Originaltitel: Prospect__Herstellungsland: Kanada, USA__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Chris Caldwell, Zeek Earl__Darsteller: Sophie Thatcher, Pedro Pascal, Jay Duplass, Andre Royo, Sheila Vand, Anwan Glover, Trick Danneker, Luke Pitzrick, Doug Dawson, Arthur Deranleau u.a. |
Die beiden Filmemacher Christopher Caldwell und Zeek Earl sind beide große Fans der Science-Fiction-Klassiker „Blade Runner“, „Alien“ und „Star Wars“. An denen schätzen sie vor allem, dass diese komplett eigene, in sich konsistente Universen entwerfen. Was lag da für das Langfilmdebüt der beiden Sci-Fi-Fans näher, als ein Genrefilm? Sie dachten die Idee ihres Kurzfilmes „Prospect“ aus dem Jahr 2014 einfach etwas größer, kratzten jeden verfügbaren Cent zusammen und machten sich an die Umsetzung des „Remakes“. Dabei begann alles mit einer siebenmonatigen Vorbereitungszeit, die einzig und allein dafür gedacht war, eine glaubwürdige Welt für „Prospect“ zu entwickeln.
Teenagerin Cee ist mit ihrem Vater Damon in den Weiten des Alls unterwegs. Beide verdingen sich als „Ernter“ einer ganz besonderen Form von Perle. Diese Perlen haben in dem Universum der kleinen Familie einen ähnlichen Rausch ausgelöst wie einst das Gold in unseren Breiten. Ganz aktuell sind die beiden auf dem Weg zu einem Planeten, auf dem Söldner ein reiches Vorkommen der Perlen ausgemacht haben wollen.
Doch die Landung auf dem Planeten geht schief. Cee und ihr Vater kommen weit vom Kurs ab. Zudem wird ihr Raumschiff beschädigt. Als beide die Umgebung erkunden, tauchen auch noch Fremde auf. Die Situation eskaliert und Cee muss, will sie überleben, eine unheilige Allianz mit einem der Fremden eingehen.
Schaut in “Prospect” mit Pedro Pascal hinein
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Dass den Regisseuren in sich konsistente Welten wichtig sind, bekommt man bei „Prospect“ früh zu spüren. Beispielsweise anhand einer eigens für den Film entwickelten Schrift, der Ausrüstung der Charaktere und der eigentümlich anmutenden Waffen. Zudem lassen sich Caldwell und Earl, die auch das Drehbuch verfassten, viel Zeit, ihre Story zu entwickeln. In aller Ruhe fokussieren sie zunächst auf das Vater-Tochter-Gespann und entwickeln in deren Nebensätzen eine eigene Mythologie für ihr Filmuniversum. Zudem lassen sie früh durchblicken, dass es sich bei der Vater-Tochter-Kiste mehr um eine Zweckgemeinschaft, denn um eine wirklich familiäre Bindung handelt.
Dementsprechend verwundert die abgeklärte Reaktion der Hauptfigur Cee wenig, wenn sie von ihrem Vater getrennt wird. Sie weiß, dass es jetzt um ihre eigene Haut geht und da für größere emotionale Ausbrüche keinerlei Zeit bleibt. Die Vater-Tochter-Beziehung wird durch die deutlich glaubwürdigere Beziehung Cees zu dem geheimnisvollen Fremden Ezra ersetzt. Die funktioniert vor allem deshalb so gut, weil Ezra Cee immer als gleichwertig behandelt, sie ernst nimmt und ihr ihr Können nicht abspricht. Diese Gemeinschaft und die Interaktion der beiden Charaktere bilden dann auch bald das eigentliche Zentrum des Filmes, fernab von der Suche nach irgendwelchen Superperlen.
