sachen Bösartigkeit oder satirischer Überzeichnung immer etwas hinter den Möglichkeiten zurück, während die andauernden, oft ausschweifenden Star-Cameos etwas Selbstzweckhaftes haben. Brillanter Anfang, brillantes Ende, dazwischen aber nicht ganz so gut wie sein Ruf.
Starke:
KSM Klassiker hat „The Player“ hierzulande auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht, freigegeben ab 12 Jahren. Das informative Bonusmaterial umfasst einen Audiokommentar von Robert Altman und Michael Tolkin, ein Interview mit dem Regisseur, entfallene Szenen (die teilweise schon im Interview enthalten sind), eine Bildergalerie und Trailer.
© Nils Bothmann (McClane)
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