Originaltitel: Spider-Man: Far from Home__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Jon Watts__Darsteller: Tom Holland, Angourie Rice, Zendaya, Jake Gyllenhaal, Samuel L. Jackson, Cobie Smulders, Jon Favreau, Marisa Tomei, Numan Acar, Martin Starr u.a. |
Rund um den Kinostart von „Avengers Endgame“ wurde bereits angekündigt, dass der Film nicht das eigentliche Finale der Marvel-Infinity-Saga darstellen würde. „Spider-Man: Far From Home“ sollte diese Ehre zukommen. Der schließt tatsächlich nahtlos an die Ereignisse der letzten Avengers-Großtat an und erklärt mittels des „Blip“ auf offensiv lustige Art und Weise, was nach „Endgame“ auf unserer Erde passierte. Nach den auch tragischen Ereignissen in „Avengers: Endgame“ ein unvermutet leichtfüßiger Auftakt. Und auch in der Folge wird sich der Film nur selten eventuellem Sentiment hingeben.
Wobei man sich sicher denken kann, dass Peter Parker vor allem am Verlust einer Person besonders zu knabbern hat. Zudem hat der Jugendliche für sich beschlossen, die Avengers-Aktivitäten an den Nagel zu hängen. Er möchte die nette Spinne von nebenan bleiben. Das Weltenretten sollen doch bitte andere übernehmen. Das gefällt Nick Fury aber gar nicht. Der braucht Spider-Man, weil die sogenannten Elementals, riesige elementare Monstren, die Erde mit Tod und Verwüstung überziehen.
Doch Peter Parker will viel lieber eine Klassenfahrt gen Europa genießen. Auf selbiger will er MJ endlich seine Liebe gestehen. Aber schon in Venedig sind Peters Vorsätzen dahin. Das Wasser-Elemental ist drauf und dran, die Stadt zu zerstören. Widerwillig greift Peter ein – und er bekommt tatkräftige Unterstützung. Von Mysterio, einem Superhelden aus einer Paralleldimension, der dem Monster zeigt, wo der Frosch die Locken hat.
Schaut ins Finale der Infinity-Saga hinein
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Peter begreift, dass er sich seiner Bestimmung und Verantwortung nie vollends wird entziehen können. Dementsprechend regt es ihn auch kaum auf, dass Nick Fury die Klassenfahrtziele ab sofort immer so lenkt, dass Peter mit Mysterio gegen die diversen Elementals in den Kampf ziehen kann. Somit setzt „Spider-Man: Far From Home“ den gelungenen Mix aus Humor und spektakulären Actionszenen des Vorgängers mühelos fort.
Zudem funktioniert der angerissene Grundkonflikt in Peter Parker richtig gut. Dem ist nämlich verdammt bewusst, dass aus großer Macht große Verantwortung resultiert. Aber er ist in keinster Weise bereit, diese zu übernehmen. Es ist schön, zu sehen, wie Peter Parker versucht, in erster Linie Teenie zu bleiben. Sich teils beinahe krampfhaft daran klammert. Zudem hat Peter Parker eine starke Chemie mit Mysterio, was für weitere schöne Momente sorgt.
Nur die Bösewichter, die Elementals, wirken irgendwie seltsam unpräzise, lasch und wie ein Zugeständnis an die Krawall-Fans der Marvel-Actioner. Doch „Spider-Man: Far From Home“ hat in Sachen Bösewicht-Parade einen wirklich feinen Dreh in petto. Dass dieser erfolgen wird, spürt man relativ schnell. Was daraus dann aber für ein Bösewicht erwächst, kann man so nicht ahnen. Und mit dem nimmt der Film so richtig Fahrt auf. Das Motiv des Bösewichtes fetzt. Die Art und Weise, wie er seine Pläne umsetzt, ist eine erfrischende Idee und ermöglicht dem Film teils surreale Bilderfolgen, in denen auf spektakuläre Weise mit Schein und Sein gespielt wird.
Tempo, Action und Spannung bleiben so immer auf Anschlag. Schnell fühlt sich der inzwischen dritte zweite Teil einer Spider-Man-Filmreihe wie der beste Film überhaupt an. Auch weil die Schauspieler mit so viel Spaß bei der Sache sind. Allen voran Tom Holland („Die versunkene Stadt Z“), der inzwischen in der Rolle des Peter Parker angekommen scheint, ein starkes komödiantisches Timing beweist und den Zuschauer zu keiner Sekunde verliert. Aus dem Avengers-Universum sind Samuel L. Jackson („Kong: Skull Island“), Coby Smulders („Killing Gunther“) und Jon Favreau („Term Life“) am Start. Aus „Spider-Man: Homecoming“ nehmen Marisa Tomei („The First Purge“) als Tante May und Jacob Batalon als bester Freund von Peter ihre Rollen wieder auf. Alle spielen stark. Vor allem Favreau gerät in einigen Szenen zum regelrechten Showstealer.
Eine besondere Erwähnung verdient natürlich der extrem spielfreudige Jake Gyllenhaal („Southpaw“), der als Mysterio eine coole Show hinlegen darf und bis zuletzt vom Drehbuch mit starken Szenen bedient wird. Einzig Zendaya, die mir schon in Teil 1 nicht wirklich gefiel, kommt auch in „Spider-Man: Far From Home“ nicht so wirklich beim Zuschauer an. Man hätte Peter Parker irgendwie einen lebendigeren Love Interest gewünscht.
In technischer Hinsicht weiß „Spider-Man: Far From Home“ durchgehend zu gefallen. Die storyinhärente Klassenfahrt sorgt für viele verschiedene, optisch ansprechende Schauplätze. Dabei sticht vor allem die coole erste Actionszene in Venedig deutlich heraus. Doch auch Prag, Berlin und London sorgen für internationales Flair im Franchise der Spinne von nebenan.
Wird Action geboten, ist die durch die Bank angenehm spektakulär. Dabei wissen vor allem die Parker’schen Seilschwingereien zu gefallen. Die sind schon brutal dynamisch. Allerdings stammen die meisten Actionszenen wie gewohnt aus dem Rechner. So richtig physisch fühlen sie sich nie an. Spaß machen sie allerdings trotzdem. Einzig im wirklich übergroßen Finale übertreibt es der Film mit der Detailfülle und fühlt sich ein wenig zu vollgestopft an.
Gelungener Tapetenwechsel in “Spider-Man: Far From Home”
Kurz vor Ende gelingt dem zweiten Soloauftritt der Spinne ein weiterer kleiner Coup. Hier verliert Peter Parker nämlich etwas, was ihm immer extrem wichtig war. Es wird interessant sein, zu sehen, was die Macher von Marvel aus dieser neuen Grundsituation machen werden. Bei „Spider-Man: Far From Home“ haben sie jedenfalls alles richtig gemacht. Vor allem dank eines innovativ coolen Bösewichtes wirft der Film irgendwann mit Ideen – handlungstechnisch und optisch – nur so um sich und läuft gar nicht erst Gefahr, irgendwie langweilig werden zu können. Spielfreudige Darsteller, spektakuläre Actionszenen und ein wirklich feiner Humor runden das Filmerlebnis trefflich ab.
„Spider-Man: Far From Home“ läuft aktuell in den deutschen Kinos. Der Film kommt von Sony Pictures, Columbia TriStar und Marvel und ist mit einer FSK 12 ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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Copyright aller Filmbilder/Label: Sony Pictures/Columbia TriStar__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Nein/Nein, aktuell in deutschen Kinos |