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Malibu Express

Originaltitel: Malibu Express__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1985__Regie: Andy Sidaris__Darsteller: Darby Hinton, Sybil Danning, Art Metrano, Shelley Taylor Morgan, Brett Baxter Clark, Niki Dantine, Lori Sutton, Lorraine Michaels, Lynda Wiesmeier, Kimberly McArthur, Barbara Edwards u.a.
Malibu Express

Mit “Malibu Express” legte Andy Sidaris den Grundstein für seine “Bullets, Bombs and Babes”-Reihe

Bereits zuvor hatte Regisseur Andy Sidaris mit seiner Mischung aus billiger Action und Erotik in Filmen wie „Seven – Die Super-Profis“ reüssiert, aber erst das VHS-Zeitalter gab ihm den Raum zur Blüte, verbanden seine Produktionen doch gleich zwei Sparten, die sich in den schmuddeligen Ecken der Videotheken großer Beliebtheit erfreuten. Den Startschuss für seine mehr oder minder lose zusammengestoppelte Reihe dieser Art, oft mit den gleichen Darstellern und vor allem Darstellerinnen, bildete 1985 dann „Malibu Express“.

„Malibu Express“ bietet sich auch direkt als etwas schlüpfrigere Variante von damals aktuellen Action- und Krimiserien wie „Miami Vice“ und „Magnum“ an. Vor allem an letztere Serie erinnert Protagonist Cody Abilene (Darby Hinton), der mit seinem Sportwagen, seiner Hemdenwahl und seinem Schnauzer schon optisch die Billigvariante von Thomas Magnum sein könnte. Ein ähnlicher Ladies Man ist er auch. Wie in den genannten Serien werden die Fälle vor schicker Strandkulisse gelöst, weshalb Cody auf einer Yacht wohnt, der titelgebenden „Malibu Express“. Außerdem ist Cody noch Off-Erzähler in der Tradition von Krimis und Film Noirs.

Cody ist zwar eigentlich nur Sohn aus reichem Hause mit dem Privatdetektiv-Business als Beschäftigungstherapie, aber trotzdem beauftragt die Regierung ihn über ihre Agentin Contessa Luciana (Sybil Danning) mit der Wiederbeschaffung geklauter High-Tech-Innovationen. Dafür ermittelt Cody im Umfeld der reichen Familie Chamberlain, bei der einiges im Argen liegt…

httpv://www.youtube.com/watch?v=4be4fc6ACtM

„Malibu Express“ ist ein wildes Gemisch aus verschiedenen Storyfäden und Motiven, das sich auch fleißig durch die Popkultur zitiert bzw. räubert. So sind die Chamberlains mit zwei umtriebigen Töchtern, einem zwielichtigen Chauffeur und dem an den Rollstuhl gefesselten Familienoberhaupt Wiedergänger der Sternwood-Familie aus „The Big Sleep“, während ein Running Gag darin besteht, dass eine Hillbilly-Familie, die aus „The Dukes of Hazzard“ oder „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ stammen könnten, Cody immer wieder zu Wettrennen herausfordert. Des Weiteren bietet der Plot noch russische Spione, muskelbepackte Erpresser, helfende Cops und so gut wie jede andere Standardfigur und -situation des Kriminalfilms, ohne viel Sinn und Verstand in einen Film gedrückt. So geschehen hier schätzungsweise 27 Verbrechen gleichzeitig, allein der Chaffeur der Chamberlains erpresst so gut wie jedes Familienmitglied, und Cody wird natürlich in jeden einzelnen Fall verwickelt, wobei einige zusammenhängen, aber nach einer Weile blickt man eh nicht mehr durch. Am Ende jedenfalls sind fast alle Bösen tot oder bestraft, mit einer gewaltigen Ausnahme, aber besagte Person erscheint dann eher als gewitzt denn als wirklich fies. Soviel versteht man immerhin.

