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Beretta’s Island

Originaltitel: Beretta’s Island__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1993__Regie: Michael Preece__Darsteller: Franco Columbu, Ken Kercheval, Elizabeth Kaitan, Van Quattro, Arnold Schwarzenegger, Jo Champa, Leslie Ming, Audrey Brunner, Tammara Souza, Dimitri Logothetis u.a.
Beretta's Island

In “Beretta’s Island” hat Arnold Schwarzenegger nur einen Cameo, der Film dreht sich um seinen Kumpel Franco Columbu

Franco Columbu ist nicht nur Bodybuilder, sondern auch einer der besten Freunde von Arnold Schwarzenegger, der ihm die eine oder andere Kleinrolle in einem seiner Filme gab. Vor allem half Arnie aber dabei Columbus Versuch einer Actionkarriere anzuschieben, den Low-Budget-Trash-Actioner „Beretta’s Island“.

Dazu gehört auch ein Gastauftritt zu Beginn des Films, der keine fünf Minuten dauert, aber dazu führte, dass Arnold Schwarzenegger auf einigen Covern als eine Art zweiter Hauptdarsteller geführt wird. Arnie und Franco ‘Beretta‘ Armando (Franco Columbu) trainieren jedenfalls zusammen (was in Anlehnung an den Bodybuildung-Dokumentarfilm als „Pumping Iron“ umschrieben wird, in dem sowohl Schwarzenegger als auch Columbu zu sehen waren), wobei sie natürlich die Special Olympics diskutieren, ein Herzensprojekt Schwarzeneggers, während sie die Wiederholungen beim Hantelstemmen in ihrer Landessprache zählen und noch dazu klar wird, dass sich Columbu, der auch Co-Produzent und Co-Autor von „Beretta’s Island“ ist, sich diesen Film auf den sonnengebräunten Leib schreiben ließ: Beretta heißt nicht nur mit Vornamen wie er, er trägt auch diverse Züge Columbus. Er ist Boxer, fährt gern Motorrad (sowie auch Schwarzenegger und Kumpel Ralf Möller) und baut seinen eigenen Wein an, streng nach dem Rezept aus seiner Heimat Sardinien.

Genau die rückt in den Mittelpunkt, als sich Berettas Ex-Arbeitgeber Interpol meldet. Beretta soll den Gangster Johnny Carrera (Van Quattro) dingfest machen, der ebenfalls aus Sardinien kommt, sich jetzt aber wie Beretta in Los Angeles herumtreibt. Als kriminalistisches Mastermind hat Beretta einen raffinierten Masterplan: Er geht einfach in die Bar, wo Johnny sich herumtreibt, und fängt eine Prügelei mit dessen Leuten an, wird aber von zwei Polizistinnen festgenommen, die dort sind, um Johnny zu observieren und so direkt ihre Tarnung auffliegen lassen. Auf dem Revier wird Berettas Interpolzugehörigkeit geklärt, woraufhin er jetzt gemeinsam mit Linda (Elizabeth Kaitan) und deren gesichtsbarackiger Kollegin ermittelt.

Johnny ist inzwischen in Las Vegas, wo Beretta diesen mit einem todsicheren Plan festnehmen will: Er rast in den Nachtclub hinein, wo Johnny sich aufhält, die Polizistinnen sichern die Ausgänge. Das klappt natürlich so gut wie erwartet: Beretta wird an- und die Gesichtsbaracke erschossen, weshalb Linda jetzt einen Grund für Rache hat und gemeinsam mit Beretta nach Sardinien fliegt, wohin Johnny nach der Aktion geflohen ist…

