Originaltitel: Killerman__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Malik Bader__Darsteller: Liam Hemsworth, Diane Guerrero, Mike Moh, Emory Cohen, Suraj Sharma, Zlatko Buric, James William Ballard, Evette Young, Julia Vasi, John Cenatiempo u.a. |
Moe und sein Kumpel Skunk haben sich auf das Waschen von Geld spezialisiert. Jeden Tag tauschen sie Taschen voller Geld in Schmuckgeschäften gegen Goldbarren ein. Die Goldbarren wiederum tauschen sie in anderen Geschäften gegen leicht einlösbare Schecks ein. Diese liefern ihren Auftraggebern dann blütenreine Geldscheine in jedem Geldinstitut Amerikas.
Mit dieser Methode gelingt es den beiden Geldwäschern, Skunks Onkel Perico von ihren Fähigkeiten zu überzeugen. Der will für einen großen Immobiliendeal mal eben 20 Millionen in nur zwei Wochen waschen. Dieser Job lässt Moe und Skunk das große Geld wittern. Geld, das sie nutzen könnten, um ein eigenes Business aufzuziehen.
Doch plötzlich springt Perico von dem Deal ab. Skunk will das bis dahin gewaschene Geld allerdings nicht zurückgeben, sondern es lieber investieren. Ihm ist von einem besonders lukrativen Drogendeal berichtet wurden. Er will die Drogen kaufen und zum doppelten Einkaufspreis veräußern. Es gelingt ihm, den umsichtigen Moe von seinem Vorhaben zu überzeugen. Gemeinsam leiern sie den Deal an.
Doch ab jetzt läuft alles schief. Die beiden werden verladen. Korrupte, äußerst blutrünstige Bullen hängen ihnen fortan an den Hacken und bei einem Unfall verliert Moe auch noch sein Gedächtnis!
Schaut in den brutalen Thriller hinein
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„Killerman“ von Malik Bader entwickelt direkt zu Beginn einen coolen Groove. Wir bekommen dargereicht, wie die Geschäfte von Skunk und Moe funktionieren. Quasi nebenbei lernen wir alle wichtigen Figuren kennen. Wir tauchen ein in die Finsteroptik des Filmes. Die wird „Killerman“ bis zum Schluss nicht ein einziges Mal aufbrechen. Und wir genießen die genialen elektronischen Soundteppiche von Heiko Maile, Mitglied der Band „Camouflage“. Diese dräuen omnipräsent unter den Bildern und erinnern in ihrer Effizienz mehrfach an den großartigen Score von „Drive“.
Verliert Moe dann sein Gedächtnis, legt der Film tatsächlich noch einmal an Spannung zu. Denn zum einen liegt die Welt der auf ihre Art durchaus sympathischen Protagonisten in diesem Moment komplett in Scherben. Zum anderen weiß Moe überhaupt nicht mehr, wem er trauen kann. Geschweige denn, wer in den immer undurchsichtigeren Entwicklungen eigentlich wer ist.
Dabei verfällt „Killerman“ nicht in das zigfach abgenudelte Klischee, Moes Erinnerungen bei besonderen Momenten flashbackartig zurückkommen zu lassen. Doch dieses reizvolle Ankämpfen gegen übliche Klischees hat auch seinen Preis. Denn es verhindert, dass der Film seinen coolen Groove beibehält. Einfach, weil man nichts mehr über Storymotor Moe erfährt. Der scheint zwar Interesse daran zu haben, zu erfahren, wer er ist, aber der Film nutzt dies kaum aus. So gerät Moe irgendwann seltsam eigenschaftslos. Und auch in Bezug auf die anderen Figuren stellt „Killerman“ weitgehend das Erzählen ein.
Der Actionthriller wird gefühlt immer grobschlächtiger. Die korrupten Cops agieren geradezu barbarisch. Die Gangster im Film bleiben komplett uneinschätzbar und Moe gerät in einen zunehmend zu lang ausgespielten Strudel der Gewalt. Der bis dahin vor allem optisch megadüstere Film wird in Richtung Finale auch emotional sehr düster. Irgendwann gehen dem Zuschauer dabei aber die Nachvollziehbarkeit und die Motive für alle Figuren verloren. Das legt sich bleiern aufs Gemüt, auch weil Befreiungsschlagversuche von Moe zu sehr hinausgezögert wirken. Ausgerechnet in Richtung Finale hat man mehrfach das Gefühl, dass „Killerman“ sich arg zieht.
Wer sich für das Finale ein ausuferndes und befreiendes Bleigewitter erwartet, sollte seine Ansprüche deutlich zurückschrauben. Denn „Killerman“ präsentiert seine Action mit Bedacht und legt sie immer sehr kurz und trocken an. Es gibt eine kleinere Autoverfolgungsjagd und diverse rüde Ballerszenen, die ganz großen Schauwerte bleiben aber durchweg aus. Weil sie einfach nicht zum Tonfall des Filmes gepasst hätten. Dafür sind die dynamischeren Szenen (Action- und Foltereinlagen) zumeist sehr intensiv geraten und gehen mit den Charakteren wenig zimperlich um. Beispielsweise ist das Schicksal eines Freundes von Moe und Skunk beklemmend brutal geraten.
Optisch ist der finstere Film geprägt von noch finstereren Bildern. Die Unterwelt in „Killerman“ agiert äußerst lichtscheu. Große Deals finden unter finstersten Brücken statt. Nur bei Nacht fühlen sich die Lumpen wohl. Bei manchen Figuren hat man das Gefühl, sie treten nie aus dem Halbschatten heraus. Kein Sonnenstrahl, kein Tageslicht, nichts bringt Licht in die dunklen, rohen und vor allem ungeschliffenen Bilder der dynamischen Handkamera. Effizienter kann man einen Nachtmahr von Film kaum bebildern.
Darstellerisch wird „Killerman“ von Liam Hemsworth („The Expendables 2“) und Emory Cohen („The Place beyond the Pines“) dominiert. Die beiden spielen stark auf und lassen ab und an vergessen, dass man von ihren Figuren kaum etwas erfährt. Die Nebendarsteller agieren durch die Bank souverän. Dabei gerät vor allem Zlatko Buric als Skunks Onkel Perico mit zunehmender Laufzeit immer widerwärtiger.
“Killerman” ist ein Thriller im Indie-Look mit Längen
Düster, grobschlächtig, roh und brutal. „Killerman“ ist wahrlich kein schön anzuschauender Film. Uninteressant macht ihn das aber auf keinen Fall. Eher im Gegenteil. Denn eine gewisse Sogwirkung kann man dem Film definitiv nicht absprechen. Eine Sogwirkung, die dank einiger netter Wendungen, guter Darsteller, der reizvollen Düsteroptik und dem unfassbar geilen Score bis zum Schluss erhalten bleibt. Leider kann dieser Sog Probleme wie diverse Längen, unterentwickelte Figuren und einige Spannungsdefizite nicht vollends überspielen. Und auch das Finale hätte man sich nach dem Leidensweg der Hauptfiguren einfach deutlich befriedigender gewünscht.
„Killerman“ startet am 8. August 2019 im Verleih von Wild Bunch Germany in den deutschen Kinos. Dort läuft der Film mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Wild Bunch Germany__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Nein/Nein, ab 8.8.2019 in den Kinos |