Originaltitel: Demonic Toys__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1992__Regie: Peter Manoogian__Darsteller: Tracy Scoggins, Bentley Mitchum, Daniel Cerny, Michael Russo, Barry Lynch, Ellen Dunning, Jeff Celentano, Peter Schrum, William Thorne, Richard Speight Jr., Larry Cedar, Jim Mercer u.a. |
Es hätte so eine angenehme Schicht werden können für Nachtwächter Charnetski (Peter Schrum): Im Fernsehen wird “Puppet Master” gezeigt, im Radio läuft Polka, Miss Juli liegt als aufklappbares Poster auf seinem Schreibtisch und in Gesellschaft von Lieferbote Mark (Bentley Mitchum) genießt er gerade sein bestelltes Hähnchen, da ist es plötzlich vorbei mit der Ruhe. Nach einem fehlgeschlagenen Waffendeal verfolgt die schwangere Polizistin Judith (Tracy Scoggins) die Mörder ihres Partners ausgerechnet in seine Lagerhalle. Doch als wäre das noch nicht genug, hat sich in dieser Nacht ein körperloser Dämon in den Kopf gesetzt, seine Rückkehr auf die Erde in die Wege zu leiten. Hunderte Kisten voller Spielzeug sollen ihm dabei behilflich sein…
Wer sagt denn da noch, dass nur Kinder gerne spielen? Hat ein Erwachsener die Wahl zwischen einem Lagerhallen-dtv-Feature ohne mörderisches Spielzeug und einem Lagerhallen-dtv-Feature mit mörderischem Spielzeug, so steht die Chance recht gut, dass er sich für letztere Variante entscheidet. Der für den Videomarkt gedachten Full-Moon-Produktion „Demonic Toys“ verleiht die „Augsbluter Puppenkiste“ jedenfalls kräftig Farbe, denn ohne die abgefuckte Suicide Squad im Miniaturformat stünde die ganze Chose um einen missglückten Waffendeal ganz schön nackt da.
Dank eines Springteufel-Clowns, eines Laser-Roboters, einer Oopsy-Daisy-Puppe und eines Wer-Bärs stellt sich die Frage aber nicht. Die Referenzen lesen sich leicht: Nr. 1 vereint das Beste der Welten aus „ES“ (1990) und „Killer Klowns From Outer Space“ (1988), Nr. 2 wäre auch für einen Wachgang in Jim Wynorskis „Chopping Mall“ (1986) geeignet, Nr. 3 verzieht die Gesichtszüge so hässlich wie „Chucky“ (1988) und ein Verwandter von Nr. 4 hat schon in Stuart Gordons „Dolls“ (1987) gewütet. Dazu gibt’s den 11-jährigen Daniel Cerny als ultrafiesen Strippenzieher mit dem äußeren Erscheinungsbild eines verzogenen Blags, aber der Stimme und Mimik eines erwachsenen Teufels. Er materialisiert sich aus dem Nichts und verformt die Welt nach eigenem Gutdünken wie Freddy aus „Nightmare on Elm Street“ (1984) und macht die 80er-Parade damit perfekt.
Springt in die Spielzeugkiste und besucht die “Demonic Toys”
httpv://www.youtube.com/watch?v=2dKpKNuHcSw
Das Spiel mit Größenverhältnissen konnte die Charles-Band-Company ein Jahr zuvor bereits mit der „Dollman“-Verfilmung austesten, hier kommen einige Effektverfahren deutlich sichtbar wieder zum Zuge, wenn beispielsweise eine der Figuren von dem Kinderdämon in ein Puppenhaus gezogen wird. Hinzu gesellen sich denkbar schrille On-Set-Effekte, die im Grunde den gesamten Spaß ausmachen. Die Qualität der Effekte reicht von banal bis erstaunlich; während ein Großteil mit Handpuppen und abgehalfterten Ganzkörperkostümen realisiert wurde, versetzt die äußerst geschmeidige Stop-Motion-Animation eines Holzsoldaten in Staunen. Was die besessenen Fabrikpuppen mit ihren Gästen anstellen, ist ähnlich schwarzhumorig, aber beinahe noch einen Tacken hinterhältiger als Chucky, Freddy und Konsorten; Kristine Rose sorgt dann in einem Sekunden-Auftritt als „Miss July“ noch für die zwei Kirschen auf der Sahne.
Man ist aufgrund dieser unterhaltsamen Zutaten zweifellos geneigt, von einem der besseren Full-Moon-Produkte zu sprechen. Der Rest vom Fest entspricht aber dann doch dem mäßig aufregenden Standard der Produktionsfirma. Graue Lagerhallen voller Kisten sind eben nicht besonders sexy und die verfügbare Bandbreite an Monsterpuppen aus der zweiten Garde wird spürbar mit Handantrieb und anderen billigen Tricks gestreckt. Das Konzept einer Gruppe verhältnismäßig harter Typen, die sich auf begrenztem Raum gegen einen übernatürlichen Gegner wehren müssen, würde man zwei Jahre später mit „Lurking Fear“ weiter ausleuchten, hier spielt die Konstellation eine eher geringe Rolle, solange der Zwergenstaat reichlich zu beißen hat.
Insgesamt wegen des „Who is Who“ aus dem Sandkasten vom Kinderspielplatz um die Ecke schwer unterhaltsam. Man darf eben nur nicht über die Trickeffekte hinaus denken, denn sonst wird’s recht öde.
