Originaltitel: Escape Plan: The Extractors__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: John Herzfeld__Darsteller: Sylvester Stallone, Max Zhang, Dave Bautista, Devon Sawa, Jaime King, Harry Shum Jr., Melise, 50 Cent, Daniel Bernhardt, Russell Wong, Jeff Chase u.a. |
Aus seiner Abneigung zu „Escape Plan 2: Hades“ macht Sylvester Stallone keinen Hehl. Die Fortsetzung seines Gipfeltreffens mit Actionikone Arnold Schwarzenegger bezeichnet er selbst als „furchtbar“. So geschehen auf seinem Instagram-Account, als er den Trailer zum dritten Teil vorstellte.
Und die Abneigung spürt man dem dritten Teil, „Escape Plan: The Extractors“, in jeder Sekunde an. Teil zwei wird nicht mit einer einzigen Silbe erwähnt und kein einziges Ereignis aus Teil 2 ist irgendwie relevant für „Escape Plan: The Extractors“. Der schließt stattdessen direkt an den Erstling an. Zudem sicherte sich Stallone die Dienste seines guten Freundes John Herzfeld („15 Minuten Ruhm“) als Regisseur. Gemeinsam spielte man in „Die City Cobra“ und zusammen verbockte man „Reach Me“.
Herzfeld war genau der Richtige für „Escape Plan 3“. Wachs in Slys Händen, der, schaut man sich die Extras zum Film an, mehr als nur eng mit Herzfeld zusammenarbeitete. Dieser sorgte dann als Drehbuchautor dafür, dass Slys Rolle im Vergleich zum zweiten Teil tatsächlich zur Hauptrolle wurde. Und dass „Escape Plan: The Extractors“ sich in Sachen Handlung wie ein kompromissloser Actioner ohne große Haken und Ösen anfühlt.
Schaut in den Actioner mit Sylvester Stallone und Daniel Bernhardt hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=VoipQuCpQ9Y
In den USA wird die Tochter eines chinesischen Geschäftsmannes entführt. Gegenüber Ray Breslin gibt sich der Entführer alsbald zu erkennen. Er ist der Sohn eines dahingeschiedenen Partners von Ray und will sich für dessen Schicksal rächen. Schnell wird Ray klar, dass die Entführte die Tochter des Erbauers von „The Tomb“ ist. Um die Sache persönlicher zu machen, entführt der Lump auch noch Rays große Liebe.
Damit zieht der Entführer natürlich alle Wut Rays auf sich. Mit zwei kampfstarken chinesischen Bodyguards der entführten Tochter des „Tomb“-Erbauers bricht Ray in ein verfallenes Supergefängnis in Weißrussland ein. In dem Gemäuer, das sich als „Devil’s Station“ einen Namen gemacht hat, befindet sich die Operationsbasis des Entführers. Hier wischt Ray mal ordentlich blutig durch.
Das Gute vorweg: Diesmal steht Sly nicht nur als Hauptdarsteller auf dem Cover, er ist es auch. Ray Breslin und sein Tun sind die Motoren des Filmes. Kein anderer Charakter darf Breslin irgendwie an die Wand drücken und keine andere Figur hat mehr Screentime als Sly. Damit ist „Escape Plan: The Extractors“ der erste echte Sylvester Stallone Film aus der Emmet-Furla-Oasis-Produktionsschmiede, die ihn in „Escape Plan 2“ und „Backtrace“ in Nebenrollen verheizte und dennoch zum großen Star aufbauschte.
Dieser Fakt alleine wertet den Film schon überdeutlich auf. Auch weil Sylvester Stallone engagiert wirkt. Er sichtlich darum bemüht ist, Teil 2 vergessen zu machen. Dabei hilft ihm das straffe Drehbuch seines Kumpels John Herzfeld, der gemeinsam mit Miles Chapman gerade einmal 75 Minuten Nettolaufzeit zusammenschrieb. Diese 75 Minuten vergehen recht flott, sind aber leider auch sehr arm an Action-Höhepunkten. Wie gewohnt machten die Produzenten für große Namen Geld locker, nicht aber für richtig ausufernde, aufwändige Actionszenen.
Der Testosteron-Cast von “Escape Plan: The Extractors”
Die Action beschränkt sich infolgedessen auf physische Duelle, in denen vornehmlich hart hingelangt wird. Hier kann der Film voll und ganz auf seinen Testosteron-Cast setzen. Max Zhang („Master Z“) darf in einer hübsch choreografierten Szene spielerisch leicht mehrere Lumpen umkicken. Seinen Final Fight absolviert er gegen einen fies aufspielenden Daniel Bernhardt („Hobbs & Shaw“), der gegen Zhang sehr gut ausschaut und im Verlaufe des Filmes sogar Deutsch parlieren darf.