Aber mit Logik oder einer nachvollziehbaren Handlung hat es Sidaris‘ Trash-Actionkrimi, für den er auch gleich das Drehbuch verfasste, eh nicht am Hut. Der verworrene Plot, der trotzdem Raum für Fitnessstudiobesuche und Flirts mit den knackigen Mädels vom Nachbarboot lässt, ist eh nur eine Folie für Schauwerte der Billigsorte. Die bestehen dann zu einem aus Nacktheit, die von den Männlein und Weiblein meist schnell geboten wird, schnell vorbei ist und auch nicht allzu anstößig daherkommt, mit echter Erotik aber auch wenig im Sinn hat – auch die Bettszenen sind plumpe Schauwerte für ein plumpes Publikum. Auch die Action ist alles andere als filigran, liefert ein paar eher hüftsteife Schießereien, grobmotorische Prügeleien und ein paar Autojagden, einmal verfolgt sogar ein Hubschrauber ein Auto. All das ist nicht sonderlich gewitzt inszeniert, wird den Genrefan kaum aus den Socken hauen, macht die Zeit aber einigermaßen kurzweilig voll und ist auch nicht völlig daneben – Gebrauchsaction im (unteren) Durchschnittsbereich halt.

Was „Malibu Express“ dann über manchen Nachfolgefilm aus der Sidaris-Schmiede hebt, ist der selbstironische Tonfall des Ganzen, der nie einen Hehl daraus macht, was für ein absurder Tinnef die ganze Angelegenheit doch ist. Cody mag zwar den Fall lösen und allseits bewundert werden, ist aber eigentlich reichlich unfähig und seine mangelnden Schießkünste ein Running Gag des Films – oft müssen die Damen der Schöpfung ihn dann raushauen. Die Tatsache, dass sich jede, und zwar wirklich jede, adrette Frau dem Schnauzbartproll an den Hals wirft, wird nicht nur für Nackedeis ausgeschlachtet, sondern ironisch überzeichnet, und auch sonst ist der Mix behämmerter Ideen immerhin so abstrus, dass „Malibu Express“, all seiner Prolligkeit, seiner geistigen Beschränktheit und seinem gewissen Chauvinismus zum Trotz, doch ganz sympathisch ist.

Letzteres kann man auch auf Darby Hinton („Firecracker“) beziehen, der seinen Texas-Cowboy-Privatdetektiv mit dem richtigen Augenzwinkern verkörpert. Ein großer Schauspieler wird wohl nicht mehr aus ihm, aber er macht sich doch ganz gut. Das mag auch am Umfeld liegen, denn der mit Models und Playboy-Bunnies zugepflasterte Cast ist sowieso recht beschränkt und wird meist auf Äußerlichkeiten reduziert, was aber immerhin Frauen ebenso trifft wie (Muskel-)Männer. Mit Sybil Danning („Sador – Herrscher im Weltraum“) ist immerhin eine B-Veteranin dabei, die das Ganze auch darstellerisch etwas aufwertet, in ihrer weitestgehend egalen Rolle (wobei: gibt es in diesem Film außer Codys auch andere?) aber wenig Screentime hat.

Als Start von Andy Sidaris‘ „Bullets, Bombs and Babes“-Reihe ist „Malibu Express“ ein veritabler Miniklassiker des Schundfilms, aber von einem guten Film immer noch weit entfernt: Eine blödsinnige, völlig überfrachtete Handlung trifft auf darstellerische Ausfälle und unspektakuläre Action. Und doch: In seiner selbstironischen Schwachsinnigkeit und seiner Freude am Zitat ist „Malibu Express“ doch halbwegs amüsanter Trash-Blödsinn, dessen Witz späteren Sidaris-Werken dann verloren ging.

Knappe:

Eine deutsche Einzelveröffentlichung des Films gibt es nicht, weshalb hier das Cover der US-DVD von Malibu Bay Films zu sehen ist. In Deutschland gibt es den Film in der Andy-Sidaris-Sammelbox, die seine zehn Regiearbeiten der „Bullets, Bombs and Babes“-Reihe zusammenfasst. Die DVD ist ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben und liefert in Sachen Bonusmaterial Making Ofs, Trailer und Interviews.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Laser Paradise/Malibu Bay Films__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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