Gemeinsam erkunden sie einen ihnen fremden Planeten und versuchen alles, um selbigen irgendwann wieder verlassen zu können. Schade ist, dass „Prospect“ kaum echte Bedrohungen für die beiden lanciert. Ab und an plätschert er gar etwas zu ereignislos vor sich hin. Erst gegen Ende bauen Drehbuch und Regie nachhaltige Gegner auf, die aber letzten Endes aufgrund der Kürze der Zeit viel zu blass bleiben müssen und auch einige unbeantwortete Fragen mit sich bringen. Ein Hort der Spannung ist „Prospect“ daher nie. Dafür sitzt seine Atmosphäre auf den Punkt.
Und die saugt den Zuschauer förmlich in die Welt von „Prospect“ hinein. Der spielt, von einer kurzen Weltall-Episode abgesehen, in einem wie verwunschen scheinenden Wald. Wunderschön in Szene gesetzt mit warmen Farben, überstrahlenden Flächen und ständig in der Luft herumfliegenden Partikeln, die das Sonnenlicht reflektieren. Leider erfährt man nie, warum der Wald so lebensfeindlich ist, wie behauptet. Dafür macht die wunderschöne und sphärische Musik die Wanderschaften der Hauptfiguren durch die Waldlandschaften zu einem audiovisuellen Hochgenuss. In dem auch kontemplative Naturstudien Platz haben.
Getragen wird der Film von den beiden Hauptdarstellern Pedro Pascal („The Equalizer 2“) und Sophie Thatcher (TV’s „The Exorcist“). Pascal setzt dabei vorwiegend auf sein Charisma, was prächtig funktioniert. Zudem hat er eines starke Chemie mit der jungen Thatcher. Die ist die eigentliche Sensation des Filmes. Spielt wahnsinnig nuanciert und feingliedrig und weiß den Zuschauer von Sekunde eins an an ihrer Seite. Die restlichen Darsteller des Filmes agieren ordentlich, spielen in dem Zweipersonenstück aber keine wirkliche Rolle.
“Prospect” bietet atmosphärisch dichte Independent-Sci-Fi
Die Macher bezeichnen ihren Film selbst als Frontier-Survival-Sci-Fi. Und das trifft es eigentlich ganz gut. Wir haben da Charaktere, die eine ihnen fremde Umwelt entdecken und Wege finden müssen, in dieser Umwelt zu überleben. Ein urtypisches Sci-Fi-Motiv. Und dazu ein urtypisches Westernmotiv. Das Westerngenre scheint zudem in dem leicht abgewandelten Goldrausch-Thema und der grundlegenden Perlensuch-Story kräftig durch. Obendrein gibt es eine Menge Coming-of-Age-Motive. Immerhin sind wir dabei, wie aus der jungen Cee eine selbstbestimmte Frau wird. Es gibt also eine Menge zu entdecken in „Prospect“. Und dennoch hat man das Gefühl, das zupackende Momente fehlen.
Nicht umsonst fällt im Umfeld von „Prospect“ immer wieder auch der Mumblecore-Begriff. Was bedeutet, dass die meiste Handlung eben über Dialoge und weniger über Aktionen transportiert wird. Das klappt dank dem sympathischen Heldengespann, das von den Schauspielern sehr einnehmend gespielt wird, durchaus gut. Wunderbare Bild- und Klangwelten erschaffen zudem eine angenehm getragene, sehr eigene Atmosphäre. Und trotzdem: Ein wenig mehr Spannung hätte „Prospect“ nicht geschadet. Und auch handlungstechnisch hätte gerne mehr passieren dürfen. Da nimmt man den hektischeren Showdown sozusagen gerne mit, auch wenn der innerhalb des Gesamtkonstruktes plötzlich reichlich konventionell wirkt. Dennoch: Wer seine Science-Fiction-Kost auch mal ohne großen CGI-Bombast und epische Raumschlachten mag, für den könnte der mit wenig Geld realisierte „Prospect“ durchaus eine lohnenswerte, beinahe meditative Entdeckung sein.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 25. Juli 2019 bei Capelight Pictures. Der ab 12 freigegebene Sciene-Fiction-Film ist ungeschnitten und hat ein paar erhellende Featurettes zu seiner Entstehung an Bord.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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