Dave Bautista („Stuber“), dessen Screentime im Vergleich zum Vorgänger nicht zugenommen hat, steht dann stellvertretend für die derben Spitzen des Filmes. Denn in Sachen Gewalttätigkeit legt „Escape Plan: The Extractors“ deutlich zu. Bautista etwa verballert Patronen, die ihre Gegner nicht nur zerfetzen, sondern obendrein in Brand setzen! Sein Endfight gegen Rob de Groot, der sonst an den Sets der Filmwelt sein Stuntdouble ist, endet obendrein mit einem herrlich derben Finisher.
Devon Sawa („Devil’s Den“) gibt derweil den Oberbösewicht des Streifens und legt seine Rolle erstaunlich zurückhaltend an. Dadurch verkommt sein Fieswicht nie zum Klappspaten, so recht bedrohlich will er aber auch nicht rüberkommen. Und Sly darf sich in dem Film so derb geben wie selten zuvor. Da treibt er Eisenstangen durch Hälse, schlitzt Fieswichte auf und einen Gegner zerstört er wortwörtlich in einem rohen, extrem brutalen Fight.
Ansonsten nimmt 50 Cent („Criminal Squad“) seine Rolle aus den beiden Vorgängern wieder auf. Jaime King („Silent Night“) agiert als Love Interest von Sly und Russell Wong („Contract to Kill“), Melise und Harry Shum Jr. („Revenge of the Green Dragons“ ) verstärken den chinesischen Cast.
Wo der Film leider stark an seinen Vorgänger erinnert, ist der Look. Leider gelang es John Herzfeld nicht, der Produktion den typischen Emmet-Furla-Oasis-Look auszutreiben. So kommt der Film zwar in angenehm breiten Bildern daher, das schnelle Umschalten auf den Komplementärfarben-Look bekommt dem Film aber gar nicht. Der wirkt dadurch immer mal wieder ein wenig zu schäbig. Was schade ist, denn der Schauplatz, ein uraltes Gefängnis, wo auch „Die Verurteilten“ gedreht wurde, ist irre! Mit einer anderen Bebilderung hätte man hier vermutlich sogar Horroraspekte unterbringen können. Diese Gelegenheit wird jedoch weiträumig verschenkt. Und auch der Score zum Film ist mit verschenkt gut bewertet. Da bleibt nichts in den Gehörgängen verhaftet.
“Escape Plan: The Extractors” macht den zweiten Teil fast vergessen
Was am Ende bleibt, ist ein Film, der sich nach dem schwachen zweiten Teil tatsächlich wie eine kleine Wiedergutmachung anfühlt. „Escape Plan: The Extractors“ rückt Ray Breslin ins Zentrum des Geschehens. Selbiges wird flott und ohne große Hänger durchgezogen. Auf Actionfans wartet zudem ein namhafter Cast, aus dem Sylvester Stallone, Max Zhang, Daniel Bernhardt und Dave Bautista überdeutlich herausragen.
Es ist schade, dass der Film um diese Testosteronbolzen nicht noch aufwändigere Action lanciert. Die bleibt durchwegs ein wenig klein skaliert, hat dafür aber ein paar erstaunlich derbe Gewaltspitzen zu bieten. Der immer mal wieder schäbige Look, der lahme Score, schwache CGIs und der leider ein wenig verschenkte, optisch brutal beeindruckende Schauplatz mindern den Spaß. Auch hätte man sich ein paar spektakulärere Enthüllungen mehr zum großen Ganzen hinter “Escape Plan” gewünscht. Zum Schluss noch ein witziger Fakt: Nachdem in gefühlt hunderten billigen B-Actionern osteuropäische Metropolen irgendwelche amerikanischen Schauplätze doubeln durften, ist es in “Escape Plan: The Extractors” tatsächlich mal andersherum! Amerika doubelt hier Osteuropa! Wie sich die Zeiten doch ändern.
Über eine deutsche Veröffentlichung ist mir bis dato (September 2019) nichts bekannt. In den USA gibt es den Film mit entsprechendem Regionalcode auf DVD und Blu-ray von dem Label Lionsgate. Mit einem R-Rating ist der Film ungeschnitten. In England hat sich das Label Signature Entertainment des Filmes angenommen. Die hier erhältliche DVD / Blu-ray läuft dann auch auf deutschen Playern.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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