Originaltitel: Cold Blood Legacy__Herstellungsland: Frankreich__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Frédéric Petitjean__Darsteller: Jean Reno, Joe Anderson, Sarah Lind, Anna Butkevych, Robert Feldman, Kateryna Bursikova u.a. |
Melody rast mit einem Schneemobil über den schneebedeckten Kamm eines Hochgebirges. Plötzlich verliert sie die Kontrolle über ihren fahrbaren Untersatz. Sie stürzt einen Abhang hinunter, nimmt diverse Bäume mit und verletzt sich schwer. Als sie wieder zu Bewusstsein kommt, kriecht sie los, in der Hoffnung, Hilfe aufzutreiben. Tatsächlich gelangt sie bald an ein idyllisch gelegenes Haus. Hier kommt auch direkt ein Mann auf sie zu. Doch der beachtet Melody gar nicht weiter und scannt stattdessen das Waldstück hinter ihr genau ab. Melody sinkt derweil wieder ins Reich der Träume.
Als sie wieder erwacht, sind ihre gröbsten Wunden versorgt. Ihr Retter entpuppt sich als grantiger Typ, der nur wenige Worte macht, welche sich weitgehend auf schroffe Ansagen wie „Schlaf!“ beschränken. Als Melody wieder zu Kräften gekommen ist, beginnt ein gegenseitiges Belauern zwischen ihr und ihrem Retter Henry. Der entpuppt sich nämlich als höchst misstrauisch und will von Melody erfahren, was sie eigentlich in diese einsame Gegend verschlagen hat.
Der maulfaule Henry hat sich sein Exil nämlich nicht grundlos ausgesucht, geht er doch in „unserer Welt“ einer höchst gefährlichen Profession nach. Einer Profession, die den Cop Kappa ins Spiel bringt, der den Mord an einem superreichen Industriellen aufklären muss.
Schaut in den Thriller mit Jean Reno hinein
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„Cold Blood Legacy“ erzeugt durch seine kammerspielartige Grundsituation zwischen Henry und Melody eine nette Grundspannung. Lange ist nicht ansatzweise klar, warum vor allem Henry der jungen Dame gegenüber so misstrauisch agiert. Doch mehr und mehr bemerkt man eben auch, dass Melody ihrem Retter alles andere als offen gegenübertritt. Diese Grundspannung reizt Regiedebütant und Drehbuchautor Frédéric Petitjean ordentlich aus und lanciert drumherum auch einen hübschen kleinen Twist.
Davon abgesehen hapert es bei „Cold Blood Legacy“ allerdings gehörig in Sachen Spannung. Der Film und sein Drehbuch sind doch reichlich vorhersehbar geraten. „Cold Blood Legacy“ nimmt nicht einmal dann Fahrt auf, wenn die Karten auf dem Tisch liegen und die Motivationen der Figuren klar sind. Vielmehr mündet er in ein reichlich mutloses Finale, das obendrein unnötigerweise einige Fragen offen lässt.
Doch der Film punktet an anderen Stellen. Absolut großartig ist die wundervolle Kameraarbeit von Kamera-Legende Thierry Arbogast (arbeitete beispielsweise bei „Leon – der Profi“ bereits mit Jean Reno), der das verschneite Setting in betörend schöne Bilder kleidet. In Verbindung mit dem erstaunlich raumgreifenden und satten Score von Xavier Berthelot erzeugt „Cold Blood Legacy“ eine tolle Atmosphäre, die auch dank der Charisma-Show von Jean Reno mitten in den Film hineinzieht.
Reno („The Adventurers“) spielt hier die Rolle, die ihn zur Kino-Ikone gemacht hat. Und das eben mit aller Ausstrahlung, die ihm zur Verfügung steht. Da sitzt jeder melancholische Blick, jede kleine Geste und es wird nicht ein Wort zu viel gesprochen. Sarah Lind („WolfCop“) kann da nicht vollumfänglich mithalten, spielt aber souverän genug auf, um nicht unter die Räder zu geraten. Das passiert dafür Joe Anderson („The Grey“) als Cop Kappa, dessen Figur schlicht und ergreifend überflüssig für „Cold Blood Legacy“ ist und das Intime des Kammerspiels zwischen Henry und Melody immer wieder aufbricht und stört.
“Cold Blood Legacy” macht es sich im Mittelmaß gemütlich
Was „Cold Blood Legacy“ auch hätte sein können, zeigen ein paar grandiose Einzelszenen. Wenn beispielsweise das Training einer Figur für einen ganz speziellen Zeitpunkt in ihrem Leben beiläufig in die bildhafte Präsentation ebenjenes Zeitpunktes eingewoben wird, bekommt man als Zuschauer eine Gänsehaut. Leider kann Regisseur Petitjean derartige Momente nicht permanent abfeuern. Obendrein gerät ihm seine Geschichte leider zu vorhersehbar und die Spannung kommt immer wieder unter die Räder.
Ein souveräner Jean Reno trägt den Film mit seiner Performance halbwegs unbeschadet über die Ziellinie. Die fantastische Kamera, eine feine Atmosphäre und das wunderschöne, träumerische Setting (gedreht wurde in der Ukraine) liefern weitere Pluspunkte. Zur Spitzenklasse im Genre fehlt es aber an einigen Ecken und Enden.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien am 18. Oktober 2019 von Ascot Elite. Der Film ist mit einer FSK 12 ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
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Copyright aller Filmbilder/Label: Ascot Elite__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Ja/Ja |