Knappe
Informationen zur Veröffentlichung von “Demonic Toys”
Das Erwachsenwerden kann manchmal echt doof sein. Nie wieder darf man so ausgelassen in der Spielzeugkiste wühlen wie als Kind. Einfach in den Schneidersitz gehockt, Actionfiguren in die Pfoten und ab geht’s ins Reich der infantilen Vorstellungskraft. Aber was tun, wenn der Spieltrieb trotz fortschreitenden Alters einfach nicht versiegen will? Keine Sorge – Onkel Charlie hat da was ganz Feines für euch.
Charles Band ist schließlich Spezialist für Kleinwüchsiges, hat seine Produktionsfirma Full Moon doch unter anderem die langlebige „Puppet Master“-Serie erschaffen sowie den außerirdischen Mini-Cop „Doll Man“. Letzterer eröffnete Anfang Mai auch gleich die neue Keep-Case-Kollektion aus dem Hause Wicked-Vision. Und hopps, bereits am Ende desselben Monats ist die Sammlerreihe bereits bei Nr. 4 angelangt, diesmal mit einer ganzen Zwergenarmee im Schlepptau: den „Demonic Toys“.
Die Kuschel-Kollektion stürmt bei weitem nicht zum ersten Mal den deutschen Markt. Ursprünglich vom X-Rated und später ’84 Entertainment als DVD im Röhren-TV-Format 1,33:1 herausgebracht, erschien später von ’84 ein Mediabook mit 3 Discs, das den Film endlich in High Definition mit 1,78:1-Bildbreite präsentierte und als Bonus nicht nur die alte Vollbild-Fassung an Bord hatte, sondern auch den wenige Sekunden längeren Director’s Cut. Dazu gab es eine kleine, aber feine Sammlung an Extras.
Die Wicked-Vision-Neuauflage macht im direkten Vergleich als Single-Disc im Keep Case einen bescheideneren Eindruck, hat aber die meisten Extras der ’84-Disc an Bord und darüber auch einige wenige exklusive Features.
Allen voran der neue Audiokommentar von Wicked-Visions Marco Erdmann. Zugegeben: Man muss sich wegen seiner flapsigen Art und der manchmal etwas undeutlichen Artikulation ein wenig konzentrieren, um immer zu verstehen, was gerade gesagt wird. An einigen Stellen verspürt man bisweilen sogar den Drang, Untertitel zum Kommentar einzublenden (es gibt allerdings nur welche für den Hauptfilm). Ein Gesprächspartner hätte sicher auch Wunder bewirkt. Aber: Der Gesprächsstoff geht Erdmann nie aus, was durchaus Bewunderung verdient. An solch primitiven Filmen wie „Demonic Toys“ haben sich schließlich schon ganz andere Experten die Zähne ausgebissen. Zudem merkt man dem Sprecher an, dass er sich u.a. durch Mehrfachsichtung des Films sehr gut vorbereitet hat, fallen ihm doch immer wieder kleine Details auf, die einem bei einmaliger Sichtung vermutlich komplett entgehen würden. Gemessen am cineastischen Gehalt gibt es weiterhin eine ganze Menge an Hintergrundinformationen zu den Darstellern, den Trickeffekten und dem produzierenden Studio. Erst als sich nach etwa einer Stunde Miss Juli nackt zwischen den Pappkartons räkelt, verliert Erdmann komplett den Faden. Aber wer will es ihm verdenken?
Bei den Video-Extras konnte man zum Glück vieles von der ’84-Scheibe übernehmen. Die parallel zur Produktion gedrehte, 7-minütige „Videozone“ beispielsweise, eine Art Retro-Making-Of mit Off-Erzähler, die den typischen Charme der frühen 90er verströmt. In einem ebenso langen Interview verrät der damals noch junge Charles Band außerdem viel über das Geschäftsmodell seiner Produktionsfirma. Dazu kommen noch originale, HD- und Rerelease-Trailer zum Film in Deutsch und Englisch.
Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass auch der Director’s Cut seinen Weg ins Bonusmaterial gefunden hat. Er wird wohl deswegen nicht als Hauptfilm geführt, weil die zusätzlichen Szenen in deutlich schlechterer (aber immer noch annehmbarer) Qualität in das restaurierte Bildmaterial geschnitten wurden. Es handelt sich um insgesamt 16 Sekunden, die vor allem erweiterte Gore-Szenen beinhalten, in denen etwas länger auf die Fleischwunden gehalten wird. Anders als bei der 84-Scheibe liegt dieser Cut hier aber ansonsten in HD vor. Das Bild ist übrigens als sehr gut zu bezeichnen. Trotz der meist bei Nacht gedrehten Szenen ist die Schärfe auf einem hohen Niveau, auch die Sauberkeit des Materials ist hervorzuheben. Der deutsche Ton klingt ein wenig flacher als der Originalton, obwohl über die Rear-Speaker versucht wird, etwas Räumlichkeit einzubringen (wenn der Dämon spricht, dann auch über die hinteren Boxen).
Wie schon bei den drei vorherigen Teilen der „Full Moon Classic Selection“ gibt es auch hier wieder ein Wendecover, für den Fall, dass man den silbernen Rahmen des Hauptcovers nicht mag.
Bildergalerie von “Demonic Toys”
(Kein Original-Bildmaterial der Veröffentlichung!)
Sascha Ganser (Vince)
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Copyright aller Filmbilder/Label: Wicked Vision__FSK Freigabe: ungeprüft__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja (Wicked Vision 2019 / ’84 Entertainment 2017) / Ja (X-Rated 2003 / ’84 Entertainment 2013) |