httpv://www.youtube.com/watch?v=7ub4nAWJVuE

„Beretta’s Island“ ist einer jener unbeholfenen Möchtegern-Actionfilme, die von Leuten gedreht wurden, die ohne Budget, Drehbuchkenntnisse oder handwerkliches Können zu Genrestars aufsteigen wollten, vergleichbar mit „Du sollst nicht töten, außer…“ oder dem deutschen Trash-Spektakel „Macho Man“. Und man merkt es ihm zu jeder Sekunde an. Columbu und die Fernsehshowmoderatorin und -produzentin Donna Jeffries haben für ihr Script einfach jedes Actionklischee aus bekannten Vorlagen recycelt und ohne Sinn für Storytelling zusammengeklebt, selbst die Sprüche sind manchmal aus besseren Filmen abgepaust: So muss Berettas väterlicher Freund Barone (Ken Kercheval) natürlich anmerken, dass er „too old for this“ sei und wenn Johnny brüllt: „I want him dead, I want his whole family dead“, dann kommt einen auch das bekannt vor. Allerdings ist das besser als die originären Oneliner des Films: Die wirken so, als wären sie wegen zu großer Doofheit aus den Scripts von Schwarzenegger-Filmen herausgestrichen worden und hätten hier eine ungute Zweitverwendung gefunden.

Hinzu kommt, dass Franco Columbu („Running Man“) trotz aller Muckis kein zweiter Schwarzenegger ist: Der sichtlich kleiner gewachsener Muskelberg zieht zwar zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit sein Hemd aus, hat aber das Schauspieltalent einer leeren Flasche Olivenöl und noch weniger Ausstrahlung. Van Quattro („3:15 – Die Stunde der Cobras“) overactet sich einen Wolf als Gangsterklischee aus zwei Beinen, ebenso wie Leslie Ming („Tödliche Weite“) als dessen Geschäftspartner, den man als eine Art verhunzten Insidergag den Rollennamen Sly gab. Für die weibliche Hauptrolle holte sich Columbu dann die B- und C-Film-Aktrice Elizabeth Kaitan ins Boot, die auch schon beim Arnie-Vehikel „Twins“ eine Minirolle hatte. Die muss natürlich mit Beretta zusammenkommen, der sie zwar auf plumpeste Stelzbockart anmacht und beim gemeinsamen Fitnesstraining jedes Klischee vom schmierigen Grabbelitaliener bedient, aber irgendwann erliegt sie doch seinem nicht vorhandenen Charme. Mit Jo Champa („Deadly Revenge – Das Brooklyn-Massaker“) ist dann noch ein Model am Start, das Columbu auch irgendwann mal küssen darf, auch wenn ihre Rolle nichts zum Film beiträgt.

Wobei: Hier trägt eigentlich nichts zum Film bei. „Beretta’s Island“ ist eine Mischung aus Columbu-Egoshow und Touristikwerbespot für Sardinien, weshalb man im Laufe der etwas mehr als 90 Minuten einem Fußballspiel, einem Boxkampf, einem Gottesdienst und einem Volksfest beiwohnen darf. Für letzteres schmeißt Franco sich nicht nur in traditionelle Tracht, sondern gibt auch noch auf einer Bühne ein Ständchen zum Besten. Und beim Boxkampf steigt Franco natürlich auch in den Ring und vertrimmt einen fiesen, mit Drogen gepushten Boxer, nachdem dieser seinen Kontrahenten unfair niederprügelt. Damit macht er auch dem ultrabösen, angeblich globalen Kartell einen Strich durch die Rechnung, das bei aller Fieseligkeit aber immer noch Zeit für getürkte Sportwetten auf die lokalen Boxkämpfe oder Fußballspiele der Teenager-Mannschaften hat, den festgelegten Verlierern mit den Worten, dass man viel auf dieses Spiel gesetzt habe, droht und die festgelegten Gewinner mit Nasennaschereien aus der Hausproduktion beglückt, auch wenn die von Nebenwirkungen schon mal tot auf dem Platz umkippen. Wobei: Besagter Junge war schon vorher abhängig und klaute als Beschaffungskriminalität sogar alten Nonnen die Handtasche.

