Originaltitel: Cyborg Soldier__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2008__Regie: John Stead__Darsteller: Bruce Greenwood, Tiffani Thiessen, Rich Franklin, Aaron Abrams, Wendy Anderson, Kevin Rushton, Jim Annan, Fraser Young u.a. |
Cyborgs, die ihre Menschlichkeit entdecken und sich gleichzeitig ihrer Häscher erwehren – ein beliebtes Thema im Actiongenre, vorgelebt von Kino-Vorbildern, freudig nachgedreht von Produktionen für den Videomarkt, wie etwa „Cyborg Soldier“.
Da das alles dem Zuschauer so vertraut ist, geht der vor allem im Stunt- und Second-Unit-Bereich beschäftigte Regisseur John Stead („Troubled Waters“) auch direkt in die Vollen. Der titelgebende Cyborg Soldier mit dem Namen Isaac (Rich Franklin) kratzt die Kurve aus einem unterirdischen Labor, das definitiv nicht nach High-Tech aussieht, denn für eine teure Ausstattung war hier keine Knete vorhanden. Er haut ein paar Wachen zu Klump, ehe Projektleiter Simon Hart (Bruce Greenwood) seine Goons hinter dem entfleuchen Forschungsprojekt her schickt. Deren Anführer Beck (Kevin Rushton) könnte auch als Lookalike für ‘Stone Cold‘ Steve Austin auftreten.
Auf der Flucht stolpert Isaac über Polizistin Lindsey Reardon (Tiffani Thiessen), die ihn eigentlich verhaften will, da er ihr komisch vorkommt. Doch als Beck und seine Truppe heranbrausen und das Feuer eröffnen, Isaac die Kugeln wegsteckt und sich zur Wehr setzt, ist sie viel zu perplex für weitere Schritte und flieht mit dem geheimnisvollen Fremden, die Häscher im Nacken…
httpv://www.youtube.com/watch?v=gPEy4dwS8pw
Man muss kein besonders großer Filmgeek sein, um zu erkennen, dass sich „Cyborg Soldier“ schamlos bei „Universal Soldier“ bedient, an dessen Titel bereits der Filmname erinnert – und selbst der wandelte ja schon auf den Spuren aus „RoboCop“ und „Terminator“. So gibt es auch die aus Werken wie „RoboCop“ bekannten Flashbacks zur Familie der neu programmierten Tötungsmaschine, die ihre Menschlichkeit (wieder) entdeckt. Ansonsten werden schamlos ganze Szenen aus „Universal Soldier“ nachgestellt: Der ungezügelte Appetit des geflohenen Soldaten in einem Diner, die Annäherung an seine weibliche Gefangene und Verbündete, die bei Emmerich Reporterin war und hier Polizistin ist, die skrupellose Beseitigung von Zeugen und Zweiflern durch die verfolgenden Mordbuben. Noch dazu war der Supersoldat mit Gewissensbissen zum Drehzeitpunkt dank der Bourne-Reihe gerade wieder in, auch wenn Jason Bourne noch ohne Cyborg-Innenleben auskommen musste, aber ebenfalls eine ähnliche Odyssee durchmachte wie Isaac.
Dummerweise gibt es hier keinen Matt Damon in der Hauptrolle, auch nicht dessen B-Pendant, sondern den früheren UCF-Champ Rich Franklin („The Genesis Code““), dessen mimische Begabung aber noch hinter Frank Zagarino zurückbleibt. Natürlich soll sein Cyborg-Soldat auch eher emotionslos sein, doch Franklin wirkt nicht nur maschinell, sondern regelrecht tumb. Tiffani Thiessen („Fastlane“) ist nur geringfügig besser als Polizistin, deren Hauptaufgabe im In-Gefahr-Geraten und äußerst spärlicher Schützenhilfe besteht. Immerhin: Bruce Greenwood („Das Spiel“) als mit Abstand prominentester Darsteller ist sicherlich nicht in Höchstform, für einen brauchbaren Mad Scientist reicht es aber, und Kevin Rushton („Evel Knievel“) als seine rechte Hand ist ein veritabler Schlagetot, wenn auch ohne große Eigenschaften. Eher durchwachsen dagegen ist die Leistung von Wendy Anderson („Android Apocalypse“) als Sicherheitschefin des Projektes, die zwar gegen Harts Methoden protestiert, aber seltsam ineffektiv dabei erscheint.
Auch von der Action würde man angesichts von Steads Erfahrung im Stunt-Metier mehr erwarten, aber auch da hat er kaum ein gutes Händchen. Ein paar brauchbar choreographierte, relativ gut geschnittene Nahkampfeinlagen, die aber leider recht kurz sind, dienen immerhin als Showcase für die Fähigkeiten seines Hauptdarstellers, ansonsten gibt es extrem statische Ballereien mit mäßig getricksten CGI-Einschüssen, mäßig getrickste CGI-Explosionen und eine gute Stunteinlage, wenn ein Auto erst von einer Kaliber-50-Patrone getroffen und danach in einen Abgrund geschubst wird. Für wirklich packende Action ist das aber alles zu dürftig.
Dürftig sieht es auch bei Plotentwicklung und Spannungsaufbau aus. Gelangweilt hakt „Cyborg Soldier“ die obligatorischen, aus den Vorbildern bekannten Stationen ab und hat dem Ganzen nie etwas hinzuzufügen, zumal dem Zuschauer das Pappkameraden-Protagonistenduo am Allerwertesten vorbeigeht. Selbst die Tode der Nebenfiguren passieren banal nebenher und auch sonst ist „Cyborg Soldier“ schwach inszeniert: Eine Szene, in der zwei Polizisten von Harts Schergen regelrecht exekutiert werden, soll deren Grausamkeit herausstellen, doch das Schockierende des Moments wird dadurch untergraben, dass Hart die ganze Aktion mit einem cool-saloppen Spruch einleitet.
Wer sich anschaut, was ehemalige Stuntleute wie Ric Roman Waugh, Jesse V. Johnson oder Brian Smrz trotz kleiner Budgets in ihren Regiearbeiteten leisteten, der erkennt schnell die handwerklichen Defizite John Steads. Sein „Cyborg Soldier“ ist nicht nur ein besonders einfallsloses „Universal Soldier“-Plagiat, sondern spannungs- wie actionarm und unterdurchschnittlich inszeniert. Da helfen auch ein, zwei okaye Nahkampfeinlagen und gelegentliche stimmungsvolle Bilder verschneiter Landschaften nichts.
Hierzulande wurde „Cyborg Soldier“ von Kinowelt auf DVD veröffentlicht, ungekürzt ab 18 Jahren. Das Bonusmaterial umfasst Trailer, ein Making Of und eine Fotogallerie.
© Nils Bothmann (McClane)
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