Originaltitel: General Commander__Herstellungsland: Großbritannien, Philippinen, Ungarn__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Ross W. Clarkson, Philippe Martinez__Darsteller: Steven Seagal, Ron Smoorenburg, Soraya Torrens, Sonia Couling, Erdenetuya Batsukh, Byron Gibson, Megan Brown, Jai Day, Kevin Limjoco, Billy Ray Gallion u.a. |
Eigentlich war der hier besprochene Film „General Commander“ von Philipe Martinez („Wake of Death“) und Bey Logan („Lady Bloodfight“) als eine neunteilige Serie konzipiert wurden. Diese sollte einer Spezialeinheit folgen, die an den verschiedensten Krisenherden der Erde zum Einsatz kommt. Neun Monate Dreharbeiten verzeichnete man bereits, als der Produktion der Stecker gezogen wurde. Um das Material nicht vollends ungenutzt zu lassen, wurde beschlossen, daraus irgendwie einen Film zu zimmern. Und so sieht das Endergebnis auch aus.
CIA-Agent Jake Alexander ist mit seinem Team in Kambodscha unterwegs, um dem italienischen Organhändlerring des Fieslings Gino Orsetti das Handwerk zu legen. Doch der Einsatz geht gründlich schief. Orsetti pustet Alexanders Teammitglied Zach die Lebenslichter aus. Das kann Jake freilich nicht ungesühnt lassen. Und natürlich ist auch das verbliebene Team Feuer und Flamme, Zach zu rächen.
Schaut in den Actionthriller mit Steven Seagal hinein
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Prinzipiell werden in „General Commander“ früh die Weichen für den weiteren Verlauf des Filmes gestellt. Der Genrefan weiß ergo schnell, wohin die Reise gehen soll. Aber was auf dem Papier nach geradliniger Genrekost klingt, scheitert an der Art seiner Entstehung. Denn offensichtlich hatte man in den neun Monaten bislang kaum Action, dafür aber viele Charakterszenen für das Team rund um Steven Seagals Figur gedreht. Dementsprechend wird man als Zuschauer mit Backgroundszenen der Charaktere förmlich erschlagen. Nur über den vermeintlichen Anführer der Truppe, Seagals Jake Alexander, erfährt man rein gar nichts.
Das Ergebnis ist eine Abfolge von endöden Dialogszenen, die vollkommen unpointiert auslaufen und dem Film nichts bringen. Hat Zach also erst einmal ins Gras gebissen, steht „General Commander“ vollkommen still. Erst 20 Minuten vor Schluss nimmt der Film wieder seinen eigentlichen Kurs auf. Direkt danach startet der Showdown durch, ohne dass man verstehen würde, warum da wer was macht.
In Sachen Action ist der Showdown die zweite Actionszene. Die erste findet gleich zu Beginn statt und hat neben viel CGI-Blut vor allem einen netten Autostunt mit anschließender Explosion zu bieten. Das eint die Szene mit dem Showdown, in dessen Zentrum auch ein Autostunt mit Explosion steht. Drumherum wird viel geballert, aber kaum getroffen. Highlightartig lässt sich Steven Seagal („China Salesman“) wenigstens dazu herab, einen kurzen, aber reichlich derben Messerkampf mit dem Oberlump zu bestreiten. Ansonsten spielt Seagal für den Film keine wirkliche Rolle.
Zumindest sitzt er „General Commander“ nicht vollends aus. Es gibt sogar Szenen, die ihn beim Laufen präsentieren. Zuletzt ja eine Seltenheit im filmischen Oeuvre des Aikido-Moppels. Das anscheinend sogar bereit war, für die Serie ein wenig an seinem Äußeren zu feilen. Die Haare wirken gepflegt, Seagal trägt kein Bandana und der lange Ledermantel wird gegen einen durchaus gut sitzenden Anzug getauscht. Das und eine kurze Armverbiegesequenz im Martial-Arts-Modus sollen aber keineswegs bedeuten, dass Seagal hier eine Art Kurskorrektur einleitet. Die meiste Zeit sitzt er nämlich doch in irgendwelchen Sesseln herum und schaut angestrengt in irgendeine Richtung.
Die Darsteller um ihn herum sind sichtlich so gecastet, dass sie in einer Serie nicht davon abgelenkt hätten, wer der eigentliche Star ist. Und weil der nicht wirklich spielen kann, müssen auch sie nichts können. Was man in den vielen Charaktermomenten der Nebenfiguren schmerzlich zu spüren bekommt.
In technischer Hinsicht fällt vor allem die Uneinheitlichkeit des Filmes ins Auge. Direkt zu Beginn wird ein Dialog derart mit Stilmitteln zugeschmissen, dass einem für den weiteren Filmverlauf Schlimmes schwant. Doch im gesamten Rest des Filmes spielen zig Bildverfremdungen und Hall-Effekte keine Rolle mehr. Hier dominiert ein fast schon zu wertiger Look. Vor allem die von den zig Schauplätzen (Kambodscha, Thailand, Italien, Spanien, Philippinen) präsentierten Schnittbilder sind wunderschön anzusehen und werden auch genießerisch ausgebreitet. Warum es allerdings diese irre Anzahl von Schauplätzen brauchte, erschließt sich aus dem Film heraus null.
CGI-technisch fallen immer wieder künstliche Blutfontänen auf, die sich mit praktischen, eigentlich schon blutig genug ausfallenden Effekten vermengen. Gerade die Bluteinlagen wirken wie deutliche Zugeständnisse ans DtV-Publikum, denn in der eigentlich geplanten Serie hätte man vermutlich nicht derart herummatschen dürfen. Im Showdown taucht dann auch noch ein wild um sich ballernder CGI-Hubschrauber auf, der gut gedacht sein mag, aber reichlich albern wirkt. Seltsam fallen die Schussgeräusche in „General Commander“ aus. Die klingen durch die Bank nicht so, wie man sich druckvolle Waffensounds wünscht. Ein trashiges Highlight ist der unter dem Abspann ertönende Themesong zu “General Commander”.
“General Commander” oder: Was machen wir mit dem ganzen Zeug?
Was am Ende bleibt, ist der Versuch, neun Monate Arbeit an der Unternehmung „General Commander – Die Serie“ nicht vollends in den Müll zu schmeißen. Blöderweise waren wirkliche Highlight-Szenen offensichtlich noch nicht gedreht, weshalb man sich bei der wenig spektakulären Resterampe bedienen musste. Mit der war es sichtlich nicht möglich, eine straffe Dramaturgie auf die Beine zu stellen. Und ausgerechnet der Star der Serie spielt bislang noch gar keine wirkliche Rolle.
Das Ergebnis lässt den geneigten Fan nun definitiv nicht denken, dass es schade ist, dass die Serie nie gedreht wurde. Der filmlange Teaser punktet maximal in Sachen ansprechendem Look, fährt ansonsten aber nichts auf, was im heutigen Serienkosmos wirklich noch verfangen würde. Zumindest bekommen Fans von Steven Seagal ihren Lieblings-Goatee-Träger mal wieder engagierter wirkend, russisch parlierend und vernünftiger aussehend geboten. Zudem ranzt er sich diesmal nicht an 18-jährige Mädels ran, sondern präsentiert in einer Kussszene seine Ehefrau Erdenetuya Batsukh. Wenigstens ein paar positive Erkenntnisse, die man aus diesem Stückwerk-Fall ziehen kann.
Die deutsche DVD/Blu-ray zum Film kommt von New KSM und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten. Extras zum Film hat es keine, dafür sind Bild- und Tonqualität sehr gelungen.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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