Solche Absonderlichkeiten feuert dieses Fest der Idiotie im Minutentakt ab, wenn sich Gesetzeshüter und Kriminelle auf Sardinien käbbeln. Konsequenterweise schicken weder Interpol noch US-Polizei Verstärkung, weshalb man den Schurken mit Freunden von Franco und alten Schießprügeln aus dem Geräteschuppen zu Leibe rückt. An der Taktik des unkontrollierten Frontalangriffs ändern die Helden auch nach mehreren Fehlschlägen nichts. Zu ihrem Glück sind die Schurken genauso dumm: Für Mordanschläge schicken sie einzelne Messerstecher, die erst rumprollen und sich dann von Franco überwältigen lassen, ehe sie dann ruckzuck alle Infos über das Kartell ausplaudern. Der Running Gag (wenn er überhaupt als solcher gemeint war), dass die Schurken Franco andauernd für tot halten, kommt vor allem daher, da nie einer sicher geht, ob er den Helden auch wirklich abgeballert hat. Fürs Versagen werden die schlechten Schützen dann immer von Johnny abgeknallt, was dieser sich trotz seiner überschaubaren Handlangerzahl anscheinend leisten kann. Das Highlight ist aber die Szene, in der sowohl die Schurken als auch seine Verbündeten Beretta für tot halten, nachdem drei Meter neben seinem Kopf eine Kugel einschlägt, er hinter einer Säule verschwindet und erst einmal nicht wieder hervorkommt.

Inszenatorisch ist „Beretta’s Island“ genauso dilettantisch wie darstellerisch und schreiberisch. Wenn Franco eine Knarre anfasst und abfeuert, dann sieht er oft so aus, als ob er gar nicht wisse wo die Kugeln aus dem Püster herauskommen, beim Rest sieht es kaum besser aus, etwa wenn Linda bei Schießübungen eine Haltung wie ein Schluck Wasser in der Kurve hat. So sind die paar Ballereien des Films megastatisch, die Verfolgungsjagden sind bei Tempo 30 auf der Landstraße gedreht und sehen auch so aus. Bei den Faustkämpfen hauen sich Held und Schurke unter weitestem Ausholen ins Gesicht, ohne dass der andere auch nur als Hochnehmen der Deckung denkt, und die Boxkämpfe sind so erbärmlich, unrealistisch und undynamisch dargestellt, dass man sich fragen muss, ob Columbu als Mann vom Fach und treibende Kraft es nicht hätte besser wissen müssen. Regisseur Michael Preece tat es jedenfalls nicht, wie man den von ihm ebenfalls verbrochenen Chuck-Norris-Gurken „Enter the Hitman“ und „The President’s Man“ später noch ablesen konnte.

Kurzum: „Beretta’s Island“ ist bärig schlechter Actiontrash, erzählerisch, darstellerisch und inszenatorisch eine Vollgurke vor dem Herrn, die jederzeit auch so aussieht, als habe Franco Columbu einfach mit ein paar Atzen aus seinem Fitnessstudio einen richtigen Actionfilm nachspielen zu wollen. Immerhin: Genau in dieser unfreiwilligen Komik und Nichtskönnerei liegt ein gewisses Unterhaltungspotential, gerade in geselliger Runde und bei alkoholischer Betankung. Den Trash-Spaßfaktor von Knallern wie „Die Barbaren“, „Laser Mission“ oder „Das Söldnerkommando“ erreicht „Beretta’s Island“ damit aber auch nicht.

Great Movies brachte den Film erst als „One Man Weapon – Keiner kann ihn stoppen“ auf DVD heraus, eine ansonsten identische DVD-Neuauflage von Edel Germany verwendet wieder den Titel „Beretta’s Island“, den er nicht nur im Original, sondern auch beim deutschen VHS-Release hatte. Beiden Covern ist als Faux Pas die große Ankündigung Schwarzeneggers mit einem „Terminator“-Bild sowie die Auflistung von Bill Paxton, Lance Henriksen und Paul Hogan als angeblichen Mitwirkenden gemein. In Sachen Bonus gibt es Trailer und eine Bildergallerie.

© Nils Bothmann (McClane)

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